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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2023

Ungewöhnlich locker und detailreich

Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (Die mörderischen Cunninghams 1)
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Es beginnt mit den 10 Geboten des Detektivromans von Ronald Knox (1929), auf die Ernie Cunningham, Autor von Büchern darüber, wie man Krimis schreibt, immer wieder Bezug nimmt, während er vom ersten Familientreffen ...


Es beginnt mit den 10 Geboten des Detektivromans von Ronald Knox (1929), auf die Ernie Cunningham, Autor von Büchern darüber, wie man Krimis schreibt, immer wieder Bezug nimmt, während er vom ersten Familientreffen seit Jahren erzählt. Die lockere Erzählweise sticht dabei besonders hervor, denn Ernie spricht seine Leserschaft direkt an, gibt auch gerne Aussichten auf den weiteren Handlungsverlauf und nimmt sich dabei selbst nicht so ernst. Ernie ist zwar nicht der Ermittler, hat aber spürbar Freude an seiner Rolle als Krimi-Liebhaber vor Ort und Familienmitglied einer berüchtigten Sippschaft. Außerdem kann er direkt aus dem Nähkästen plaudern. Auch, wenn man von Ernie regelmäßig daran erinnert wird, dass man ein Buch liest, in das er seine Realität niedergeschrieben hat, kann man in die Geschichte eintauchen. Der temporeiche Schreibstil ist voller Feinheiten und gut zu lesen, trotz der zahlreichen Abschweifungen. Ich schätze die realistische Darbietungen und unvorhersehbaren Wendungen. Trotzdem konnte mich das Buch nicht fesseln und wirkte auf mich stark konstruiert und übertrieben, weshalb ich mich bis zur Auflösung bemühen musste, dranzubleiben. Mir war es zu abschweifend, An Klassiker erinnert lediglich der Verweis auf Knox und wenige Details.

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Veröffentlicht am 28.10.2023

Auftakt für Vampirkönigin Mo

Vampirkönigin wider Willen. Fake it till you make it
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Ein über sechshundert Jahre alter Vampir hält die fünfzehnjährige Mo Merrydrew für „die Auserwählte“ und will sie zur Vampirkönigin von Großbritannien machen. Mo ringt damit, wofür sie sich entscheiden ...

Ein über sechshundert Jahre alter Vampir hält die fünfzehnjährige Mo Merrydrew für „die Auserwählte“ und will sie zur Vampirkönigin von Großbritannien machen. Mo ringt damit, wofür sie sich entscheiden soll. Eigentlich hatte sie ganz andere Zukunftspläne und als Vegetarier kommt Blut trinken nicht in Frage, andererseits hätte sie dann den attraktiven Luca als treuen Diener an ihrer Seite und das Mobbing in der Schule würde dann auch der Vergangenheit angehören. Wie wird sie sich entscheiden?

Mo steht als Heldin der Geschichte im Mittelpunkt. Sie ist einfallsreich, ehrgeizig und vernünftig, liebt es, Mini-Muffins zu essen, Pläne zu schmieden und geht am liebsten sachlich an die Dinge heran. Mit ihrer inneren Zerrissenheit und ihrer persönlichen Weiterentwicklung, angesichts der Herausforderungen, lädt sie zum Mitfiebern ein und zeigt eine wendungsreiche und glaubwürdige Charakterentwicklung. Als beste Freundin hebt sich Lou hervor, die immer für Mo da ist und mit Positivität und Engagement auf sie einwirkt. Hier zeigen sich auch die grundlegenden Themen, wie Freundschaft, Mut und Vertrauen. Alle anderen Nebenfiguren bleiben aber eher blass und geheimnisvoll. Die einseitige Handlung fokussiert sich auf Mo, obwohl die Geschichte in der dritten Person geschrieben ist. Der Schreibstil ist leicht und lässt sich durch die kurzen Kapitel zügig lesen. Die Vampire sind angsteinflössend und komödiantisch zugleich. Etwas gruselig wird es trotzdem, aber alles in einem Wohlbühl-Rahmen, der die ernsten Gefahren leicht verdaulich macht. Darunter leidet die unheimliche Stimmung etwas, weshalb es für alle attraktiv ist, die keine Gänsehaut-Momente mögen. Dieser Auftakt kann abgeschlossen für sich allein stehen, aber man darf auf weitere Bände hoffen.

Fazit: Abgesehen von kleinen Schwächen, eine kurzweilige Vampirkomödie für Jugendliche zu Halloween, mit starker, authentischer Hauptfigur und unvorhersehbarer Story.

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Veröffentlicht am 23.09.2023

Wir sind genug

Nie gut genug
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„Wir müssen nichts besser machen und nicht perfekt sein.“ Das klingt in den Ohren eines Perfektionisten völlig haltlos. Grund genug, dieses Buch zu lesen, um hinter die Maske zu blicken.

Autor Thomas ...


„Wir müssen nichts besser machen und nicht perfekt sein.“ Das klingt in den Ohren eines Perfektionisten völlig haltlos. Grund genug, dieses Buch zu lesen, um hinter die Maske zu blicken.

Autor Thomas Curran schreibt von der steigenden Tendenz zum Perfektionismus in der Gesellschaft, dem Drang nach Wachstum, Leistungs- und Konsumzwang und wie wir uns davon befreien, quasi erfolgreich scheitern, ohne noch im Misserfolg nach Selbstoptimierung zu suchen.

„Das Wachstumsdenken gibt vor, dem Misserfolg einen hohen Wert beizumessen, aber in Wahrheit ist genau das Gegenteil der Fall.“

Wie die Befreiung gelingen kann? Radiale (Selbst-) Akzeptanz ist der Schlüssel. Ganz klar, positives Denken ist hier nicht ausreichend, anders mit Fehlschlägen umgehen schon. Die Ursache für den abwertenden Antreiber in uns, sieht der Autor im Außen - in „kulturell bedingten Vorstellungen“. Einfluss darauf zu nehmen, ist außerhalb der eigenen Möglichkeiten. Mit seinem Buch zielt Thomas Curran darauf ab, mit dieser Einsicht bereits Teil der Lösung zu sein. Wissen ist Macht!

Bei mir hat das ein paar Dinge angestoßen und mir verdeutlicht, wo ich nochmal ran muss. Perfektionismus kriecht in jeden Lebensbereich, wenn man nicht aufpasst. Der angenehme sachlich kompetente, ehrliche und bedachte Schreibstil hat mir gut gefallen.

Thomas Curran gibt gerade zum Ende hin Hoffnung, sich dem zu stellen, ohne sich etwas anzumaßen. Dabei werden, beim aufmerksamen Lesen, auch Lösungsansätze vorgestellt! Hier hätte ich mich jedoch über eine anschauliche Übersicht gefreut. Wer sich eine umfassende Sicht auf die Dinge erhofft, die zum Umdenken animieren, sollte unbedingt dieses Buch lesen. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Mission Impossible

Kleine Probleme
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Es ist Freitag, der 31. Dezember und das Unerledigte soll nicht mit, ins neue, aufgeräumte Jahr. Dreizehn Stichpunkte stehen auf Lars „Zu erledigen“-Liste, für die er weniger als zehn Stunden übrig hat. ...

Es ist Freitag, der 31. Dezember und das Unerledigte soll nicht mit, ins neue, aufgeräumte Jahr. Dreizehn Stichpunkte stehen auf Lars „Zu erledigen“-Liste, für die er weniger als zehn Stunden übrig hat. Jedem der Punkte ist ein Kapitel gewidmet oder auch Zwei. Einiges davon scheint machbar, anderes ambitioniert, ähnlich den Vorsätzen für das neue Jahr und manches scheint unmöglich zu schaffen. Lars guckt kritisch, ja, beinahe vernichtend auf sein Leben, von dem er sich ein anderes wünschen würde, mit einem besseren Ich, einem Ich, das tut, was es sich vornimmt und das Leben nicht auf später verschiebt. Dabei erinnert sich der neunundvierzigjährige Ich-Erzähler an seine Kinder, seine Frau Johanna, ihre Stimme in seinem Kopf und es ist faszinierend, wie Nele Pollatschek philosophisch abschweift, wenn es darum geht, zu putzen oder ein Bett zusammenzubauen. Galante Übergänge berichten davon, das Unmögliche zu schaffen und nicht aufzugeben - und immer schwingt der Stolz mit, am Ende einen Hacken auf der To-do-Liste setzten zu können.

Das Leben und all die unerledigten Sachen. Nele Pollatschek geht der Tragik des Lebens auf humorvolle Weise nach und erzählt vom Sich-neu-erfinden und Alles-beim-Alten lassen, vom Nicht-Hinschauen, vom Alles-oder-nichts-Denken, der Liebe zu Listen, Überforderung, Aufschieberei und der Sehnsucht nach Ordnung, Freiheit und erreichten Zielen. Beim Lesen wechselte mein Gemüt zwischen Bewunderung, für das gekonnte Einfangen des „Vieldenkers“, für das eigene Wiedererkennen und innerliche Kopfnicken, die vielen lustigen Szenen (Nudelsalat, Vater anrufen) und zwischen Überdruss, bei all den Pleumeln, Plodden, Knülpen und Niezen, der Anstrengung, den endlosen Sätzen, da hatte ich manchmal keine Lust mehr, ähnlich wie Lars, der beim fünften Punkt auf der Liste (Geschenke einpacken) am liebsten die Geschichte beenden wollte. Doch ich hatte Mitgefühl für Lars, deren Frau Abstand brauchte, der depressive Gedanken brütet, nach Hilfe schreit, den Druck braucht, um anzufangen. Da steckt eben auch ganz viel Wahrheit drin, ganz viel lockere Schreibkunst, einfach die gute Unterhaltung des Zerdenkens, Weiterschweifens und Umdenkens.

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Beziehungen auf Augenhöhe führen

Ent-Eltert euch!
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In diesem Ratgeber geht es darum, sich weiterzuentwickeln und eine emotional distanzierte, aber gleichzeitig mitfühlende Position einzunehmen, was einen respektvollen und klaren Umgang (mit den Eltern) ...


In diesem Ratgeber geht es darum, sich weiterzuentwickeln und eine emotional distanzierte, aber gleichzeitig mitfühlende Position einzunehmen, was einen respektvollen und klaren Umgang (mit den Eltern) möglich machen könnte. Zugehörige Themen wie Selbstführsorge oder Ängste werden dabei nur angedeutet. Deshalb hilft der Ratgeber vor allem, einen guten Überblick zu erhalten, da alles verständlich und nachvollziehbar erklärt wird. Die wichtigsten Ansätze werden deutlich und neben den ersten Aha-Momenten, erhält man zudem einiges zum Nachdenken. Durch die vielen (konstruierten) Fallbeispiele, machte der Ratgeber einen sehr praktischen Eindruck. Tatsächlich ist das ganze Thema aber so komplex und anspruchsvoll, dass es nicht leicht ist, nach der Lektüre tatsächlich in den aktiven Prozess überzugehen - zumal die häufigsten familiären Dynamiken betrachtet werden, aber eben auch nicht alle. Insgesamt ist es auch eine aufwühlende Thematik, für die man sich bereit fühlen sollte.

Interessant waren die (konstruierten, aber authentischen) Dialoge zwischen Kind und Mutter oder Vater, und die Entwicklung vom Ist-Zustand zum Besseren. Hilfreich fand ich, das eigene Kreisgefühl zu visualisieren (um Grenzen zu erkennen) und die vorgestellten Mittel zur Selbstregulierung. Besonders die erzeugten Bilder prägen sich gut ein, wie die Leiter hoch- oder runterzusteigen, den eigenen Garten oder andere Visualisierungen. Etwas unglücklich fand ich, die Zerteilung der Fallbeispiele, die erst im abschließenden Kapitel mit Handlungsalternativen noch einmal aufgegriffen werden und (für mich) viel zu knapp ausgefallen sind.

Fazit: “Ent-Eltert euch!" macht Hoffnung und Mut, dranzubleiben, zu sich selbst zu stehen und bietet Impulse für bewusste Gestaltungsmöglichkeiten von (elterlichen) Beziehungen. Wer hier Handlungsbedarf sieht, für den könnte sich ein Blick ins Buch lohnen, um mehr darüber zu erfahren. Wer sich bei den Fallbeispielen wiedererkennt, könnte sehr davon profitieren.

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