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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.04.2024

Ein solider und ruhiger Thriller

Never Safe - Wann wirst du sicher sein?
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„Never Safe – Wann wirst du sicher sein?“ beginnt sofort spannungsvoll. Ich lerne die Protagonistin Kara als siebenjähriges Mädchen kennen. Das erste Kapitel bildet die Grundlage für diesen Thriller und ...

„Never Safe – Wann wirst du sicher sein?“ beginnt sofort spannungsvoll. Ich lerne die Protagonistin Kara als siebenjähriges Mädchen kennen. Das erste Kapitel bildet die Grundlage für diesen Thriller und mithilfe des personalen Erzählers begleite ich das Mädchen durch einen wachsenden realen Albtraum. Es ist so packend geschrieben, dass ich das Adrenalin durch meine Adern rauschen höre.
Im nächsten Kapitel gibt es einen Schnitt von zwanzig Jahren. Kara ist mittlerweile eine Erwachsene und emotional ein Wrack. Die Weihnachtsfeiertage stehen vor der Tür, ein Graus für Kara. Denn an Weihnachten wurde fast ihre ganze Familie getötet. Mit Ausnahme ihres Halbbruders Jonas, der für die Morde verurteilt wurde, und ihrer Halbschwester Marlie, die seitdem Massaker spurlos verschwunden ist.

In der Gegenwart werden mehrere Charaktere eingeführt, die auch durch den personalen Erzähler intensiv begleitet werden. Normalerweise mag ich solche Perspektivwechsel sehr gerne, doch hier fand ich sie irgendwann sehr ermüdend. Der Grund dafür ist recht einfach. Ständig werden die Ereignisse von damals immer wieder durchgekaut. Wir erinnern uns: Ich durfte von Beginn dabei sein, auch wenn ich dabei nur Karas Perspektive kenne. Der Lesende muss also keine Angst haben, irgendwelche Details zu vergessen, denn Lisa Jackson lässt sie diese durch die Charaktere bis zum Überdruss wiederholen.
Zudem beginnt es mich tierisch zu nerven, dass die Figuren ständig ihr Köpfe schütteln. Generell ist die Ausarbeitung der Figuren eher blass. Ich kann zu keinem Charakter eine richtige Beziehung aufbauen. Auch die Weiterentwicklung einzelner Personen, insbesondere von Kara, findet leider auch nicht statt. Alles bleibt recht eindimensional und farblos.

Nach dem ersten Kapitel von „Never Safe – Wann wirst du sicher sein?“ will die Spannung nicht mehr so richtig aufkommen. Gelegentlich flammt sie auf, wenn kleine Handlungswendungen eingestreut werden und sich die Frage stellt, ob Jonas wirklich der Mörder der Familie McIntyre ist. Plötzlich wird dieser aus der Haft entlassen und seltsame Ereignisse nehmen ihren Lauf. Es könnte wirklich so toll sein, der Handlungskern verspricht so viel packende und überraschende Richtungsänderungen, doch sie werden gnadenlos durch zielloses Füllmaterial und Wiederholungen zunichtegemacht.
Weglegen mag ich „Never Safe – Wann wirst du sicher sein?“ dennoch nicht, schließlich möchte ich doch wissen, was wirklich damals geschehen ist.

So wechsele ich auf die Hörbuchversion. Manchmal hilft mir das, denn die Sprechenden schaffen es oft mehr Dynamik und Leben in eine Geschichte zu sprechen. Katja Pilaski gibt sich wirklich große Mühe, den Inhalt an mich zu transportieren. Leider komme ich mit ihrer Sprechweise nur bedingt gut klar. Manche Sätze betont sie für mein Empfinden so seltsam, dass ich immer wieder aus den Hörfluss komme. Auch die Darstellungen der unterschiedlichen Personen durch Veränderung der Stimme gelingt nur bedingt. Ich kann es mir aber ganz gut zusammenreimen, wer gerade spricht.
Durch das Hörbuch wird mir erst so richtig bewusst, dass das erzählerische Tempo einfach zu langsam für einen packenden Thriller ist. Dennoch ist der Schreibstil flüssig und an den richtigen Stellen so bildlich, dass ich durchaus Kopfkino habe.

Das Finale will bei mir nicht so recht zünden. Hier setzt die Autorin gefühlt alles auf eine Karte und lässt zum einen den Zufall eine Rolle spielen, zum anderen aber auch die perfide Planung der Gegenseite. Leider kann mich der Showdown nicht so mitreißen, wie ich es mir gewünscht habe. Ich finde die Auflösung zwar wenig überraschend, dafür aber interessant. Manches ist nicht ganz so plausibel ausgearbeitet, aber dafür hat Lisa Jackson einen praktischen Kniff angewendet, sodass ich ihr das nicht negativ auslegen kann. Das Ende ist ein bisschen zu Hollywood-happy geworden, aber ja, ein netter Abschluss zum Buch.

Fazit:
„Never Safe – Wann wirst du sicher sein?“ hätte an manchen Stellen gern gekürzt sein dürfen, dann wäre es eine richtig spannende Lektüre gewesen. Insgesamt ein solides Buch.

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Veröffentlicht am 14.11.2023

Kurzweilige Unterhaltung

Das Verhängnis
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„Das Verhängnis“ startet für meinen Geschmack ein bisschen zu gemütlich. Am Anfang galoppieren meine Gedanken in alle möglichen Richtungen und ich habe unendlich viele Vermutungen, wie sich diese Geschichte ...

„Das Verhängnis“ startet für meinen Geschmack ein bisschen zu gemütlich. Am Anfang galoppieren meine Gedanken in alle möglichen Richtungen und ich habe unendlich viele Vermutungen, wie sich diese Geschichte entwickeln könnte. Doch Joy Fielding bremst mich rasch aus und diktiert mir ihren langsamen Handlungsaufbau auf.
Die ganze Zeit schwingt ein latent aggressiver Unterton in der Geschichte mit. Das drohende Unheil ist vom ersten Augenblick spürbar und durch den teilweise sehr kühlen und distanzierten Sprechstil von Hansi Jochmann fühle ich Beklemmung in mir aufsteigen. Besonders rasend vor Wut machen mich die detailliert geschilderten Szenen von häuslicher Gewalt. Es ist schwer dabei zuzuhören, wie Suzy von ihrem Ehemann misshandelt wird. Am liebsten mag ich einschreiten und ihr zur Seite stehen. Doch spätestens da wird mir klar, welche Richtung „Das Verhängnis“ nehmen wird.

Der personale Erzähler führt durch die Ereignisse, ermöglicht jedoch viele Perspektivwechsel. So gewinne ich einen größeren Überblick. Manchmal fällt es mir schwer, im Hörbuch dem Wechsel zu folgen, sodass ich kurzzeitig irritiert bin. Das legt sich aber recht schnell.
Der Handlungsaufbau ist schlüssig und gut durchdacht. Dennoch fehlt mir der Spannungsanstieg, was aber möglicherweise an der Sprecherin liegt. Sie ist mir viel zu oft zu distanziert, auch wenn sie versucht, gerade bei wörtlichen Reden die aufkommende Emotionalität der Figuren widerzuspiegeln. Trotzdem erreicht mich die Geschichte nicht völlig. Auch zu den Figuren kann ich keinen richtigen Zugang finden. Großes Mitleid habe ich zwar mit Suzy und Will, aus unterschiedlichen Gründen, aber das reicht nicht, um besonders mit ihnen mitzufiebern und mitzuleiden.
Generell habe ich den Eindruck, dass sich Joy Fielding ein wenig zu sehr in der Charakter- und Beziehungsbeschreibungen verzettelt. Dadurch erhält die Story noch mehr Längen und bremst die Spannungskurve ordentlich aus.

Vielleicht würde mir „Das Verhängnis“ besser gefallen, wenn ich es selber lesen würde. Doch dazu kann ich mich einfach nicht aufraffen, weil mich die Story nicht so sehr packt. Ich möchte zwar wissen, wie sich das Ganze weiterentwickelt und warte nebenbei verzweifelt auf einen packenden Showdown.
Dieser startet völlig unverhofft, verwirrt mich kurz und dann stelle ich fest, dass er doch nicht so überraschend ist wie gedacht. Denn der Klappentext verrät leider viel zu viel, was blöd ist, da ich ganz andere Erwartungen im Vorfeld an „Das Verhängnis“ hatte.
Einzig die Wendung ganz am Ende hat mich dann doch verblüfft. Sie hat sich angedeutet, schon länger, aber ich habe mich so von der Handlung einlullen lassen, dass ich nicht weiter über diesen Punkt nachgedacht habe.

„Das Verhängnis“ ist gutgeschrieben, keine Frage. Es gibt keine Logiklöcher und auch der Aufbau ist an sich schlüssig durchdacht. Nur die Umsetzung gefällt mir nur mäßig. Aber wie oben schon betont, es kann auch an der distanzierten Art von Hansi Jochmann liegen, dass mich die Story nicht richtig gefangen nehmen kann. Der Spannungsbogen ist flach, die Geschichte dennoch interessant umgesetzt. Es ist ein Roman, bei dem ich nicht viel nachdenken muss und das ganze entspannt an mir vorbei plätschern kann.

Fazit:
„Das Verhängnis“ beginnt mit einem flachen Witz und endet mit einem vorhersehbaren Drama. Für nebenbei lohnt sich das Buch auf jeden Fall, es ist insgesamt unterhaltsam und kann mich besonders bei der häuslichen Gewalt emotional gut abholen.

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Veröffentlicht am 30.08.2023

Desperate Housewives trifft auf Cluedo

One of the Girls
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„One of the Girls“ startet gemütlich. Zu Beginn gibt es ein kleines kursivgedrucktes Kapitel, welches sich wie ein Tagebucheintrag liest und andeutet, dass auf den bevorstehenden Junggesellinnen-Kurzurlaub ...

„One of the Girls“ startet gemütlich. Zu Beginn gibt es ein kleines kursivgedrucktes Kapitel, welches sich wie ein Tagebucheintrag liest und andeutet, dass auf den bevorstehenden Junggesellinnen-Kurzurlaub etwas Dramatisches passieren wird. Auch wird dies mit kleinen Details aufgewertet, die mich dazu animieren, während des Lesens immer mal wieder danach Ausschau zu halten, um herauszufinden, wer denn später als Leiche enden würde.
Diese kursivgedruckte Sequenz wird zwischendurch immer mal wieder eingestreut, stets mit neuem Inhalt und weiteren kleinen Hinweisen. Das erzeugt Spannung, die sonst aber für meinen Geschmack eher spärlich gesät ist.

Die Einführung der Charaktere finde ich smart. Alles passiert in der Ist-Situation und mit kleineren Rückblicken werden mir die sechs Hauptfiguren vorgestellt. Die Besonderheit ist, dass der personale Erzähler je Kapitel eine andere Frau in den Fokus rückt, sodass die wechselnden Perspektiven angenehm lesbar sind. Zudem ermöglicht der Erzähler einen Blick auf die Gefühls- und Gedankenwelt der sechs Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Obwohl sich Lucy Clarke viel Mühe gegeben und sich Zeit gelassen hat, die Charaktere bildlich darzustellen, so bleiben sie für mich farblos. Bis auf Bella, die mich mit ihrer Art unwahrscheinlich nervt, berührt mich keine Frau wirklich.
Generell braucht die Geschichte rund um „One of the Girls“ lange, um sich zu entfalten.

Lucy Clarke will möglichst viele Details zu ihren Charakteren unterbringen, was zwar einen tiefen Blick in die einzelne Figurenbildung ermöglicht, mich dennoch nicht erreicht. Auch das Geschehen plätschert fröhlich vor sich hin. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich was anderes erwartet habe. Es passiert nichts Schauerliches, es fließt kein Blut in Strömen, es eskaliert nichts in völlig dramatischen Szenen.
Stattdessen versuchen sich fünf Frauen, die sich teilweise noch gar nicht kennen, für die zukünftige Braut Lexi zusammenzureißen. Die kleinen Dramen unter den Frauen sind unterhaltsam und auch die Frage, wer verbirgt etwas, lockt mich zum Miträtseln. Aber unterm Strich ist es mir einfach zu wenig echte Spannung.

Die einzelnen Kapitel werden in unterschiedliche Wochentage untergliedert, sodass ich immer genau weiß, an welchem Tag die Ereignisse stattfinden. Mit jedem Tag, der vergeht, zieht die Geschichte rund um die sechs Damen etwas an. Immer mehr Geheimnisse werden angedeutet und kommen ans Licht. Immer wenn ich denke, ein gutes Gesamtbild zu haben, setzt eine neue Wendung ein, die es zerstört. Ach, es könnte so gut sein, wenn doch mehr passieren würde.
Sogar das unglaublich schön beschriebene Setting der kleinen griechischen Insel Aegos gefällt mir. Es weckt die Sehnsucht nach Urlaub, nach Sonne, Meer und Entspannung. Letzteres ist das Buch definitiv. Entspannend. Es ist beinahe beschaulich, wenn ich die kleinen Sticheleien unter den Frauen ignorieren würde.

Es braucht fast 300 Seiten, bis ich endlich auf meine Kosten komme. Die Spannung steigt sprungartig an, fesselt mich an die Handlung und ich kann es kaum erwarten, den Showdown zu erleben. Dieser kommt mit einer großen Überraschung, die mich kurzzeitig stutzen lässt. Könnte das wirklich so sein?
Ich will wissen, wie es endet und lege das Buch nicht mehr aus der Hand.
Das Ende wiederum enttäuscht mich. Es fegt das Adrenalin fort und katapultiert mich von 100 zurück auf gemütlich. Es ist nett gemacht, ja, aber ich hätte es zu meinem Leseglück nicht gebraucht.

Fazit:
Wer einen unterhaltsamen Spannungsroman mit sechs unterschiedlichen Frauen mit Urlaubsfeeling lesen möchte, wird hier gute Unterhaltung finden. Das Lüften der Geheimnisse sorgt für interessante Wendungen und ein flottes Lesen.

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Veröffentlicht am 23.01.2023

Eher eine leichte Unterhaltung

Fake – Wer soll dir jetzt noch glauben?
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Das recht schlichte Cover gefällt mir gut. Es ist stimmig zum Inhalt, denn es dreht sich im Kern um die Frage, ob das, was wir lesen, Fakt oder doch eher Fake ist.
Der Einstieg beginnt mit häuslicher Gewalt ...

Das recht schlichte Cover gefällt mir gut. Es ist stimmig zum Inhalt, denn es dreht sich im Kern um die Frage, ob das, was wir lesen, Fakt oder doch eher Fake ist.
Der Einstieg beginnt mit häuslicher Gewalt und ist ziemlich intensiv beschrieben. Ich spüre sofort einen Knoten im Bauch und finde die Szenerie wahrlich erschreckend. Wie der Prolog jedoch zu den kommenden Ereignissen passt, wird lange Zeit ein Mysterium für mich bleiben. Er sorgt zwar für Spekulationen auf meiner Seite, aber im Verlauf verliere ich ihn beinahe aus den Augen.

Der Schreibstil ist einfach, dafür prägnant und ermöglicht mir ein flottes Lesen. Ich komme ziemlich schnell voran, doch die Spannung entwickelt sich nicht mit. Sie bleibt eher moderat bis bedeckt und anfangs hege ich die Hoffnung, dass es an der Einführung der Geschichte liegt.
Der Kniff mit der Erzählperspektive gefällt mir, denn ich lerne die Hauptfigur Patrick kennen, der gleichzeitig als Ich- und personaler Erzähler fungiert. Diese interessante Mixtur sorgt dafür, dass ich auf das Kommende neugierig gemacht werde, auf der anderen Seite aber nur alles aus Patricks Sicht erfahre. Das nötigt mich, ihm zu vertrauen. Denn ich erfahre nur, was er denkt, fühlt und erlebt. Schon hier kann ich nicht entscheiden, was ist echt und was gelogen?

Patrick selbst ist eine Figur, mit der ich kaum warm werde. Seine Naivität und sein Verhalten, während sich die Verdachtsmomente gegen ihn häufen, sind so unverständlich, dass ich oft einfach nur den Kopf schütteln muss. Auf der anderen Seite ist seine Verzweiflung darüber, dass ihn immer weniger Menschen glauben berührend. Nur handelt er meist nicht danach, was es wieder schwer greifbar für mich macht.

Ein Logikfehler reißt mich kurzzeitig aus der Handlung, sodass ich mich erst wieder sammeln muss. Doch ich finde nicht so recht in die Story rein, denn viele Entwicklungen bei „Fake“ sind vorhersehbar für mich und dämpfen die ohnehin schon recht magere Spannung erheblich. An sich ist die Unterhaltung gut, aber das Gelesene tangiert mich nicht und ich fühle mich mehr als entfernte Betrachterin, statt mitten dabei zu sein.

Die Dynamik von „Fake“ ändert sich erst im letzten Drittel, als ein neues Erzählelement hinzukommt. Nun ist es möglich, einen größeren Überblick zu erhalten. Das belebt „Fake“ und ich habe keine Idee, wie der Autor diese doch recht verzwickte Situation logisch auflösen möchte.
Das Ende ist überraschend, reißt mich aber leider nicht vom Hocker. Erwartet hatte ich ein feines Psychospiel mit vielen Thriller-Elementen, bekommen habe ich aus meiner Sicht lediglich einen Unterhaltungsroman. „Fake“ ist eine nette Geschichte, mehr nicht. Zum Fan von Arno Strobels Werken macht mich das Buch leider nicht, aber ich werde einem anderen Werk von ihm noch eine Chance geben.

Fazit:
„Fake“ ist für mich eine solide Geschichte, die mit einer spannenden Thematik hätte mehr Angst bei mir schüren dürfen. So hatte ich aber eher eine leichte Unterhaltung, die jedoch interessant zu lesen war.

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Veröffentlicht am 31.10.2022

Informationsüberflutung

Die Welt kippt
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„Die Welt kippt“ ist ein Roman, der erschreckend realistische Grundzüge in sich trägt. Heiko von Tschischwitz kennt sich im Bereich Klimaschutz und erneuerbarer Energien bestens aus. Das ist auf jeder ...

„Die Welt kippt“ ist ein Roman, der erschreckend realistische Grundzüge in sich trägt. Heiko von Tschischwitz kennt sich im Bereich Klimaschutz und erneuerbarer Energien bestens aus. Das ist auf jeder einzelnen Seite spürbar und auch, dass die Überlegungen, die hinter den Handlungen in diesem Gesellschaftsroman stehen, nicht den Teufel an die Wand malen wollen. Sondern eine Möglichkeit abbilden, wie sich in naher Zukunft unser Leben verändern könnte und wie der tatsächliche Stand der Klimakrise ist.

„Die Welt kippt“ vereint unglaublich viel Wissen aus unterschiedlichsten Bereichen und vermengt sie zu einem Klimaroman, der uns alle etwas angeht. Heiko von Tschischwitz beleuchtet nicht nur unterschiedliche politische Themen und damit einhergehende gegensätzliche Wertmaßstäbe, sondern auch, welche Auswirkungen die allgemeine Erhöhung der Erderwärmung für uns und unseren Planeten hat. Gleichzeitig erschafft der Autor eine Idee, wie der Menschheit Vollendendes bewusst gemacht werden kann, dass es einen richtig dringenden Handlungsbedarf gibt. Gleichzeitig wird eine Lösung angeboten, die mich nachdenklich stimmt.

Wahrheit und Fiktion verschwimmen in „Die Welt kippt“ zu einer sehr realistischen Möglichkeit, wie die Entwicklung der aktuellen Klimakrise aussehen könnte, und spielt in den Jahren von 2024 bis 2028. Dabei lässt der Autor regelmäßig Charaktere aufeinanderprallen, die grundsätzlich verschiedene Ansichten zu ein und demselben Problem haben. Durch die darauffolgenden Dialoge gelingt es Heiko von Tschischwitz sämtliche Seiten so zu beleuchten, dass sowohl Vor- als auch die Nachteile der jeweiligen Überzeugung zum Vorschein kommen. Ich habe das im Verlauf des Lesens immer wieder bewundert und dennoch für mich ist das einfach viel zu viel wissenschaftlich. Mit dem Thema kenne ich mich einfach zu wenig aus, um dem Geschehen rasch folgen zu können. Ich musste häufige Lesepausen machen, um das Gelesene verarbeiten und auch verstehen zu können.

Der Aufbau von „Die Welt kippt“ ist hochkomplex. Das macht sich auch in den einzelnen Kapiteln bemerkbar, die unterschiedlich lang sind, aber zu Beginn immer mit der Angabe von Ort, Datum und gelegentlich auch der Zeit, an der die kommenden Handlungen spielen wird, angeben sind. Das macht es mit leicht, zumindest geografisch den Überblick zu behalten. Inhaltlich ist dies aber deutlich schwieriger, da es oftmals wechselnde Perspektiven innerhalb der Kapitel gibt, was bei der Vielzahl an auftauchenden Charakteren manchmal eine echte Herausforderung ist. Manche davon haben kurze Gastauftritte, anderen wiederum begegne ich häufiger. Eine richtige Beziehung kann ich jedoch zu niemanden richtig aufbauen, obwohl die Charaktere authentisch und tiefschichtig gestaltet sind. Auf mich wirken vor allem die Hauptfiguren nicht nahbar genug. Irgendwie gelingt es mir auch nicht mitzufiebern. Stattdessen sauge ich alle Informationen und Gedankenspiele in mich auf und versuche sie zu verarbeiten. Ja, das Thema ist brandaktuell und äußerst wichtig. Deshalb kann ich auch nicht traurig darüber sein, dass mich das Buch nicht wirklich unterhält. Stattdessen regt es mich zum Nach- und Umdenken an.

Fazit:
Ein wichtiges Buch, um die drohende Klimaerwärmung zu verstehen und zu begreifen, dass wir endlich handeln müssen. Wer hier allerdings auf einen spannungsvollen Unterhaltungsroman hofft, sollte sich schon ziemlich gut in der Materie auskennen, ansonsten droht eine Reizüberflutung an wissenschaftlichen Informationen und realistischen Möglichkeiten der Krise wirkungsvoll entgegenzutreten.

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