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Veröffentlicht am 04.02.2024

süßes Buch

Chasing Melodies – Wir zwei im Lichtermeer
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„Kann man sich in eine Person verlieben, die man nie gesehen oder getroffen hat?“
(June in Chasing Melodies)

Worum geht’s?

Die New Yorkerin June arbeitet hart, unterstützt ihre Mutter, wo sie nur ...

„Kann man sich in eine Person verlieben, die man nie gesehen oder getroffen hat?“
(June in Chasing Melodies)

Worum geht’s?

Die New Yorkerin June arbeitet hart, unterstützt ihre Mutter, wo sie nur kann und stellt dafür ihre Wünsche vom College und dem Schreiben von Songtexten hinten an. Als sie mit einem Flugticket nach Seoul überrascht wird, kann sie die langersehnte Reise in die Heimat ihres Vaters antreten und wieder zu träumen beginnen. Die Zusage eines Praktikums bei einem Musikmanagement entführt June vollends in die faszinierende neue Welt samt koreanischer Idole und K-Pop-Musik. Während June richtig aufzublühen scheint, lernt sie über eine Dating-App Alexander kennen. Schnell entwickeln beide eine unvorhergesehene Verbundenheit und alles wirkt perfekt. Jedoch scheinen Zweifel und Ängste June zu übermannen und Alexanders wahre Identität droht die neugewonnene Idylle endgültig zu zerstören.

Chasing Melodies ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Ich-Perspektive von June und Taewon geschrieben.

Meine Meinung

K-Drama-Geschichten und K-Pop? Damit kriegt man mich immer. Ich mag Korea als Handlungsort, die Einblicke in ferne Kulturen und Verhaltensweisen und vor allem die Thematisierung von K-Pop und dem harten Leben der K-Pop Idols, was in der westlichen Welt immer wieder sehr vielseitig begutachtet wird. Dementsprechend war es wenig überraschend, dass dieses Buch auf meiner Wunschliste auftauchte.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Das Buch hat einen einfachen, sehr angenehmen und mitreißenden Schreibstil, ein wenig aufgeregt und sehr lebensnah. Mit June als Protagonistin hat man jemanden, der ein bisschen wie eine gute Freundin wirkt. Sie arbeitet, um ihre Familie zu unterstützen. Ihr Vater lebt in Korea, die Mutter mit ihr in den USA, um sich um den Großvater zu kümmern. In ihrer Freizeit liebt June K-Pop und vor allem eine ganz bestimmte Band EXIT und deren Sänger Taewon. Beide spielt in dem Buch eine wichtige Rolle, denn durch diverse Kontakte bekommt June ein bezahltes Praktikum bei der Entertainment-Firma, bei der EXIT ist. Hier war der erste Moment, wo ich ein wenig an dem Buch gezweifelt habe. June hat keine nennenswerte Qualifikation, die es rechtfertigt, dass sie ein bezahltes Praktikum in Seoul erhält, Wohnung inklusive. Bei der Arbeit macht sie auch eher banale Aufgaben, bekommt aber gleichzeitig wahnsinnig geheime Einblicke, trifft auf die Künstler und jede Menge mehr. Natürlich war das für die Geschichte alles nötig, aber es ist eben auch wenig greifbar und eben so konstruiert, dass es sich ein bisschen wie eine Wunschvorstellung anfühlt. Das ist gar nicht negativ gemeint, auch wenn es vielleicht so klingt, denn Bücher haben teilweise unterschiedliche Ansätze. Entweder reales Leben wiederzugeben oder eben zum Träumen einzuladen und Chasing Melodies gehört eben eher zum letzteren Aspekt.

Mit June erlebt der Leser nun Seoul, ihre Arbeit und jede Menge Erlebnisse, die sie unter anderem dank ihrer Arbeitskolleginnen miterleben darf. Es hat mir durchaus Freude bereitet, sie dabei zu begleiten und wenn man eben darüber hinwegguckt, dass diese vermeintlichen Freunde eher sehr kurze Bekannte sind, fühlt es sich direkt so an, als wäre dies hier Junes Zuhause. Sie trifft ihren Vater, sie findet Freunde und sie fühlt sich, als wäre sie angekommen. Zwischendurch gibt es einige Handlungsstränge nach Hause, etwa die Verwerfung mit ihrer beste Freundin und das Wieder-Zueinander-Finden, was für mich nicht so sehr in die Handlung gepasst hat. June wächst in Seoul, sie wird selbstbewusster. Und sie lernt Alexander kennen.

Alexander ist ein anderes Thema in diesem Buch. Sie lernt ihn über eine anonyme Datingapp kennen, er arbeitet ebenfalls bei der Entertainment-Firma. Alexander sucht einfach jemanden zum Reden und zwischen June und ihm knistert es schon bald, denn sie passen gut zueinander. Alexander bringt dem Leser einige Einblicke in die Welt der K-Pop-Idols. Einblicke, die teilweise echt erschütternd sind und traurig machen. Er ist eine Person, die wenig zur Ruhe kommt, von vielen Selbstzweifeln geplagt ist und deswegen auch Junes Selbstzweifel schnell erkennt und sich jede Menge Mühe gibt, diese zu vertreiben. Das wirkte manchmal etwas übers Ziel hinaus geschossen, aber wie gesagt: Betrachtet man das Buch als kleine Träumerei, so ist das alles schon ziemlich stimmig. Die Idee mit der Datingapp fand ich wirklich cool, einfach mal etwas anderes. Dass hierdurch eine kleine Love Triangle entsteht, ist ein witziger, aber gleichzeitig durchaus relevanter Faktor. Denn er wirft die Frage auf: In was genau verliebt man sich eigentlich? In jemanden, dessen Gegenwart uns aus den Konzept bringt? Oder in jemanden, dessen Worte und Art uns berühren? Ich möchte hier noch nicht zu viel zu sagen, aber ich mochte die Handlung, auch wenn es natürlich hochgradig vorhersehbar und an einige Stellen auch wieder wenig glaubwürdig war.

Leider ist der Spannungsbogen des Buches recht flach. Ich mag das durchaus in Büchern, aber hier wirkte es dann teilweise etwas sehr in die Länge gezogen. Anders als bei vielen Büchern passiert hier nämlich nach dem obligatorischen Knall noch viel (bzw eigentlich wenig, aber es geht über viele Seiten) und einerseits fand ich es gut, dass man eben sieht, wie sich alles entwickelt, aber gleichzeitig auch etwas zäh. Alles in allem hätte die Schwerpunktsetzung vielleicht etwas anders sein können und man muss über einige Punkte (im Hinblick auf die Nachvollziehbarkeit) vielleicht einfach wohlwollend hinwegschauen, aber es ist ein gut geschriebenes, gut recherchiertes Buch, was sich auch durch die vielen koreanischen Begriffe und Erklärungen durchdacht und real anfühlt.

Mein Fazit

Chasing Melodies ist eine süße Geschichte mit einer coolen Grundidee durch die Dating-App und auch einige interessanten Einblicken, aber gleichzeitig eben einer wahnsinnig konstruierten Story, die mich so manches Mal irritiert hat. Ein bisschen Fanfiction, ein bisschen Liebesroman, ein bisschen Korea-Einblicke und jede Menge Infos über K-Pop-Idols. Ich habe mich aber gut unterhalten gefühlt.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 04.02.2024

vielschichtig und niedlich

Tokioregen
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„Manchmal versteht der Verstand noch nicht ganz, was das Herz schon weiß.“
(Chiyoko in Tokioregen)

Worum geht’s?

Malu möchte nichts wie weg – weg von Zuhause, weg aus Deutschland, weg aus ihrem Leben. ...

„Manchmal versteht der Verstand noch nicht ganz, was das Herz schon weiß.“
(Chiyoko in Tokioregen)

Worum geht’s?

Malu möchte nichts wie weg – weg von Zuhause, weg aus Deutschland, weg aus ihrem Leben. Als sie die Chance zu einem Schüleraustausch nach Japan bekommt, ergreift sie daher sofort die Gelegenheit. Und sie glaubt, sich bestens vorbereitet zu haben. Doch Tokio in seiner Andersartigkeit haut sie um, genauso wie ihr geheimnisvoller neuer Mitschüler Kentaro. Nur langsam lässt sie ihn an sich heran, aber Kentaro zeigt ihr sein ganz eigenes Tokio, und Malu entdeckt eine Seite an sich selbst, die sie alleine niemals gefunden hätte. Während romantischer Dates im neondurchtränkten Sommerregen, verrückter Karaoke-Sessions und magischer Momente im Mondschein auf den Dächern der Stadt wachsen ihre Gefühle füreinander unaufhaltsam. Doch dann sucht eine verheerende Katastrophe Tokio heim, und Malu muss alles daransetzen, im Chaos der verwüsteten Millionenmetropole ihre große Liebe wiederzufinden …

Tokioregen ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Malu geschrieben. Es sind potenziell triggernde Inhalte (Naturkatastrophe, Verlust/Tod) enthalten.

Meine Meinung

Tokioregen ist eines dieser Beispiele, wie viel Auswirkung ein Farbschnitt haben kann. Denn der war es, der mich auf das Buch gebracht hat. Ich habe ihn gesehen und gedacht „Oh, ist der schön“ und dann den Klappentext gelesen – und war sofort hooked. Ich liebe Bücher, die in fremde Kulturen entführen, dem Leser Einblicke gewähren in fremde Lebensweisen. Und ich kann nur sagen: Das ist der Autorin hier unfassbar toll gelungen.

Das Buch begleitet die anfangs 16-jährige Malu. Für ein Auslandsjahr über die Schule darf sie nach Japan, genauer gesagt nach Tokio. Von Anfang an merkt der Leser, dass Malu vor etwas davon läuft, was sich im Laufe der Geschichte erklärt. Denn man mag verwundert sein, dass Malu überhaupt nach Tokio geflogen ist, denn sie ist unsicher, fast schon überfordert, hochgradig tollpatschig. Was sie also geritten hat, diese Reise zu machen, muss gewichtig sein – und das ist es. Vieles an diesem Buch ist gewichtig, aber von Anfang an. Malu kommt nun also in Tokio an, trifft auf ihre Gastfamilie und bekommt direkt Bauchschmerzen, denn die gleichaltrige Gastschwester Aya scheint sie nicht zu mögen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten, einige Fettnäpfchen, jeder Menge charmanter Ausrutscher und Chaosgedanken findet Malu ihren Weg aber in der neuen Stadt. Der Leser erlebt Tokio durch Malu, Stück für Stück wird er in Gepflogenheiten, Besonderheiten und das quirlige Leben in dieser riesigen Metropole eingeführt. Ich fand es wahnsinnig interessant und vor allem vielschichtig, es sind so komplett kleine Sachen, wie etwa, dass man mit dem Finger nicht auf etwas zeigt, sich zur Begrüßung verbeugt, über Legenden und Mythen, einige sozialkritische Aspekte wie die Einheitlichkeit und der Druck, der auf zum Beispiel den Schülern lastet bis hin zu technischen Finessen, für deren Fortschrittlichkeit Japan bekannt ist. Die ersten 2/3 des Buches befassen sich hauptsächlich hiermit, mit Malus Leben vor Ort, wie sie zur Schule geht. Sie hängt mit Aya und ihren Freundinnen ab, sie isst Ramen, sie bekommt eine Schuluniform. Und alles ist so wahnsinnig toll geschrieben, so lebhaft und greifbar. Man merkt in jedem Satz, dass die Autorin weiß, wovon sie redet und schreibt. Ich habe mich gefühlt, als würde mich das Buch aufsaugen, als würde ich das geschäftige Treiben auf der großen Kreuzung fühlen, das Klingeln der Spielautomaten hören und Malus Überforderung bei der Navigation durch ihre Hightech-Schule spüren.

Ein anderer Aspekt ist die aufkeimende Liebesgeschichte zu Kentaro. Er ist relativ geheimnisvoll, hat Tattoos, Kontakte zur Yakuza und einen reichen, unglaublich kalten Vater. Er ist mit Malu in der Klasse, hat selbst einen deutschen Hintergrund und zwischen beiden ist von Anfang an eine Anziehung, die vor allem Malu aber sehr abblockt und Kentaro immer wieder vor den Kopf stößt. Die beiden haben sehr süße, sehr schön und auch sehr gefühlvolle Situationen miteinander, ich würde aber sagen, dass der Fokus in diesem Buch auf Malu und ihrer Entwicklung liegt. Die Liebesgeschichte ist nettes Beiwerk, aber der geneigte Leser soll bitte keinen Liebesroman erwarten. Wenn überhaupt, ist es ein „Liebe dich selbst“-Liebesroman, denn Malu wird stärker, selbstbewusster und reifer im Laufe der Geschichte. Kentaro und Malu machen Spaß zusammen, vor allem weil Kentaro sie nochmal in andere Bereiche der Kultur (etwa die Spielhallen und die berühmten Onsen-Bäder) einführt.

Nach 2/3 des Buches kommt dann der große Knall. Das unvorstellbare, reale Grauen. Bis dahin ist das Buch so wunderbar leicht, mitreißend und lebhaft. Und dann wird jegliches Leben aus der Geschichte gezogen. Das ist der Autorin in beeindruckender Art und Weise gelungen. Die Emotionen, die in den nächsten Kapiteln aufkamen. Die greifbare Verzweiflung. Eine Mischung aus Hoffnungslosigkeit und Überforderung. Ich habe das alles gespürt und mitgefiebert, mitgezittert und mitgehofft. Ich habe wirklich große Begeisterung für die Erzählweise der Autorin. Eine derartige Katastrophe so vielschichtig darzustellen – mit einer Mischung aus Hoffnung, Angst und Verzweiflung. Das muss man einfach lesen. Ein kleines Aber gibt es leider dennoch. Denn die etwa letzten 10-15 Prozent des Buches, wenn Malu auf der Suche nach Kentaro ist, haben mich ein wenig verloren. Das war mir einfach zu viel, zu abgedreht, zu verrückt. Es hat mir mich persönlich nicht so gepasst und ich hätte mir gewünscht, dass die letzten actionreichen Szenen nicht dagewesen wären. Aber das ist vermutlich Geschmackssache.

Mein Fazit

Tokioregen ist ein wahnsinnig toll geschriebenes, vielschichtiges Buch. Mit Protagonistin Malu kann der Leser Tokio und die japanische Kultur entdecken, sich in der Geschichte verlieren. Die große Katastrophe ist beeindruckend dargestellt, die Liebesgeschichte niedlich, wenn auch etwas dezent. Nur die letzten Wendungen waren mir dann doch zu viel. Aber auf jeden Fall kann ich eine große Leseempfehlung für das Buch abgeben.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 07.01.2024

unterhaltsam und spritzig

The Do-Over – Sie sucht nach ihrer Geschichte – er läuft vor seiner davon
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"Du hast ein Rückgrat – du musst dich nur daran erinnern, wie man es benutzt.“
(Grandma Mimi zu Perci in The Do-Over)

Worum geht’s?

Perci hat es nicht leicht: Erst wird sie von ihrem Ex auf die denkbar ...

"Du hast ein Rückgrat – du musst dich nur daran erinnern, wie man es benutzt.“
(Grandma Mimi zu Perci in The Do-Over)

Worum geht’s?

Perci hat es nicht leicht: Erst wird sie von ihrem Ex auf die denkbar demütigendste Weise abserviert (Zu Silvester! Live im Radio!), dann mischt sich ihre übergriffige Mutter in ihr Liebesleben ein. Um sie sich vom Leibe zu halten, erfindet Perci einen Fake-Boyfriend und nennt dummerweise den Namen ihres Nachbarn. Ihres sehr, sehr heißen Nachbarn. Der keine Ahnung hat, dass er Perci angeblich datet …

The Do-Over ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Perci geschrieben. Das Buch beinhaltet sexuellen Content. Es sind potenziell triggernde Inhalte aus dem Bereich Fatshaming / Bodyshaming enthalten.

Meine Meinung

Als mir The Do-Over auf der Messe vorgestellt wurde, war mir sofort klar, dass ich das Buch lesen möchte. Eine Plus Size Protagonistin, ein heißer Nachbar und jede Menge Witz? Das klingt perfekt. Und in vielen Punkten war dieses Buch es auch – aber vor allem ist es eine Geschichte, die ganz anders ist, als man erwartet. Gleich vorab: Für mich ist The Do-Over eine Lebensgeschichte und keine Liebesgeschichte.

Percis Leben ist turbulent und gleichzeitig hochgradig langweilig. Das behauptet zumindest ihr Ex, der statt einen Antrag zu machen öffentlich über das Radio mit Perci Schluss macht. Sie sei einfach zu langweilig und ja, vielleicht hat er recht. Verletzt, enttäuscht und von ihrer Familie unter Druck gesetzt, fängt Perci an, sich Vorsätze zu machen für ihr neues Jahr. Doch alles kommt ganz anders, als sie denkt. Der Nachbar, der mit der vorlauten Lilah neben ihr wohnt, wird plötzlich ihr Fake-Freund, statt im familiären Betrieb Kreditanträge zu abzuarbeiten (wohlgemerkt unter Aufsicht ihres furchtbaren Exfreundes) landet Perci in einem Kindergarten und sie wird „die neue Perci“, die auch mal Widerworte gibt. Chaos eindeutig vorprogrammiert.

The Do-Over ist eine dieser Geschichten, die einen von Anfang an mitreißt. Perci ist eine starke Protagonistin zum Mitleiden, Mitfluchen und Mitfreuen. Der Leser darf sie begleiten, wie sie sich ihr Leben wiedererobert, wie sie endlich macht, was für sie gut ist. Doch dabei kriegt sie ordentlich Gegenwind, vor allem von ihrer Mutter. Toxische Sprüche, verletzende Worte, vermeintlich gut gemeinte Ratschläge – hier findet man alles. Percis perfekte Schwester mit dem widerlich perfekten Verlobten, der aber jedes Mal negativ in Erinnerung bleibt, wenn er auftaucht. Es geht sehr viel um Schein statt Sein, um Erwartungshaltung durch die Außenwelt und viele Sachen taten mir im Herzen weh. Doch Perci löst sich davon, arbeitet ehrenamtlich in einer Stelle für Frauen, die aus dem Gefängnis kommen und versuchen, wie ins Leben zu finden. Es ist eine tolle Entwicklung, die gegen Ende aber auch einiges an reflektierter Kritik mitbringt, denn natürlich hat auch Percis Entwicklung ihre Schattenseiten. Garniert wird das ganze Buch mit unschlagbaren Humor, vor allem was Percis Großmutter Mimi angeht, die zu Beginn jedes Kapitels witzige Kalendersprüche abgibt und auch zwischendurch definitiv nicht auf den Mund gefallen ist. Die komplizierten Familiengeflechte ziehen sich durch das ganze Buch, mit Percis Bedürfnis, ihre Mutter glücklich zu machen, aber gleichzeitig dem Gefühl, an den Erwartungen zu zerbrechen, weil sie sie unglücklich machen. Mehr als einmal wollte ich Percis Mutter, aber auch ihre Schwester ordentlich schütteln. Und ich finde, dass dies immer ein gutes Zeichen ist, wenn man emotional im Buch involviert ist.

Was mich leider nicht abholen konnte, war allerdings die versprochene Liebesgeschichte. Dieses Buch „verdient“ dieses Label einfach nicht, denn die Beziehung mit Nate ist eine nette, unterstützende Nebengeschichte, aber Perci braucht Nate nicht, Perci braucht keinen Mann an ihrer Seite, um ihren Wert zu finden und sich selbst zurückzugewinnen. Entsprechend untergeordnet plätschert die Geschichte im Hintergrund daher, es gibt ein paar nette Dates, nette Worte, aber es fehlt leider komplett die Tiefe und vor allem das Gefühl zwischen den beiden, was ich sehr schade fand. Auf einmal wird aus Fake Ernst, aus Nachbarn Datingpartner und genauso schnell knallt es zwischen beiden wieder. Die Szenen mit Lilah sind süß, bringen ein wenig Trubel in die Geschichte, aber ehrlich gesagt hätte es die ganze Nate-Storyline gar nicht gebraucht, denn Percis Entwicklung ist schon Handlung genug und hat mich vollkommen entertaint.

Mein Fazit

The Do-Over ist eine unterhaltsame, spritzige Lebensgeschichte um Perci, die sich aus der Erwartung ihrer Mutter herauskämpft. Eine starke Entwicklung mit viel Humor, aber dafür eine schwache Liebesgeschichte, die es vielleicht auch gar nicht gebraucht hätte. Tolles Buch für Zwischendurch zum Lachen!

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 07.01.2024

süßes Buch

Check & Mate – Zug um Zug zur Liebe
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„Du hast dich entschieden, gegen einen alten Mann zu spielen, statt Sex zu haben?“
(Mallory zu Nolan in Check & Mate)

Worum geht’s?

Mallory Greenleaf hat sich geschworen, nie wieder Schach zu spielen. ...

„Du hast dich entschieden, gegen einen alten Mann zu spielen, statt Sex zu haben?“
(Mallory zu Nolan in Check & Mate)

Worum geht’s?

Mallory Greenleaf hat sich geschworen, nie wieder Schach zu spielen. Denn das Spiel, das sie jahrelang geliebt hat, hat ihr zu viel genommen. Doch als ihre beste Freundin sie überredet, bei einem Wohltätigkeitsturnier einzuspringen, kann Mallory nicht ablehnen. Ein letztes Mal spielt sie – und besiegt versehentlich den amtierenden Weltmeister Nolan Sawyer. Nolan, der Schach auf ein ganz neues Level gehoben hat. Nolan, der dafür bekannt ist, dass er mit Niederlagen nicht gut umgehen kann. Nolan, der wahnsinnig gut aussieht. Mallory tut das Erste, was ihr in den Sinn kommt: Sie läuft weg. Doch Nolan spürt sie auf und lässt nicht locker. Er will unbedingt erneut gegen Mallory spielen. Doch sie kann nicht riskieren, sich noch einmal ins Schachspielen zu verlieben. Und in Nolan schon gar nicht …

Check & Mate ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Mallory geschrieben.

Meine Meinung

Als bekennender Fan von Ali Hazelwood war ich wahnsinnig gespannt, als ich erfuhr, dass sie dieses Mal Young Adult (oder Younger New Adult?) schreibt und auch ihren klassischen MINT-Bereich verlässt. Dass die Geschichte von Mallory aber in vielen Aspekten wieder aufgreift, wofür Ali Hazelwood einsteht, habe ich aber gar nicht erwartet. Und auch habe ich vom Klappentext her ein, sagen wir etwas anderes Setting, erwartet.

Denn Mallorys Geschichte klang für mich ein bisschen nach Schulsetting, alles Spaß und süß und so. Aber es ist ganz anders. Denn Mallory ist die Tochter des verstorbenen Schachgroßmeisters und hat selbst jahrelang erfolgreich gespielt, bis sie aufgrund ihres Vaters aufhörte. Wieso, erfährt man im Laufe des Buches und in einer kindlichen Art sind die Gedankengänge ein wenig nachvollziehbar. Jedenfalls lebt Mallory nun mit ihren zwei Geschwistern und ihrer kranken Mutter zusammen, hält die Familie zusammen, erzieht ihre Schwestern und erntet ein Stück weit laufend Undankbarkeit der beiden. Sie hat einen schlecht bezahlten Job, aber irgendwo her muss das Geld kommen. Jeder Cent wird zweimal umgedreht. Als ihre Freundin sie für ein Wohltätigkeitsturnier im Schach anfragt, lehnt sie ab, nur um sich am Ende breitschlagen zu lassen – und plötzlich läuft ihr ganzes Leben aus dem Ruder. Denn sie schlägt Nolan, den Schachweltmeister, bekommt ein Angebot vom Zugzwang-Schachclub und damit einhergehend ein gut bezahltes Stipendium. Ich dachte an dieser Stelle, dass es was kleines, lokales ist. Aber nein, wir reden hier von prestigeträchtigen Turnieren, Teamwettkämpfen und richtig professioneller Schachausbildung. Des Geldes wegen geht Mallory diesen Weg, den sie so sehr hasst, weil er sie an ihren Vater und damit an alles, was die Familie verloren hat, erinnert. Deswegen lügt sie zum Teil auch ihre Familie an, damit niemand weiß, dass sie Schach spielt. Klingt absurd, aber in der Gesamtheit der Geschichte macht es Sinn und vor allem passt es zum Charakter von Mallory, die mit 18 Jahren noch gar nicht so alt ist, aber zeitgleich extrem reif ist und ihre Familie am Leben hält.

Mallory ist ein komplizierter, liebenswerter Charakter. Ihr Herz liegt ihr auf der Zunge und sie weiß für sich einzustehen. Im Buch kommt immer wieder das begehrte Hazelwood-Thema auf, wie in männerlastigen Bereichen Frauen unterdrückt, belästigt und belächelt werden. So auch hier, wo der Leser dank Mallory erlebt, wie schwer sie es als Frau in der Schachwelt hat. Es waren interessante Einblicke, auch generell in die Schachwelt, die mir bisher so kein Begriff war. Das ist richtiger Profisport mit hartem Konkurrenzkampf. Was ich im Klappentext etwas irreführend finde, ist, dass impliziert wird, dass Nolan und Mallory Rivalen sind. Das stimmt aber so nicht. Auch ist Nolan nicht der angekündigte Bad Boy mit Temperament, sondern vielmehr ein junger Mann, der traumatisches erlebt hat, mit seiner Familie gebrochen hat und seitdem als Schachweltmeister durch die Welt gezerrt wird, dabei tut er nur, was ihm Freude bereitet. Nolan ist von seinen sozialen Umgangsformen vielleicht etwas zurückgeblieben, aber ich fand ihn sympathisch.

Ich mochte, dass die Autorin einen in Romancebüchern eher ungewöhnlichen Weg gegangen ist: Er ist Jungfrau, sie ist sexuell vielseitig. Er ist zurückhaltend, sie ist ein Wirbelwind. Und es funktioniert wunderbar, ich mochte die Dynamik zwischen den beiden, die Entwicklung der Geschichte und konnte vor allem Nolans Motive und Handlungen sehr nachvollziehen. Mallory reagiert manchmal etwas über und handelt teilweise etwas unbedacht, aber vor dem Hintergrund ihres Alters und ihres Lebens finde ich das vollkommen in Ordnung. Dennoch wollte mich die Liebesgeschichte nicht so ganz abholen, da mir doch ein wenig die Tiefe und das Gefühl fehlt, die Interaktionen der beiden sind in vielen Punkten von Unbeholfenheit geprägt. Ich habe mich aber gut unterhalten gefühlt.


Mein Fazit

Check & Mate ist ein süßes, quirliges Buch um Mallory und Nolan, die beide auf ihre Art in der Schachwelt gefangen sind. Die Liebesgeschichte hätte etwas mehr Gefühl vertragen können, die Rahmenhandlung und auch die gewohnte Kritik an der Rolle der Frau können aber überzeugen.

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 07.01.2024

niedliches Buch mit schwacher Liebesgeschichte

All The Right Reasons
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„Und wieder bin ich das Mädchen, was zurückgelassen wurde.“
(Cara in All the right reasons)

Worum geht’s?

Caras Leben steht Kopf, als ein Film viral geht, in dem sie sich über ihren Vater auslässt, ...

„Und wieder bin ich das Mädchen, was zurückgelassen wurde.“
(Cara in All the right reasons)

Worum geht’s?

Caras Leben steht Kopf, als ein Film viral geht, in dem sie sich über ihren Vater auslässt, der die Familie verlassen hat. Doch eine Produktionsfirma, die alleinerziehende Eltern für eine Datingshow sucht, engagiert Cara und ihre Mutter vom Fleck weg. Sie sind einfach perfekt geeignet für das Format. Schon bald finden sich die beiden im sonnigen Key West wieder, wo sie auf Schritt und Tritt von Kameras verfolgt werden. Ganz schön nervig, findet Cara - bis sie Connor kennenlernt. Als Sohn eines Kandidaten ist er eigentlich tabu, aber Cara kann nichts dagegen tun, dass ihr Herz in seiner Nähe immer schneller schlägt...

All the right reasons ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Cara geschrieben.

Meine Meinung

Als ich das Buch in der Vorschau gesehen habe, war mir klar, dass ich es unbedingt lesen möchte. Zwar bin ich mittlerweile schon weit über die Zielgruppe von Young Adult hinaus, aber ich mag es, hin und wieder mal einen YA-Roman zu lesen. Die Idee von All the right reasons fand ich auch einfach zu witzig.

Ich habe ein wenig Zeit gebraucht, um in die Geschichte zu finden. Cara ist ein sehr lebhafter Charakter, der dem Leser viele Gedanken mitgibt. Ihr Vater hat die Familie verlassen, ist nun mit einer Frau zusammen, die er im gemeinsamen Fitnessstudio der Eltern kennengelernt hat und lässt Caras Mutter finanziell ein wenig ausbluten. Doch Cara und ihre Mutter machen irgendwie das beste daraus. Bis Cara versehentlich einen Tagebuch-Videoeintrag mit Gesprächen ihrer Mutter über die familiäre Lage online stellt, der über Nacht viral geht. Ihr Vater? Findet das gar nicht witzig. Ein TV-Produzent? Der ist Feuer und Flamme und möchte das Mutter-Tochter-Duo für ein neues TV-Format haben. Bei der Datinshow soll Caras Mutter Julia eine Art Bachelorette sein, die zwischen diversen Single-Männern mit Kind wählen soll. Cara soll gleichzeitig die Kindern kennenlernen und ihrer Mutter so bei der Wahl helfen, wer das neue Stiefgeschwisterkind sein soll. Doch beim Dreh steht die Welt Kopf und es gibt einige Überraschungen.

Zugegeben, dieses Buch ist ein schnelllebiges, leicht chaotisches Buch. Aber ich hatte sehr viel Freude daran. Die Einblicke in das Leben am Set, die Probleme die hier auftauchen, die Meinungsverschiedenheiten zwischen Julia und Cara bei der Kandidatenwahl, die Beeinflussung durch die Crew – es gibt jede Menge interessante Faktoren. Ich fand Julia und Cara wahnsinnig sympathisch, auch wenn es einige Zankereien zwischen ihnen gibt. Ich habe viel gelacht, ein wenig geflucht und habe ein klitzekleines bisschen den Plottwist der mütterlichen Liebesgeschichte vorhergesehen, aber das war kein Problem, im Gegenteil hat man so noch mehr mitgefiebert. Durch die Einblicke in die Show hat man vielleicht auch noch einmal mehr erfahren, wie manipulativ vergleichbare TV-Shows sind, was für Quote alles gemacht und geplant wird. Gleichzeitig ist es auf einem Niveau, dass es für ein Jugendbuch passend und unverfänglich ist. Mit Cara, die 17 Jahre alt ist, hat man auch eine Protagonistin, die eine eigene Meinung hat, aber gleichzeitig noch etwas naiv sein darf. Eine gute Mischung, die funktioniert.

Was für mich jedoch an dem Buch keine Sinn gemacht hat? Im Klappentext wird auf Connor hingewiesen, der Sohn eines Kandidaten, in den sich Cara verguckt. Das ist immer mal wieder kurz Thema, aber so wirklich sieht oder hört man die beiden nicht miteinander. Es ist, als hätte die Autorin ein wenig den beliebten Stepbrother-Trope reinbringen wollen, aber so gar keine Mühe in die töchterliche Lovestory gelegt. Denn bis zum Ende konnte ich weder die (vermeintliche) Anziehung zwischen den beiden noch sonst irgendetwas sehen oder greifen. Entsprechend fragend habe ich dann auch das Ende des Buches zur Kenntnis genommen. Wer also wegen der Lovestory das Buch lesen möchte, sollte es bleiben lassen. Für einen quirligen, unterhaltsamen Read mit viel Witz und Einblicken in die TV-Branche ist das Buch aber super.

Mein Fazit

All the right reasons ist eine witzige, charmante Geschichte mit einem starken Mutter-Tochter-Paar, einer guten mütterlichen Liebesgeschichte, aber einer sehr schwachen töchterlichen Lovestory. Die Einblicke in den Dreh sind spannend und unterhaltsam. Tolles Buch für Zwischendurch!

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]