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Veröffentlicht am 26.10.2023

Gutes Buch über eine Ausnahmekünstlerin

Ich bin Frida
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„Ich bin Frida“, das wollte die junge Frau in die Welt hinausrufen. Endlich aus dem Schatten ihres übermächtigen Ehemanns heraustreten. Diego Froschgesicht, so nennt sie ihn, wenn sie böse auf ihn ist. ...

„Ich bin Frida“, das wollte die junge Frau in die Welt hinausrufen. Endlich aus dem Schatten ihres übermächtigen Ehemanns heraustreten. Diego Froschgesicht, so nennt sie ihn, wenn sie böse auf ihn ist. Und das kommt häufig vor. Nicht nur, dass er sich immer wieder mit jungen Geliebten vergnügt. Jetzt verheimlichte er zudem einen Besuch von Helena Rubinstein. Einer reichen Amerikanerin, die sich gewiss auch für Fridas Bilder interessiert hätte. Dieses Ereignis bringt das Fass endgültig zum Überlaufen. Sie will ihre Kunst zeigen und endlich ihre erste Einzelausstellung haben. Und schon bald bekommt sie eine Einladung nach New York.

Für Menschen, die den Hintergrund nicht kennen, sind einige Bilder von Frida Kahlo wohl gewöhnungsbedürftig. Die mexikanische Künstlerin verarbeitete mit ihren Gemälden grausame Schicksalsschläge. Aber auch die Ehe mit ihrem Diego ist nicht glücklich. Immer wieder hat sie das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Als Frau von, nein, das ist nicht ihr Ziel. Sie reist nach New York und stellt dort ihre Bilder aus. Dass die Schau erfolgreich war, hebt ihr Selbstbewusstsein. Ob sie sich aber komplett von Diego lösen kann, das ist ungewiss.

Die Autorin Caroline Bernard hat viel über die Mexikanerin recherchiert. Schon ihr erstes Buch „Frida Kahlo und die Farben des Lebens“ gefiel mir sehr gut. Dadurch lernte ich diese Künstlerin erst so richtig kennen. Jedes ihrer Gemälde zeigt einen Ausschnitt ihres beschwerlichen Lebens. Kein Tag verging ohne Schmerzen und auch ihr größter Wunsch blieb ihr versagt. Die bildhafte Sprache zog mich genauso in den Bann, wie die Achterbahn der Gefühle zwischen Frida und den Männern. Dass die Autorin zum Schluss noch eine Liste der wichtigsten Ausstellungsstücke von New York und Paris aufzählte, war für mich eine Aufforderung, mir diese Bilder im Netz anzuschauen.

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Veröffentlicht am 23.10.2023

Guter Krimi mit unvorhersehbaren Wendungen

Verlogen
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Elma hat sich gut eingelebt und arbeitet gerne mit ihrem Team zusammen. Immer mal wieder denkt sie auch an ihren toten Freund, aber es schmerzt sie nicht mehr so sehr. In „Verlogen“ muss sie einen Fall ...

Elma hat sich gut eingelebt und arbeitet gerne mit ihrem Team zusammen. Immer mal wieder denkt sie auch an ihren toten Freund, aber es schmerzt sie nicht mehr so sehr. In „Verlogen“ muss sie einen Fall lösen, der sich von anderen unterscheidet. Eine Frau, die seit sieben Monaten vermisst wird, ist tot. Sie liegt in einer versteckten Höhle und wurde zufällig von zwei Kindern gefunden. Jetzt gilt es, die Vorfälle von damals zu rekonstruieren und möglichst verlässliche Zeugen zu finden. Ob die Tochter der Toten dazu gehört, das ist zweifelhaft.

Auch der zweite Band um Elma und ihr Team konnte mich überzeugen. Die Story wird aus zwei Perspektiven und Zeitperioden erzählt. Da gibt es die junge Mutter, die ungewollt schwanger wird und sich so gar nicht mit ihrer neuen Rolle abfinden mag. Und dann die Situation heute, wo die Ermittler versuchen, möglichst rasch den Mörder oder die Mörderin zu finden. Es gibt etliche Verdächtige und der Spannungsbogen ist dauerhaft straff gespannt. Die gekonnt gesetzten Wendungen machen das Buch zu einem Nervenkitzel.

Nicht nur die sehr gut gesetzte Spannung gefiel mir. Es waren ebenfalls die Auslöser, welche zum Mord führten. Ist es möglich, dass es sogar Verständnis für diese Tat geben kann? Es ist mitnichten ein oberflächlicher Krimi, sondern ein Buch, das zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 18.10.2023

Belfast im Jahr 1975

Übertretung
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Cushla lebt mit ihrer Mutter zusammen. Tagsüber arbeitet sie als Lehrerin einer Grundschule und abends hilft sie ihrem Bruder in seiner Bar. Das ist nicht immer angenehm. Oft sind es alkoholisierte Soldaten, ...

Cushla lebt mit ihrer Mutter zusammen. Tagsüber arbeitet sie als Lehrerin einer Grundschule und abends hilft sie ihrem Bruder in seiner Bar. Das ist nicht immer angenehm. Oft sind es alkoholisierte Soldaten, die sie mit dummen Sprüchen aus der Reserve locken wollen. Im Jahr 1975 weitet sich der Krieg in Irland aus. Der zwischen Katholiken und Protestanten. Cushla mischt sich immer wieder ein, wenn sie Ungerechtigkeit sieht. Das ist gefährlich. Nicht nur für sie.

Der Konflikt in Irland war für mich weit weg. Es gab kein Internet und Facebook war noch längst nicht erfunden. „Übertretung“ las ich daher auch voller Entsetzen und Ungläubigkeit. Die Autorin gibt Einblick in unterschiedliche Situationen. Wie die Kinder damals unter dem Leben in einem „Ghetto“ litten oder wie sie weinten, wenn ihre Väter schwer verletzt von der Arbeit nach Hause kamen. Das geschah, wenn sie zuvor ein falsches Wort fallen ließen, dabei gehört und denunziert wurden, um im Anschluss von der Gegenseite zusammengeschlagen zu werden.

Die Autorin wuchs in Belfast auf. Weiß also aus erster Hand, was damals vor sich ging. Dieses Erstlingswerk von ihr passt sehr gut in das Heute bei uns. Wie kommt es, dass ein Land gespalten ist und wie können wir Menschen damit umgehen? Wie kann die Spirale der Gewalt und des Hasses, wenn auch nicht ganz abgeschaltet, zumindest aber abgeschwächt werden? Viele Fragen der Situation in Deutschland finden auch in diesem Roman Raum. Dass es sich so flüssig lesen lässt, liegt an der hervorragenden Übersetzung von Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser.

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Veröffentlicht am 18.10.2023

Das Buch berührte mich sehr

Ein Hund kam in die Küche
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Der Ich-Erzähler Ludi schreibt über das Leben der Familie in Südtirol. Die Worte „Lebewohl“ oder „Wiedersehen“ gab es bei ihnen nicht. Alle wussten, dass sie bald ins „Reich“ wandern werden. Nur der Zeitpunkt ...

Der Ich-Erzähler Ludi schreibt über das Leben der Familie in Südtirol. Die Worte „Lebewohl“ oder „Wiedersehen“ gab es bei ihnen nicht. Alle wussten, dass sie bald ins „Reich“ wandern werden. Nur der Zeitpunkt stand nicht fest. Die Familie der Freundin Ludis ist schon lange fort. An einem sonnigen Tag begann die „Wanderung“ der Familie in eine vermeintlich gute Zukunft.

„Ein Hund kam in die Küche“ stand auf der Longlist des „dbp23“. Das Schicksal der Familie berührte mich sehr. Weil es hier um den Umgang der Nationalsozialisten mit Behinderten geht. Was geschah in den sogenannten „Heil- und Pflegeanstalten“? Warum durften die Eltern des kleinen Hanno ihn nicht besuchen? Hanno war der kleine Bruder von Ludi. Der meinte, dass alle sagten, Hanno sei „zurückgeblieben“. Das konnte Ludi gar nicht verstehen. Er hing sehr an dem Kleinen und spielte gerne mit ihm.

Dass der Autor aus der Sicht des Kindes schrieb, hat seinen Grund. Wie sonst könnten Leser nachempfinden, was diese junge Seele durchlebte? Ein gelungenes Werk, das nicht nur den Kampf ums Überleben beschreibt. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 18.10.2023

Schon jetzt freue ich mich auf die Fortsetzung der Reihe

Schatten über Colonia – Ermittlungen am Rand des Römischen Reichs
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Salvia lebt in Colonia und zählt zu den Reichen. Sie hat ein großes Haus und etliche Sklaven. Eines Nachts wird sie durch lautes Rufen geweckt. Sie kann sich in eine Truhe retten und geht davon aus, dass ...

Salvia lebt in Colonia und zählt zu den Reichen. Sie hat ein großes Haus und etliche Sklaven. Eines Nachts wird sie durch lautes Rufen geweckt. Sie kann sich in eine Truhe retten und geht davon aus, dass diese Tat durch die „wilden“ Germanen durchgeführt wurde. Nur wenige Tage später erfährt die 18jährige Lucretia, dass ihre Haussklavin und beste Freundin Nephele durch unbekannte Täter ermordet wurde. Sie will den Mörder finden und sucht Hilfe bei Quintus Tibur, einem Anwalt. Dessen Plädoyers mag sie sehr und besucht daher häufig das Forum.

„Schatten über Colonia: Ermittlungen am Rand des Römischen Reiches“ ist der erste Band einer Reihe. Lucretia Veturius und Quintus Tibur leben in Colonia. Hier wohnen Menschen vieler Kulturen zusammen und auch die Germanen kommen gerne in die Stadt. Der Handel zwischen ihnen und den Römern blüht. Bis, ja bis es immer wieder zu Überfällen auf reiche Familien kommt. Zwar ist einigen Ermittlern schnell klar, wer die Übeltäter sind. Ist es tatsächlich so, oder werden falsche Spuren gelegt?

Ein spannend geschriebenes Buch, das nicht nur durch den Kriminalfall punktet. Viele Fakten über die Zeit um 87 n. Chr. in Colonia sind so lebendig beschrieben, dass ich wahrhaftig eintauchte in diese Zeit. Viele Fakten über Römer und Germanen, ihre Lebensweise und welche Bedeutung der Rhein damals bereits hatte, durfte ich hier lesen. Zum Schluss gibt es dann auch einen Glossar mit Übersetzung und Erklärung der lateinischen Vokabeln. Interessant auch, die Erläuterung zu den germanischen Stämmen, die Beschreibung der Götter und die Geographie damals. Die Buchempfehlungen, welche zur Recherche herangezogen wurden, machen Lust auf mehr Wissen über Colonia der Vergangenheit.

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