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Veröffentlicht am 06.01.2024

Ein Stück Oberbayern für Zuhause

DuMont Reise-Taschenbuch Reiseführer Oberbayern
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Reiseführer gibt es viele und sie gleichen wie ein Ei dem anderen. Aber das Reise-Taschenbuch Oberbayern von DuMont ist wirklich ein Stück Oberbayern für Zuhause. Daniela Schetar zeigt ihre oberbayerische ...

Reiseführer gibt es viele und sie gleichen wie ein Ei dem anderen. Aber das Reise-Taschenbuch Oberbayern von DuMont ist wirklich ein Stück Oberbayern für Zuhause. Daniela Schetar zeigt ihre oberbayerische Heimat den zukünftigen Urlauber;innen und beweist, dass hinter Postkartenromantik, Kitsch und Kommerz ganz viel Herz und Hoamatgfui steckt.

Ihre Tipps führe an echte Lieblingsorte, enden auch mal mitten im Nirgendwo und zeigen, dass die Region so viel mehr zu bieten hat als das, was ohnehin schon längst bekannt ist. Es sind echte Insider-Tipps, die mitten ins Herz gehen und dort auch nachhaltig ihre Spuren hinterlassen. Einfach mal raus - mit dem Rad, mit dem Kanu oder auf Schusters Rappen und dann bewusst aufnehmen, was die Natur zu bieten hat. Es sind die kleinen Geheimnisse, die abseits der eingetreten Touri-Pfade darauf warten, die Urlauber:innen zu überraschen und zu verzaubern.

Natürlich geben sich die bekannten Sehenswürdigkeiten ein Stelldichein, aber Schetar zeigt sie in einem ganz anderen Licht. Eben mit Hoamatliebe und der Verbundenheit zur Region, sodass die Gaudi automatisch vorprogrammiert ist.

Alle Vorschläge sind von ihr ausprobiert und für empfehlenswert befunden worden, sodass sich die Leserschaft sicher sein kann, dass hier kein Schmarrn erzählt wird. Hintergrundwissen und auch mal ein Blick hinter die Kulissen der Dörfer und Städtchen dürfen nicht fehlen, genauso wenig wie die Tipps zum Einkehren und Verweilen.

Es warten echte Schmankerl auf dem Teller, die definitiv von den üblichen Biergarten-Speisekarten abweichen. Leider fehlt der Hinweis auf ein echtes kulinarisches Highlight in Oberammergau . Ein Besuch im "Alten Sägewerk" ist ein absolutes Muss, denn Koch Hiasi Schöber zaubert Gerichte auf den Teller, die ein kulinarisches Feuerwerk auf dem Gaumen zünden.

Ansonsten ist dieses Reisetaschenbuch absolut lesenswert, informativ, innovativ und sehr heimatbezogen - ein echt guter Tipp für alle, die Oberbayern demnächst erkunden möchten.

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Veröffentlicht am 06.01.2024

Draussen ist Freiheit (Tanz der Vampire)

Sisi – Es lebe die Freiheit
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Es ist noch gar nicht so lange her, dass zu Weihnachten die berühmte Sissi-Trilogie wider tausende von begeisterten Fans vor den TV-Bildschirmen versammelt hat. Aber das romantisch-verklärte Bild aus den ...

Es ist noch gar nicht so lange her, dass zu Weihnachten die berühmte Sissi-Trilogie wider tausende von begeisterten Fans vor den TV-Bildschirmen versammelt hat. Aber das romantisch-verklärte Bild aus den Kinofilmen spiegelt nicht ansatzweise die Seele und Wünsche wieder, in im Herzen der Kaisern von Österreich wohnen.

Sandra Freudenberg hat sich gemeinsam mit Andy Dauer auf den Weg gemacht, um eben jene Wege zu beschreiben, die Sisi einst gegangen ist. Wege, die Freiheit bedeuten und die Schönheit der Natur in ihrer ganze Pracht zugänglich machen. Die Texte sind dankenswerterweise fernab jeglichem Kitsch, sondern Freudenberg zeigt, dass die Kaiserin im Gleichklang von Respekt für Natur und Umwelt einen Weg zur inneren Ausgeglichenheit und Stärke gefunden hat. Mit jedem Schritt, den sie Richtung Gipfel geht, gibt sie die höfischen Zwänge an den unebenen Grund ab, läuft sich frei und sprengt die Ketten des gesellschaftlichen Korsetts, in das sie durch die höfische Gepflogenheiten gezwängt wird.

Auch wird Freudenberg nicht müde, die von der Biografin Hamann aufgedeckten vermeintlichen Spleens in gefestigte Charakterzüge umzuwandeln, um die Kaiserin von Österreich als naturverbundene und leidenschaftliche Frau darzustellen. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille und die Autorin beweist, dass es auf die Sichtweisen ankommt, wie eine Person - in diesem Fall Sisi - wahrgenommen wird.

Die Texte sind mitreißend und einnehmend geschrieben und Leser:innen, die einen Hauch von Bergweh verspüren, die Berge und das Wandern lieben, werden sich sehr gut in Sisi hineinversetzen können. Die Fotos von Andy Dauer ermöglichen zum einen eine visuelle Zeitreise, um Sisi an den Originalschauplätzen nahe zu sein, um zum anderen die Brücke ins Hier und Jetzt zu schlagen, um auf die immer noch währende Schönheit der Natur aufmerksam zu machen.

Eine mehr als gelungene Mischung aus Biografie, Wanderführer und Bergerlebnissen, die nicht nur für Sisi-Fans empfehlenswert ist

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Veröffentlicht am 04.01.2024

Das Leben ist nie etwas, es ist nur die Gelegenheit zu einem Etwas (Friedrich Hebbel)

Dieses schöne Leben
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Clover begleitet Menschen - nicht durchs Leben, sondern auf ihrem letzten Weg. Als Sterbebegleiterin ist sie Halt und Stütze, Lichtblick und Trösterin zugleich. Damit die Sterbenden die letzten Schritte ...

Clover begleitet Menschen - nicht durchs Leben, sondern auf ihrem letzten Weg. Als Sterbebegleiterin ist sie Halt und Stütze, Lichtblick und Trösterin zugleich. Damit die Sterbenden die letzten Schritte nicht alleine gehen müssen, gibt ihnen Clover die Gelegenheit, um zusammen zu schweigen, miteinander zu reden und noch ein paar letzte Worte zu finden, die unbedingt noch gesagt werden wollen. Doch nach all diesem einfühlsamen und intensiven Momenten is Clover alleine, ja fast schon einsam. Als Sylvie ihre neue Nachbarin wird, steht Clovers Leben plötzlich Kopf, denn Sylvie bringt Farbe und Aufregung in den Alltag....


Es gibt Bücher, die schleichen sich ganz leise in die Herzen der Leser:innen und nisten sich dort ein, um noch lange nachzuwirken. Mikki Brammer schafft es mit ihrem einfühlsamen und seelenvollen Schreibstil, ein Tabuthema gefühlvoll zu vermitteln und über die Zeit des Lassens zu erzählen: Zulassen, Weglassen und Loslassen.

Sterbebegleitung ist nämlich für Clover die einzige Möglichkeit, ihre Schuldgefühle regelrecht zu verdrängen, mit dem Tod des geliebten Großvaters nicht wirklich abschließen zu müssen. Vielmehr versteckt sie sich hinter ihrer emotionalen Aufgabe und schottet sich weitestgehend von der Außenwelt ab. Dass sie dadurch ihr eigenes Leben verpasst, nimmt sie billigend in Kauf.

Brammer hat einen sehr einnehmenden Schreibstil und dadurch gelingt es ihr, Clover trotz aller Unnahbarkeit, die sie ausstrahlt, zugänglich zu machen. Jede/r Leser:in ist im Verlauf des eigenen Lebens nämlich schon einmal mit dem Verlust eines geliebten Menschen konfrontiert worden und kennt daher die Gefühle, die im Trauerprozess entstehen, sehr gut.

Der Roman ist leise und ruhig, fließt jedoch stetig und nimmt so die Leserschaft mit auf ein ganz besonderes Abenteuer, das sich Leben nennt. Die Entwicklung von Clover mitzuerleben, tut unglaublich gut. Menschen, die ihr scheinbar zufällig begegnen, werden zu Wegweisern und Lichtpunkten in ihrem eigenen Leben und richten sie auf, damit sie aus ihrer Lethargie erwacht und Hunger auf das Leben bekommt.

Ein Buch, das von Melancholie und Erinnerungen lebt, von Optimismus und Freude am Leben handelt und letztendlich zeigt, dass ein Abschied auch immer die Chance für einen Neuanfang birgt.

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Veröffentlicht am 31.12.2023

Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist - Jean Paul

Yoga Town
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Lucy hat einen Weg für sich gefunden, um im Einklang mit sich und ihrem Leben zu sein- Yoga heißt das Zaubert, das nicht nur sie erdet, sondern auch ihre Kursteilnehmer:innen. Aber irgendetwas stimmt nicht, ...

Lucy hat einen Weg für sich gefunden, um im Einklang mit sich und ihrem Leben zu sein- Yoga heißt das Zaubert, das nicht nur sie erdet, sondern auch ihre Kursteilnehmer:innen. Aber irgendetwas stimmt nicht, denn Lucy war noch nie in Indien. Kann sie wirklich die Inhalte so vermitteln ? Ihr komplettes Leben wird auf den Kopf gestellt, als Mutter Corinna plötzlich wie vom Erdboden verschluckt ist. Lucy und ihr Vater Lou begeben sich auf Spurensuche. Dabei Lucy ahnt nicht, dass diese Reise ihr Leben für immer nachhaltig verändern wird...


Gib Daniel Speck Tinte und Papier und es entsteht daraus garantiert ein Bestseller. Speck ist ein Wortakrobat, der mit seinen Geschichten auf Menschenfang geht, um intensive Lebensreisen zu ermöglichen, die unter die Haut gehen. Mit "Yoga Town" gelingt ihm eine Zeitreise im Hippie-Bus der ganz besonderen Art und er entführt nicht nur nach Indien, sondern lässt den Zeitgeist und die Musik der späten 1960er Jahre durch die Seiten wehen.

Die Songs der Beatles vom weißen Album nisten sich als Ohrwürmer ein und bilden so eine fantastische Playlist, die die Lesenden regelrecht auf den Schwingen der Musik durch die Seiten trägt. Lucy muss nach und nach erkennen, dass ihre Eltern Geheimnisse haben und ihr eigentlich fremd sind. Und wenn wir ehrlich sind, wie gut kennen wir selbst unsere Eltern und ihre Vergangenheit?

Genau hier setzt Speck an und zeigt, dass hinter einer elterlichen Beziehung auch immer die Geschichte eines Paares steckt, das sich zufällig begegnet und dann beschließt, den Lebensweg gemeinsam zu gehen. Dass nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, ist nur allzu menschlich und so taucht Lucy immer tiefer in die Vergangenheit ein, lernt ihre Eltern besser kennen und somit letztendlich auch sich selbst.

Ein Buch, das so bunt und abwechslungsreich ist wie das Leben in den 60ern des letzten Jahrhunderts, voller "Love and Peace" steckt und auch den sehr lockeren Umgang mit psychedelischen und synthetischen Stoffen unter die Lupe nimmt.. Eine Geschichte mit vielen Emotionen, die den ein oder anderen wehmütigen Moment beinhaltet und trotzdem voller Lebensfreude steckt.

Viele Aussagen der Figuren gehen ins Herze, stimmen nachdenklich und richten den Blick auf die eigene Familiengeschichte, die vielleicht auch das ein oder andere Geheimnis verbirgt. Speck beweist wieder einmal, dass das Leben die interessantesten Geschichten schreibt und gibt seinen charismatischen und starken Figuren einen sehr lebhaften Rahmen, um ihr Herz und ihren Geist zu öffnen.

Grandios erzählt, mit Herz und Hirn versehen und mit ganz vielen tollen Songs bestückt, wird auch dieser Roman zu einem echten Pageturner ! Ganz großes Kino!

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Veröffentlicht am 25.12.2023

In Büchern liegt die Seele aller gewesenen Zeit - Thomas Carlyle

Die Bibliothek im Nebel
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Thomas hat es sich zur Aufgabe gemacht, die dunkelsten Geheimnisse der Menschen aufzudecken, die es sich nach dem Krieg in der Bussi-Bussi-Gesellschaft so herrlich bequem eingerichtet haben. Seine Methoden ...

Thomas hat es sich zur Aufgabe gemacht, die dunkelsten Geheimnisse der Menschen aufzudecken, die es sich nach dem Krieg in der Bussi-Bussi-Gesellschaft so herrlich bequem eingerichtet haben. Seine Methoden sind nicht immer Usus, aber um Recht walten zu lassen, greift er auch gerne mal zu unkonventionellen Taktiken. Das ruft Liette auf den Plan, denn ihr gehört das Hotel, in dem Thomas seine List zu Geld macht. Ein Treffen zwischen den beiden verspricht aufregend zu werden, denn Thomas soll für Liette die Besitzerin eines Buches ausfindig machen....


Kai Meyer schreibt Märchen für Erwachsene, die so gut erdacht sind, dass sie die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion vollkommen verschwimmen lassen. Mit "Die Bibliothek im Nebel" gelingt ihm wieder ein großer Coup, der von der ersten bis zur letzten Seite randvoll mit faszinierenden Geschichten, jede Menge Spannung und abwechslungsreichen Charakteren ist.

Auf drei Zeitebenen erzählt, weiß der Autor seine Leserschaft mit auf eine Zeitreise zu nehmen, die von Sankt Petersburg im Jahr 1917 bis hin an die Cote d’Azur im Jahr 1928 reicht , um dann mit den Recherchen im Jahr 1958 ebenda ihre Höhepunkt zu nehmen. Die Handlung ist eine sehr gelungene Mischung aus historischen Begebenheiten, Familiensaga und leichten kriminalistischen Elementen und fesselt die Leser:innen regelrecht an die Buchseiten.

Es ist, als würde beim Umblättern die Tinte auf dem Papier leise Flüstern, um ihre Geheimnisse zu offenbaren, die sich hinter dem Nebel verstecken. Es gelingt Meyer sehr gut, dieses mystisch-magische Lesegefühl über die komplette Dauer des Buchs aufrecht zu halten, sodass die Neugier auf die Handlung zu jederzeit erhalten bleibt.

Die Figuren Liette und Thomas sind federführend, aber sie bekommen durch Artur und Mara zwei ebenbürtige Charaktere an die Seite gestellt, sodass die Lesenden im Verlauf des Buches immer wieder mit den unterschiedlichsten Wesenszügen und Beweggründen konfrontiert werden. Meyer verpackt seine sehr gute Recherche in eine mitreißende Story über Bücher, Buchdruck und die Bücherstadt Leipzig, sodass es ihm gelingt, noch ein Stück Wissensvermittlung zu betreiben.

Der Schreibstil ist sehr dynamisch, vermittelt einen hauch Dramatik und Mystik, glänzt mit überraschenden Einblicken und Erkenntnissen und spielt mit den Emotionen der Lesenden. Ein echter Pageturner !

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