Frauen, die es alleine schaffen (wollen)
MarschlandeDieses Buch hat viel Zuspruch und viel Herzenswärme aus der Buchbloggerszene bekommen. Ich hab es nun endlich auch gelesen.
Jarka Kubsova greift hier in zwei Strängen ein Thema auf: Frauen und ihre Eigenständigkeit. ...
Dieses Buch hat viel Zuspruch und viel Herzenswärme aus der Buchbloggerszene bekommen. Ich hab es nun endlich auch gelesen.
Jarka Kubsova greift hier in zwei Strängen ein Thema auf: Frauen und ihre Eigenständigkeit.
Es ist der Klassiker. Eine Familie ist glücklich in Hamburg, wohnt gut, aber leider beengt. Er wünscht sich ein Haus im Grünen und ist gewillt dafür weiter raus zu ziehen. Da sie nicht die Brotverdienerin ist, willigt sie ein und hat den Salat. Hockt im Haus mit den beiden Kindern und macht ihren Teilzeitjob im home office. Verdruss und vor allem die Deutlichkeit der unausgewogenen Beziehung, der die Augenhöhe fehlt, wird deutlich.
„Sie hatten sich in den Fliehkräften dieser sich so schnell drehenden Jahre gerade noch rechtzeitig an den Händen gefasst.“ (S. 70)
Dann kommt ein zweiter Handlungsstrang ins Spiel, gleicher Ort, nur Jahrhunderte zuvor: 1580. Wir erleben eine unabhängige Frau, Abelke, die ihren Hof gut bewirtschaftet und Weitsicht zeigt.
„Elk siens, denn kriggt de Düvel nix. Wenn alle gleich viel haben, bleibt für den Teufel nichts übrig.“ (S. 114)
Doch dann kommt eine Flut und da sie als Hofbesitzerin den Deich wieder zu flicken hat und ihr jegliche Hilfe verweigert wird, wird die Situation brutal ausgenutzt.
Britta, in der Gegenwart, interessiert sich für das Schicksal von Abelke und wirbelt zugleich ihr eigenes Leben auf.
Ein gut geschriebener Roman. Zeigt er doch patriarchalische Missstände nur zu gut auf, sei es 1580 oder 2023. Jarka Kubsova hat das Wesen der Marschlande unweit von Hamburg fabelhaft eingefangen und diese triste Stimmung, die Verzweiflung und die Wut gut skizziert. Nur das Ende hätte aus meiner Sicht etwas schwungvoller sein können.
Lesenswert, da gute Prosa und legt fundamentale Ungleichgewichte frei.