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Veröffentlicht am 17.11.2023

Titel wird der Handlung nicht gerecht

Zimtschnecken und Schneegestöber
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Nach dem Ende einer unschönen Beziehung flüchtet Nora kurz vor Weihnachten von Stockholm in das beschauliche Leksand in der schwedischen Provinz Dalarna. Hier hat sie viele glückliche Zeiten in ihrer Kindheit ...

Nach dem Ende einer unschönen Beziehung flüchtet Nora kurz vor Weihnachten von Stockholm in das beschauliche Leksand in der schwedischen Provinz Dalarna. Hier hat sie viele glückliche Zeiten in ihrer Kindheit verbracht, als ihre Großeltern noch da waren und auch ihre Mutter noch lebte. Zunächst kommt sie bei ihrer Freundin aus Kindertagen unter, findet aber kurz darauf ein kleines Häuschen am See, das zu vermieten ist. Die spärliche Inneneinrichtung macht ihr nichts aus, denn Nora hatte schon immer ein Händchen dafür, es sich auch ohne viel Geld gemütlich zu machen. Allerdings wäre es schön, wenn Heizung und Kamin auch funktionieren würden. Zum Glück trifft sie Viktor, einen ihrer Nachbarn und der hilft ihr zumindest damit, dass es in ihrem Haus endlich warm wird. Und wie sieht es in ihrem Herzen aus? Nach der Beziehung zum unberechenbaren Jonas will sie erst mal keinen neuen Mann in ihrem Leben. Ruhe und Frieden in der winterlichen verschneiten Natur ist alles, was sie jetzt braucht. Und einen Job, um die Miete zu zahlen.
Parallel dazu lernen wir den Autor Claes kennen, der zufällig auf den etwas verwirrten neunzigjährigen Torsten trifft. Claes ist im Moment in einer Schaffenskrise, seine letzten Bücher haben sich nicht so gut verkauft, wie erhofft. Als Torsten ihm seine bewegte Lebensgeschichte erzählt, reift in ihm eine Idee. Und obwohl Claes überhaupt nichts mit Nora zu tun hat, gibt es eine besondere Verbindung. Diese wird aber erst im Laufe der Geschichte sichtbar.

"Zimtschnecken und Schneegestöber" von Hanna Blixt klingt vom Titel und auch vom Klappentext her erst mal wie ein weihnachtlicher Liebesroman. Und natürlich kommt auch Liebe und Romantik ins Spiel. Aber es geht auch um mehr, um Familie, Freundschaft, Vergebung, Mut zum Neubeginn und die Fügungen des Schicksals.

Das Cover fand ich gleich beim ersten Blick sehr schön: Das typische Schwedenrot des Häuschens am See und das Dalarna-Pferd, das verbreitet direkt eine winterliche Stimmung.

Erzählt wird in der dritten Person überwiegend aus Sicht von Nora, so dass man immer nah am Geschehen ist. Man erlebt mit, wie sie selbstständig wird, sich auch gedanklich von ihrem Ex befreit, der ständig für sie entschieden hat und stets die Kontrolle haben musste. Sie blüht auf, richtet sich ihr neues Leben ein und überwindet sogar ihre Angst vor Hunden. Tortuga ist aber auch wirklich zum Knuddeln, so wie er dargestellt wird. Und auch Barbossa, obwohl ich nicht so der Katzenmensch bin.

Dazu kommt dann noch die winterliche Landschaft Schwedens, die so wunderbar beschrieben ist und man hat einen herrlichen Wohlfühlroman für diese Jahreszeit, den man natürlich auch das ganze Jahr lesen kann.

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Veröffentlicht am 17.11.2023

Horror und Gesellschaftskritik

Southern Gothic - Das Grauen wohnt nebenan
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Patricia Campbells scheinbar perfektes Leben wird auf den Kopf gestellt, als der gutaussehende Neffe ihrer Nachbarin in ihr Leben tritt. James Harris ist viel gereist, belesen und geradezu gefährlich anziehend. ...

Patricia Campbells scheinbar perfektes Leben wird auf den Kopf gestellt, als der gutaussehende Neffe ihrer Nachbarin in ihr Leben tritt. James Harris ist viel gereist, belesen und geradezu gefährlich anziehend. Doch irgendetwas stimmt ganz und gar nicht mit ihm. Zusammen mit ihren Freundinnen aus dem True-Crime-Buchclub nimmt Patricia den Fremden genauer unter die Lupe - und muss schon bald feststellen, dass James Harris eine sehr viel gefährlichere Sorte Monster ist, als gedacht...

"Das Grauen wohnt nebenan", so lautet der Untertitel des Romans, der schwer in ein Genre einzuordnen ist, finde ich. Das Ganze spielt in den Neunzigerjahren in einem Vorort von New Orleans und verbreitet ein gewisses Südstaatenflair.
Patricia Campbell ist Hausfrau und Mutter zweier Kinder im Teenageralter. Während ihr Mann als Psychiater ein Workaholic ist, schmeißt sie den Haushalt, kümmert sich um die Kinder und alles was eben so anfällt. Dann ist da noch Miss Mary, ihre Schwiegermutter, die aufgrund ihrer Demenz nicht mehr allein leben kann.
Patricias einziger Lichtblick ist ihr Buchclub...der kein Buchclub ist, wie immer wieder betont wird. Zusammen mit ihren Freundinnen liest sie jeden Monat ein neues Buch und kann so ihre Leidenschaft für True Crime und Serienkiller ausleben.
Eines Abends wird Patricia beim Müll rausbringen von ihrer älteren Nachbarin attackiert. Kurz darauf taucht deren Neffe James Harris auf, von dem Patricia zunächst beeindruckt ist, weil sie endlich jemanden hat, mit sie sich unterhalten kann. Aber immer öfter hat sie den Eindruck, er ist mehr Ted Bundy als Brad Pitt. Oder geht ihre Phantasie mit ihr durch? Und wieso verschwinden im ärmeren Viertel der Stadt seit James' Auftauchen immer mehr Kinder? Eines Nachts sieht sie allerdings etwas, das James Harris als etwas viel Gefährlicheres enttarnt. Aber wie wird man ein Monster los, das man freiwillig in sein Haus gelassen hat?

Das Cover zeigt eine Frau mit einem Holzpflock, was auf einen Vampirroman hindeutet. In den Augen des Autors ist ein Vampir der Prototyp eines Serienkillers. Der moderne Dracula trägt Jeans und T-Shirt statt Umhang. Er hat keine Familie, keine Kinder, keine Freunde, keine Wurzeln. Er zieht von Stadt zu Stadt ohne Bindungen. Wie ein Ted Bundy.
"Southern Gothic" ist aber noch mehr. Die Geschichte hat Horror- und Thriller-Elemente, ist aber auch gesellschaftskritisch und deswegen für mich nicht ganz so einfach in ein Genre einzuordnen.

Der Autor schreibt im Vorwort, dass er mit diesem Buch auch ein Plädoyer für Mütter schreiben wollte und das ist ihm gut gelungen, finde ich. Patricia und Ihre Freundinnen sind viel mehr als nur Hausfrauen, die ihren Kindern in einer gewissen Altersphase eigentlich nur peinlich sind. Sie ehren ihre Männer und sorgen für ihre Kinder und kommen dabei selbst oft zu kurz.
Aber durch ihre Beschäftigung mit True Crime werden sie eben auch misstrauisch und besonders Patricia ist sich sicher, dass mit James Harris etwas nicht stimmt. Nur was? Vampire gibt es schließlich nicht...oder?
Durch den relativ normalen Alltag der Frauen wirkt die gesamte Handlung sehr realistisch und lebensecht. Trotz der Ereignisse in der Nachbarschaft müssen Patricia und ihre Freundinnen alles "am Laufen" halten. Wenn sie nicht mehr funktionieren, funktioniert gar nichts mehr.

Der Schreibstil hat mir jedenfalls gut gefallen und nach und nach wird auch die Spannung immer weiter aufgebaut. Es gibt brutale und fast schon ekelige Momente, aber ab und zu kann man auch schmunzeln.

Sicher ist "Southern Gothic" nicht für jeden das Richtige und vor allen darf man keinen typischen Vampirroman erwarten, mit dem der Markt vor einigen Jahren überschwemmt wurde. Mich hat die Geschichte auf jeden Fall gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 17.10.2023

Guter Krimi

Herbstgrab
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Sandra lebt als Autorin von Liebesromanen mit ihrem Mann und ihrem Stiefsohn in einem schicken Lüneburger Vorort. Ab und zu trifft sie sich mit ihrer Nachbarin Irina, die auch ihre beste Freundin ist und ...

Sandra lebt als Autorin von Liebesromanen mit ihrem Mann und ihrem Stiefsohn in einem schicken Lüneburger Vorort. Ab und zu trifft sie sich mit ihrer Nachbarin Irina, die auch ihre beste Freundin ist und führt augenscheinlich ein ganz normales Leben. Aber dann erhält sie E-Mails von einem Fan, der immer aufdringlicher wird, so dass Sandra sich irgendwann bedroht fühlt. Und anscheinend kennt der Mann ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit, das sie am liebsten für immer begraben hätte...

"Herbstgrab" war mein erstes Buch von Sylvia Bergmann. Ich bin eigentlich nur wegen des Titels darauf aufmerksam geworden, weil ich Herbstromane gesucht habe. Gut, der Herbst spielt hier nur eine Nebenrolle, ab und zu wird mal die Jahreszeit erwähnt und es wird gesagt, wie das Wetter gerade ist. Aber trotzdem hat mich das Buch am letzten Wochenende richtig gut unterhalten.

Die Spannung wird im Laufe der Handlung immer weiter aufgebaut, es gibt mehrmals überraschende Wendungen und besonders einen Twist, mit dem ich nicht gerechnet habe. Der Autorin gelingt es, die Leser mit falschen Fährten bei der Stange bzw. auf den Seiten zu halten. Die Geschichte wirkt sehr authentisch. Sandra fühlt sich von ihrem Stalker bedroht, aber ihr Mann tut ihn zunächst als harmlos ab. Was dann wieder Misstrauen beim Leser sät. Aufgrund ihrer Vergangenheit sollte Mike eigentlich zu ihr halten. Andererseits fragt man sich, ob Sandra nicht genau wegen dieser Vergangenheit ein wenig überreagiert.

Ich habe "Herbstgrab" an einem Wochenende gelesen, was zeigt, dass es ein echter Pageturner ist. Fans von Psychothrillern kommen hier sicher auf ihre Kosten, auch wenn es - bis auf die ersten Szenen - kaum blutige Szenen gibt.

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Veröffentlicht am 16.08.2023

Dünenleuchten

Dünenleuchten
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Bente liebt es, sich den Nordseewind um die Ohren wehen zu lassen, und kostet es aus, dass sie jetzt die Schutzstation am Westerhever Leuchtturm leitet und in St. Peter-Ording Zwergseeschwalben und Seeregenpfeifer ...

Bente liebt es, sich den Nordseewind um die Ohren wehen zu lassen, und kostet es aus, dass sie jetzt die Schutzstation am Westerhever Leuchtturm leitet und in St. Peter-Ording Zwergseeschwalben und Seeregenpfeifer beobachten kann. Nirgendwo sonst hat sie sich bisher so frei und gelassen gefühlt. Als sie in den Salzwiesen dann den attraktiven Kitesurfer Tilo kennenlernt, scheint das Glück ganz auf ihrer Seite zu sein. Aber da ahnt Bente noch nichts von Tilos wahrem Interesse am Naturschutzgebiet und den Hoffnungen, die er in eine Freundschaft mit ihr setzt ...

Bente kehrt mit Anfang 30 nach mehreren Jahren Studium und einer gescheiterten Beziehung aus den USA zurück in ihre Heimat St. Peter-Ording. Den wahren Grund für die Trennung von Johannes kennt nur ihre beste Freundin Franka. Nun muss Bente erst mal wieder zuhause ankommen und zieht in die kleine Wohnung im Dachgeschoss ihres Elternhauses. Als neue Leiterin der Schutzstation Westerhever hat sie nun genau den Job, den sie sich immer erträumt hat. Und mit ihrem Team aus freiwilligen Helfern und Studenten kommt sie auch super zurecht. Gemeinsam wollen sie das Bewusstsein der Touristen für den Natur- und Küstenschutz noch mehr stärken.

Tanja Janz gelingt es mal wieder perfekt, ihre Liebe zu St. Peter-Ording auf ihre Figuren zu übertragen. Und zeigt, wie heilsam eine Rückkehr in die Heimat sein kann und wie man im Kreise seiner Freunde und Familie aufblühen und auch Schicksalsschläge meistern kann. Man hört förmlich den Wind, das Meeresrauschen, schmeckt die salzige Luft und fühlt die Sonne auf der Haut.

Ob es nun ihre Sommer- oder ihre Winterromane sind, bisher hat mir alles gefallen. Man fühlt sich einfach wohl und kann in die Geschichten eintauchen und sich gut in die Figuren hineinversetzen. Es sind oft ganz alltägliche Situationen, die jedem passieren können und deshalb wahrscheinlich auch so authentisch sind. Hier ist es u. a. die Erkenntnis, dass man manchmal erst weit wegfahren muss, um zu erkennen, wohin man wirklich gehört.

Ein Wohlfühlbuch für den Sommer, das man aber natürlich auch zu jeder anderen Jahreszeit lesen kann.

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Veröffentlicht am 24.06.2023

Neuanfang an der Ostsee

Leuchtturmsommer
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Nach einer Lebenskrise zieht Eva mit ihrer fünfzehnjährigen Tochter an die Ostsee, um sich dort ihren Traum zu erfüllen und neu zu starten. Doch ihr Optimismus wird auf eine harte Probe gestellt, denn ...

Nach einer Lebenskrise zieht Eva mit ihrer fünfzehnjährigen Tochter an die Ostsee, um sich dort ihren Traum zu erfüllen und neu zu starten. Doch ihr Optimismus wird auf eine harte Probe gestellt, denn ihre Teenagertochter scheint Probleme magisch anzuziehen, und die Übernahme des örtlichen Cafés läuft alles andere als rund. Besonders der brummige Standesbeamte Jakob sieht die Neuzugänge im Ort kritisch. Dabei benötigt Eva für das Café dringend die Hochzeitsempfänge, um Geld in ihre Kasse zu spülen. Erst als Eva Jakob näher kennenlernt, erkennt sie, wie es gelingen könnte, seine harte Schale zu knacken.

Ein Tapetenwechsel ist dringend nötig für Eva, denn ihr Noch-Ehemann hat sie finanziell übelst betrogen. Sie musste sogar das Hotel am Tegernsee verkaufen, das seit Generationen im Familienbesitz war. Mit dem Erlös zieht sie mit ihrer Tochter an die Ostsee in den kleinen Ort Liebwitz, wovon Nele wenig begeistert ist, was sie ihre Mutter nur allzu oft spüren lässt. Und dann trifft sie auch noch auf Jakob, der anscheinend dauerhaft schlecht gelaunt ist. Allerdings wäre es gut für den Erfolg des Cafés, wenn die beiden zusammen arbeiten würden, denn Hochzeit bringen gutes Geld und außerdem würde das das Image von Liebwitz steigern. Das Problem ist nur, dass Jakob so gar keinen Sinn für Romantik hat, was bei den Trauungen leider auch so rüberkommt. Also schließen die beiden einen Kompromiss: Jakob zeigt Eva ihre neue Heimat, wenn sie ihm dafür in Sachen Romantik ein wenig auf die Sprünge hilft.

Das klingt jetzt vielleicht nach einem kitschigen Liebesroman, aber ich habe das beim Lesen gar nicht so empfunden. Es geht um den Mut, ganz neu anzufangen, etwas Neues zu beginnen und sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen. Es geht um Familie und Freundschaft.
Mir hat der Schreibstil gut gefallen, ich war sofort mittendrin in der Geschichte. Erzählt wird in der ersten Person aus Sicht von Eva und oft musste ich schmunzeln bei ihren Gedankengängen. Überhaupt gibt es viele witzige Momente und interessante Figuren.
Auch die landschaftlichen Beschreibungen fand ich sehr schön, allein der Moment im Darßwald.

Ein passender Roman für den Sommer, zum Abtauchen und Wohlfühlen.

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