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Veröffentlicht am 22.12.2017

Eine berührende Familiengeschichte

Das Erbe der Rosenthals
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Die 11-jährige Hannah erlebt im Berlin 1939 mit, wie die Parolen der Nazis immer mehr in den Köpfen der Menschen Fuß fassen. Plötzlich werden sie und ihre Eltern als Ausgestoßene behandelt. Niemand will ...

Die 11-jährige Hannah erlebt im Berlin 1939 mit, wie die Parolen der Nazis immer mehr in den Köpfen der Menschen Fuß fassen. Plötzlich werden sie und ihre Eltern als Ausgestoßene behandelt. Niemand will mehr etwas mit ihnen zu tun haben. Aber zum Glück hat sie ja noch Leo, der versteht, wie sie sich fühlt. Mit ihm streift sie durch Berlin. Dann hat der Vater eine Passage auf der St. Louis nach Kuba organisiert.
Die 11-jährige Anna lebt mit ihrer Mutter 2014 in New York. Ihr Vater starb vor ihrer Geburt bei dem schrecklichen Anschlag auf das World Trade Center. Die Trauer der Mutter ist groß, so dass sie sich vom Leben zurückgezogen hat. Doch dann bekommen sie einen Brief. Er kommt von Annas Großtante und enthält Fotos mit Hinweisen. Anna will mehr erfahren und ihre Mutter wagt sich plötzlich wieder aus dem Haus. Sie machen sich sogar auf nach Kuba, um die Tante ihres Vaters kennenzulernen.
Abwechselnd wird aus der Sicht von Hannah und Anna berichtet. Die Geschichte ist sehr emotional und berührend.
Wir erleben, wie Hannahs Familie auf dem Schiff bangt und hofft, dass sie eine neue sichere Heimat finden. Doch als sie nach drei Wochen ankommen, dürfen nur wenige Personen von Bord und Hannahs Familie wird auseinander gerissen. Später erlebt Hannah die Revolution der Kubaner mit und verliert danach durch Landreform und Verstaatlichung wieder einmal alles.
Anna hat ihren Vater nie kennengelernt, aber sie hat trotzdem eine enge Beziehung zu ihm und berichtet ihm, was ihr so widerfährt. Da ihre Mutter so lange getrauert und die Wohnung nicht verlassen hat, muss das Mädchen viel Verantwortung übernehmen.
Anna und Hannah sind beides starke Mädchen, die ihr Schicksal annehmen und zurechtkommen. Wenn man ihre Berichte liest, kommen sie einem viel reifer vor, als es ihrem Alter entsprechen würde. Ihr Gefühlsleben wird durch die Umstände durcheinander gewirbelt, aber diese Emotionen werden häufig unterdrückt und sie berichten recht distanziert. Es ist sehr ergreifend, als Hannah und Anna nach so vielen Jahren aufeinander treffen.
Diese berührende Familiengeschichte lässt einen lange nicht los.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Interessante und spannende Geschichte

Corpus (Ein Thomas-Wilde-Roman 1)
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1936 ist ein sehr unruhige Zeit. In Europa ist politisch einiges in Bewegung. Die Nazis setzen sich immer mehr durch. In Spanien wütet der Bürgerkrieg und Stalin sorgt dafür, dass es auch in Russland ungemütlich ...

1936 ist ein sehr unruhige Zeit. In Europa ist politisch einiges in Bewegung. Die Nazis setzen sich immer mehr durch. In Spanien wütet der Bürgerkrieg und Stalin sorgt dafür, dass es auch in Russland ungemütlich wird. Ein Krieg kann in diesen Zeiten nicht mehr ausgeschlossen werden. In Cambridge wird die junge Studentin Nancy tot aufgefunden, die kurz zuvor in Berlin einem jüdischen Wissenschaftler Papiere übergeben hat. Obwohl alles auf Drogenmissbrauch hinweist, glaubt ihre Freundin Lydia nicht, dass der Tod ein Unfall war. Sie bittet den Geschichtsprofessor Thomas Wilde um Hilfe. Als es zu weiteren Morden kommt, muss er alle seinen scharfen Verstand einsetzen, um die Sache zu klären und weitere Morde zu verhindern.
Das Buch lässt sich sehr angenehm lesen, ich denke allerdings, dass Kenntnisse des geschichtlichen Geschehens von Vorteil sind
Thomas Wilde ist als Amerikaner in Cambridge ein Außenseiter. Er ist ein sehr intelligenter Mensch, der alles sehr analytisch betrachtet und so findet er bald Indizien, die berechtigte Zweifel in diesem Fall aufkommen lassen. Es geht um politische Ränke und Spionage. Auch in England gibt es Menschen, die mit Hitler sympathisieren, unter anderem der König. Dazu kommt, dass er die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson heiraten will und der deshalb wohl abdanken muss. Aber selbst darüber gibt es in England Uneinigkeit. In Cambridge tummeln sich die Geheimdienste, die das Geschehen im Interesse ihrer Länder beeinflussen wollen.
Die Charaktere sind interessant und vielschichtig beschrieben, indessen bleib Lydia für mich ein bisschen farblos.
Rory Clements hat mit diesem Buch einen interessanten historischen Krimi geliefert, der geschichtliche Fakten und Fiktion gut miteinander verknüpft. Verschwörungen, Intrigen, Verrat und Spionage sind gang und gäbe und notfalls geht man über Leichen.
Das Buch ist sehr spannend und fesselnd.

Veröffentlicht am 13.11.2017

Was geschah vor zwei Jahren?

Die Einsamkeit des Todes
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Andy und Laura haben geheiratet und alle Freunde feiern mit ihnen. Doch am Ende gibt es einen unschönen Zwischenfall. Max Leitner erfährt, dass seine Verlobte Sarah ein Verhältnis mit seinem Bruder Tobi ...

Andy und Laura haben geheiratet und alle Freunde feiern mit ihnen. Doch am Ende gibt es einen unschönen Zwischenfall. Max Leitner erfährt, dass seine Verlobte Sarah ein Verhältnis mit seinem Bruder Tobi hat. Er wirft sie noch in der gleichen Nacht aus der Wohnung und vermeidet jeden Kontakt zu seinem Bruder.
Ihre Mutter Monika wollte sie immer versöhnen. Nun ist sie gestorben und zwingt ihre Söhne per Testament dazu, nach zwei Jahren einige Tage in ihrem Elternhaus zusammenzuleben. Laura bringt die alten Freunde wieder zusammen. Sie wollte Dampf aus dem Kessel nehmen, doch im Laufe des Abends kommt doch einiges zur Sprache. Seit jenem verhängnisvollen Abend hat niemand mehr Sarah gesehen. Ihr Koffer taucht im Wald auf, Max erhält bedrohliche Nachrichten per SMS und dann liegt eine Tote im Wald. Die Polizei ermittelt und hat sehr schnell die Brüder im Visier.
Es ist eine sehr spannende Geschichte und die Ermittlungen gestalten sich sehr schwierig. Das Team um Leo Mayr bekommt es mit einer ganzen Reihe Personen zu tun, die in dieser Sache verdächtig wirken. Aber seine Kollegin Jenny hat sich sehr schnell auf die Brüder eingeschossen und selbst als weitere Hinweise auftauchen, will sie nicht von ihrem Verdacht lassen. Da muss Leo manchmal regulierend eingreifen und er hat auch die passenden Argumente. Die Personen im Umfeld des Opfers scheinen aber alle etwas zu verschweigen. Auch die Beziehungen der alten Freunde werden im Verlauf immer bröckeliger. Wirklich sympathisch war mir auch keiner der Freunde. Max und Tobi benehmen sich wie verstockte Kleinkinder und ihr Onkel Wolf versucht manchmal, ihnen den Kopf zurecht zu rücken.
Als Leser versucht man mit zu ermitteln und der Polizei voraus zu sein. Ich hatte auch so einen Verdacht und wurde am Ende doch noch überrascht. Der Fall ist nämlich durchaus komplexer als vermutet.
Die Geschichte ist gut durchdacht und hat mich von Anfang an gepackt. Ich kann diesen sehr spannenden Krimi nur empfehlen.

Veröffentlicht am 28.10.2017

Ich will, dass sie verstehen, was ich getan habe

The Fourth Monkey - Geboren, um zu töten
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Sam Porter wird von seinem Kollegen Nash zu einem Unfall gerufen. Ein Fußgänger wurde von einem Bus erfasst. Der Busfahrer erzählt, dass ihm der Mann vor den Bus gesprungen ist. Das Opfer hatte ein Päckchen ...

Sam Porter wird von seinem Kollegen Nash zu einem Unfall gerufen. Ein Fußgänger wurde von einem Bus erfasst. Der Busfahrer erzählt, dass ihm der Mann vor den Bus gesprungen ist. Das Opfer hatte ein Päckchen bei sich. Päckchen dieser Art kennen die Ermittler. Seit fünf Jahren hat die Polizei damit zu tun. Der Täter entführt Menschen, und schickt den Hinterbliebenen jeweils drei dieser Päckchen, im ersten befindet sich ein Ohr, im nächsten ein Auge und zum Schluss kommt eins mit der Zunge. Aber niemand konnte den Täter schnappen, er war ein Phantom. Nun ist er tot und es gibt keine Hinweise auf seine Identität. Aber es gibt in seinen Taschen sowas wie ein Tagebuch und der Inhalt des Päckchens zeigt, dass es ein weiteres entführtes Opfer gibt. Es handelt sich um die fünfzehnjährige Emory Connors, die uneheliche Tochter eine mächtigen Mannes. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Der Schreibstil ist gut zu lesen und sehr packend. Erzählt wird die Geschichte aus wechselnden Perspektiven.
Es geht ziemlich grausam und blutig zu und ist daher nichts für Leser mit schwachen Nerven. Der sarkastische Ton im Ermittlerteam lockert die Sache aber etwas auf.
Sam Porter ist ein sympathischer Mensch und ein brillanter Detektiv. Seit fünf Jahren hat er mit diesem Fall zu tun und der lässt ihn nicht los. Der Täter hat ihm mit dem Tagebuch Hinweise gegeben, aber dazu muss Sam alles lesen. Aus dem Tagebuch erfahren wir eine Menge über die Kindheit des Täters. Er ist clever und den Ermittlern immer einen Schritt voraus. Sein Anliegen ist es, einen Verwandten des Opfers zu strafen – die verdrehten Ansichten eines Psychopathen. Alle Charaktere sind alle sehr gut und glaubwürdig ausgearbeitet.
Recht früh ist bekannt, wer der Täter ist, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Es gibt immer wieder neue Wendungen, die dafür sorgen, dass der Spannungsbogen sehr hoch bleibt.
Ein sehr spannender und grausamer Thriller.

Veröffentlicht am 23.09.2017

Eine erschütternde Familiengeschichte

Zeit der Schwalben
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Adele Harington trauert um ihre Mutter Elizabeth, die vor einem Jahr tödlich verunglückte. Da geht erst ein merkwürdige Anruf ein und dann steht plötzlich eine Frau vor der Türe, die behauptet, ihre Zwillingsschwester ...

Adele Harington trauert um ihre Mutter Elizabeth, die vor einem Jahr tödlich verunglückte. Da geht erst ein merkwürdige Anruf ein und dann steht plötzlich eine Frau vor der Türe, die behauptet, ihre Zwillingsschwester zu sein. Kann das sein? Was ist damals geschehen? Die beiden Frauen machen sich auf die Suche, um das Rätsel zu lösen.
So erfahren wir nach und nach die Geschichte der jungen Elizabeth. Ihre Mutter liegt 1958 im Sterben und daher wir die Tochter den Sommer über zu Freunden nach Sussex geschickt. Dort erlebt sie unbeschwerte Tage und verliebt sich.
Die beiden Zeitstränge werden abwechselnd erzählt und erst so nach und nach erschließt sich, was geschehen ist.
Zunächst konnte ich nicht verstehen, wie kalt und distanziert sich Elizabeth gegenüber ihrer Tochter Adele, genannt Addie, verhalten hat. Warum hat sie die jüngere Tochter Venetia immer vorgezogen? Je mehr ich über Elizabeth erfahren hatte, umso besser konnte ich sie verstehen. Sie stand mit den Folgen ihrer Verliebtheit plötzlich alleine da und wurde von einem sehr strengen und engstirnigen Vater überfahren. Zum Glück hat sie einen wunderbaren Mann geheiratet, der ein liebevoller Vater für Addie geworden ist.
Addie und Phoebe machen sich gemeinsam auf eine Reise in die Vergangenheit und es ist schön zu sehen, wie gut sie sich nach kurzer Zeit verstehen. Addies jüngere Schwester Venetia ging mir wirklich oft auf die Nerven, aber ich denke, dass sie auch mit allem, was geschehen ist, ein wenig überfordert war.
Es ist schon erschreckend, wie unverheiratete, schwangere Frauen früher behandelt wurden und wie man unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit grausame Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen hat. Moralvorstellungen und Angst vor dem Gerede der Leute waren wichtiger als die Gefühle der betroffenen Frauen.
Ein sehr emotionale Geschichte, die mir gut gefallen hat.