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Veröffentlicht am 29.12.2023

Gehen Menschlichkeit und Nächstenliebe im Christentum verloren?

Die verschwiegene Welt der Imma vom Bodensee
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Dieser Forschungsroman beschreibt das Leben hochgebildeter Frauen wie z. B. Imma vom Bodensee, Hiltrud von Bayern, Lioba – Äbtissin von Tauberbischofsheim oder Bertrada – Königin der Franken um 740 bis ...

Dieser Forschungsroman beschreibt das Leben hochgebildeter Frauen wie z. B. Imma vom Bodensee, Hiltrud von Bayern, Lioba – Äbtissin von Tauberbischofsheim oder Bertrada – Königin der Franken um 740 bis ca. 781. Mit Karl dem Großen, dem König der Franken, mit Hauptresidenz in Aachen, mit die geschichtliche Einordnung erleichtert. Gut vorstellbar ist die sicher aufwendige Recherchearbeit für diesen Roman, die die negativen Veränderungen im Leben besonders von gebildeten Frauen durch die römisch-katholische Kirche klar und allgemein verständlich beschreibt. Die Bedeutung der iroschottischen Mission mit der Christianisierung von Teilen Mitteleuropas wird umfassend beleuchtet. Besonders die geschichtsträchtige Region um den Bodensee herum wird auch in ihren verwandtschaftlichen Beziehungen in einer übersichtlichen Genealogie im hilfreichen Beiblatt dargelegt. Mit diesen o.g. Vorkämpferinnen bemühen sich Frauen heutzutage immer noch um mehr Gleichberechtigung und Toleranz, der Weg zu Bildung, zu Wissen steht ihnen zumindest in der westlichen Welt mittlerweile offen. Die Entmündigung von Frauen ist jedoch in anderen Religionen immer noch vorhanden. Die Frage, warum es gerade im Namen des Christentums zu diesem angsterfüllten Umbruch im Leben hochgestellter Frauen des frühen Mittelalters kommen konnte, wird bildhaft beantwortet. Äußerst interessant zu lesen!

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Veröffentlicht am 21.12.2023

Historie - hier um Philosophenschiffe - und Fiktion gut verknüpft.

Das Philosophenschiff
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Das Cover zeigt ein Dampfschiff in der Ferne, von steinigem Ufer wolkenverhangen dargestellt – passend zum Buchtitel und in gedämpfter Farbgebung den Romaninhalt heraufbeschwörend. Das PHILOSOPHENSCHIFF ...

Das Cover zeigt ein Dampfschiff in der Ferne, von steinigem Ufer wolkenverhangen dargestellt – passend zum Buchtitel und in gedämpfter Farbgebung den Romaninhalt heraufbeschwörend. Das PHILOSOPHENSCHIFF ist eigentlich ein Sammelbegriff für mindestens fünf Schiffe, mit denen im Jahr 1922 unliebsame Personen in großer Zahl aus Sowjetrussland ins Ausland abgeschoben wurden. Die Verbindung zwischen dieser realen Historie und der Fiktion, nämlich der Biografie der einst international tätigen Architektin Anouk Perleman-Jacob, ist kreativ in einem sachlichen Schreibstil verwoben. Das Szenarium beginnt in St. Petersburg mit Schilderung ihres Lebens bis zum 14. Lebensjahr in intellektuellen Kreisen, sympathisierend mit den Bolschewiki, die Behandlung von Juden unter dem Diktat des Zaren anprangernd. Über den Finnischen Meerbusen und die Ostsee in Richtung Deutsches Reich kommen sie 1922 in Berlin im Exil an. Auch in Paris verweilt die Familie einige Jahre aufgrund eines Lehrauftrages des Vaters. Ende der Sechzigerjahre hält sich die Hauptfigur auch in den USA auf, arbeitet an der Texas A&M University-Corpus Christi , immer noch verfolgt von deutlichen Erinnerungen an ihr Leben hinter dem Eisernen Vorhang. In Zeitsprüngen wird wiederholt auf die Überfahrt auf dem Luxusdampfer und ihre 12 Personen auf dem 3. Deck und auf Lenin auf dem 1. Deck eingegangen, die Atmosphäre von Angst und Bespitzelung herauf beschwörend. Randfiguren wie die amerikanische Assistentin und Freundin Alice Winegard oder den Präsidenten des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins Dr. Mahler beleben den Roman. Zurückversetzt in das bewegte Jahrhundert rund um Lenin, Trotzki und Konsorten ins bolschewistische Russland erfährt der Leser viel über das politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche Leben der Intelligenzija.

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Veröffentlicht am 16.12.2023

Einsamkeit, Demenz, Sterbehilfe neben dem typischen englischen Humor

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt (Die Mordclub-Serie 4)
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Das Cover von Band 4 hat Wiedererkennungswert und passt zum Inhalt. Dieser Krimi in drei Teilen überzeugt neben dem typischen britischen Humor durch Ernsthaftigkeit und leise Töne. Es gilt nicht nur den ...

Das Cover von Band 4 hat Wiedererkennungswert und passt zum Inhalt. Dieser Krimi in drei Teilen überzeugt neben dem typischen britischen Humor durch Ernsthaftigkeit und leise Töne. Es gilt nicht nur den Mord an ihrem Freund, dem Antiquitätenhändler, aufzuklären, sondern auch ein Drogenkästchen wiederzufinden nebst der Aufklärung einer dubiosen Internet-Bekanntschaft des Neuzugangs Mervyn aufzuklären. Die Ermittler aus Coopers Chase, diese vier rüstigen Senioren, bewegen sich dabei dieses Mal im Milieu der Kunstfälschung und Antiquitäten, aber auch im Drogenhandelsmilieu. Bei der Aufklärung bzw. auf der Jagd nach dem in mehrerer Hinsicht wertvollen Drogenkästchen tritt eine große Anzahl neuer Nebenfiguren auf, die eventuell beim Leser für Verwirrung sorgen könnten. Besonders die persönlichen Entwicklungen speziell von Stephen, Elizabeths Ehemann, treten hervor, lassen jedoch Elisabeth eher in den Hintergrund treten mit Joyce in ihrer mehr oberflächlichen Art als Vertretung. Besonders hier ist der Schreibstil liebevoll verklärt und besinnlich. Insgesamt gefallen wieder die witzigen Dialoge der vier Hauptakteure neben ihren schrulligen, liebenswerten Eigenheiten. Auch sind die kreativen Verwicklungen in sich stimmig. Erneut eine unterhaltsame Lektüre für kurzweilige Lesestunden.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Die große Liebe im Spanien des 20. Jahrhunderts

Der süße Duft der Reben
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Das Cover zeigt die junge Spanierin Isabel, deren verträumter Blick hinaus auf Weinberge und Wasser, wohl das naheliegende Mittelmeer, geht -passend zum Buchinhalt. Zunächst spielt die Handlung in London, ...

Das Cover zeigt die junge Spanierin Isabel, deren verträumter Blick hinaus auf Weinberge und Wasser, wohl das naheliegende Mittelmeer, geht -passend zum Buchinhalt. Zunächst spielt die Handlung in London, Kensington, um 1903 mit der Erreichung der Volljährigkeit der Hauptfigur Elizabeth oder Isabel, die mit ihren 21 Jahren die Buchhaltung im Büro ihres Vaters führt. Der Rosinenhandel mit Dénia in Spanien, ihrer alten Heimat floriert. Dorthin soll sie überraschend zurückkehren zwecks Vermählung mit ihrem wohlhabenden Cousin. Trotz ihrer Zulassung zum Malereistudium an der Royal Academy of Arts, Burlington House, wird sie zu einer Zwangsehe verurteilt, ihr Leben fremdbestimmt. Diesem Drama wird durch viele kreative Twists und Abenteuer im Roman Raum gegeben neben der damaligen Verarbeitung der Moscatel Weintraube zu Rosinen. Durch drohenden Reblausbefall der dortigen Weinberge veränderte sich der Export der besonders süßen Rosinen nach England und Europa um die Jahrhundertwende. Die verschiedenen Charaktere im damaligen patriarchalisch orientierten Gesellschaftssystem in Europa sind realistisch dargestellt, mit starken Frauenfiguren und die Männerwelt mehr negativ gefärbt – von kriminell bis romantisch verliebt in großer Bandbreite. Jemanden heiraten zu müssen, um einer Verurteilung als Mörderin zu entgehen, stellt im Roman eine besonders üble Verquickung dar – raffinierter Plot gegen die Frauenwelt. Interessant, spannend, wenn auch stellenweise vorhersehbar – der Schreibstil gefällt. Das Thema der Fremdbestimmtheit als Frau um 1900 ist abwechslungsreich verarbeitet.

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Veröffentlicht am 06.12.2023

Erwachsen werden als Muslimin in NY

Zwischen zwei Monden
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Die Szenerie spielt in New York City, im muslimischen Emigrantenviertel Bay Ridge. Gezeichnet wird das Porträt einer ägyptischen Familie während des Monats Ramadan mit den 17-jährigen Zwillingen Amira ...

Die Szenerie spielt in New York City, im muslimischen Emigrantenviertel Bay Ridge. Gezeichnet wird das Porträt einer ägyptischen Familie während des Monats Ramadan mit den 17-jährigen Zwillingen Amira und Lina, Sie verbringen einen heißen Sommer zusammen mit ihrem älteren Bruder Sami, der unerwartet vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen, wieder in der warmherzigen Familie sichere Aufnahme findet. Thematisiert wird das Leben als unternehmungslustiger Teenager in Amerika und gleichzeitig als gläubige Muslimin voller Traditionen und Zwänge. Sehr interessant sind die vielen Details zum Ramadan mit Zeremonien wie z.B. Waschungen, Pflichtgebeten, Fasten, Speisen. Ebenso aufschlussreich sind auch die Überwachungsmechanismen und Arbeitsweisen des New York Police Departments, dokumentiert anhand der Reportagen im Roman: Ständig unter Beobachtung und ohne Haftbefehl werden amerikanische Muslime verhaftet. Der ehrliche Blick auf Rassismus, auf das feste Band der Schwestern und ihren Ängsten und ihrem Misstrauen innerhalb ihrer Community wird ergänzt durch Rückblenden der Eltern zu deren Auswanderungsgründen aus Ägypten. Die Hauptperson Amira Emam fühlt sich eingeengt zwischen zwei Monden: mit dem linken Arm zu dem blutigen Mond Samis, mit ihrem rechten Arm zum helleren Mond ihrer Zwillingsschwester Lina. Geschichten über Propheten wie Suleiman erinnern an 1001-Nacht. Insgesamt ein lebendiger, warmherziger, aber auch aufrüttelnder Roman über das Zusammenleben von Muslimen in NY nach 9/11.

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