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Veröffentlicht am 23.11.2023

Lebendiger Alltag in einer Tierarztpraxis, aber wenig gefällige Figuren mit miesepetriger Stimmung

Dann muss es Liebe sein
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Tierärztin Maz Harwood ist von London in das beschauliche Talyton St. George gezogen und führt dort gemeinsam mit ihrer Freundin Emma die Kleintierarztpraxis Otter House. Emmas sehnlichster Wunsch ist ...

Tierärztin Maz Harwood ist von London in das beschauliche Talyton St. George gezogen und führt dort gemeinsam mit ihrer Freundin Emma die Kleintierarztpraxis Otter House. Emmas sehnlichster Wunsch ist es Mutter zu werden und nach vielen vergeblichen Versuchen ist sie nun schwanger, weshalb sie sich aus der Praxis zurückzieht. Als Vertretung wird Dawn, ein Tierarzt aus Australien eingestellt. Bei den Frauchen kommt der attraktive junge Mann sehr gut an, den Tieren gegenüber ist er jedoch häufig weniger sorgsam. Als Emma zur Bewältigung eines Schicksalsschlag dauerhaft ausfällt, droht Maz die Arbeit in der Praxis über den Kopf zu wachsen. Und dann erhält sie auch noch eine Nachricht, mit der sie nicht umgehen kann und die nicht nur ihre Freundschaft zu Emma, sondern auch ihre Beziehung zu Alex auf eine harte Probe stellt.

"Dann muss es Liebe sein" ist der zweite Band um die Tierarztpraxis Otter House in Talyton St. George. Auch wenn sich die Geschichte unabhängig von Band 1 lesen lässt, empfiehlt es sich die Reihenfolge einzuhalten, um mehr Nähe zu den Hauptfiguren zu schaffen, die mir ohne Vorkenntnisse fremd geblieben sind. Maz und Emma haben beide Seiten an sich, die sie nicht unbedingt sympathisch machen. Vor dem Hintergrund der Schwierigkeiten, die für einschneidende Folgen für ihre Leben haben, kann man den Egoismus und das Unverständnis für die jeweils andere aber zumindest einordnen.
Diese Missstimmung erwartet man in Anbetracht des blumigen Covers und der fröhlichen Devise "Raus den High Heels, rein in die Gummistiefel" allerdings nicht. Traurige Ereignisse reihen sich aneinander und viele trotzige Verhaltensweisen, genauso wie Handlungen, die das Tierwohl gefährden, kann man nicht gutheißen. Von Freundschaft, Zusammenhalt und Verantwortungsbewusstsein ist wenig zu spüren.

Der Praxisalltag ist lebendig und turbulent dargestellt. Die persönlichen Probleme sind dagegen oberflächlich erzählt. So manch entscheidender Sinneswandel ist viel zu kurzgefasst und deshalb wenig verständlich. Auch werden manche Handlungsstränge nicht zu Ende erzählt, weshalb am Schluss Fragen offen bleiben, die vermutlich im Folgeband wieder aufgegriffen werden.
Der Roman kann aufgrund von Längen bei medizinischen Behandlung und des retardierenden Babythemas nicht durchgängig fesseln, zumal die Charaktere wenig gefällig sind.

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Veröffentlicht am 19.11.2023

Eine besondere Schwesternbeziehung, der Wunsch nach Bildung und der Kampf nach Freiheit und Gleichheit - langatmig und mit zu vielen Themen überfrachtet, die nicht in die nötige Tiefe gehen konnten.

Die Buchbinderin von Oxford
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Die Zwillingsschwestern Maude und Peggy Jones leben seit dem Tod ihrer Mutter alleine auf einem Hausboot in Oxford. Beide arbeiten sie in der Buchbinderei der Universitätsbibliothek. Während Maude mit ...

Die Zwillingsschwestern Maude und Peggy Jones leben seit dem Tod ihrer Mutter alleine auf einem Hausboot in Oxford. Beide arbeiten sie in der Buchbinderei der Universitätsbibliothek. Während Maude mit der Gleichförmigkeit des Faltens von Buchseiten zufrieden ist, möchte Peggy mehr als nur mit ihren Händen arbeiten und fühlt sich durch ihre Schwester beschränkt und unfrei, da die einfache Maude auf ihre Unterstützung angewiesen ist.
Als der Krieg im Jahr 1914 ausbricht und Flüchtlinge und verletzte Soldaten aus Belgien nach England kommen, engagiert sich Peggy als Vorleserin und Briefeschreiberin. Dabei lernt sie den schwer verletzten belgischen Soldaten Bastiaan kennen und verliebt sich in ihn, träumt jedoch weiterhin davon, Bücher nicht nur zu falten sondern auch zu studieren.

"Die Buchbinderin von Oxford" kann unabhängig von "Die Sammlerin der verlorenen Wörter" gelesen werden, dennoch sind die beiden Bücher mit einander verbunden, hat doch Peggy geholfen, das Wörterbuch mit Esmes gesammelten Worten zu drucken.
Neben dem Handwerk des Buchbindens handelt der Roman von den grausamen Folgen des Ersten Weltkriegs und der Stärke der Frauen, die zu diesen schweren Zeiten Verantwortung übernehmen, hart arbeiten und sich mit großer Fürsorge um andere kümmern.

So wie sich Peggy bei ihrer Tätigkeit in der Buchbinderei bisweilen langweilt, ist auch die Handlung zu Beginn gleichförmig und monoton. Es ereignet sich schlicht nicht viel und die sehr ruhige Erzählweise trägt auch nicht zu mehr Spannung bei.

Abgesehen von Büchern rückt der Roman die Frauen und ihre Rolle in der Gesellschaft in den Vordergrund. Frauen möchten politisch mitbestimmen, wählen dürfen und das unabhängig von ihrer sozialen Stellung oder ihres Vermögens. Peggy begehrt einen Zugang zu Bildung, möchte studieren, jedoch auch geliebt werden und das Versprechen an ihre Mutter einhalten, für ihre Schwester da zu sein. Ihre Ambitionen, Sehnsüchte und Verpflichtungen scheinen miteinander unvereinbar.

Gerade zu Beginn war mir der monotone Alltag von Peggy zu detailliert beschrieben und auch im weiteren Verlauf konnte mich die sich so langsam entwickelnde Geschichte trotz der gewichtigen Themen, die eigentlich eine leidenschaftliche Auseinandersetzung rechtfertigen, nicht fesseln. Der Kampf um Gleichberechtigung, Freiheit und Bildung wie die besondere Schwesternbeziehung und die gegenseitige Abhängigkeit waren mir zu leidenschaftslos dargestellt. Auch die Romanze zwischen Peggy und Bastiaan blieb sehr zurückhaltend. Insgesamt wurden in den Roman mit der Rolle der Frau, Frauenwahlrecht, Klassenunterschiede, Erster Weltkrieg, Trauma, Verwundungen, Spanische Grippe, Bildung, Selbstentfaltung, Verantwortung und Liebe zu viele Sachverhalte in das Leben der nach mehr gierenden Buchbinderin gepackt, die nicht in der nötigen Tiefe verarbeitet werden konnten.

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Veröffentlicht am 05.11.2023

Viel zu detailliert geschilderte Geschichte, die enttäuschend belanglos endet. Spannung setzte nach einem langatmigen Beginn erst nach über 500 Seiten ein.

Die letzte Spur
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Elaine Dawson ist zur Hochzeit einer Freundin nach Gibraltar eingeladen, kommt jedoch aufgrund eines gestrichenen Fluges nie dort an. Ein Mann, dem sie auf dem Flughafen London-Heathrow in die Arme gelaufen ...

Elaine Dawson ist zur Hochzeit einer Freundin nach Gibraltar eingeladen, kommt jedoch aufgrund eines gestrichenen Fluges nie dort an. Ein Mann, dem sie auf dem Flughafen London-Heathrow in die Arme gelaufen war, nahm sich ihrer an und ließ sie bei sich übernachten. Angeblich brachte er sie am nächsten Morgen noch zur U-Bahn, doch Elaine blieb verschollen. Ein Verbrechen konnte Marc Reeve nicht nachgewiesen werden, die polizeilichen Ermittlungen wurden bald eingestellt.
Fünf Jahre später soll Rosanna Hamilton eine Serie über Vermisstenfälle schreiben. Sie ist Journalistin und gleichzeitig die Freundin, zu deren Hochzeit Elaine nicht erschienen ist. Aus Schuldgefühlen und journalistischem Ehrgeiz und weil sie ihre Heimat London vermisst, reist sie nach England, wo sie auf Hinweise stößt, dass Elaine untergetaucht ist. Zusammen mit Marc Reeve begibt sie sich auf die Suche nach der alten Freundin, wodurch mehr Staub aufgewirbelt wird, als sie vermutet hätte - beruflich und privat.

"Die letzte Spur" ist kein klassischer Kriminalroman, denn die Ermittlungen der Polizei spielen in diesem Cold Case keine wesentliche Rolle. Ausgangspunkt ist die Journalistin Rosanna Hamilton und ihre Recherchen fünf Jahre nach dem Verschwinden ihrer Bekannten, für das sie sich verantwortlich fühlt. Ob Elaine Opfer eines Verbrechens geworden ist oder freiwillig einen Ausstieg aus ihrem trostlosen Leben gewählt hat, um irgendwo neu anzufangen, ist unklar. Für beide Szenearien gibt es Theorien und Spekulationen.

Der Roman ist aus der Sicht diverser Personen geschildert, die in kurzer Abfolge wechseln, was der Geschichte einerseits eine gewisse Dynamik verleiht, andererseits aber unnötig überladen wirkt und vom Kern der Geschichte ablenkt. Sie verliert sich dadurch in zahlreichen Nebenschauplätzen und Schilderungen, die nichts zur Aufklärung des Kriminalfalls beitragen.
Persönliche Dramen, Ehekrisen und familiäre Konflikte werden retardierend erzählt, was ermüdend und langatmig ist, zumal auch ein Charakter ein einnehmendes, sympathisches Wesen hat.

Dennoch ist die Geschichte wendungsreich und lange unvorhersehbar. Spannung setzt allerdings erst nach über 500 Seiten ein, als mehr Details zum Tag des Verschwindens von Elaine bekannt werden und die Gründe dafür sowie die verdächtigen Personen in schneller Abfolge wechseln und auch eine Gefahr für Rosanna, die durch ihre persönliche Involvierung blauäugig und nativ agiert, nicht ausgeschlossen werden kann.
Die Lösung am Ende ist nicht abwegig, aber für die umfangreiche und sehr detailliert geschilderte Geschichte doch enttäuschend banal.

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Veröffentlicht am 03.11.2023

100-jährige Familiengeschichte, in der die Spannung zu früh vorweggenommen wird

Wege, die sich kreuzen
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Maria arbeitet Anfang des 20. Jahrhunderts als Hebamme in Finnland und ist eine selbstbewusste Frau, die sich bewusst für ein Leben als alleinerziehende Mutter entschieden hat. Ihre Tochter Lahja ist Fotografin ...

Maria arbeitet Anfang des 20. Jahrhunderts als Hebamme in Finnland und ist eine selbstbewusste Frau, die sich bewusst für ein Leben als alleinerziehende Mutter entschieden hat. Ihre Tochter Lahja ist Fotografin und sehnt sich später nach Liebe und Geborgenheit in einer Partnerschaft, die ihr Ehemann Onni ihr nicht geben kann. Er kämpft mit seiner Krankheit und seinem schlechten Gewissen und möchte zumindest ihren drei Kindern ein guter Vater sein. Kaarina kommt mit der Gefühlskälte und rückständigen Art ihrer Schwiegermutter Lahja, die sie ihr Leben lang siezen wird, nicht zurecht. Das Leben unter einem Dach, das Onni mit eigener Kraft gebaut hat, ist von Konflikten geprägt. Erst nach dem Tod ihrer betagten Schwiegermutter kann Kaarina das Geheimnis der Familie ihres Ehemannes lüften und eine Erklärung für das Verhalten und die Sprachlosigkeit finden.

Tommi Kinnunen erzählt eine 100-jährigen Familiengeschichte, die spannender klingt, als sie tatsächlich ist.
Der Aufbau und die Schilderung aus verschiedenen Perspektiven der Generationen, wobei die Erzählung nicht stringent chronologisch erfolgt, sondern der/ die Leser/in immer wieder Jahre zurückversetzt, ist schon fast der interessanteste Aspekt der Geschichte. Details der Familiengeschichte, die aus einer Perspektive nur angedeutet werden, werden erst durch einen anderen Blickwinkel klarer und erzeugen ein facettenreicheres Bild über die Charaktere.
Das Familiengeheimnis wird dennoch zu früh gelüftet, weshalb die Geschichte an Spannung einbüßt und viele rein nebensächliche Episoden dagegen zu ausführlich beschrieben werden.

Die Familie lebt zusammen in einem Haus, das jedoch so groß ist, dass jeder seinen eigenen Raum beanspruchen kann und sich die Wege der Familienangehörigen kreuzen und mehr neben- statt miteinander leben. Eine offene Kommunikation ist unter diesen Umständen erschwert. Die Geschichte ist von Enttäuschungen und Unzufriedenheit geprägt, auch wenn durch kleine Gesten auch Hoffnung und Zeichen von Verantwortung durchschimmern, die über ein bloßes Verwandtschaftsverhältnis hinausgehen.

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Veröffentlicht am 26.10.2023

Mehr das Porträt einer Kleinstadt mit skurrilen Figuren als ein spannender Krimi

Was auf das Ende folgt
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Trotz der Sicherheitsmaßnahme eines Babyphones mit Kamera wird der dreijährige Harry Monroe eines Nachts aus seinem Kinderzimmer in Tall Oaks entführt. Die Mutter Jess sieht den als Clown maskierten Entführer, ...

Trotz der Sicherheitsmaßnahme eines Babyphones mit Kamera wird der dreijährige Harry Monroe eines Nachts aus seinem Kinderzimmer in Tall Oaks entführt. Die Mutter Jess sieht den als Clown maskierten Entführer, weitere Spuren gibt es nicht. Auch Wochen später hört sich der Sheriff der Stadt die Tonbänder der Befragungen an und Jess hängt weiterhin Vermisstenplakate auf. Ihre Verzweiflung ertränkt sie in Alkohol und wechselnden Liebschaften.
Während sich der ein oder andere Bewohner der Stadt Gedanken um Harry macht und ob man hier noch sicher sein kann, hat jeder von ihnen mit persönlichen Problemen zu kämpfen.

Sehr lange habe ich gebraucht, um in den Roman hineinzufinden, denn die Vielzahl an Charakteren ist überfordernd. Die Perspektiven wechseln wahllos innerhalb der Kapitel, eine Kennzeichnung gibt es nicht. Zudem scheinen die einzelnen Episoden von den Menschen, die in der Kleinstadt leben, kaum einen Zusammenhang zu haben.
Da ist einerseits die Mutter Jess, die von ihrem Ehemann Michael getrennt lebt und den Verlust ihres Kindes nicht verkraftet. Sheriff Jim bemitleidet sie und macht sich gleichzeitig Vorwürfe, dass er mit den Ermittlungen bisher nichts erreicht hat.
Teenager Manny läuft im Dandy-Look durch die Stadt, gibt sich als Gangster aus und möchte Schutzgeld erpressen. Mannys Mutter datet einen Autohändler, was Manny nicht geheuer ist. Der übergewichtige Jerry leidet unter seiner herrischen, todkranken Mutter, die er pflegt. Heimlich ist er in die Verlobte seines Chefs verliebt.

"Was auf das Ende folgt" ist das Porträt einer Kleinstadt, in der ein Verbrechen geschieht, was die Einwohner zumindest temporär erschüttert, bis das Medieninteresse nachlässt. Dann sind es nur noch die nahen Angehörigen und Betroffenen, die sich mit dem unerklärlichen Entführungsfall beschäftigen.
Die polizeilichen Ermittlungen spielen in dem Roman eine eher untergeordnete Rolle. Die Schicksale jedes einzelnen Charakters treten dagegen in den Vordergrund. Die überwiegende Mehrzahl von ihnen ist skurril und hat seine Eigenarten.
Die Geschichte ist vielschichtig und abwechslungsreich, jedoch lange verwirrend und zusammenhanglos, was ermüdend ist. Erst nach der Hälfte des Romans konnte mich die Geschichte mehr packen, hatte ich eine tiefere Vorstellung von den Protagonisten und wie sie miteinander zusammenhängen. Aufgrund der einzelnen leidvollen Erzählungen mutet der Roman etwas deprimierend und bitter an, für Schmunzeln sorgen jedoch Mannys Aktionen und markige Sprüche.
Spannend bleibt bis zum Schluss, was es mit der Entführung von Harry auf sich hat, ob dieser noch lebt und zurück zu seiner Mutter kommt. Die sehr kurzen Abschnitte je Perspektive stören jedoch durchgehend den Lesefluss.

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