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Veröffentlicht am 14.01.2024

Dialoglastiger Histokrimi

Paris Requiem
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„Ohne ein Wort tat er so, als nähte er seine Lippen zusammen.“

1940: Das nationalsozialistische Deutschland hat Frankreich unterworfen. Mit dem Verfassungsgesetz vom 10. Juli löst das Vichy ...

„Ohne ein Wort tat er so, als nähte er seine Lippen zusammen.“

1940: Das nationalsozialistische Deutschland hat Frankreich unterworfen. Mit dem Verfassungsgesetz vom 10. Juli löst das Vichy – Regime die Dritte Französische Republik ab, bis 1944 sollte der autoritäre Staat unter Pétain bestehen; es kam zur Kollaboration, aber auch zum Widerstand. Dies zum geschichtlichen Hintergrund von Chris Lloyds historischem Kriminalroman „Paris Requiem“. Es handelt sich hierbei um den zweiten Band der Reihe rund um Inspecteur Eddie Giral. Obwohl ich den ersten Teil der Serie („Die Toten von Gare d’Austerlitz“) nicht gelesen habe, hatte ich bei der Lektüre von „Paris Requiem“ keine Verständnisschwierigkeiten.

Worum geht’s?

Paris wird von mysteriösen Morden erschüttert. In einem abgewrackten Jazzclub wird eine Leiche entdeckt. Die Lippen des Opfers sind zugenäht, und als Édouard „Eddie“ Giral herausfindet, dass der Tote ein Sträfling war, der eigentlich im Gefängnis hätte sitzen müssen, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Cui bono? Giral muss gegen mächtige Gegner antreten und sich durch ein Dickicht von Kollaboration und Intrigen kämpfen…

Ein Ich-Erzähler führt durch das Geschehen. Stil und Sprache sind (wie so oft in dem Genre) nicht kompliziert, daher kann man das Buch relativ zügig lesen; es bleibt die Frage, ob die einigermaßen moderne Sprache (bzw. die deutsche Übersetzung) zu der beschriebenen Ära passt. Der Ansatz des Autors, seine Geschichte im Zweiten Weltkrieg spielen zu lassen, ist natürlich nicht neu. Auch sind manche Motive nicht neu – vernähte Münder gehören in Thrillern fast schon zum Inventar. Logisch, dass Giral traumatische Erlebnisse aus dem ersten Weltkrieg eher verdrängt als verarbeitet hat (man denke nur an Thomas Shelby von den Peaky Blinders oder an Volker Kutschers Gereon Rath). Lloyds Ausarbeitung ist dennoch reizvoll, die kurzen, dialoglastigen Kapitel ließen mich an spannende Filmszenen denken, nur manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Charaktere mit dem heutigen Wissen vergangene Ereignisse kommentierten. Als Autorin hätte ich die Handlung stellenweise ein wenig gestrafft.
Am besten gefiel mir der historische Hintergrund des Krimis sowie die plastische Darstellung von Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Epoche, auch die Figuren haben durchaus Potential, die Charakterisierung kann mit jedem neuen Band vertieft werden.

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Veröffentlicht am 08.12.2023

Don't believe the hype

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
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Auf der Plattform Goodreads.com wurde Emily Henrys „Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen” als bester Liebesroman des Jahres 2022 ausgezeichnet. Daher wollte ich den Roman unbedingt ...

Auf der Plattform Goodreads.com wurde Emily Henrys „Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen” als bester Liebesroman des Jahres 2022 ausgezeichnet. Daher wollte ich den Roman unbedingt lesen, et voilà, er ist endlich auf Deutsch erschienen.

Worum geht’s:

Die New Yorker Literaturagentin Nora Stephens macht mit ihrer schwangeren Schwester Libby notgedrungen einen Mädelsurlaub in Sunshine Falls. Die Kleinstadt ist der Schauplatz von Libbys Lieblingsroman (sie ist seit ihrer Kindheit eine ebenso große Leseratte wie Nora, liest aber anders als ihre Schwester nicht das Ende zuerst). Es gibt nichts, was die zynische Nora nicht für ihre kleine Schwester tun würde, sie hätte allerdings nie damit gerechnet, den smarten Lektor Charlie Lastra (bei einem Arbeitstreffen wirkte er auf die Protagonistin sehr unnahbar) dort zu treffen. Das Credo lautet: Keine Liebesbeziehung unter Kollegen, Nora ist sowieso ein gebranntes Kind in Herzensdingen. Und doch funkt es ganz gewaltig zwischen Nora und Charlie…

Ich habe mich sehr auf die Lektüre gefreut und ich hoffte, eine unterhaltsame RomCom à la Kinsella oder Evanovich lesen zu dürfen. Stilistisch kann man Henry aber am ehesten mit McFarlane vergleichen, obwohl es bei Henry ernstere Untertöne als bei der schottischen Autorin gibt. Mit „Book Lovers“ will Emily Henry die klischeehaften Erzählelemente von Liebesromanen karikieren und Erwartungen ad absurdum führen, was ihr bedingt gelingt. Seit der Lektüre von „Much Ado About Nothing“ liebe ich witzige Wortgefechte und banter. Hier wurde ich jedoch enttäuscht, da sich Nora auch mit ihrer Schwester verbal kabbelt, daher verpufft das Dialogfeuerwerk mit Charlie. Meinen Humor trifft Emily Henry auch nicht, die Witze waren für meinen Geschmack nicht geistreich genug. Als ich las, dass die Protagonistin Nora heißt, war mein erster Gedanke „Nora Ephron“, was von der Heldin auch bestätigt wird. Ich hätte mir mehr literarische Anspielungen gewünscht, da die Lovestory eine Geschichte für Buchnerds sein will, auch die metafiktionale Ebene ist ausbaufähig. Am nervigsten fand ich aber die melodramatischen Handlungsaspekte, obwohl das Ansinnen der Autorin, toxische Beziehungen und Selbstsabotage sozialkritisch zu beleuchten, begrüßenswert ist. Chicklit darf auch ernste Untertöne haben, ich will aber nichts über Kindheitstraumata schon in der Exposition lesen. Noras nervöse Unruhe bezüglich ihrer Schwester hat mich beim Lesen richtig deprimiert. Emily Henrys Versuch, so etwas wie Unterhaltungsliteratur für Frauen mit Anspruch zu schreiben, geht gründlich in die Hose. Sie scheint sich nicht so richtig für ein Genre entscheiden zu können. Ich bin auch kein Fan von Schleichwerbung in Büchern, „Book Lovers“ ist stellenweise eine wandelnde Pelotonbike-Reklame. Der Stil der Autorin ist einigermaßen sperrig, auch die deutsche Übersetzung trägt mit Ausdrücken wie „Fahrradfahrende“ nicht gerade zu einem flüssigen Leseerlebnis bei. Schade!
Ist „Book Lovers“ der Flop des Jahres 2023? Die Grundidee ist gut, insgesamt gefiel mir die Story auch besser als Henrys langatmiges „Happy Place“.

Fazit:

Don’t believe the hype.

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Veröffentlicht am 25.11.2023

Aminas Odyssee

Die Abenteuer der Piratin Amina al-Sirafi
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„Denn dieser Schriftgelehrte hat sehr viele dieser Berichte gelesen und daraus noch etwas anderes gelernt: dass es das Schicksal der Frauen ist, fehlerhaft in Erinnerung zu bleiben.“
UMSCHLAGGESTALTUNG: ...

„Denn dieser Schriftgelehrte hat sehr viele dieser Berichte gelesen und daraus noch etwas anderes gelernt: dass es das Schicksal der Frauen ist, fehlerhaft in Erinnerung zu bleiben.“
UMSCHLAGGESTALTUNG:
Das Cover des 567 Seiten starken Buches ist einfach prächtig, die verspielten Ornamente machen richtig Lust auf’s Lesen! Hier hätte es Sinn gemacht, das Ganze als gebundene Ausgabe zu veröffentlichen, zumal es hier um einen Reihenauftakt geht, die Saga soll insgesamt drei Bände umfassen. Ich hätte mich auch über ein ausführlicheres Glossar gefreut, zwar weiß ich, was die „Umma“ ist, mir ist aber nicht jeder spezifische Terminus im Buch ein Begriff, die Erklärungen der Autorin fallen mir zu knapp aus, sehr gefreut habe ich mich aber über die Karte, die Bibliographie und die Lesetipps!
Beim Roman „Die Abenteuer der Piratin Amina al-Sirafi“ handelt es sich um einen historischen Fantasyroman. Laut Anmerkung der Autorin spielt der Roman „im zwölften Jahrhundert,“ man sollte das Ganze jedoch nicht mit dem Blick des Historikers betrachten, da man unweigerlich Ungenauigkeiten finden wird. In Interviews gab die Autorin Shannon Chakraborty scherzhaft an, die Geschichte sei eine Mischung aus „Fluch der Karibik & Ocean’s Eleven“.

INHALT:
Amina al -Sirafi gilt als Legende des Indischen Ozeans. Als liebevolle Mutter einer Tochter (und als gefürchtete Piratin) hat sie sich bereits zur Ruhe gesetzt, als sie ein schier unglaubliches Angebot erhält – sie soll eine entführte junge Frau befreien und sicher wieder zuhause abliefern, die Höhe der Belohnung würde bedeuten, dass die Heldin nie wieder Geldsorgen hätte – sie könnte zumindest das undichte Dach ihres Hauses reparieren. Nach anfänglichem Zögern trommelt Amina ihre alte Crew zusammen. Auf ihrer Reise soll sie gegen Monster kämpfen, alte Bekannte treffen und allerlei Abenteuer bestehen, nur die Sache selbst scheint einen Haken zu haben…

BEWERTUNG:
Bei Beginn der Lektüre war ich sofort angefixt – kunstvoll spinnt die Autorin ihr Netz, sie schöpft ganz klar aus diversen (westlichen und östlichen) Erzähltraditionen, ihre Geschichte ist sicher auch eine liebevolle Hommage an „Tausendundeine Nacht“; es ist kein Zufall, dass die Autorin ihre Erzählung mit einem Zitat aus dem Märchen vom Seefahrer Sindbad beginnt und dass Amina ihre Geschichte einem Schreiber erzählt. Das einigermaßen exotische Setting gefiel mir unheimlich gut, wie auch die Tatsache, dass hier kein eurozentrisches „Recycling“ der mittelalterlichen (Kultur)geschichte stattfindet (George Raymond Richard Martin „verwurstet“ in seinem Lied von Eis und Feuer unter anderen die Rosenkriege). Manches war mir fast zu plakativ, der ‚Franke‘ Falco Palamenestra (= Christ), der Amina Böses will, ist ein schablonenhaft beschriebener Schurke, man könnte die Charakterisierung allerdings auch als Kritik an historischen Vorurteilen und als Spiegelung von Stereotypen verstehen. Anfangs war das opulente Fantasyepos rund um eine (un)gewöhnliche Heldin mittleren Alters für mich ein ganz klarer 5-Sterne-Kandidat. Ich liebte es, dass auch Glaube & Religiosität eine Rolle spielen, nicht selten hält die Protagonistin Zwiesprache mit Gott. Leider nimmt Chakraborty durch die Integration von aktuellen Diskursen ihrem Werk die Chance, zum Fantasyklassiker zu werden. Mit jeder gelesenen Seite werden die Elemente „zeitgeistiger“ und Identitätspolitik spielt eine immer stärkere Rolle, deus ex machina - Wendungen wirken auf mich zu gewollt. Islam meets Wokeness? Obwohl Chakraborty wohl selbst zum Islam konvertiert ist, und man der Publikation den Own – Voices- Ansatz daher nicht absprechen kann, habe ich mich doch gefragt, ob ihr Genremix nicht auch eine Form von Orientalismus ist (vgl. Edward Said)? Die Figuren sprechen und handeln wie Menschen des 21. Jahrhunderts, was im Widerspruch zur Aussage der Autorin steht, dass „Amina“ zeitlich in einer bestimmten Epoche angesiedelt sei (die Charaktere verhalten sich ahistorisch, wenn man einen bestimmten historischen Rahmen vor Augen hat.). Daher mein Rat – lest die Geschichte mit dem Gedanken an ein buchstäblich phantastisches Abenteuer!


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Veröffentlicht am 14.11.2023

"Die neue Perci"

The Do-Over – Sie sucht nach ihrer Geschichte – er läuft vor seiner davon
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„Vollkommenheit ist langweilig. Sei unvollkommen. All meine Lieblingsmenschen sind so.“
- MIMI
Handlungsort Houston, Texas:
Als ehemalige Studentin der klassischen Altertumswissenschaft gab die Mutter ...

„Vollkommenheit ist langweilig. Sei unvollkommen. All meine Lieblingsmenschen sind so.“
- MIMI
Handlungsort Houston, Texas:
Als ehemalige Studentin der klassischen Altertumswissenschaft gab die Mutter der Protagonistin ihren Töchtern (und ihrem Hund) griechische Namen. Während die blonde, schlanke Phoebe („Phee“) Mayfield als Moderatorin und (Südstaaten)Schönheitskönigin Karriere gemacht hat, scheint ihre pummelige 27jährige Schwester Persephone („Perci“) Mayfield vom Pech verfolgt – ihr Freund Brent macht im Radio mit ihr Schluss, und überhaupt kann es die brünette Heldin der Geschichte niemandem Recht machen (insbesondere nicht ihrer perfektionistischen Mutter!). Ihre große Stütze ist ihre unkonventionelle Großmutter Mimi, und mit ihrem besten Freund Mathias heckt Perci einen Plan aus – keine Diät mehr, keine Versuche mehr, Everybody’s Darling zu sein. In den Neujahrsvorsätzen kommt allerdings der heiße Nachbar Nate nicht vor. Als Percis Mutter Roberta/Bobbi Jo den schnöseligen Brent und ihre Tochter dazu bewegen will, sich zu versöhnen, erfindet diese kurzerhand einen neuen Freund – Nate …
Vorab: der Roman wirkt auf eine gewisse Art sehr ‚amerikanisch.‘ Der Stil der Autorin Sharon M. Peterson liest sich einfach, aber flüssig, die deutsche Übersetzung war mir stellenweise aber zu wörtlich: „Mir juckten die Augen, wenn ich nur daran dachte, wie viel Arbeit man sich mit einem schlichten Computerprogramm ersparen konnte.“ Die Geschichte wird aus Percis Sicht erzählt, diese Erzählperspektive mag ich am liebsten. Jedes Kapitel wird durch einen „Mimiismus“ eingeleitet, dies sind die markigen Sprüche ihrer resoluten Großmutter Mimi. Ich fand den Begriff „Mimiismus“ nicht besonders elegant, wieso nicht die Wendung „Mimis Lebensweisheiten“ in der deutschen Fassung? Überhaupt Mimi: die rauchende, rabiate Oma erinnerte mich verdächtig an die Matriarchin „Mamaw“ aus JD Vances „Hillbilly Elegie“ – bis hin zu der Art, mit dem nichtsnutzigen Ehemann abzurechnen …
„The Do-Over – Sie sucht nach ihrer Geschichte – er läuft vor seiner davon“ von Sharon M. Peterson wird vom Verlag als „eine hinreißend romantische RomCom“ vorgestellt. Nach der Lektüre muss ich allerdings sagen, dass es in der Erzählung eher um Dinge wie Selbstliebe und -akzeptanz geht, daher würde man das Ganze wohl eher als Bildungsroman bezeichnen. Man darf sich beim Lesen nicht die Frage stellen, ob es Schlimmeres als Übergewicht gibt, etwa Krankheit und Tod. Auch ist ihr Gewicht nicht Percis einziges „Problem“ (das Problem haben eher andere), und die Lösungsansätze der Autorin sind Geschmackssache. Durch die Werbung hatte ich vor der Lektüre eine lustige Lovestory mit Herz (à la Kinsella) erwartet. In „The Do-Over – Sie sucht nach ihrer Geschichte – er läuft vor seiner davon“ gibt es jedoch sehr ernste Untertöne. Ich habe die Erzählung mit den etwas überzeichneten, eigensinnigen Figuren und der spannenden Handlung dennoch mit Interesse verfolgt!

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Veröffentlicht am 16.10.2023

„Das Buch flüstert nicht, verführt nicht. Es verspricht nichts.“

Das Buch Eva
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„Sofort muss ich daran denken, dass ich Sophia einmal gefragt habe, warum die Kurie Ovids Metamorphosen verboten hat, ein Werk, das nicht mehr Liebe oder Heidentum enthält als die Aeneis, was ...

„Sofort muss ich daran denken, dass ich Sophia einmal gefragt habe, warum die Kurie Ovids Metamorphosen verboten hat, ein Werk, das nicht mehr Liebe oder Heidentum enthält als die Aeneis, was sie ja zugelassen hat.“

Geschichten rund um das sagenumwobene Voynich – Manuskript mag ich sehr gerne. Daher war klar, dass Meg Clothiers „Das Buch Eva“ auf meine Leseliste wandert. Es geht in dem Roman um ein geheimnisvolles, schwer umkämpftes Buch, das von der Klosterbibliothekarin Beatrice beschützt wird (sie ist die Ich-Erzählerin). Handlungsort ist wohl Italien, zeitlich wird die Epoche der Renaissance abgedeckt. Vor der Lektüre hatte ich eine vielschichtige Geschichte wie Ecos „Der Name der Rose“ erwartet, ich dachte an einen historischen Kriminalroman und an ein philosophisches Traktat. Clothier präsentiert jedoch einen Genremix, der durch seine Fantasyanteile eher an Deborah Harkness‘ „Seelen der Nacht“ – Reihe erinnert (Harkness hat sich als Professorin auch mit dem Voynich-Manuskript beschäftigt und den Mythos rund um das Schriftstück ebenfalls literarisch verarbeitet).

Die Erzählperspektive gefiel mir richtig gut, und die Exposition ist mehr als mitreißend, da eines Nachts zwei schwerverletzte Frauen vor den Klostermauern gefunden werden, die der ebenso klugen wie resoluten Beatrice ein Schriftstück anvertrauen. Leider kann Meg Clothier das anfängliche Erzähltempo nicht halten, daher kommt es zu Längen in der Erzählung, die Figurenzeichnung ist dennoch sehr interessant. Die blumige Sprache (beziehungsweise die deutsche Übersetzung) klang für die beschriebene Zeit stellenweise zu modern, es gab aber auch Passagen, die mich zum Lachen brachten:

„Als ich den Fußboden in den Latrinen wische, wird mir klar, dass ich mit Mopp und Eimer so langsam bin wie Laura im Zusammensuchen der Bestandteile eines Ablativus absolutus.“ (S.231)

In seiner Quintessenz transportiert der Roman eine Kritik am Androzentrismus, an bestimmten Geschichtsbildern. Er feiert die Weiblichkeit und die Weisheit von Frauen, regt zum Nachdenken an. Die Grundidee der Geschichte ist gar nicht schlecht, ich hätte das Ganze als Autorin jedoch ein wenig gestrafft. Das wunderschön gestaltete Cover des Buches, welches sicher an die Voynich-Illustrationen erinnern soll, ist ein weiteres Plus. Schade, dass es sich bei der Publikation nicht um ein Hardcover handelt.

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