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Veröffentlicht am 20.01.2024

Zauberhaftes Kinderbuch fürs Osterkörbchen

Moritz Möhre sucht die schönste Farbe der Welt
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Moritz Möhre ist ganz aufgeregt, denn nicht nur die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings wärmen sein Hasenfell. Es ist sein erstes Osterfest, an dem er selbst auch die Eier anmalen darf. Aber der kleine ...

Moritz Möhre ist ganz aufgeregt, denn nicht nur die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings wärmen sein Hasenfell. Es ist sein erstes Osterfest, an dem er selbst auch die Eier anmalen darf. Aber der kleine Hase steht vor einer schwierigen Frage: Wie soll sein Ei aussehen ? Welche Farbe ist wohl die schönste von allen ? Moritz Möhre hoppelt davon und macht sich auf eine aufregende Suche nach der schönsten Farbe der Welt...


Bei diesem bezaubernden Kinderbuch schlagen automatisch die kleine Kinderherzen höher, denn hier stimmt einfach alles, um Jungen und Mädchen glücklich zu machen. Die liebevolle Gestaltung des Buches fängt schon beim Cover an, setzt sich über Vor- & Nachsatzblatt fort und breitet auf den Seiten eine kunterbunte, frühlingshafte Hasenwelt von den Kleinsten aus, die sie von der ersten Seite an mitnimmt in eine spannende und lehrreiche Geschichte.

Gemeinsam mit Moritz Möhre hoppeln Vorlesende und Zuhörende durch die Seiten und entdecken dabei, wie die Natur im Frühling aus ihrem Winterschlaf erwacht und welche kleinen und großen Wunder sie für uns bereit hält. Der Storch kommt von seiner langen Winterreise zurück und baut ein kuscheliges Nest aus braunen Ästen für seinen Nachwuchs. Der Igel ist aus dem Winterschlaf erwacht und erfreut sich an dem strahlenden und wärmenden Gelb der Frühlingssonne. Die Bienen summen aufgeregt über die Wiese und Naschen vom Nektar der lilafarbenen Krokusse und die Marienkäfer freuen sich über das helle saftige Grün der Blätter an den Bäumen und dem Gras auf der Wiese.

Moritz Möhre vermittelt Kindern sehr schön die Farbenvielfalt und zeigt ihnen, wie lebhaft und bunt der Frühling ist. Das Vorlesen wird durch den kleinen Hasenjungen zum echten Naturabenteuer.

Ein zauberhaftes kleines Buch fürs Osterkörbchen.

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Veröffentlicht am 18.01.2024

Bemerkenswerte Familiengeschichte

Hitler, Stalin, meine Eltern und ich
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In Zeiten, in denen der Rechtsruck deutlicher denn je zu spüren ist, kann es einfach nicht genügend Lektüre geben, die daran erinnert, wie wichtig es ist, das Vergangene nicht zu vergessen. Ein wichtiger ...

In Zeiten, in denen der Rechtsruck deutlicher denn je zu spüren ist, kann es einfach nicht genügend Lektüre geben, die daran erinnert, wie wichtig es ist, das Vergangene nicht zu vergessen. Ein wichtiger und sehr emotionaler Beitrag zu diesem Thema ist Daniel Finkelsteins Buch "Hitler, Stalin meine Eltern und ich", in dem er die ergreifende und bewegende Geschichte seiner Familie zugänglich macht.

Vielleicht es es grade der persönliche Bezug, das direkte Betroffensein von Finkelstein, warum dieses Buch so eindringlich, emotional und außergewöhnlich fesselnd geschrieben ist. Es ist die Art und Weise, wie der Autor die Ereignisse formuliert und damit seine Leserschaft an die Seiten bindet. Zum einen dringt er in das Innerste seiner Leser:innen vor, in dem er mit ungeschönten Worten und sehr plastischen Bildern das grausamste Verbrechen gegen die Menschlichkeit schildert und zum anderen ist er einfühlsam und bedächtig, um seine Familienmitglieder nicht zusätzlich zu dem erlittenen Leid und Unrecht noch zu verletzen.

Es ist eine Geschichte, die von Hoffnungslichtern erzählt, als es keine Hoffnung mehr gab und die die Leser:innen dazu bewegt, nachzudenken. und sich intensiver mit der Thematik zu befassen. Nicht nur über das Gelesene, sondern über das, was gerade passiert, denn Geschichte darf sich nicht wiederholen.

Finkelsteins Buch ist keine Abrechnung, sondern Mahnmal, liebevolle Erinnerung und eindringliche Warnung zugleich.

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Veröffentlicht am 17.01.2024

Ein absolutes Lesehighlight

Der Schacherzähler
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Bisher hat der ältere Herr einfach nur griesgrämig seinen Alltag verrichtet. Seine Mitmenschen sind ihm eher Last als Freude. Einzig das Schachbrett bietet im Abwechslung und Ablenkung. Als er, wie jeden ...

Bisher hat der ältere Herr einfach nur griesgrämig seinen Alltag verrichtet. Seine Mitmenschen sind ihm eher Last als Freude. Einzig das Schachbrett bietet im Abwechslung und Ablenkung. Als er, wie jeden Tag, auf seinen Stammplatz im Park sitzt und ein neugieriger kleiner Junge vor ihm steht, weist er ihm zunächst barsch ab. Aber Janne lässt sich nicht so einfach abspeisen und bleibt hartnäckig. Aus dem Griesgram wird Oldman und Janne gelingt es nach und nach, das Herz des Mannes für sich zu gewinnen. Es wird deutlich, dass sich die beiden gut tun. Aber dann sitzt Oldman nicht mehr auf seinem Stammplatz...


Manchmal gibt es Bücher, die sich mit ganz vielen leisen Worten in das Herz der Leser;innen schleichen und dort ihre geballte Kraft entfalten. Und genau das gelingt Judith Pinnow mit ihrem Roma "Der Schacherzähler", denn sie lässt nicht nur Zug um Zug die beiden männlichen Figuren Nähe entwickeln, sondern öffnet mit jeder Seite den Blick in ihren Alltag und ihr Herz.

Es geht um so viel mehr als um eine Geschichte, denn hier halten ganz besondere Werte im Buch Einzug, die uns leider im Alltag zu oft verloren gehen. Ein achtsames Miteinander, bedürfnisorientiertes Begleiten von Kindern, Empathie und Nächstenliebe werden von der Schreibenden zunächst in kleinen alltagstauglichen Dosen in die Handlung eingestreut, um nach und nach ihre Wirkung zu entfalten, um die Lesenden für diese Themen zu sensibilisieren.

Janne wird von seiner Lehrerin zu Unrecht als sogenannter Systemsprenger abgestempelt, dabei steckt in ihm ein liebenswertes Kind, das mit einer großartigen Auffassungsgabe, sowie einer großen Portion Mitgefühl und Einfühlungsvermögen gesegnet ist. Dieser kleine Junge steckt voller Überraschungen, kindlichen Weisheiten und seiner uneingenommen Sicht auf die Dinge, von der wie als Erwachsene noch unglaublich viel lernen können. Pinnow lässt Jannes Herz sprechen und gibt ihren Leser:innen die Chance, ganz viel von ihm zu lernen und in den eigenen Alltag zu integrieren.

Mit der Figur des Oldman schlägt Pinnow gleich zwei Brücken: Einmal stellt sie eine langsam wachsende Freundschaft zwischen dem alten Mann und Janne her und dann steht Oldman auch noch stellvertretend für unsere eigenen Eltern, die uns manchmal ein Rätsel sind. Miteinander reden ist das Zauberwort, das Zug um Zug die Türen zu lange verschlossenen Herzen öffnet.

Auch die anderen Figuren im Buch begegnen uns häufig im eigenen Alltag und die Autorin öffnet uns mit ihrer märchenhaften Erzählung die Augen, um in unserer täglichen Routine einfach etwas ´genauer hinzuschauen und nicht wertend zu urteilen, sondern auf das zu hören, was unserer Herz und unser Bauchgefühl uns mitteilen.

Ihre Botschaften sind dabei sehr liebevoll formuliert und einfach umsetzbar: Manchmal müssen wir unseren Mitmenschen einfach nur mit ein bisschen mehr Achtsamkeit und Empathie begegnen, um aus dem/der Fremden einen guten Freund werden zu lassen.

Schach spielt in diesem Buch eine große Rolle, wird aber nicht als theoretische und komplizierte Strategie eingebunden, sondern findet in den einzelnen Kapiteln als Anreiz zum Perspektivenwechsel statt, um in die Gefühls- & Gedankenwelt der jeweiligen Figuren hineinzuschlüpfen, um sie besser zu verstehen. Für Janne bedeutet der strategische Ablauf eine Spiels Konzentration, Motivation und logisches Erkennen von Zusammenhängen.

Auch das Rückwärtsdenken von Ursache und Wirkung aus dem Schach wird von Pinnow genutzt, um die Ereignisse im Buch im Rahmen einer (Selbst-) Reflexion zu sehen und daraus die passenden Schlüsse zu ziehen, um die Gegenwart und Zukunft positiver zu gestalten.

Ein leiser Roman, der unglaublich intensiv und gefühlsbetont ist, ohne dabei kitschig zu sein.

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Veröffentlicht am 16.01.2024

Im Brot wohnen Licht und Zeit

Die Brotbäckerin
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Für Elisabeth gibt es nichts schöneres, als in der Backstube zu stehen und mit beiden Händen den Teig zu kneten, der später einmal ein schmackhaftes Brot werden soll. Doch nach dem Tod des Vaters steht ...

Für Elisabeth gibt es nichts schöneres, als in der Backstube zu stehen und mit beiden Händen den Teig zu kneten, der später einmal ein schmackhaftes Brot werden soll. Doch nach dem Tod des Vaters steht Konkurrent Gruber vor der Tür und scharrt mit den Hufen, sieht er doch seine Zeit gekommen, um endlich die Backstube Gmeiner zu übernehmen. Seine Forderungen an Elisabeth und ihre Schwester Anna werden immer ungehöriger und er scheut nicht davor zurück, seinen Freund Jakob als Lockvogel einzusetzen. Jakob versucht es allen recht zu machen und schon bald gelingt im der Spagat zwischen Pflichterfüllung seinem Arbeitgeber gegenüber und seinem Herz, das für Elisabeth schlägt, nicht mehr. Zudem steht ein großer Backwettbewerb an, der nicht nur über die Zukunft von Elisabeth und Anna entscheidet...


Riechst du den köstlichen Duft von frisch gebackenem Brot, der sich nach dem Öffnen der Buchdeckel aus den Seiten einen Weg in dein unmittelbares Umfeld bahnt ? Er umfängt dich wie eine liebevolle Umarmung, weckt Kindheitserinnerungen und bedeutet den Startschuss für eine außergewöhlichen Romanze, die im historischen Gewand auf dich wartet.

München im Jahr 1810 ist noch ganz den Traditionen und Standesdünkel behaftet und Frauen in Handwerksberufen absolut undenkbar. Gerade hier setzt Nadja Raiser an und zeigt mit zwei sehr starken weiblichen Hauptfiguren, dass diese als Vorreiterinnen unserer heutigen freien Berufswahl gelten.

Elisabeth, genannt Lisie, will ihren Traum von der eigenen Backstube verwirklichen, sieht sich aber in Georg Huber dem Teufel in Personalunion gegenübergestellt Seine fiesen Intrigen, Klüngeleien und hinterlistigen Tricks suchen seinesgleichen und dienen einzig und allein dazu, Elisabeth in die Knie zu zwingen. Auch wenn Lisie viele Hindernisse und Hürden bezwingen muss, verliert sie nicht den Glauben an das Gute im Menschen und trifft mit Amalie einen warmherzige und seelenvolle Frau, zu der sie eine innige Freundschaft aufbaut.

Auch Jakob schleicht sich langsam, aber beständig, in das Herz der Brotbäckerin und es ist deutlich zu merken, dass er Lisie gut tut. Raiser gelingt es durch ihren sehr detailreichen Schreibstil , die Leidenschaft und die Sorgfalt, mit der Elisabeth das Brotbacken betreibt, auf ihre Leser;innen zu übertragen und so ist es nicht verwunderlich, dass sich schon bald die Wangen rot färben, weil nicht nur die Protagonistin mit Eifer bei der Sache ist, sondern auch die Leserschaft.

Die Reise in das historische München ist nicht nur sehr bildhaft, sondern sie zeigt auch, dass Brot backen zu gleichen Teilen Handwerk und Kunst ist, um mit einer röschen Kruste und einem feinen Geschmack zu überzeugen. Neben der mitreißenden Handlung bietet der Roman auch einen sehr fundierten Einblick in die Kunst des Brotbackens und hält am Ende einige Rezepte aus dem Buch bereit, um die schmackhaften Köstlichkeiten nachzubacken.

"Die Brotbäckerin" öffnet bereitwillig allen Leser:innen die Tür zur Backstube, lässt sie in die fazinierende Welt des Brotbackens eintauchen und lockt nicht nur mit wunderbaren Düften, sondern auch mit Herz und Romantik . Sehr lesenswert !



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Veröffentlicht am 13.01.2024

"Wenn du deine Identität verlierst, entdeckst du dich selbst" Byron Katie

Die Magd des Gutsherrn
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Manche Nächte sind geheimnisvoll und bergen die eine oder andere Überraschung. So staunt Lukas Bieber nicht schlecht, als er eine verletzte Frau auf seinem Grundstück findet, die scheinbar der eisige Wintersturm ...

Manche Nächte sind geheimnisvoll und bergen die eine oder andere Überraschung. So staunt Lukas Bieber nicht schlecht, als er eine verletzte Frau auf seinem Grundstück findet, die scheinbar der eisige Wintersturm direkt auf sein Grundstück geweht hat. Ihre Verletzung scheint zunächst nicht allzu tragisch zu sein, doch die junge Frau kann sich an nichts erinnern. Es ist, als habe der Sturm ihre Erinnerungen weggefegt und ihr somit auch die Identität genommen. Ihr neuer Rufname Theresa gefällt ihr auf Anhieb und auch das Leben auf dem Gutshof bereitet ihr Freude. Aber das Böse schläft nicht...


In der Welt der Bücher gibt es unendlich viele Möglichkeiten, in die Vergangenheit abzutauchen und aufregende Zeitreisen zu unternehmen. Gerade in der - vollkommen zu Unrecht - wenig beachteten Sparte der christlichen Romane finden sich wundervolle Erzählungen, die nicht nur gute Unterhaltung bieten, sondern auch Inspirationen und spirituelle Erkenntnisse zwischen den Seiten ermöglichen.

Und genau in diesem Genre gibt es eine Autorin, die es immer wieder schafft, lebendige Geschichten zu erzählen, ihre Leser:innen mit in die Handlung einzubinden und so ein Teil ihres Buches werden zu lassen - Elisabeth Büchle. In "Die Magd des Gutsherrn" entführt sie in in das Jahr 1866, das politisch brisant und herausfordernd ist. Mittendrin eine junge Frau , die durch eine unglückliche Verwechslung in den Fokus zweier Agenten gerät. Das Leben der jungen Frau wird vollkommen auf den Kopf gestellt und genau da setzt Elisabeth Büchle an, um ihre Leserschaft ins Boot zu holen.

Auf der Suche nach der eigenen Identität weht der Wind die schöne Unbekannte in den Schwarzwald. Die landschaftlich schöne Kulisse bietet den perfekten Rahmen für die fesselnde Handlung, die eine gelungene Mischung aus Abenteuer, Krimi, Romanze und christlichem Historienroman ist. Das Leben auf dem Gutshof wird von Büchle in sehr plakativen Worten geschildert, sodass es ein Leichtes ist, sich als Bewohner:in ebenda zu fühlen und die herrlichen Kabbeleien zwischen Tierarzt Lukas und seiner neuen Magd mitzuerleben. Die Schlagabtausche sind wie das Salz in der Suppe und lassen mitunter den Schalk im Nacken aufblitzen und lassen die Leserinnen schmunzeln.

Was diesen christlichen Roman aber von anderen Büchern in dieser Sparte unterscheidet, ist die Art und Weise, wie der Glauben von der Sschreibenden in die Geschichte integriert wird. Anstatt die religiöse Botschaft mit einem Füllhorn über den Leser:innen auszuschütten, werden die Themen Glauben, Hoffnung und Vergebung sehr einfühlsam behandelt und durch eine achtsame Beziehung zu Gott, zu den Mitmenschen und sich selbst zum Ausdruck gebracht. Die Leser:innen werden angeregt, über das eigene Handeln nachzudenken. Stehen wir Fremden tatsächlich immer wertungsfrei gegenüber ? Wie oft verurteilen wir Menschen anhand ihres Aussehens oder Wirkens, stecken sie in eine Schublade und geben ihnen keine Chance, sich wirklich zu beweisen ?!

Bis zum glücklichen Ende gibt es aufregende und manchmal auch aufwühlende Szenen, sowie tiefgründige Charaktere, die bereitwillig ihre Gefühle und Gedanken, Sorgen und Ängste und ihren Halt im christlichen Glauben mit den Leser:innen teilen. Eine historische Entdeckungsreise in mehrfacher Hinsicht, die nicht nur gut unterhält, sondern auch durch ihre Botschaften noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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