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Nilchen

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Veröffentlicht am 03.02.2024

Frauen, die es alleine schaffen (wollen)

Marschlande
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Dieses Buch hat viel Zuspruch und viel Herzenswärme aus der Buchbloggerszene bekommen. Ich hab es nun endlich auch gelesen.
Jarka Kubsova greift hier in zwei Strängen ein Thema auf: Frauen und ihre Eigenständigkeit. ...

Dieses Buch hat viel Zuspruch und viel Herzenswärme aus der Buchbloggerszene bekommen. Ich hab es nun endlich auch gelesen.
Jarka Kubsova greift hier in zwei Strängen ein Thema auf: Frauen und ihre Eigenständigkeit.
Es ist der Klassiker. Eine Familie ist glücklich in Hamburg, wohnt gut, aber leider beengt. Er wünscht sich ein Haus im Grünen und ist gewillt dafür weiter raus zu ziehen. Da sie nicht die Brotverdienerin ist, willigt sie ein und hat den Salat. Hockt im Haus mit den beiden Kindern und macht ihren Teilzeitjob im home office. Verdruss und vor allem die Deutlichkeit der unausgewogenen Beziehung, der die Augenhöhe fehlt, wird deutlich.
„Sie hatten sich in den Fliehkräften dieser sich so schnell drehenden Jahre gerade noch rechtzeitig an den Händen gefasst.“ (S. 70)
Dann kommt ein zweiter Handlungsstrang ins Spiel, gleicher Ort, nur Jahrhunderte zuvor: 1580. Wir erleben eine unabhängige Frau, Abelke, die ihren Hof gut bewirtschaftet und Weitsicht zeigt.
„Elk siens, denn kriggt de Düvel nix. Wenn alle gleich viel haben, bleibt für den Teufel nichts übrig.“ (S. 114)
Doch dann kommt eine Flut und da sie als Hofbesitzerin den Deich wieder zu flicken hat und ihr jegliche Hilfe verweigert wird, wird die Situation brutal ausgenutzt.
Britta, in der Gegenwart, interessiert sich für das Schicksal von Abelke und wirbelt zugleich ihr eigenes Leben auf.
Ein gut geschriebener Roman. Zeigt er doch patriarchalische Missstände nur zu gut auf, sei es 1580 oder 2023. Jarka Kubsova hat das Wesen der Marschlande unweit von Hamburg fabelhaft eingefangen und diese triste Stimmung, die Verzweiflung und die Wut gut skizziert. Nur das Ende hätte aus meiner Sicht etwas schwungvoller sein können.
Lesenswert, da gute Prosa und legt fundamentale Ungleichgewichte frei.

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Veröffentlicht am 14.12.2023

Ein Roman zum abtauchen

Adas Fest
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Wer den Sommer herbeisehnt und sich dabei einen kleinen malerischen Ort an der französischen Atlantikküste vorstellt, könnte mit dem Roman „Adas Fest“ einen Volltreffer landen. In Summe ein Familienroman, ...

Wer den Sommer herbeisehnt und sich dabei einen kleinen malerischen Ort an der französischen Atlantikküste vorstellt, könnte mit dem Roman „Adas Fest“ einen Volltreffer landen. In Summe ein Familienroman, der die Dynamiken in einer Kernfamilie beleuchtet und das kombiniert mit dem Klimawandel.
Denn Ada besitzt ein Sommerhaus in einem kleine Küstenort südlich von Bordeaux. Dieses Haus müsste abgerissen werden um den dahinterliegenden Ort zu retten, denn dort wo das Haus steht, braucht es mehr Schutz. Ada willigt ein, möchte aber ein letztes großes rauschendes Fest feiern in diesem Sommerhaus, wie in alten Tagen als ihr verstorbener Mann noch lebte. Dieser war Maler und hatte hier im Sommerhaus ein Atelier.
Also reist die 74jährige Dame dort hin, genauso wie ihre drei sehr unterschiedlichen Töchter. Es soll eine Art revival sein, endet aber in emotionalen Zerwürfnissen, aufgedeckten Geheimnissen und Auseinandersetzungen wie viel ein Mensch geben kann ohne zu nehmen. Ada steht klar im Mittelpunkt dieses Romans.
Mir hat der Roman beim Lesen Freude bereitet, da er mich an einen sommerlichen fernen Ort getragen hat und zeigt wie fragil ein familiäres Equilibrium doch ist.

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Veröffentlicht am 28.09.2023

Spannend mit ungeahntem Ende

Düstergrab
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Die Reihe um das Ermittler-Duo Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn geht in die 6. Runde, allesamt heiß geliebt von seiner Leserschaft. Ich kannte bisher noch keine anderen Fall und bin nun recht spät mit ...

Die Reihe um das Ermittler-Duo Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn geht in die 6. Runde, allesamt heiß geliebt von seiner Leserschaft. Ich kannte bisher noch keine anderen Fall und bin nun recht spät mit diesem Band 6 „Düstergrab“ in die Elbmarsch-Reihe eingestiegen. Tat den Fällen und der Spannung keinen Abbruch, ich konnte gut folgen. Vor allem flutscht es nur so beim Lesen, da die Autorin Romy Fölck es wunderbar schafft einen mit ihrem leichten Schreibstil in den Bann zu ziehen.
Insgesamt haben mich die Charaktere, die hier vorkommen überzeugt, da lese ich auch gerne noch weiter.
Es startet mit der Beerdigung eines Schulfreundes von Frida. Am folgenden Tag wird sie alarmiert, denn das Grab scheint geschändet worden zu sein. Und siehe da, die Leichen haben sich verdoppelt im Grab. Nicht nur der Beerdigte liegt drin sondern eine weitere weibliche Leiche.
Dazu gibt es einen weiteren Strang, denn Haverkorn ist Cold Case-Ermittler und auch hier passiert einiges. Natürlich steigt die Spannungskurve immer weiter, nur der Schluss, da bin ich mir nicht so sicher, wie ich das finden soll. Ging nach einer steilen stetigen Spannungskurve doch recht abrupt und mit einer Wendung zu Ende, die ich nicht habe kommen sehen. Zweifle aber, ob das sooooo real ist! Aber dazu sind Bücher ja unter anderem da: fiktive Unterhaltung!
Auf jeden Fall konnte mich Fall 6 soweit überzeugen, dass nun Band 1 auf dem SUB liegt mit „Totenweg“!

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Zu sich kommen

Normalhöhe Null
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Die in der Nähe von Hamburg lebende Autorin Anna Warner hat die Nähe zum Meer in ihren Text einfließen lassen auf eine wunderbare Art und Weise. Es geht um eine Villa an der Ostsee, die unbändige Natur ...

Die in der Nähe von Hamburg lebende Autorin Anna Warner hat die Nähe zum Meer in ihren Text einfließen lassen auf eine wunderbare Art und Weise. Es geht um eine Villa an der Ostsee, die unbändige Natur und Menschen, die es an diesen Ort zieht. Unter anderem zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Nora, ein Heimkind, nun Bauingenieuren mit Spezialgebiet Abriss ist eher distanziert. Peggy, offenes Herz, künstlerische Ader, ist genau das Gegenteil. Dann noch ein wirrer Professor, ein großer Hund sowie ein Kind ohne Schuhe. Alle treffen sie hier aufeinander und sind doch sehr mit sich selbst beschäftig und doch wollen sie die Villa vor dem Abbruch retten, der gemeinsame Nenner. Denn die Steilküste bricht ab und macht die Villa zu einem gefährlichen Ort.
Der Schreibstil ist bewusst und die Worte genau gewählt. Aus meiner Sicht gut geschrieben, aber es hat mich nicht ganz so doll mitgerissen wie ich es mir gewünscht hätte, auch wenn die Autorin Themenfelder anrührt, die auch mich interessieren, wie: Was macht einen Ort zu einem Zuhause? Wo fühlt man sich geborgen und was bedeutet Heimat für jeden individuell?
Fazit: Für Menschen, die Suchen und auch Finden wollen.

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Veröffentlicht am 16.09.2023

Drei Schicksale verbunden über die Zeit gebettet in deutscher Geschichte

Das Licht zwischen den Schatten
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Über 800 Seiten einer deutschen Familiengeschichte gewidmet! Das ist mal ein dickes Brett was es da zu bohren galt und ich nehme es vorweg, es hätten auch gut 300 Seiten weniger sein können. Die verzahnte ...

Über 800 Seiten einer deutschen Familiengeschichte gewidmet! Das ist mal ein dickes Brett was es da zu bohren galt und ich nehme es vorweg, es hätten auch gut 300 Seiten weniger sein können. Die verzahnte Geschichte der drei Protagonisten wäre locker mit 500 Seiten auch gut geworden und hätte dann eventuell die vielen Längen zu Beginn nicht gehabt. Eine gute Geschichte, die auch gut geschrieben ist, bloß der Biß fällt leider zu Beginn und der Spannungsbogen baut sich sehr langsam auf und dann rast er steil nach oben.
Die Geschichten, die hier erzählt und zum Ende auch verzahnt werden umspannen drei Perioden der deutschen Geschichte: Wir lernen Konrad kenne. Sein Vater kehrt als Held aus dem 1. Weltkrieg zurück und die Familie steigt wirtschaftlich auf. Er lernt seine zukünftige jüdische Frau Selma kennen und dann kommen die Nazis an die Macht. Dann ist da Brigitte, die am Ende des 2. Weltkrieg sehr jung ist und die Hirnwaschung der Nazis noch verdauen muss und erst peu a peu merkt was das für ein Terrorregime war. Auch wird sie zur Flucht in die BRD von ihren Eltern gezwungen und gelangt zur RAF. Zu guter Letzt ist da noch André, ein Hochleistungssportler des Kunstspringens in der DDR der 80er Jahren, der bei einer Adoptivfamilie wohnt. Er hat seine Eltern bei einem Autounfall verloren.
Alles drei schon alleine spannende Lebensgeschichten und empathisch gut erzählt und zum Schluss folgt natürlich die Zusammenführung der Geschichten! Schreiben kann Michaela Beck unterhaltsam gut, es gelingt ihr sehr die einzelnen Figuren auszugestalten und Beweggründe ihres Handelns und ihrer Gedanken nachzuvollziehen.
Fazit: Gelungen, aber zu lang.

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