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Mianna

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.06.2018

Die Bösen und die Guten

Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln)
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In seinem zweiten Kriminalroman um Goethe und Schiller schreibt Stefan Lehnberg von merkwürdigen und bedrohlichen Vorkommnissen in Fran(c)kfurt im Jahr 1801. Bei einem Besuch in der Stadt werden die Beiden ...

In seinem zweiten Kriminalroman um Goethe und Schiller schreibt Stefan Lehnberg von merkwürdigen und bedrohlichen Vorkommnissen in Fran(c)kfurt im Jahr 1801. Bei einem Besuch in der Stadt werden die Beiden von einigen Stadträten Frankfurts um Hilfe gebeten – eine Verschwörung ist im Gange. Die Stadt muss vor einem erneuten Krieg bewahrt werden.

Schon die edle Aufmachung des Buches, die teilweise altdeutsche Ausdrucksweise und die verschnörkelten Überschriften machen was her. Das Buch wirkt allein dadurch auf den ersten Blick schon besonders.

Die Geschichte entwickelt sich dann spannend, das Buch ist kaum aus der Hand zu legen. Beim Lesen entsteht ein Sog in die Geschichte, der die Atmosphäre, die Umgebung und die sozialen Konstellationen nah erleben lässt. Lehnberg schreibt sehr einfühlsam und gleichzeitig spannend.

Anfänglich ist es schwer sich an die komplizierte Ausdrucksweise zu gewöhnen, mal abgesehen von den zeilenlangen Schachtelsätzen. Es braucht Geduld, um über diese ersten Hürden hinweg zu kommen. Die Geduld wird dann mit faszinierenden und sich überschlagenden Entwicklungen belohnt. Die Schilderungen sind unterhaltsam, humorvoll und manchmal absurd.

Goethe und Schiller sind interessante Figuren für einen solchen Kriminalroman, wirken sympathisch und vertrauenswürdig. Sie scheinen nicht immer alles im Griff zu haben, jedoch mehr als die Stadträte, die sie um Hilfe baten. Zusammen begeben sie sich in gefährliche und aufregende Situationen. Dadurch wirken die Beiden heldenhaft und nur noch sympathischer.

Die Geschichte ist stark vereinfacht in die Bösen und die Guten unterteilt. Dies ist nicht störend. Zwischenzeitlich erinnert der Roman an „Die drei Musketiere“, „Sherlock Holmes“ und andere Klassiker. Es gibt starke Charaktere, die Unheil verhindern. Die Auflösung am Ende ist etwas enttäuschend, scheint abwegig. Das Buch lässt etwas verwirrt und unzufrieden zurück – irgendwas fehlt.

Insgesamt ein atmosphärischer Kriminalroman mit Goethe und Schiller als charismatische Ermittler. Sehr unterhaltsam und mit viel Aufregung, jedoch mit unbefriedigendem Ausgang.

Veröffentlicht am 02.06.2018

Anleitung zur Selbsterkenntnis

Der emotionale Rucksack
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Vivian Dittmar hat mit dem "Emotionalen Rucksack" ein prägnantes Bild für ihr Buch gefunden. Das Thema wird dadurch greifbar. Sie beschreibt wie jeder Mensch mit dem jeweils unterschiedlichen emotionalen ...

Vivian Dittmar hat mit dem "Emotionalen Rucksack" ein prägnantes Bild für ihr Buch gefunden. Das Thema wird dadurch greifbar. Sie beschreibt wie jeder Mensch mit dem jeweils unterschiedlichen emotionalen Gepäck umgehen kann.

Auf anschauliche Weise schildert sie anhand des Rucksackes und mit vielen persönlichen Beispielen ihre Überlegungen zu diesem Thema. Dittmar wirkt authentisch und sympathisch, kann für das Thema begeistern.

Das Buch lässt sich leicht lesen, fast schon süffig. Die interessanten Überschriften und das übersichtliche Inhaltsverzeichnis sowie die kurzen Kapitel tragen zur Lesbarkeit bei. Gleichzeitig entsteht das Gefühl dem Buch und dem Thema gewachsen zu sein - anders als bei manchen anderen Sachbüchern.

Das Lesen und Durcharbeiten des Buches braucht viel Aufmerksamkeit. Es wird grundlegendes Wissen vermittelt, um erstmal zu verstehen wie es zu emotionalen Überreaktionen kommt, die nicht zu aktuellen Situationen passen. Die Lesenden sind gefordert den Inhalt nachzuvollziehen, diesen gleichzeitig auf die eigenen Erlebnisse zu übertragen. Dies ist sehr intensiv.

In regelmäßigen Abständen bietet Dittmar interessante Übungen an, die dem Verständnis und der Selbsterkenntnis dienen. Doch auch ohne die Übungen zu machen haben die Lesenden sicherlich einen persönlichen Gewinn.

Teilweise sind die Übungen schwer umzusetzen und die Ausführungen zur Praxis der bewussten Entladung schwer zu verstehen. Diese Ausführungen können etwas esoterisch und abgehoben wirken. Zudem bleibt die Einordnung der Ergebnisse aus den Übungen dann den Lesenden selbst überlassen. Lesende, die bisher wenig Erfahrung mit Selbstreflektion und emotionalen Themen haben könnten hierbei besondere Schwierigkeiten bekommen. Erklärungen und Beispiele zur Umsetzung könnten helfen.

Ein interessanter und ernst zu nehmender Ratgeber - nicht immer ganz einfach zu verstehen. Dittmar begeistert mit dem emotionalen Thema und führt die Lesenden zu neuen Erkenntnissen.

Veröffentlicht am 21.05.2018

Eine Liebeserklärung an das Lesen

Das Mädchen, das in der Metro las
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"Das Mädchen, das in der Metro las" ist das erste in Deutsch erschienene Buch der Französin Christine Féret-Fleury. Es geht thematisch um die Liebe zu Büchern und der Suche nach dem eigenen Weg.

Juliette ...

"Das Mädchen, das in der Metro las" ist das erste in Deutsch erschienene Buch der Französin Christine Féret-Fleury. Es geht thematisch um die Liebe zu Büchern und der Suche nach dem eigenen Weg.

Juliette fährt täglich mit der Metro zur Arbeit in ein Maklerbüro, ihre Tage sind eintönig. Ihre Liebe gilt den Büchern. Als sie eines Tages von ihrem gewohnten Weg abweicht begegnet sie dem geheimnisvollen Buchhändler Soliman. Von ihm bekommt sie Bücher, für die sie die passenden Leser finden soll. Damit nimmt sie Einfluss auf das Schicksal der Leser, aber auch ihr eigenes Leben gerät "aus der Bahn".

Die Geschichte um Juliette ist sehr detaillreich und poetisch, wodurch das Lesen erschwert wird. Die vielen kleinen Träumereien, Gedankenspiele und Beobachtungen Juliettes sind einerseits spannend und lenken andererseits vom Geschehen haben. So braucht es viel Aufmerksamkeit den Entwicklungen zu folgen. Durch die vielen Sprachbilder bekommt alles Leben und lässt sich dadurch wiederum besser nachvollziehen.

Juliette wirkt sympathisch, ist sehr mit ihren Beobachtungen und Unsicherheiten beschäftigt. Es fällt schwer ihr Alter einzuschätzen, immerhin wird im Buchtitel von "Mädchen" gesprochen, mit ihrer eigenen Wohnung und dem Job könnte sie aber eher eine Frau sein. Vielleicht ist sie aber auch genau dazwischen und deswegen auf der Suche nach sich.

Die Geschichte bekommt dann etwas geheimnisvolles und märchenhaftes, als sie Soliman und seiner Tochter Zaide begegnet. Nach den vielen Details zu Beginn entsteht eine erste Spannung. So geht es dann auch weiter. Nach vielen Details gibt es neue Entwicklungen, die wieder Spannung erzeugen.

Ein Erwachsenenmärchen um die Liebe zum Lesen, das Erwachsen werden und das Gehen neuer Wege. Spannend, jedoch nicht ganz einfach zu Lesen.

Veröffentlicht am 04.04.2024

Schwacher Hauptcharakter

Die Vermesserin der Worte
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Ida hat ihre Worte verloren. Als Schriftstellerin sind diese ihr kostbarstes Gut. Sie droht zu vereinsamen und zu verarmen. Als sie auf ein Jobangebot für eine Stelle als Haushaltshilfe stößt, ist dies ...

Ida hat ihre Worte verloren. Als Schriftstellerin sind diese ihr kostbarstes Gut. Sie droht zu vereinsamen und zu verarmen. Als sie auf ein Jobangebot für eine Stelle als Haushaltshilfe stößt, ist dies eine willkommene Möglichkeit sich auf die Suche nach sich selbst zu begeben. Das Zusammenleben mit der alten Ottilie verlangt Ida Einiges ab, ist sie doch genauso einsam, wie Ida.
Die Geschichte hat einen hohen Wohlfühl-Charakter. Ida ist auf der Suche und als sie Ottilie begegnet, kann es nur gut werden. Das lässt sich schon zu Beginn erahnen. Die Geschichte ist also vorhersehbar.
Unerwarteterweise ist Ottilies Charakter umfassender ausgeformt, als Idas. Ida wirkt wie ein Mittel zum Zweck, um Ottilies Geschichte zu erzählen. Dafür muss sie erstmal das Geheimnis um Ottilies Vergangenheit aufdecken. Es ist spannend und berührend, aber auch etwas kitschig.
Zwischenzeitlich ist die Erzählung etwas langatmig, es scheint nicht richtig voran zu gehen. Idas Putzleidenschaft nimmt einen großen Raum ein.
Insgesamt ist die Geschichte nett. Sie ist berührend, besonders das Ende, aber auch etwas zu "schön" und eben an manchen Stellen zu lang.

Veröffentlicht am 01.01.2024

Über Frauen, für Frauen

Warum bist du nicht, wie ich dich gern hätte?
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Casy M. Dinsing beschreibt Beziehungsthemen, die Frauen in ihren Coachings häufig anbringen. Sie schreibt von dem Finden einer gemeinsamen Sprache, dem Erkennen und Vertreten eigener Bedürfnisse, von Eigenverantwortung ...

Casy M. Dinsing beschreibt Beziehungsthemen, die Frauen in ihren Coachings häufig anbringen. Sie schreibt von dem Finden einer gemeinsamen Sprache, dem Erkennen und Vertreten eigener Bedürfnisse, von Eigenverantwortung sowie Nähe und Abgrenzung.

In vielen konkreten Fallbeispielen schafft sie es ihre Ansichten zu verdeutlichen und erzeugt Verständnis für verschiedene Positionen. Mit dem Buchtitel "Warum bist du nicht so, wie ich dich gerne hätte" spielt sie darauf an, dass scheinbar Frauen häufig an den Männern Kindheitsthemen abarbeiten und diese zu "ihrem Projekt" machen.
Mir scheint angemessen, dass sie ihre Herangehensweise zu Beginn erläutert, nämlich Themen als Frauen- oder Männerthemen zu erkennen und gesteht ein, dass dies nicht allen Menschen entspricht. Da ich mich in vielen Teilen des Buches wiedergefunden habe, kann ich dies gut nachvollziehen. Auf Dauer ging mir dies jedoch zu weit. Ihr Fokus auf das Erleben der Frau und ihre Beschreibungen von Männern und Frauen wirken gleichzeitig auch platt. Sie schafft es zwar mit viel Humor "weibliche" Denkfallen und ver-rückte Ansichten aufzudecken, verliert dabei aber das Gleichgewicht auf die "männliche" bzw. diverse Sicht.
Ihre Erfahrungen aus den Coachings, die sie häufiger mit Frauen macht, enthalten viele Beispiele und Handreichungen. Das Online-Zusatzmaterial enthält auch nochmal praktische Übungen. Viele Empfehlungen erscheinen mir hilfreich, aber nicht alles ist uneingeschränkt für Jeden "wahr". Trotzdem habe ich viele Male über mich geschmunzelt und nehme auch Einiges mit.
Das Buch ist angenehm geschrieben und lässt sich fließend lesen. Als Ratgeber hätte es jedoch ruhig mehr farbliche/bildliche Hervorhebungen haben können. Die vielen praktischen Übungen und Tipps gehen so ein bisschen unter.

Empfehlenswert für Frauen, die sich von der "platten" Herangehensweise nicht stören lassen und bereit sind, über sich zu schmunzeln.