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Veröffentlicht am 22.10.2023

Mit Krimianteil!

Florence Butterfield und die Nachtschwalbe
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Normalerweise sterben die Pensionäre in der Seniorenresidenz Babinngton Hall in Oxsfordshire an einer schwachen Lunge oder einem Herzleiden. Auf keinen Fall fallen sie aus dem Fenster, da ist sich die ...

Normalerweise sterben die Pensionäre in der Seniorenresidenz Babinngton Hall in Oxsfordshire an einer schwachen Lunge oder einem Herzleiden. Auf keinen Fall fallen sie aus dem Fenster, da ist sich die 80-jährige Florence Butterfield sicher. Genau das geschieht jedoch in der Mittsommernacht! Heimleiterin Renata Green springt aus dem Fenster und liegt seither im Koma.

Florence stutzt, denn Selbstmord kann sie ausschliessen. Renata hatte sich nämlich am Tag vor dem Unglück Florence anvertraut. Sie war frisch verliebt und wollte die lange ersehnte Reise nach Paris wahr machen.


Nach ihrem Werk "Das Geheimnis von Shadowbrook", von dem ich absolut begeistert war, nun hier also das neuste Buch der Autorin! Das Setting, eine Seniorenresidenz auf einem herrschaftlichen Landsitz, fand ich eine tolle Idee. Die Umsetzung hat Susan Fletcher so gemacht, dass man als Leser merkt, dass die Geschichte in einem Altenheim handelt. Sie hat jedoch darauf verzichtet, medizinische Handlungen oder Beschreibungen von gebrechlichen Körpern einzusetzen.

Der Fokus liegt eindeutig auf heimlichen Treffen am Komposthaufen und ebenso heimlichen Ermittlungen, was genau mit der Leiterin des Hauses geschehen ist. Es hat den Anschein, dass alle Pensionäre nicht nur fit im Kopf sind, sondern auch ihre Umgebung und das Leben geniessen. Eine Umgebung, die nicht jedem Menschen am Lebensende vergönnt ist. Florence Butterfield rutscht spielend an einen freien Platz, hat das nötige Kleingeld dazu und ihr Zimmer ist zufälligerweise wie gemacht für jemanden, der im Rollstuhl sitzt, wie sie. Daher muss ich in Sachen Realität und Authentizität einen halben Punkt abziehen.

Der Klappentext suggeriert, dass dieses Buch ein Krimi ist. Eingeteilt wurde das Buch vom Verlag in das Genre "Literatur"...wo es auch hingehört. Krimianteile sind vorhanden, im Vordergrund steht jedoch meist Florence, ihr Leben und ihre Erinnerungen. Sie hat viel erlebt und ist in ihrem Leben weit gereist. Florence, geboren im September 1932, ist sehr empathisch und hat Miss Marple Ansätze.

Florence hat eine Beeinträchtigung, sitzt im Rollstuhl und meistert ihr Leben und die ausgefeilten Ermittlungen mit Bravour. Ich mochte die sympathische Florie sehr gerne und habe zu weiten Teilen gerne über ihre Abenteuer in der Vergangenheit gelesen. Ab und an waren die zu ausschweifend und langatmig beschrieben. Dies vor allem, als sie über ihre fünf verflossenen Liebhaber/ Ehemänner erzählt. Es finden sich jedoch auch viele nachdenklich machende Passagen. Als Beispiel kann ich hier ihre Gedanken dazu, das Leben zu geniessen, solange man kann ( Seite 42) anführen. Berührt hat mich die Freundschaft zwischen Florence und Pinky, die ein Leben lang anhielt.

Sehr passend ist der Titel, bei dem ich mir vor der Lektüre nicht viel vorstellen konnte. Das Thema "Nachtschwalbe" zieht sich jedoch wie ein roter Faden durch die Handlung.

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Veröffentlicht am 17.10.2023

Gespensterhaus!

Hope's End
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Kit McDerre arbeitet als Pflegerin bei einem ambulanten Pflegedienst in Maine. Leider hat sie keine Wahl, als ihr Chef sie nach Hope's End schickt. Sie soll dort die Besitzerin des Anwesens, die 71 Jahre ...

Kit McDerre arbeitet als Pflegerin bei einem ambulanten Pflegedienst in Maine. Leider hat sie keine Wahl, als ihr Chef sie nach Hope's End schickt. Sie soll dort die Besitzerin des Anwesens, die 71 Jahre alte Lenora Hope, pflegen. Schon als Kind hat Kit in der Schule gehört, was für eine Rolle Lenora bei der Ermordung ihrer Familie gespielt hat.

Ihre Eltern und ihre Schwester wurden 1929 umgebracht. Nur Lenora hat damals als Einzige die Bluttat überlebt. Die alte Frau ist fast ganz gelähmt und kann nur noch eine Hand bewegen. Als Kit herausfindet, dass ihre Klientin mithilfe einer alten Schreibmaschine kommunizieren kann, will sie unbedingt herausfinden, was in Lenoras Jugendzeit geschah.



Zusammen mit Kit begibt man sich lesend nach Hope's End, in ein wahrhaftes Gespensterhaus. Das Setting ist atmosphärisch beschrieben und sehr gruselig sind die dunklen Ecken und Nischen in dem alten Haus. Hope's End ist am Rande einer Klippe erbaut und senkt sich immer mehr Richtung Meer. Die Bewohner haben Angst, dass die Villa eines Tages einfach über die Klippe ins Meer rutscht. Immer wieder wird erwähnt, dass sich die Zimmer und Gänge regelrecht in Schräglage befinden. Morgens erwacht Kit zum Beispiel im Bett ganz unten, nachts ist sie dorthin geruscht. Diese Besonderheit des Hauses hätte man meiner Meinung nach weglassen können, das Setting ist auch so gruselig. Ein Haus, das in Schieflage gerät, kann geologische Gründe haben. In der Geschichte bleiben alle Bewohner weiterhin im Haus. Etwas, was wohl nicht der Realität entspricht!

Die Passagen in der Gegenwart werden abgelöst von Berichten in Ich Perspektive von Kits Klientin, die in einer Art gestützter Kommunikation mit ihrer Pflegerin kommuniziert. Damit enthüllt sie nach und nach, was in ihrer Jugendzeit und in der sagenumwobenen Mordnacht wirklich geschehen ist. Irgendwann wusste ich nicht mehr, was ich glauben soll. Hat wirklich Lenora vor über 50 Jahren ihre Eltern und ihre Schwester brutal ermordet? Wer treibt sich nachts im Zimmer der gelähmten Frau herum? Was geschah mit Kits Vorgängerin, die Hals über Kopf Hope's End verlassen hat?

Etliche Twists und überraschende Wendungen machen das Buch bis zum Schluss spannend, auch wenn diese etwas arg konstruiert sind. So bin ich dann auch nicht ganz zufrieden mit der Auflösung und der Identität einer Figur. Die Identität zwei anderer Figuren finde ich hingegen sehr gut gemacht und der WoW Effekt hallt hier nach!

Sehr gut wird veranschaulich, wie hart der Job der Pflegenden in ambulanten Pflegediensten ist. Auch in der Realität wird ja 24-Stunden-Pflege angeboten und genutzt. Der Autor hat den harten Job und die alleinige Verantwortung für einen Patienten, sowie die mentale und körperliche Erschöpfung der Pflegenden gut skizziert.

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Veröffentlicht am 12.10.2023

Drei Kurzkrimis!

Ein Fremder klopft an deine Tür
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Drei Kurzkrimis, die alle in Maardam und Umgebung handeln:

Erster Krimi:

Kommissar Jung hat alle Hände voll zu tun. Menschen verschwinden oder werden tot aufgefunden. Da ist zum Beispiel Schulsekretärin ...

Drei Kurzkrimis, die alle in Maardam und Umgebung handeln:

Erster Krimi:

Kommissar Jung hat alle Hände voll zu tun. Menschen verschwinden oder werden tot aufgefunden. Da ist zum Beispiel Schulsekretärin Anna Kowalski, die von ihrer Schwägerin Mirjam vermisst gemeldet wird. Anna und ihr Mann Herbert wohnten Tür an Tür mit Wilma Verhoven, einer jungen Frau, die in ihrer Wohnung ermordet wurde.




Unter den Kapiteln "Bewunderung", "Busse" und "Ein Fremder klopft an deine Tür" hat Hakan Nesser drei Kurzkrimis in ein Buch gesteckt.

Nicht jede der drei Geschichten hat mir gleich gut gefallen. Es war jedoch einmal etwas ganz anderes drei kürzere Geschichten zu lesen.

Bewunderung: Dieser Kurzkrimi auf 137 Seiten hat mich gefesselt. Hakan Nesser beschreibt aus der Sicht von Anna, die in einer lieb und kinderlosen Ehe gefangen ist und erstmals Anerkennung erhält, da ein heimlicher Bewunderer ihr Botschaften zusteckt. Erschüttert wird ihr Leben durch den Mord an ihrer jungen Nachbarin, denn ihr wird bewusst, dass es genauso sie hätte treffen können. Hakan Nesser schliesst diesen Krimi mit einer grossartigen Pointe ab. Sehr überraschend nimmt die Handlung immer wieder neue Wendungen und für mich ist dieser Kurzkrimi der Stärkste in diesem Buch.

Busse: Ein Mann, der Pferde hält, sieht eine junge Frau mit einer dünnen Lederjacke in einem Bus und von nun an drehen sich alle seine Gedanken um sie. Man spürt unterschwellig, dass da eine Verbindung besteht. Man weiss jedoch nicht, was da von ihm ausgeht. Mir war das leider zu wenig Krimi und langatmige Stellen, in denen er über Pferdehaltung und sein Leben nachdenkt, verwässern die Handlung. Für mich war diese Kurzgeschichte die Schwächste im Dreierpack. Diese Geschichte ist 100 Seiten lang.

Ein Fremder klopft an deine Tür: Diese letzte Geschichte gibt dem Buch seinen Titel. Eine wahre Räubergeschichte von einem Raubüberfall auf einen Geldtransporter. Die Täter sind gefunden und wurden verurteilt. Doch was danach kommt, hat es in sich, denn eine junge Frau wird in die ganze Räubergeschichte verwickelt. Ihr ganzes Leben lang wird sie die Erinnerung an einen der Täter mit sich tragen und vor Augen haben! Dieser letzte Teil läuft über 130 Seiten.

Schade, hat es der Verlag nicht geschafft auf dem Cover oder Klappentext zu vermerken, dass "Ein Fremder klopft an deine Tür" drei Kurzkrimis enthält. Leser, die nicht in Bücherforen unterwegs sind und nur rasch in einer Buchhandlung den Klappentext und das Buch anlesen, erkennen nicht, dass es eben statt einer ganzen langen Geschichte drei kleine Story enthält.

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Veröffentlicht am 29.09.2023

Durchdachter Plot!

Die Witwe
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Nach ihrem grossen Lottogewinn erfüllen sich Tom und Nicole Booth den Traum vom luxeriösen Eigenheim. Auf der Halbinsel Lancaut, zwischen England und Wales, bauen sie eine Scheune zu einem Glashaus um. ...

Nach ihrem grossen Lottogewinn erfüllen sich Tom und Nicole Booth den Traum vom luxeriösen Eigenheim. Auf der Halbinsel Lancaut, zwischen England und Wales, bauen sie eine Scheune zu einem Glashaus um.

Die beiden haben sich gerade erst eingelebt und Nicole kommt von einer Landwirtschaftsausstellung, da liegt Tom tot im Pool. Die ermittelnden Beamten gehen sehr schnell davon aus, dass Tom keinen Unfall hatte. Nicole ist verzweifelt und fühlt sich nicht mehr sicher in dem grossen Haus. Zuspruch bekommt sie von ihren Nachbarn. Olly Palmer und seine Partnerin Sasha sind die einzigen Nachbarn weit und breit und nehmen sich Nicoles an. Besonders deren Haushälterin Kitty kümmert sich um die junge Witwe. Doch immer öfter beschleicht Nicole ein komisches Gefühl in deren Gegenwart.


"Die Witwe" ist eines dieser Bücher, auf denen ein Satz auf dem Klappentext zu viel verrät. Ganz gross steht da "Ein malerisches Anwesen im Südwesten Englands und eine Frau allein unter Mördern". Das war mir vor dem Beginn ins Leseabenteuer zu viel an Informationen und eindeutig ein Spoiler! Es wird dann auch in der Handlung relativ schnell klar, dass jemand mit Tom und Nicole Böses will. Was Nicole auch nach Toms Tod zu spüren kriegt. Das Motiv steht auch schon fest, da die beiden, wie auch schon der Klappentext verrät, Lottomillionäre sind.

Obwohl kapitelweise die Figuren, die jeweils im Mittelpunkt stehen, wechseln, empfand ich die Handlung trotzdem übersichtlich. Immer wieder wurden Kapitel mit Tom vor seinem Tod eingeschoben, die nach und nach die ganze Wahrheit, wie und warum er gestorben ist, offenbaren. Die Handlung entwickelt sich in eine Richtung, die für mich sehr überraschend und unvorhersehbar war. Dank unerwarteter Wendungen und kleinen Finten, betreffend Identität der Figuren, ist die Story abwechslungsreich und facettenreich.

Nicole und Tom sind ein Pärchen, die unerwartet zu Reichtum gekommen sind und trotzdem mit beiden Beinen auf dem Boden stehen. Auch wenn sie sich das eine oder andere luxuriöse Catchet leisten können, sind sie "normal" geblieben . Als Tom stirbt, ist Nicole am Boden zerstört und ich habe ihr jede Träne abgenommen.

Mit "Die Witwe" habe ich nun das fünfte Buch der Autorin Gilly Macmillan gelesen und wieder hat sie mich mit einem aussergewöhnlichen und durchdachten Plot überzeugt. Klar strukturiert und schnörkellos hat sie es geschafft, trotz früh erahntem Täterprofil und Motiv, mich bei der Stange zu halten. Sie setzt gegen Schluss noch so einige überraschende Elemente ein und irgendwann hatten etliche Figuren ein paar Leichen im Keller vergraben. Nicht wortwörtlich gemeint, sondern im übertragenden Sinne. Gerade die letzten 50 Seiten sind ein Vergnügen zu lesen und machen das erste Drittel des Buches wett, das ich als zu sehr in die Länge gezogen, empfand.

Wenn sich der Verlag beim nächsten Buch etwas zurückhält mit Spoilern auf dem Klappentext, gibt es von mir auch wieder die volle Punktezahl!

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Veröffentlicht am 24.09.2023

Schnörkellos!

Glutspur
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Daniel Leon, der für den Mord an seiner Frau Penelope in der Haftanstalt in Nykobing einsass, konnte flüchten und hat daraufhin Selbstmord begangen. Seine Zwillingsschwester Hannah wird Jahre nach seinem ...

Daniel Leon, der für den Mord an seiner Frau Penelope in der Haftanstalt in Nykobing einsass, konnte flüchten und hat daraufhin Selbstmord begangen. Seine Zwillingsschwester Hannah wird Jahre nach seinem Tod angerufen, da ein etwas spezieller Abschiedsbrief gefunden wurde.

Hannah ist die neue Vermieterin von Liv Jensen, die gerade nach Kopenhagen gezogen ist. Liv betreibt eine Detektei und freut sich über ihren ersten Auftrag. Die Polizei in Kopenhagen hat sie beauftragt, den Mord an dem Journalisten Gert Linde zu untersuchen.




Dieses Buch, das den ersten Fall der Detektivin Liv Jensen thematisiert, wird über längere Zeit in verschiedenen Erzählsträngen geführt. Im Mittelpunkt stehen Liv Jensen und Hannah Leon. Beide ermitteln auf eigene Faust. Liv Jensen geht dem Mord an dem Journalisten nach und Hannah Leon stochert in dem Cold Case, dem Mord an ihrer Schwägerin Penelope und dem folgenden Selbstmord ihres Bruders. Daneben läuft noch ein Strang mit dem Automechaniker Nima Ansari, in dessen Umfeld ebenfalls ein Mord geschieht. Weiter gibt es kurze Kapitel aus dem Jahre 1943 und Kapitel mit den letzten Zeilen von Daniel. Dieser Abschiedsbrief, wenn ich ihn dann mal so nennen darf, ist sehr kryptisch. Ich weiss auch nach der Beendigung des Buches nicht, ob ich diese Zeilen alle verstanden habe.

All diese Perspektivwechsel geschehen kapitelweise. Ich hatte Mühe im Buch anzukommen, da sie die Handlung leicht wirr machten. Nach 100 Seiten hatte ich mich eingelesen und sah erste Verbindungen. Genauso gespannt, wer die Morde und weshalb Daniel Selbstmord verübt hat, war ich darauf, wie diese Stränge zusammenhängen. Immer wieder blitzten während der Lektüre Möglichkeiten auf und ich bin positiv überrascht wie ideenreich diese Zusammenführung schlussendlich geschehen ist.

Den Schreibstil der Autorin, von der ich noch nie ein Buch gelesen habe, habe ich als nüchtern und schnörkellos empfunden. Dadurch brechen bei den Protagonisten keine grossen Gefühle durch. Was wiederum bedeutet, dass ich sie mit einiger Distanz erlebt habe. Komplett nüchtern, unblutig und unnahbar sind auch die Morde, der Selbstmord und die Ermittlungen beschrieben.

Mir hat dieser erste Band der neuen Krimireihe gut gefallen und ich warte gespannt auf weitere Fälle für die sympathische Privatdetektivin Liv Jensen.

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