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Veröffentlicht am 19.10.2017

Märchenhaft und spanned - einfach schön

FAYRA - Das Herz der Phönixtochter
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Gebundene Ausgabe: 461 Seiten
Verlag: cbt (9. Oktober 2017)
ISBN-13: 978-3570164938
empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren
Preis: 16,99€
auch als E-Book erhältlich


Märchenhaft und spannend – einfach schön

Inhalt:
Die ...

Gebundene Ausgabe: 461 Seiten
Verlag: cbt (9. Oktober 2017)
ISBN-13: 978-3570164938
empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren
Preis: 16,99€
auch als E-Book erhältlich


Märchenhaft und spannend – einfach schön

Inhalt:
Die zwölfjährige Anna-Fee, genannt Fee, musste in ein altes Herrenhaus am anderen Ende der Stadt ziehen. Dieses wirkt anfangs recht gruselig und mysteriös, und Fee fühlt sich gar nicht wohl dort. Doch zum Glück hat sie eine allerbeste Freundin, Nelly, die ihr in allen Lebenslagen beisteht – auch als die beiden nach einer Sturmnacht im verbotenen Park des Hauses ein fremdes Mädchen finden, das auf der Flucht ist …

Meine Meinung:
Ich bin ein großer Fan von Nina Blazon und habe zwar nicht alle, aber doch sehr viele ihrer Werke gelesen. Ein richtiger Flop war nie dabei, dafür aber sehr viele Highlights. Dabei ist es ganz egal, ob es sich um Bücher für Erwachsene, Jugendliche oder Kinder handelt. Die Autorin kann einfach toll schreiben. Schon mit der ersten gelesenen Seite kommt das Kopfkino in Gang und es entsteht ein leuchtend bunter Film vor dem geistigen Auge. Man kann ganz tief in ihre fantasievollen Geschichten eintauchen – so auch hier.

Da es sich bei „Fayra“ um ein Kinderbuch handelt, ist der Schreibstil von der Wortwahl und Satzlänge her entsprechend einfacher als bei Romanen für ältere Leser, aber keinesfalls so einfach, dass es für Erwachsene öde wäre. Ebenso verhält es sich mit der Komplexität der Handlung. Wenn man sich also nicht daran stört, dass die Protagonisten Kinder/Jugendliche sind, kann man „Fayra“ durchaus als Roman für jedes Alter ab ca. zehn Jahren ansehen, wobei gerade die jüngeren Kinder geübte Leser sein sollten, da die Handlung eben nicht ganz geradlinig ist und Lesemuffel sich sicher auch von der Seitenzahl abschrecken lassen.

Nina Blazon führt die Lesenden an der Seite von Fee durch die spannende Handlung. Das Mädchen macht dabei eine enorme Entwicklung durch. Wirkt sie anfangs noch sehr ängstlich und zurückgezogen, wird sie im Lauf der Zeit immer mutiger und forscher. Sie muss sich nämlich für ihre neue Freundin Fayra einsetzen, die aus einer Parallelwelt kommt, in unserer Welt aber nicht überleben kann. Ihr sind zudem auch noch Jäger auf den Fersen, die es auf ihr Phöniaherz abgesehen haben. Auf der Suche nach dem Portal, durch das Fayra nach Hause gelangen kann, muss Fee die Unterstützung von verschiedenen Leuten annehmen, allen voran natürlich die ihrer besten Freundin Nelly, die immer weiß, was zu tun ist und scheinbar vor nichts Angst hat.

Die beiden Mädchen haben mir super gut gefallen, jede auf ihre Art – und am besten im Zusammenspiel. Denn es wird schnell klar, dass dieses Problem nicht von einem Einzelnen gelöst werden kann, sondern nur von einem Team. Echte Freundschaft erweist sich als das höchste Gut. Und die Freundschaft zwischen Fee und Nelly ist schon klasse. Zwar streiten sie sich auch ab und an, aber sie versöhnen sich auch schnell wieder, und wenn es drauf ankommt, können sie sich hundertprozentig aufeinander verlassen.

In der Geschichte gibt es etliche Mysterien zu entwirren und Geheimnisse aufzudecken. Nicht immer ist alles so, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Blazon hat einige Überraschungen auf Lager. Am Ende lösen sich aber alle Knoten und alle im Verlauf der Buches erwähnten Details finden ihren logischen Platz.

Fazit:
Ein rundum gelungenes Lesevergnügen für Jung und Alt. Eine spannende und fantasievolle, ja märchenhafte Geschichte, die sich für ein friedliches Miteinander starkmacht.

★★★★★

Herzlichen Dank an den cbt Verlag und das Bloggerportal, die mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten.

Veröffentlicht am 14.10.2017

Die Geschichte des ehemaligen Neonazis geht weiter

Winter so weit
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Taschenbuch 636 Seiten
Verlag: Oetinger Taschenbuch (1. Oktober 2017)
ISBN-13: 978-3841503985
empfohlenes Alter: ab 16 Jahre
Preis: 16,00€
auch als E-Book erhältlich


Die Geschichte des ehemaligen Neonazis ...

Taschenbuch 636 Seiten
Verlag: Oetinger Taschenbuch (1. Oktober 2017)
ISBN-13: 978-3841503985
empfohlenes Alter: ab 16 Jahre
Preis: 16,00€
auch als E-Book erhältlich


Die Geschichte des ehemaligen Neonazis geht weiter

ACHTUNG: Dies ist der 2. Band einer Trilogie. Meine Rezension enthält SPOILER zum 1. Band „Sommer unter schwarzen Flügeln“. Bitte nur weiterlesen, wenn ihr den 1. Band schon kennt. Zwar werden nach und nach die Geschehnisse des 1. Bandes wiederholt, dies sehe ich aber eher als ein Wiederauffrischen der Erinnerungen. Man sollte „Sommer unter schwarzen Flügeln“ doch besser selbst gelesen haben, bevor man in den syrischen und deutschen Winter zieht, zumal es sich dabei um ein ganz großartiges Buch handelt.

Inhalt:
Nachdem Calvin beim Brand des Asylbewerberheims seine syrische Freundin Nuri verloren hat, will er ihr noch einen letzten Wunsch erfüllen. Er zieht los, um das „goldene Mädchen“ Dschinan aus dem zerstörten und umkämpften Syrien herauszuholen – eine tollkühne und lebensgefährliche Aktion.

Währenddessen lebt Nuris Familie mittlerweile in Berlin-Hellersdorf, wo die Asylbewerber weiterhin den Angriffen der Rechten ausgesetzt sind. Es gibt aber auch positive Kontakte zu Deutschen, die helfen wollen.

Meine Meinung:
Wie schon im 1. Band gibt es auch im 2. wieder zwei bis drei Zitate, die den einzelnen Kapiteln vorangestellt sind. Zitate, die zumeist schockieren und nachdenklich machen, aber auch auf das jeweilige Kapitel einstimmen. Am Ende des Kapitels findet man auch wieder Stichworte für die eigene Internetrecherche. Ich habe diese gerne genutzt, um weitere Hintergrundinformationen zu bekommen, die Geschichte funktioniert aber auch problemlos ohne dies. Wer sich die Mühe nicht machen will, kann also einfach darauf verzichten.

Calvin, der ehemalige Neonazi, der sich in das syrische Flüchtlingsmädchen Nuri verliebt hatte, macht eine starke Entwicklung durch. An seiner Seite erlebt man die Kriegsgräuel in Syrien hautnah mit. Hinrichtungen, Folter, Hunger und Krankheit begleiten seinen Weg auf der Suche nach Dschinan. Doch neben allem Schrecken gibt es auch immer irgendwo ein Fünkchen Hoffnung. Die Liebe zu Nuri hält ihn aufrecht, auch wenn er manchmal am Ende seiner Kräfte und schier hoffnungslos verzweifelt ist. Allerdings ist dieser Band naturgemäß weniger Liebesroman als sein Vorgänger.

Parallel dazu geht auch die Geschichte in Deutschland weiter. Oft werden ähnliche Szenen wie in Syrien beschrieben, die sich in Deutschland jedoch ganz anders auswirken. Diese krassen Gegensätze wurden toll herausgearbeitet und lassen einen auch viele Dinge besser verstehen.

Man trifft viele Charaktere aus dem 1. Band wieder. Sie entwickeln sich alle weiter. Es kommen aber auch neue hinzu, von denen ich einige sofort liebgewonnen habe und von denen mich andere auf Anhieb abstießen. Peer Martin versteht es, seine Figuren lebendig werden zu lassen. Er zieht einen tief in die Handlung hinein. Es wirkt (leider) alles sehr realistisch.

Sprachlich konnte Peer Martin mich wieder absolut begeistern. „Winter so weit“ ist eine Explosion der unterschiedlichsten Bilder. Es ist einfach genial, wie der Autor mit der Sprache spielt, Wörter kreiert, die es vorher nicht gab, die es aber unbedingt geben sollte. Peer Martin schreibt zuweilen sehr poetisch und verschnörkelt. In der arabischen Sprache ist das nicht ungewöhnlich, und somit passt es sehr gut zur Handlung.

Fazit:
„Winter so weit“ ist ein wichtiges Buch. Es nimmt einen emotional mit, schockiert, gibt Hoffnung, ist lehrreich – die ganze Palette. Es öffnet einem die Augen und wirbt um Verständnis. Sprachlich ist es herausragend. Peer Martin hat wieder ein ganz großartiges Werk geschaffen, das ich allen Lesenden ab 16 Jahren empfehlen möchte, am besten im Anschluss an den 1. Band.

Die Trilogie:
1. Sommer unter schwarzen Flügeln
2. Winter so weit
3. Feuerfrühling

★★★★★

Herzlichen Dank an den Oetinger Verlag, der mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zugeschickt hat.

Veröffentlicht am 11.10.2017

Berührend, schockierend, fesselnd

Darling Days
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Broschiert: 445 Seiten
Verlag: Suhrkamp Verlag (11. September 2017)
ISBN-13: 978-3518468036
Originaltitel: Darling Days
Preis: 15,95€
auch als E-Book erhältlich


Berührend, schockierend, fesselnd

iO ...

Broschiert: 445 Seiten
Verlag: Suhrkamp Verlag (11. September 2017)
ISBN-13: 978-3518468036
Originaltitel: Darling Days
Preis: 15,95€
auch als E-Book erhältlich


Berührend, schockierend, fesselnd

iO Tillett Wright wird 1985 in der New Yorker Lower East Side als Mädchen geboren - nicht gerade in einem Vorzeigeviertel. Die Eltern trennen sich bald, iO wächst bei der Mutter auf, die sich anfangs liebevoll und intensiv um ihr Kind kümmert und keine Mühen scheut, um es zu beschützen.

Mische einen Teil Einhorn, drei Teile Gewittersturm, zwei Teile verwundeter Kampfstier, dann hast du so ungefähr den Vibe, der meine Mutter umgab. (S. 22)

iO merkt schon früh, dass er kein Mädchen ist, aber zum Jungen fehlt ihm der passende Körper. Hin- und hergerissen zwischen den Geschlechtern laviert er sich an der Seite seiner Mutter durch die ersten Jahre, und die sind in einem Umfeld von verschiedensten Künstlern nicht wirklich konventionell. Doch mit der Zeit ist iOs Mutter mit der ständigen Geldnot, Wohnungsproblemen und dem Kind überfordert. Immer öfter kommt es zu Streit und bösen Worten in der kleinen Familie. Für iO, der schon mit sich selbst und seiner Identität nicht klarkommt, gibt es nur einen Ausweg …

Das sind die Darling Days, wenn alles gut ist und das Ungeheuer schläft. (S. 109)

Die „Erinnerungen“ iO Tillett Wrights beginnen in diesem Buch bereits vor seiner Geburt und werden chronologisch bis ins Jahr 2008 erzählt. Der Autor berichtet schockierend offen von seiner Suche nach dem eigenen Ich, von Drogen und Sex, aber auch von Familie und Freundschaft.

Die Sprache ist sehr intensiv und vermag die Lesenden zu fesseln, einfach weil das Erzählte so authentisch klingt. Die ganze Härte dieses Lebens kommt hier zum Ausdruck. Ich konnte nicht anders, als mit iO mitzufühlen und hoffte mit jeder Seite, dass es endlich aufwärts gehen möge mit ihm. Schon durch die detaillierten Beschreibungen, aber auch durch die eingestreuten Fotos, bekommt man ein gutes Bild von den Personen.

Fazit:
Ein sehr lesenswertes Buch für alle, die sich für andere Menschen interessieren und gerne über den eigenen Tellerrand hinaussehen. Hut ab vor dieser starken Persönlichkeit, die sich nicht unterkriegen ließ, sondern ihren eigenen Weg gesucht und gefunden hat.

★★★★★

Herzlichen Dank an den Suhrkamp Verlag, der mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zugeschickt hat.

Veröffentlicht am 26.09.2017

Eine wunderbar berührende Geschichte - sprachlich herausragend

Alles Licht, das wir nicht sehen
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Gebundene Ausgabe: 519 Seiten
Verlag: C.H.Beck (27. April 2016)
ISBN-13: 978-3406680632
Originaltitel: All the Light We Cannot See
Preis: 19,95€
auch als Taschenbuch, als E-Book und als Hörbuch-Download ...

Gebundene Ausgabe: 519 Seiten
Verlag: C.H.Beck (27. April 2016)
ISBN-13: 978-3406680632
Originaltitel: All the Light We Cannot See
Preis: 19,95€
auch als Taschenbuch, als E-Book und als Hörbuch-Download erhältlich


Eine wunderbar berührende Geschichte – sprachlich herausragend

Inhalt:
Werner lebt im Ruhrgebiet mit seiner Schwester Jutta in einem Kinderhaus. Er möchte Ingenieur werden und versucht, sich alles Mögliche selbst beizubringen. Bald werden die Oberen auf ihn und seine Fähigkeiten aufmerksam, und er wird in der Eliteschule Schulpforta aufgenommen. Hier werden die Jungen zu Hitlers Rekruten herangezogen.

Marie-Laure ist blind. Mit ihrem Vater, einem Museumsangestellten, muss sie vor dem Krieg aus Paris nach Saint-Malo fliehen, wo ein Großonkel von ihr lebt. Ihr Vater soll den größten Schatz des Museums, einen sagenumwobenen Diamanten, vor den Besatzern in Sicherheit bringen.

Meine Meinung:
Der Roman beginnt 1934 und endet 2014, wobei sich der größte Teil zwischen 1934 und 1944 abspielt. Doerr erzählt von Marie-Laures glücklicher Kindheit mit ihrem Vater, der sich rührend um seine blinde Tochter kümmert und sie trotz ihres Handicaps zu einer selbstständigen und aufgeweckten Person erzieht. Dabei haben mir vor allem die Einblicke in das Leben einer blinden Person gefallen. Das Leben ist so viel komplizierter, wenn der wichtigste Sinn wegfällt. Auch später, als der Krieg ausbricht, kann man sich gut vorstellen, welche Ängste dieses Mädchen ausstehen muss, weil sie ja gar nicht sehen kann, wo die Gefahren lauern.

Marie-Laure entwickelt sich zu einer starken Persönlichkeit, die ihrem Umfeld große Freude bereitet und im Kampf gegen die Deutschen eine gehörige Portion Mut beweist.

Immer abwechselnd mit den Erzählungen um Marie-Laure erfahren wir Details aus Werners Leben, das in vielerlei Hinsicht anders als das des Mädchens verläuft. Werner will lernen, will ein Wissenschaftler sein. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er sich mit den Nazis arrangieren. Dass er dabei nicht unbedingt ein gutes Gefühl hat, macht ihn nur sympathisch.

Die ganze Handlung läuft darauf hinaus, dass die beiden Protagonisten sich irgendwann begegnen. Zwei junge Menschen auf verschiedenen Seiten des Systems. Die Frage ist, wie sie sich begegnen werden, als Freunde oder als Feinde?

Als wären die Gräuel des Krieges nicht schon spannend genug, hat Doerr noch einen weiteren Handlungsstrang eingeflochten, in dem sich ein deutscher Offizier auf die Suche nach dem wertvollen Edelstein macht und Marie-Laure und ihre Familie dadurch noch mehr in Bedrängnis geraten.

Sprachlich ist Anthony Doerrs Roman hervorragend gelungen. Die Sprache passt ganz wunderbar in die vergangene Zeit. Sie ist gewählt, gehoben, teilweise leicht poetisch. Einfach sehr schön zu lesen.

Auch wenn die Erzählweise sehr ruhig ist und die Handlung nur langsam voranschreitet, konnte mich Doerr von der ersten bis zur letzen Seite nicht zuletzt durch wundervolle Beschreibungen fesseln.

Der Blick auf den 2. Weltkrieg aus der Sicht von Kindern bzw. Jugendlichen macht dieses Buch fast zu einem All-age-Roman.

Anthony Doerr wurde 2015 für diesen Roman mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet – meiner Meinung nach absolut zu Recht.

★★★★★

Veröffentlicht am 21.09.2017

Ein Roman zum Lachen und Weinen, so prall wie das Leben

Was man von hier aus sehen kann
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Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: DuMont (18. Juli 2017)
ISBN-13: 978-3832198398
Preis: 20,00€
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich


Ein Roman zum Lachen und Weinen, so prall wie das Leben

Inhalt:
Luises ...

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: DuMont (18. Juli 2017)
ISBN-13: 978-3832198398
Preis: 20,00€
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich


Ein Roman zum Lachen und Weinen, so prall wie das Leben

Inhalt:
Luises Großmutter Selma kann den Tod vorhersehen. Immer wenn ihr ein Okapi im Traum erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Wen wird es dieses Mal treffen? Die abergläubische Elsbeth? Den Optiker, der alles erklären kann? Die immer schlecht gelaunte Marlies? Oder den alten Bauer Häubel, der sowieso findet, dass seine Zeit gekommen ist? Wie auch immer, das ganze Dorf ist in Aufruhr. Es werden letzte Vorbereitungen getroffen, Geständnisse gemacht, Liebe erklärt. Mit dem, was dann passiert, hat aber keiner gerechnet …

Meine Meinung:
Ich habe mir dieses Buch aufgrund der vielen positiven Meinungen besorgt. Von Anfang an gefielen mir die Geschichte und vor allem auch Mariana Lekys Schreibstil sehr gut, aber ganz so euphorisch wie manch andere Rezensierende war ich auf den ersten hundert Seiten noch nicht. Doch dann schlug ein Ereignis wie eine Bombe bei mir ein und es war um mich geschehen. Mir wurde immer klarer, warum andere Lesende so begeistert von dem Roman sind.

Da ist zum einen der herrlich leichte und etwas poetische Schreibstil, der einen durch die Seiten fliegen lässt. Erzählt wird aus der Sicht von Luise. Anfangs ist sie erst zehn Jahre alt, am Ende etwa dreißig. Hier hat mir auch der zu Beginn kindliche Blick auf die Geschehnisse gut gefallen.

Dazu kommen die ganz wunderbar vielschichtigen Charaktere dieser kleinen Dorfgemeinschaft im Westerwald. Jeder kennt jeden. Jeder weiß, wie er mit den Marotten der anderen umgehen muss. Man sorgt füreinander und kümmert sich.

Ich beschloss, Martin später zu heiraten, weil ich fand, der Richtige sei der, der einem das Hinsehen erspart, wenn die Welt ihren Lauf nimmt. (S. 52)

Und schließlich ist es die Handlung an sich, die mich berührt hat. Sie ist einerseits alltäglich, andererseits aber auch etwas Besonderes. Es gibt so viele schöne Momente, aber auch sehr traurige. Mariana Leky hat mich mit ihrem Roman auf eine Achterbahn der Gefühle geschickt. Ich habe mit den Protagonisten gebangt, habe über sie gelacht und mit ihnen Rotz und Wasser geheult.

Selten habe ich ein so berührendes und tiefsinniges Buch mit einer solchen Leichtigkeit gelesen. Ich habe jede einzelne Figur in mein Herz geschlossen und werde sie in den nächsten Tagen ganz sicher vermissen. Denn sie wirken so lebendig, so authentisch, dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, sie schon ewig zu kennen.

Fazit:
„Was man von hier aus sehen kann“ ist ein wunderbar berührender Roman, der einen lachen und weinen lässt, mit einer klugen und tiefgründigen Geschichte und herrlich verschrobenen Figuren, die man einfach gern haben muss.

★★★★★