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Veröffentlicht am 13.03.2024

Resi und die Künstler - ein mörderischer Krimi in Bayern

Prost, auf die Künstler
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Liebe Leserin, lieber Leser,

dieses war der erste von Fall von Hauptkommissar Tischler, den ich verfolgen durfte. Das Buch ist humorvoll geschrieben, die Charaktere liebenswert und aus dem Leben gegriffen, ...

Liebe Leserin, lieber Leser,

dieses war der erste von Fall von Hauptkommissar Tischler, den ich verfolgen durfte. Das Buch ist humorvoll geschrieben, die Charaktere liebenswert und aus dem Leben gegriffen, der Fall nicht so ganz vorhersehbar und das Ende überraschend. Das war die Kurzform.

Etwas länger ausgedrückt, klingt es so:
Im beschaulichen Brunngries findet ein alleinstehender Mann die Leiche seines Nachbarn Hinterleitner, weil dessen Traktor die ganze Nacht lief und einen Heidenlärm gemacht hat. Sowas geht aufm Dorf nunmal nicht, zumal der Hinterleitner bei seinen Nachbarn eh nicht gut gelitten ist, da er seinen Hof hat verkommen lassen. Und das ist numal ein Unding, egal ob in norddeutschen oder bayrischen Dörfern. Hauptkommissar Tischler stellt bei der Tatortbesichtigung dann auch schnell fest, dass er den Hinterleitner kannte: Es ist der schweigsame Karl vom Stammtisch. Doch warum musste er sterben? Wegen seines Lanz Bulldog, der unter Sammlern ein kleines Vermögen wert ist? Und war es Selbstmord oder doch Mord? Schnell stellt sich heraus, dass es letzteres ist, und schon sind Tischler und sein Kollege Fink in ihrem Element und ermitteln, was das Zeug hält.

Da es sich bei den Tischler-Krimis um "Provinzkrimis" handelt, kommt natürlich auch das Lokalkolorit nicht zu kurz. Höchst anschaulich und mit sehr viel liebevollem Humor werden die Nebenschauplätze beschrieben: sei es die Geburtstagsfeier von Finks Mutter, die sich von "ich feier gar nicht" zu "ich plane ein rauschendes Fest" entwickelt. Oder die Beziehungen von Tischler mit seiner Britta und die von Fink mit seiner Marie. Dann ist da noch die Perle des Polizeikommissariats Luise, die einiges einstecken muss und trotzdem voller Enthusiasmus "ihrem" Kommissar hilft. Und, last but not least, Resi, die ebenso eigenwillige wie liebenswerte Dackeldame, die den feschen Kommissar problemlos um ihre Pfote wickelt. Beim Lesen merkte ich sehr schnell, dass die Chemie zwischen allen Beteiligten, egal ob Kommissariat oder Spurensicherung oder Patologe, stimmt. Es wird gefrotzelt, liebenwerte Scherze gemacht, und die Situationskomik kommt auch nicht zu kurz (Stichwort: Haferlschuh).

Dass es bei dem Fall nur bedingt um den Lanz geht, war mir schon klar, als die beiden Ermittler einen überraschende Entdeckung im Haus des Hinterleitners machten. Und doch war die Überführung des Täters unerwartet und der Autor ließ es beim Showdown nochmal richtig krachen.

Also, ja, mir hat der Krimi Spaß gemacht. Er ist witzig und spannend, nicht überzogen und ich bin da ziemlich schnell durchgerutscht. Das einzige, was mir persönlich nicht so gut gefällt (und das ist Jammern auf sehr hohem Niveau), ist, dass die Provinz Bayern ist. Ich habe nix gegen die Bayern, ganz bestimmt nicht. Ich kenne viele nette Menschen von da. Aber bayrisch Lesen, na, des moag i net so gern. Dazu ist mir der norddeutsche Humor vielleicht doch zu nah.

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Veröffentlicht am 14.12.2023

Vampirjagd

Blut und Dunkelheit
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Liebe Leserin, lieber Leser,

irgendwas muss New Orleans an sich haben, dass es als Handlungsort für Vampirromane perfekt zu sein scheint. Anne Rice war schon dieser Meinung und jetzt Sophie Grossalber. ...

Liebe Leserin, lieber Leser,

irgendwas muss New Orleans an sich haben, dass es als Handlungsort für Vampirromane perfekt zu sein scheint. Anne Rice war schon dieser Meinung und jetzt Sophie Grossalber. Eine weitere Parallele, die mir auffiel, war, dass auch Sophie Grossalber ihre Vampire in einer Parallelgesellschaft zu der unseren leben lässt und sie im Grunde genommen als ganz normale „Menschen“ darstellt, die nur einen etwas anderen Lebenswandel führen. Doch auch sie haben ihre Probleme, die gelöst werden wollen. In diesem Fall ist es Damien Moreau, der versucht, seinen Clan vor der lokalen Jägerkoordinatorin zu schützen, was alles andere als leicht ist.

Die Protagonistin Xi Lei ist Vampirjägerin aus dem fernen Osten, die ein Auftrag nach New Orleans verschlägt und sie in dem Hauptquartier der örtlichen Jägerkooperation unterkommen lässt. Sie ist gut in ihrem Job, u.a. weil sie sich auf ihre Intuition verlassen kann – und die sagt ihr, dass mit der Koordinatorin etwas nicht stimmt. Und wo ist der Vampir, den sie jagt? Das kann ihr nur einer sagen: Damien.

Die beiden, Xi Lei und Damien, bilden eine Zweckgemeinschaft, da sie ähnliche Ziele verfolgen: den flüchtigen Vampir zur Strecke bringen und das Geheimnis um die Koordinatorin aufdecken, um die Vampirgesellschaft New Orleans von ihr zu befreien.

Die Geschichte ist interessant geschrieben, der Plot spannend und der Vampirkönig undurchsichtig dargestellt. Alles in allem gut zu lesen und auch fesselnd. Vielleicht hätten die Charaktere etwas mehr ausgefeilt sein können, etwas tiefgründiger. Aber vielleicht hat Sophie Grossalber sich das für die Fortsetzung, die hoffentlich kommt, aufgehoben.

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Veröffentlicht am 08.11.2023

Dystopie at it's best

Agonie auf der Rolltreppe
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Liebe Leserin, lieber Leser,
das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Zum einen, weil es den Eindruck macht, als wenn der Autor sich zu verschiedenen Aspekten unserer Gesellschaft und des Kapitalismus ...

Liebe Leserin, lieber Leser,
das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Zum einen, weil es den Eindruck macht, als wenn der Autor sich zu verschiedenen Aspekten unserer Gesellschaft und des Kapitalismus Gedanken gemacht und sie in Worte gefasst hat, um sie zum Schluss in eine Rahmenhandlung zu pressen. Zum anderen, weil auch die Rahmenhandlung es in sich hat. Am Anfang hatte ich Verständnisprobleme, weil viele Sätze unvollständig sind. Doch im weiteren Verlauf wurde mir klar, dass dies verdeutlichen sollte, in welchem Gemütszustand Basti sich grade befand. Auch das Fehlen von Zeitangaben im Sinne von "ein paar Jahre später" o.ä. war für mich nicht ganz einfach zu lösen. Teilweise wird in der Zeitlinie zurückgesprungen, dann wieder mehrere Jahre vorwärts ... dem Leser wird einiges abverlangt. Doch genau das ist andererseits gut, da man sich beim Lesen mehr mit dem Buch auseinandersetzen muss, als wenn es eine klare Zeitlinie oder Zeitangaben gäbe.

Mein Fazit: Das Buch ist gut. Es ist eine echte Dystopie im Stil von George Orwells "1984", wenn auch auf einer anderen Ebene. Wird die Menscheit bei Orwell vom Staat kontrolliert, so ist es bei Kreimeier die Wirtschaft. Und so wie sich Orwells Vision (noch) nicht erfüllt hat, so hoffe ich, dass sich auch Kreimeiers nicht erfüllt. Doch wir müssen massiv aufpassen und unsere Demokratie und Wirtschaft diesbezüglich stärken.

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Veröffentlicht am 02.11.2023

Stalking

ANGST
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Liebe Leserin, lieber Leser,
Mia ist Schauspielerin und schlägt sich mit kleineren Rollen durch. Um über die Runden zu kommen, lebt sie mit zwei Freunden in einer WG. Zum einen ist da Yvonne, die ihren ...

Liebe Leserin, lieber Leser,
Mia ist Schauspielerin und schlägt sich mit kleineren Rollen durch. Um über die Runden zu kommen, lebt sie mit zwei Freunden in einer WG. Zum einen ist da Yvonne, die ihren Lebensunterhalt damit verdient, leicht bekleidet die ganze Nacht vorm Computer zu sitzen und mit laufender Life-Cam Videospiele zu zocken. Zum anderen ist da Philipp, seines Zeichens Medizinstudent. Zufällig lernt Mia Viktor kennen und lässt sich von ihm auf einen Kaffee einladen, was sich als Abendessen in einem Luxusrestaurant herausstellt. Im Laufe des Abends verliert sie ihren Schlüssel ... und das Drama nimmt seinen Lauf. Der geneigte Leser verfolgt, wie Mia gestalkt wird: Egal, wo sie ist, Viktor ist da oder taucht kurz danach auf. Er ist wie ein Schatten, den sie einfach nicht abschütteln kann. Mia bekommt immer mehr Angst, doch irgendwann hat sie die Nase voll und dreht den Spieß um.

Wie bei seinem Debüt "Als das Böse kam" hat Ivar Leon Menger wieder alle Register gezogen und nimmt den Leser auf eine Achterbahn der Gefühle mit. Wir begleiten Mia durch das Abenteuer und sehen alles durch ihre Augen. Es ist bedrückend, wie sich ihre Angst immer mehr aufbaut, wie die ganze Sache immer rätselhafter wird - bis es zum Break kommt und Mia die Augen geöffnet werden.

Ich habe das Buch sehr gern gelesen, doch muss ich leider sagen: "Als das Böse kam" gefiel mir besser. Nicht viel, aber doch. Und werde ich Ivar Leon Mengers nächsten Thriller auf jeden Fall auch lesen. Hoffentlich haut er ordentlich in die Tasten, damit seine Fans nicht so lange warten müssen.

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Veröffentlicht am 23.09.2023

Die Suche nach der Familiengeschichte

Kajzer
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Liebe Leserin, lieber Leser,

Menachem Kaiser nimmt uns mit auf seine ganz persönliche Odyssee. Seinen Großvater hat er nie kennengelernt und es wurde auch nie viel über ihn gesprochen. Es war in der Familie ...

Liebe Leserin, lieber Leser,

Menachem Kaiser nimmt uns mit auf seine ganz persönliche Odyssee. Seinen Großvater hat er nie kennengelernt und es wurde auch nie viel über ihn gesprochen. Es war in der Familie eigentlich nur bekannt, dass Kaiser sen. als einziger seiner Familie den Holocaust überlebt und von Polen nach Kanada geflohen ist.

Als Menachem beruflich nach Polen musste, kam der Stein ins Rollen. Er fragte seinen Vater, wo sein Großvater eigentlich gelebt hatte und bekam eine Adresse. Menachem fährt hin, in der wagen Hoffnung, eine Verbindung zu seinen Wurzeln aufbauen zu können. Und bei diesem Bestreben wühlt er sich durch ein Dickicht aus Vorschiften, Gesetzen, Missverständnissen, Sprachproblemen (er spricht kein Polnisch, seine Gesprächspartner nicht immer Englisch), immer in der Hoffnung, das Mietshaus seiner Großeltern zurückfordern zu können.

Während dieses jahrelangen, zermürbenden Kampfes lernt Menachem Menschen ganz unterschiedlicher Couleur kennen: Da sind ehemalige Theaterangestellte, aktive Schatzsucher und Forscher, Dolmetscher, Anwälte, Richter ... und ein verschollener Verwandter, dessen Nachkommen und seine Geschichte. Und Menachem stellt sich zunehmend die Frage: Warum mache ich das eigentlich?

Während ich dieses Buch las, stellte auch mir die Frage: Ob ich das auch mache? Die Geschichte meiner Familie erforschen? Von meines Vaters Vaters Familie gibt es einen Stammbaum, der mehrere hundert Jahre zurückreicht, dafür hatte einer seiner Cousins vor zig Jahren gesorgt. Doch Familie ist doch noch größer. Da wäre noch der Stammbaum von Papas Mutter sowie die von den Eltern meiner Mutter. Interessant wäre es sicherlich, mal zu gucken, wer so alles noch dazu gehört und wen man noch aufstöbern könnte und welche Geschichten man aufdecken könnte. Doch dann frage ich mich gleichzeitig: Will ich das wirklich wissen? Was bringt es mir? Und was würde es den Menschen bringen, die vielleicht ganz entfernt zur Familie gehören, aber nichts davon wissen? Wollen sie es wissen?

Du siehst, dieses Buch regt zum Nachdenken an.

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