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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2020

Bleibt nachhaltig im Gedächtnis

Das zweitbeste Leben
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„Deine andere Frau und dein anderes Mädchen sind ein Geheimnis?“, fragte ich. (…)

„Nein. Das verstehst du falsch. Dana, du bist ein Geheimnis.“

-

„Liebst du mich denn nicht?“, fragte ich.

„Das hat ...

„Deine andere Frau und dein anderes Mädchen sind ein Geheimnis?“, fragte ich. (…)

„Nein. Das verstehst du falsch. Dana, du bist ein Geheimnis.“

-

„Liebst du mich denn nicht?“, fragte ich.

„Das hat mit Lieben nichts zu tun“, sagte er. „Du musst jetzt nach Hause. Ich h-h-habe mich entschieden, genau wie du, als du angefangen hast, Ch-Chaurisse zu belästigen. Du hättest fast mein Leben ruiniert.“

Szenen wie diese veranlassen mich, „Das zweitbeste Leben“ von Tayari Jones zu den eindringlichsten Büchern zu zählen, die ich in der letzten Zeit gelesen habe. Das Buch erzählt von der Konkurrenz zwischen zwei Mädchen, die sich nicht einmal persönlich kennen, die Suche nach sich selbst, das Streben nach Anerkennung und Liebe vom Vater, das Leben als dunkelhäutiges Mädchen in Amerika in den 1980er-Jahren, die Diskrepanz zwischen Verstand und Gefühl und darum, immer zurückstecken zu müssen. Und bei all dem ist ein wichtiger Punkt noch gar nicht genannt: Die Autorin schildert vor allem ein sehr kompliziertes Familienverhältnis, das von Grund auf zum Scheitern verurteilt ist. Denn James Witherspoon ist ein Bigamist. Er hat zwei Frauen und mit ihnen zwei Töchter (Dana und Chaurisse) im gleichen Alter. Während Dana von der ersten Familie weiß, ist die Zweitfamilie für Chaurisse und ihre Mutter, wie auch für die Öffentlichkeit, ein großes Geheimnis.

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Nacheinander erzählen die Mädchen von ihrer Kindheit, der Geschichte ihrer Eltern und ihrem Platz in der Welt. Während Chaurisse in einer scheinbar intakten Familie aufwächst, kämpft Danas geheime Familie, die nur an einem Tag der Woche existiert, um Anerkennung und wird sich ihrer Zweitrangigkeit immer bewusster. Doch Dana gibt sich mit ihrem Status nicht zufrieden und dringt mit Hartnäckigkeit, aber auch viel Unsicherheit, in das Leben ihrer Halbschwester ein. Die ahnt von allem nichts – bis es zum unausweichlichen Knall kommt.

So unterschiedlich die Werdegänge der Mädchen auch sind, macht die Autorin immer wieder deutlich, dass beide unter dem Verhalten ihrer Eltern zu leiden haben. Nicht nur, weil ab einem gewissen Punkt nichts mehr so ist, wie es zuvor war, sondern vor allem, weil die Eltern nicht zu verstehen scheinen, dass gerade die Kinder die Leidtragenden sind. Der Egoismus der Eltern ist von der Autorin hervorragend dargestellt, sodass sich bei mir die Nackenhaare aufstellten.

Mir sind besonders die Gespräche zwischen dem Vater und seiner jeweiligen Tochter im Gedächtnis geblieben, die verdeutlichen, wie gut oder schlecht es um das Verhältnis bestellt ist. Während Chaurisse offen und ohne Angst mit ihrem Vater reden kann und er seine Tochter liebevoll und stolz Butterblume nennt, tritt Dana ihrem Vater lange Zeit ängstlich und zögernd entgegen. In ihr tobt geradezu ein Gefühlschaos. Die macht sich klein, um bei ihrem Vater nichts falsch zu machen, um nicht zu stören oder ihn nicht respektlos zu behandeln. Andererseits möchte sie von ihm wahrgenommen und gelobt werden, sucht seine Unterstützung und fordert ihn immer wieder heraus, um überhaupt irgendeine Reaktion von ihm zu bekommen. All das beschreibt Tayari Jones eindrucksvoll, glaubhaft und mitreißend, wird dabei aber nie rührselig und mitleidig. Und das macht „Tayari Jones“ zu einem ganz besonderen Buch, das ich klar empfehlen kann. Ich bin gespannt, ob mir ihr erster Roman, „In guten wie in schlechten Tagen“, auch so gut gefallen wird.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Humorvoller Liebesroman mit Tiefgang

Dein Platz in meinem Herzen
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Alle Paige-Toon-Fans werden auch diesmal nicht enttäuscht. Die Charaktere hat man schon nach ein paar Seiten ins Herz geschlossen, Cornwall ist der heimliche Hauptdarsteller des Buches und es macht Lust, ...

Alle Paige-Toon-Fans werden auch diesmal nicht enttäuscht. Die Charaktere hat man schon nach ein paar Seiten ins Herz geschlossen, Cornwall ist der heimliche Hauptdarsteller des Buches und es macht Lust, die Gegend einmal selbst zu erkunden, und der Humor kommt neben der Romantik natürlich auch nicht zu kurz. Wer ein Feel-good-Buch sucht, das auch Tiefgang besitzt, liegt hiermit richtig.

Zum Inhalt: „Das Problem dabei, jemandem sein Herz zu schenken: man bekommt es nie wieder ganz zurück.“
Dennoch wächst das Herz jedes Mal, wenn man es für jemanden öffnet. Davon ist die Journalistin Bridget überzeugt. Sie reist durch die Welt und schreibt dabei einen Blog über die Männer, die ihr einmal das Herz gebrochen haben.
Da bekommt sie ein unerwartetes Angebot: Sie soll das Buch einer kürzlich verstorbenen Erfolgsautorin weiterschreiben. Kurzerhand ergreift Bridget die Chance und versucht, dem Leben von Nicole nachzuspüren. Sie reist nach Cornwall und trifft dort auf Nicoles kleine Tochter und den trauernden Ehemann. Bridget taucht in das Leben der Familie ein. Jetzt muss sie sich fragen, ob sie ihr Herz erneut verschenken will.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Lehrreiches Leseabenteuer voller Herz und Magie

Klara Katastrofee und das große Feen-Schlamassel (Klara Katastrofee 1)
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Mit „Klara Katastrofee und das große Feenschlamassel“ hat Britta Sabbag ein wunderschönes und spannend erzähltes Kinderbuch geschrieben, das zum Vorlesen als auch für junge Leser gleichermaßen geeignet ...

Mit „Klara Katastrofee und das große Feenschlamassel“ hat Britta Sabbag ein wunderschönes und spannend erzähltes Kinderbuch geschrieben, das zum Vorlesen als auch für junge Leser gleichermaßen geeignet ist. Thematisch ist es so vielfältig und aktuell, dass es für Kinder nicht langweilig wird. Zusammen mit der quirligen Klara und dem cleveren Oskar erlebt der Leser viele Abenteuer, die beim Kind lange im Gedächtnis bleiben. Ohne, dass das Kind mit Informationen überhäuft wird, werden wichtige Themen und Werte angesprochen bzw. vermittelt. Zentrale Punkte sind hierbei Umwelt- und Tierschutz, Ausgrenzung, der Umgang mit Niederlagen und Fehlern, Freundschaft und Zusammenhalt, gesunder Ehrgeiz sowie Unterschätzung durch andere. Dabei schließen Kinder die kleine Fee sofort ins Herz und entwickeln Empathie, gerade weil Klara nicht perfekt ist. Viel wichtiger: die kleine Fee hat Herz, Köpfchen und Mut – und das wird mit jeder Zeile deutlich. Gemeinsam mit Oskar, der sich seinen kleinen Schwächen nur allzu deutlich bewusst ist, dagegen aber seine Stärken unterschätzt, entdeckt sie die ihr bis dahin unbekannte Menschenwelt. Zusammen sind sie unschlagbar und wachsen über sich hinaus.
Abgerundet wird die zauberhafte Geschichte durch die farbenfrohen, fröhlichen Bilder von Igor Lange, die den Plot auf wunderbare Weise unterstützen und die Atmosphäre exakt widerspiegeln.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich allerdings doch: Schade, dass oft die Bilder zum passenden Text erst auf der nächsten Seite folgen, sodass es das Vorlesen manchmal etwas holprig macht.
Ein toller Auftakt für hoffentlich bald folgende weitere Bücher mit der kleinen Karastrofee.

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Veröffentlicht am 27.01.2024

Top und Flop

Iron Flame – Flammengeküsst
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Wow, mir fiel es noch nie so schwer, ein Buch zu rezensieren. In diesem Fall schlagen aber zwei Herzen in meiner Brust, die konträrer nicht agieren könnten. Ich kann in diesem Fall einfach kein Gesamturteil ...

Wow, mir fiel es noch nie so schwer, ein Buch zu rezensieren. In diesem Fall schlagen aber zwei Herzen in meiner Brust, die konträrer nicht agieren könnten. Ich kann in diesem Fall einfach kein Gesamturteil fällen. Stattdessen werde ich meine Meinung aufteilen müssen. Den Grund erfahrt ihr gleich. Diejenigen von euch, die das Buch schon gelesen haben, werden vielleicht die Beweggründe erahnen können.
Kommen wir zuerst zur Story. Ich kann nicht genug betonen, wie sehr ich mag, mit welcher Leidenschaft und Kreativität Rebecca Yarros diese fantasievolle und einmalige Buchwelt erschaffen hat. Das merkt man auf jeder Seite. Es war wieder ein Vergnügen, beim Lesen völlig darin abzutauchen und den Alltag zu vergessen. Einfach nur Kopfkino vom Feinsten.
Mit den letzten ca. 250 Seiten habe ich allerdings etwas gehadert. Die Handlung war mir stellenweise zu sprunghaft, zu verworren, zu lückenhaft. Als wäre versäumt worden, dem Text den letzten Feinschliff zu verschaffen, damit alles harmonisch ist. Ich kann es nicht anders beschreiben. Er wirkte unausgegoren, noch nicht hundertprozentig reif.
Und das bringt mich zum zweiten Teil der Rezension. Liebes dtv-Team, ich bin entsetzt. Und das ist noch harmlos ausgedrückt. Ich habe noch nie so viele Fehler in einem Buch entdeckt. Sie sprangen mich beim Lesen geradezu an. Gibt es irgendeinen plausiblen Grund, warum die Kommasetzung beim „Infinitiv mit zu“ nahezu komplett ignoriert wurde? Teilweise sind auf einer Seite drei, vier dieser Fehler zu finden. Das bringt absolut keinen Spaß beim Lesen. Hinzu kommen noch weitere Fehler, Übersetzungsfehler zum Beispiel. Das war leider schon im ersten Teil dieser Reihe so und ich hätte nie gedacht, dass das wieder passiert.
Geht es hier nur noch um Profit und Publicity? Wo sind die Qualität sowie die Leidenschaft für Literatur? So eine schlechte Arbeit haben weder die Autorin noch die unglaublich gute Geschichte und erst recht nicht wir Leser verdient. Wir freuten uns seit Monaten auf das Buch, gaben eine Menge Geld dafür aus - und dann das. Und es war ja nicht die einzige Panne bei dieser Buchveröffentlichung. Man denke da nur an die falsch eingeklebten Seiten. Liegt es daran, dass die Zeit zu knapp war? Ganz ehrlich, ich warte lieber ein paar Wochen länger auf ein Buch, um mir dann gewiss zu sein, dass die Qualität stimmt. Diese Version jetzt ist das reinste Mängelexemplar. Ja, Fehler passieren. Keine Frage. Aber das grenzt an Totalausfall. Liebes dtv-Team, so etwas sollte doch weit unter eurem Niveau sein. Was ist da nur passiert???
Da dieses Versagen aber nicht die Leistung von Rebecca Yarros schmälern soll, kommen hier meine geteilten Bewertungen. Die Geschichte bekommt von mir 4,5 von 5 Sternen. Der dtv-Verlag geht dagegen gänzlich leer aus. So bitter es auch ist.

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Veröffentlicht am 17.01.2024

Märchen für Erwachsene

Die Bibliothek im Nebel
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Wieder hat Kai Meyer es geschafft, mich regelrecht in die Handlung seines Buches hineinzuziehen, völlig in ihr abzutauchen und mit den Protagonisten mitzufiebern. Ich liebe die geheimnisvolle Atmosphäre, ...

Wieder hat Kai Meyer es geschafft, mich regelrecht in die Handlung seines Buches hineinzuziehen, völlig in ihr abzutauchen und mit den Protagonisten mitzufiebern. Ich liebe die geheimnisvolle Atmosphäre, die er in seinen Büchern kreiert. Dass sich die Puzzleteile der Geschichte Kapitel um Kapitel zusammensetzen, das Geschehen auf mehreren Zeitebenen zu einem großen Ganzen zusammenläuft. Krimi, Familiensaga, Liebes- und Freundschaftsgeschichte, Abenteuerroman … - das Buch vereint alles in einem. Für mich erschafft Kai Meyer mit viel Raffinesse wundervolle Märchen für Erwachsene, in denen Realität und Fiktion gekonnt miteinander zu verschmelzen scheinen.

Kai Meyer schafft es, seine Protagonisten geradezu „zum Leben zu erwecken“. Sie sind so authentisch, so nahbar, so menschlich – mit all ihren Päckchen, die sie zu tragen haben, ihren Eigenarten, ihren Fehlern, ihrer Sehnsucht und ihrem großen Herzen. Einzig und allein Mara konnte ich in „Die Bibliothek im Nebel“ nicht richtig greifen, aber dieses Gefühl war aufgrund der Handlung nicht unbedingt verwunderlich oder gar hinderlich, ganz im Gegenteil.

Was mir an diesem Buch und auch schon so an „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ (übrigens eines meiner Lieblingsbücher 2023) gefallen hat, ist die Liebe zu Büchern, die in nahezu jeder Zeile hervorsticht. Kai Meyer gelingt es, eine geheimnisvolle Welt der Literatur zu erschaffen, die faszinierend und spannend zugleich ist. Wobei diesmal die Spannung im Vergleich zu „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ deutlich später hinzukam. Einer der Gründe, warum es für mich dann doch nicht ganz an das Vorgänger-Werk herankommt. Ein weiterer Punkt wäre für mich noch, dass in vielen Handlungssträngen jeweils ein literarischer Aspekt (die Bibliothek im Nebel, das Manuskript, das Artur schmuggelt) sehr wichtig zu sein scheint, diese aber am Ende eher zu Nichtigkeiten werden. Das ließ mich etwas ratlos zurück.

Danke übrigens für den Epilog, der mir ein breites Grinsen aufs Gesicht gezaubert hat. Ich muss zugeben, bei mir ist der Groschen erst auf diesen Seiten gefallen. Aber es passte total!

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