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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Interessante Aufklärung zum digitalen Zeitalter

Lifelogging
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Der Soziologe Stefan Selke hat ein Sachbuch zum Thema „Lifelogging“ verfasst, dass beeindruckend intensiv recherchiert wurde. Die Tiefe und Komplexität des Themas „Lifelogging/Selbstvermessung“ hat mich ...

Der Soziologe Stefan Selke hat ein Sachbuch zum Thema „Lifelogging“ verfasst, dass beeindruckend intensiv recherchiert wurde. Die Tiefe und Komplexität des Themas „Lifelogging/Selbstvermessung“ hat mich anfangs überrascht. Sie reicht von der Selbstvermessung der Jogger, die über Apps ihre Erfolge protokollieren, aber auch soziale Netzwerke, Payback etc. die aufzeigen, wie lange man, welcher Tätigkeit wo nachgegangen ist, werden genauer getrachtet. Immer mehr Menschen verfallen dem Lifelogging und „vermessen“ sich und ihre Tätigkeiten bis in Detail. Achtet man darauf findet man sicher auch in seinem Bekanntenkreis Menschen, die versuchen über die Datensammlungen etwas mehr über sich zu erfahren und in den Wettbewerb mit anderen Lifeloggern zu treten. Die Archivierung sämtlicher Daten erscheint mir nicht nur gefährlich sondern auch sinnlos, da die Optimierung der eigenen Werte den Leistungsdruck erhöht und in einigen Bereichen sicher erst weckt.

Die Kapitel sind sehr übersichtlich gestaltet und in einer gut verständlichen Sprache mit anschaulichen Beispielen verfasst, trotzdem ist der Schreibstil der eines Wissenschaftlers, also etwas trocken. Das positive daran ist sicherlich, dass der Autor nie mahnend den Zeigefinger erhebt, sondern neutral mit den Möglichkeiten und Risiken der Selbstvermessung umgeht. Mein Verständnis für Datenschützer ist nach der Lektüre deutlich gestiegen. Übrigens bin ich der Überzeugung, dass Lehrer das Buch lesen sollten und passende Passagen an die Schüler geben sollten. Ein Blick in soziale Netzwerke reicht um zu wissen, dass hier definitiv Handlungsbedarf besteht…wobei die Schüler sich da in guter Gesellschaft mit Menschen mittleren Alters befinden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Auch für scheinbar unkreative Menschen geeignet!

Du bist ein Künstler
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Vorweg: Kreativität ist so gar nicht meins! Zumindest hatte ich so meine Zweifel, dass da was Gutes bei rumkommt. Aber ich ließ mich auf das hochwertig gestaltete Buch ein und sollte entdecken, dass ich ...

Vorweg: Kreativität ist so gar nicht meins! Zumindest hatte ich so meine Zweifel, dass da was Gutes bei rumkommt. Aber ich ließ mich auf das hochwertig gestaltete Buch ein und sollte entdecken, dass ich sehr wohl mit dem richtigen Anreiz, ohne Druck und sonstige äußere Vorgaben sehr schnell (für mich) zufriedenstellende Ergebnisse erzielte. Nick Bantock versteht es, auch mit einer Brise britischen Humors, dem Leser Mut zu machen, sich einfach zu versuchen. Die zahlreichen, schön kolorierten Illustrationen runden das Ganze gekonnt ab. Nach einer sehr einfühlsamen Einleitung kommen die verschiedensten Übungen. Seine Ideen und Anregungen sind inspirierend, gut erklärt, leicht nachvollziehbar und lassen Spielräume für eigene Ideen offen. Für jede Übungen wird außerdem eine Materialliste, ungefähre Zeitdauer, der „Nutzen“ bzw. Sinn und Zweck der Übung etc. angegeben. Die Kreativität wird jedoch nicht nur im malerischen Bereich, sondern auch im sprachlichen Bereich angeregt. Sicher sind nicht alle Übungen für jedermann geschaffen und man sollte sich auch nur darauf einlassen, wenn man etwas Zeit hat und nicht einen Termin im Nacken sitzen hat. Nicht zuletzt das ist der Grund, warum ich bisher nur die Aufwärmübungen und andere „Kleinigkeiten“ selbst umgesetzt habe. Für die Briefmarkencollage habe ich jedoch schon die alten Briefmarken rausgeholt und werde die bald anfertigen –sobald ich die Muse dazu habe, sonst bringt das meiner Meinung nach nichts!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wortgewaltig - interessante Perspektive auf Asylthematik

Mohr im Hemd oder Wie ich auszog, die Welt zu retten
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Ali, ein angeblich 15jähriger afrikanischer Asylbewerber hat in seinem Wiener Heim seine Ohren und Augen überall. Er spricht über 40 Sprachen, weiß alles über das Leben und ist auf der Suche nach den Geschichten ...

Ali, ein angeblich 15jähriger afrikanischer Asylbewerber hat in seinem Wiener Heim seine Ohren und Augen überall. Er spricht über 40 Sprachen, weiß alles über das Leben und ist auf der Suche nach den Geschichten seiner Mitbewohner. Seine eigene Geschichte jedoch verdrängt er! Ali greift alle gängigen Vorurteile gegenüber Asylbewerbern und ihre Probleme auf. Alle müssen sie warten und hoffen! Abwarten, wie sich die Behörden entscheiden. Müssen sie zurück in ihre Heimatländer, in denen sie die Hölle erlebt haben oder dürfen sie bleiben (in einer Gesellschaft die sie zu großen Teilen gar nicht haben möchte)? Auch untereinander geraten die verschiedenen Charaktere aneinander, denn sie leben auf engstem Raum zusammen und bringen die Konflikte, welche in ihrer Heimat vorherrschen auch mit nach Österreich.

Eigene Meinung: Der Erzähler Ali wirkt allwissend, oder gibt dies zumindest vor, das ist sicher nicht jedermanns Sache. Er wirkt zu Beginn der Geschichte sehr arrogant und abgehoben, mir ist er aber im Laufe des Buches ans Herz gewachsen. Trotzallem ist er sehr humorvoll und entlockt so ab und an auch ein Schmunzeln bei Themen, die eigentlich gar nicht witzig sind. Die Schreibweise es Autors ist sehr poetisch, zu Beginn etwas schwierig zu lesen ist, aber man gewöhnt sich schnell daran. An vielen Stellen war es trotzdem schwierig weiterzulesen, nicht weil es langweilig oder unverständlich war, sondern aufgrund der Schicksale, die wohl niemanden kalt lassen. Das muss man erst einmal verarbeiten! Der Roman ist wortgewaltig, regt zum Nachdenken an und offenbart die Vorurteile gegenüber Asylbewerbern und deren Perspektive sehr anschaulich und unterhaltsam.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lustig, aber ohne roten Faden

Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause
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Malte Pieper beschreibt in seinem Debüt "Wenn der Keks reden, haben die Krümel Pause" seine abenteuerlichsten und witzigen Anekdoten aus dem Schulalltag. Vom Einschulungstest bis zum Abitur hat der Autor ...

Malte Pieper beschreibt in seinem Debüt "Wenn der Keks reden, haben die Krümel Pause" seine abenteuerlichsten und witzigen Anekdoten aus dem Schulalltag. Vom Einschulungstest bis zum Abitur hat der Autor seinen schulischen Werdegang nachgezeichnet. Er schafft es beim Leser Erinnerungen an die eigene Schulzeit zu wecken und vieles scheint überall gleich und sich auch über die Zeit hinweg nicht verändert zu haben. Seien es die verschiedenen Lehrer- und Schülerkategorien oder die Schülerstreiche, aber auch das Bildungssystem an sich bleibt nicht unbeachtet.
Unterstrichen wird dies von lustigen Illustrationen zu Beginn eines neuen Abschnittes.

Meist waren die Geschichten sehr witzig und der Schreibstil ist auch unterhaltsam, aber leider wirkte manches nur aneinandergereiht und die Suche nach dem roten Faden (Rahmenhandlung, etc) blieb ergebnislos. Gegen Ende wurde es stellenweise auch etwas langatmig.
Insgesamt ein trotzdem ein lesenswertes Buch, dass man wohl am besten häppchenweise zwischendurch genießen sollte. Daher gibt es doch noch vier Punkte!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein letzter Lauf

Die Frau, die allen davonrannte
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Aggie Smart war eine Leichtathletin, eine Pionierin, die bei den Olympischen Spielen 1928 für Kanada einen großen Erfolg eingefahren hat. Doch sie ist mehr als eine Gewinnerin, sie ist eine starke, mutige ...


Aggie Smart war eine Leichtathletin, eine Pionierin, die bei den Olympischen Spielen 1928 für Kanada einen großen Erfolg eingefahren hat. Doch sie ist mehr als eine Gewinnerin, sie ist eine starke, mutige Frau, die Schicksalsschläge und Verluste verkraften musste und nicht immer wusste, wie sie sich am besten zu verhalten hat - nur das Laufen, das klappte fast immer und war ihr meist Trost und Bestätigung. Nun mit 104 Jahren, als alle Verwandten schon gestorben sind und sie nicht mehr rennen kann, blickt sie zurück auf ein bewegtes Leben.

Die Geschichte beginnt leicht verworren und langsam, denn die alte Frau wird von zwei jungen Menschen aus dem Pflegeheim geholt. Während die Jungen wissen, wer sie ist, hat Aggie keinen Schimmer, lässt sich jedoch mitnehmen und erlebt ihre eigene Geschichte nochmal. Auch wenn die Geschichte leicht konfus zu beginnen scheint, nimmt sie beständig Tempo auf und erklärt sich immer mehr. Es ist die Geschichte einer von zahlreichen Schicksalsschlägen getroffenen Familie und einer besonderen Frau, die allen und allem davonrannte, bis zum Schluss. An vielen Stellen vergaß ich, dass es sich „nur“ um die Biografie einer rein fiktiven Figur handelt. Aggie Smart erzählt aus der Ich-Perspektive, sodass man eine direkte Verbindung zu ihr bekommt und sich in sie und ihre Welt einfühlen kann.
Das Buch war an sich packend, die Geschichte interessant, aber ich hatte mir doch etwas mehr davon versprochen, als es letztlich war. Was genau kann ich gar nicht richtig sagen, aber etwas mehr Spannung und (positive!) Emotion hätten das Buch perfekt gemacht. Vielleicht liegt es auch daran, dass Aggies Erinnerungen nicht chronologisch sind, sondern thematisch und daher munter von der Kindheit, in die Jugend oder ins Erwachsenenalter springen. Das erfordert vom Leser einiges an Aufmerksamkeit, aber letztlich macht die gewählte Form mehr Sinn, da so die Gegenwart mit der Vergangenheit gut verknüpft sind und Erinnerungen nun mal nicht „chronologisch“ ablaufen. Das Thema Leichtathletik wurde in all seinen Facetten gut dargestellt, sodass es auch für Nichtsportler interessant sein dürfte, zumal Aggie Parallelen zum „normalen“ Leben zieht, die man in der Regel sehr gut nachvollziehen kann. Alle Protagonisten sind gut gezeichnet und man hat sofort eine Vorstellung von ihnen und fiebert an der einen oder anderen Stelle mit. Herausragend schön fand ich das Ende der Geschichte! Stimmig und trotzdem überraschend und nicht so schwarzgemalt, wie die Geschichte bis dahin häufig war.
Das Cover gefiel mir sehr gut und es macht auch Sinn, dass kein Frau, sondern ein Mädchen abgebildet ist, denn in der Kindheit wurden die Grundlagen gelegt…

Ich würde empfehlen den Stammbaum ganz am Beginn des Buches nicht zu betrachten, weil er doch einiges vorwegnimmt und am Ende des Buches meines Erachtens besser aufgehoben wäre.