Platzhalter für Profilbild

carowbr

aktives Lesejury-Mitglied
offline

carowbr ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit carowbr über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2024

Spannung in der finnischen Einöde

Arctic Mirage
0

Karo und Risto stranden nach einem Autounfall in einem abgeschiedenen Luxushotel und der erzwungene Aufenthalt bringt ans Licht, was jahrelang mühsam versteckt wurde.


Obwohl das Cover ein stimmungsvolles ...

Karo und Risto stranden nach einem Autounfall in einem abgeschiedenen Luxushotel und der erzwungene Aufenthalt bringt ans Licht, was jahrelang mühsam versteckt wurde.


Obwohl das Cover ein stimmungsvolles Bild zeichnet, ist der Inhalt des Buches eher eine Mischung aus Psychothriller und Drama. Die Autorin schafft es, durch ihre distanzierte und bruchstückhafte Erzählweise, durchweg Spannung zu erzeugen und Misstrauen hinsichtlich des Wahrheitsgehalts der Erzählung aufzubauen. In der düsteren und angespannten Atmosphäre der verschneiten Landschaft wird die Beziehung der Protagonisten dargestellt, die zunächst undurchsichtig und lieblos wirkt. Außerdem erfährt man durch die Perspektiven der Hotelangestellten mehr über das einsame und engstirnige Leben innerhalb des Dorfes. Diese Nebenschauplätze nehmen ebenso viel Platz ein wie die hauptsächliche Geschichte, mit dem vermutlich einzigen Zweck, die Trostlosigkeit der Situation zu verdeutlichen. So blieben am Ende doch noch ein paar Fragezeichen zurück.


Der Aufbau des Buches ist wirklich gelungen, man erfährt auf der ersten Seite das mutmaßliche Ende und rätselt dann, wie es so weit kommen konnte und wem man überhaupt glauben kann. Diese Verwirrung und aufgebaute Spannung hat mich gefesselt und das Buch in einem Rutsch lesen lassen. Am Ende hat mir für das ganze Drumherum eine schlüssige Auflösung gefehlt, die ich mir nur mit viel Interpretationsspielraum selbst geben kann.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Ein unvergesslicher Sommer

Gidget. Mein Sommer in Malibu
0

In dieser neuen Übersetzung des Romans aus den 1950‘ern geht es um die junge Gidget, die in diesem Sommer das Surfen für sich entdeckt und eine unvergessliche Zeit erlebt.

Erzählt wird aus der Sicht eines ...

In dieser neuen Übersetzung des Romans aus den 1950‘ern geht es um die junge Gidget, die in diesem Sommer das Surfen für sich entdeckt und eine unvergessliche Zeit erlebt.

Erzählt wird aus der Sicht eines jungen Mädchens im Teenageralter, deren wechselhafte Gefühlswelt und Unbedarftheit durch den Autor treffend dargestellt wird. Um das Surfen geht es dabei natürlich auch, Gidget ist als Frau auf dem Surfboard schließlich die Ausnahme. Man folgt ihr in die erste richtige Verliebtheit, wie sie Grenzen austestet und eigenständige Entscheidungen trifft, sich weiterentwickelt und Gedanken über ihre Zukunft macht. Wenig Platz findet in diesem Buch das Hinterfragen oder widersetzen gegen die zugewiesene Rolle als Frau, dabei war die Welt in den 50ern für Frauen sehr eingeschränkt, was ihre Rechte und Möglichkeiten zur freien Entfaltung betraf. Als Mädchen zu surfen ist zwar ungewöhnlich, es wird ihr jedoch nicht verboten.

Der Autor schafft es durch seinen Sprachstil, die Leser:innen gedanklich an einen warmen Sommertag am Strand zu versetzen, sodass man meint, das Meeresrauschen fast zu hören. Das Buch ist ein kurzer Ausschnitt eines Lebens, einer Gedanken- und Gefühlswelt, in das man komplett eintauchen kann und das macht es zu etwas Besonderem. Es weckt ein diffuses Sehnsuchtsgefühl nach mehr (und Meer) und ist damit wohl die ideale Sommer- bzw. Strandlektüre.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Berührender spätsommerlicher Roman

Tage im warmen Licht
0

Der Umzug zurück auf’s Land in das geerbte Haus ihrer Oma kommt für Maria zur richtigen Zeit: sie hat ihren Job verloren und ihre Tochter Linnea wird in der Schule gemobbt. Doch Maria verbindet mit der ...

Der Umzug zurück auf’s Land in das geerbte Haus ihrer Oma kommt für Maria zur richtigen Zeit: sie hat ihren Job verloren und ihre Tochter Linnea wird in der Schule gemobbt. Doch Maria verbindet mit der Heimat ihrer Kindheit nicht nur Positives und es wird Zeit, sich der Vergangenheit zu stellen.

Atmosphärisch und einfühlsam erzählt die Autorin diese spätsommerliche Geschichte, bei der man den Duft von roten Äpfeln, erstem Laub und frischer Herbstluft förmlich in der Nase hat. Sie handelt von Freundschaften, von Neuanfängen und alten Geschichten, von Hexenritualen und Kindheitserinnerungen, von Liebe und Verletzungen, jedoch nicht auf eine kitschige Art. Die Charaktere sind stimmig und liebevoll beschrieben, sodass man ihr Handeln nachvollziehen kann. In die Erzählung fließen immer wieder Rückblenden von früher ein, manchmal auch nur wenige Sätze, durch welche nach und nach enthüllt wird, was damals eigentlich geschehen ist und wieso Maria das Dorf verlassen hat. Besonders die ältere Nachbarin Martha ist für Maria immer die erste Anlaufstelle, und steht ihr mit lebenserfahrenem Rat zur Seite. Einige ihrer Weisheiten sind auch bei mir hängen geblieben und haben zum nachdenken angeregt. Mit Maria bin ich insgesamt nicht ganz warm geworden, da sie oft impulsiv gehandelt hat und ihre Gefühle nicht kommunizieren konnte. Die meisten anderen Charaktere empfand ich jedoch als sehr sympathisch und man konnte sich gut einfühlen.

Insgesamt einfach ein berührender Roman, der Herbstgefühle weckt und Freundschaft und Unterstützung unter Frauen in den Vordergrund stellt.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Eine etwas andere Göttin

Ich bin Circe
0

Circe ist anders als die anderen unsterblichen Wesen, unter denen sie aufwächst, das lässt sogar ihre eigene Familie sie spüren. Als sie schließlich auf eine Insel verbannt wird, findet sie heraus, wer ...

Circe ist anders als die anderen unsterblichen Wesen, unter denen sie aufwächst, das lässt sogar ihre eigene Familie sie spüren. Als sie schließlich auf eine Insel verbannt wird, findet sie heraus, wer sie wirklich ist und welche Fähigkeiten sie in sich trägt.
Die Erzählung der griechischen Götter wird aus der Perspektive der Protagonistin geschildert, einem subjektiven und weiblichen Blickwinkel. Das führt dazu, dass man sich ihre Sichtweise zueigen machen und gegebene Schlussfolgerungen hinterfragen kann. Circes Unsterblichkeit gibt der Geschichte einen anderen Rhythmus, da sie nicht an die menschliche Lebensspanne von ca. 80 Jahren gebunden ist. Es hat etwas gedauert, bis ich in der Story drin war, doch dann war ich immer gespannt, wie Circes Leben sich wohl weiterentwickeln würde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.01.2024

Über die Inspirationssuche, Spaziergänge und das Leben als Schriftsteller

Das glückliche Geheimnis
0

Von carowbr
Arno Geiger erzählt in diesem Buch von seinem Leben als Schriftsteller, seinen Anfängen und seinem Durchbruch und vor allem von seinen jahrelangen Streifzügen durch die Straßen und den Papiermüll ...

Von carowbr
Arno Geiger erzählt in diesem Buch von seinem Leben als Schriftsteller, seinen Anfängen und seinem Durchbruch und vor allem von seinen jahrelangen Streifzügen durch die Straßen und den Papiermüll anderer Leute, der sein Leben und sein schriftstellerisches Werk maßgeblich beeinflusst hat.
Zuallererst muss ich anmerken, dass ich aufgrund des Klappentextes ein anderes Buch erwartet hatte, da der Begriff des ‚Doppellebens‘ in eine andere Richtung wies. Im Grunde genommen ist jedoch der rote Faden des Buches das ‚Geheimnis‘ des Autors, dass er im Altpapier der Menschen nach Büchern, Briefen und sonstigen Schriftstücken Ausschau hält, die ihm zur Inspiration dienen und seine Sichtweise auf die Welt und die Menschen prägt. Das Buch ist keine chronologische Aufarbeitung seines Lebens, eher ein Einblick in seine Gedankenwelt, persönlichen Lebensumstände und seinen Entwicklungsprozess als Mensch und Schriftsteller. Die Beschreibungen sind präzise und eigenwillig, er stellt philosophische Überlegungen an und untersucht das alltägliche Leben. Besonders spannend empfand ich den Einblick in sein Leben und seine Gedanken als Schriftsteller, die Zeit vor seinem Durchbruch, den Medienrummel und die damit verbundene Aufwertung seines ‚Geheimnisses‘.
Insgesamt fällt es mir schwer, ein Bewertung abzugeben, da ich einerseits immer wieder Gedankengänge treffend beschrieben und als literarisch exquisit empfand und dann wieder Passagen nichtssagend und unsympathisch rüberkamen. Ich kann mir vorstellen, dass mir seine Romane entweder sehr gut oder gar nicht gefallen könnten. Ich würde das Buch daher besonders an diejenigen empfehlen, die das Werk des Autors bereits kennen und schätzen, da man noch einiges an Hintergrundwissen erhält.