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Veröffentlicht am 03.10.2017

Göttlicher Spaß

Die Abenteuer des Apollo 1: Das verborgene Orakel
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Das Buch bietet relativ harmlose, aber originelle Unterhaltung im göttlichen Milieu für Kinder und Jugendliche, aber der Witz und die Ironie erreicht auch erwachsene Leser wie mich. Die Form ist entscheidend, ...

Das Buch bietet relativ harmlose, aber originelle Unterhaltung im göttlichen Milieu für Kinder und Jugendliche, aber der Witz und die Ironie erreicht auch erwachsene Leser wie mich. Die Form ist entscheidend, denn es ist wird konsequent aus Apollos Blickwinkel erzählt.
Überraschend und eigentlich verstörend dabei das Cover mit einem “brennenden” Jungen, der in der Luft schwebt. Da hätte ich ein anderes Motiv bevorzugt.

Da Apollo durch seinen Sturz in die Menschlichkeit vielen Einschränkungen und menschlichen Schwächen unterlegen ist, wird seine Überheblichkeit gefolgt von Überraschung über sein jetziges Versagen bei Problemen zum ständigen Thema. Niederlagen und Verletzlichkeit sind die Folge, Ein unsterbliche Gott kannte das nicht, der menschliche Leser schon. Apollo ist ein echter Antiheld.
Eine Komik besteht darin, dass Apollo als 16jähriger Jugendlicher Mensch wiedererweckt wird, schwächlich an Kraft und Gedächtnis. Später trifft er sogar seinen göttlichen Sohn, der somit plötzlich älter als er selbst ist. Außerdem wird Apollo der Diener einer Halbgöttin, der 12jährigen Mag. Ein toughes Mädchen. In späten Szenen wird sie auch gegen Ameisenmonster bestehen.
Auch Percey Jackson spielt am Anfang und am Ende kurz mit.

Das Buch besticht durch sein Tempo, allerdings überzeugen mich die Actionszenen z.B. im Kampf gegen Geister nicht so sehr, das wirkt wohl dann doch auf Young Adults besser.
Mein Interesse wird aber immer wieder neu geweckt, wenn es inhaltliche Verwicklungen gibt und es zwischen Götterwelten und Menschenwelt zu Zusammenstößen kommt und griechische Mythen angedeutet werden.
Höhepunkt wird der Kampf gegen einen Koloss.

Veröffentlicht am 06.08.2017

sorgfältig gestaltete, romanhafte Biografie

Und Marx stand still in Darwins Garten
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Karl Marx und Charles Darwin als Romanfiguren. Das funktioniert überraschend gut. Darwins Ehefrau teilt nicht in allen seine Einstellung, insbesondere über Gott und das ewige Leben. Doch Darwin ist durch ...

Karl Marx und Charles Darwin als Romanfiguren. Das funktioniert überraschend gut. Darwins Ehefrau teilt nicht in allen seine Einstellung, insbesondere über Gott und das ewige Leben. Doch Darwin ist durch und durch Wissenschaftler. Bei Marx ist es seine Haushälterin Lenchen, die eine enge Beziehung zu ihm hat.
Sowohl Darwin als auch Marx sind zum Zeitpunkt der Handlung gesundheitlich angeschlagen.
Die erste Gemeinsamkeit der beiden berühmten Persönlichkeiten ist somit ihr Hausarzt, Dr.Beckett, der gerne über politische und wissenschaftlichen Themen plaudert.
Ein wichtige Entscheidung der Autorin war, die Handlung zu einem Zeitpunkt einsetzen zu lassen, als Darwin und Marx ihre Hauptwerke bereits gesetzt habe.
Entsprechend bekannt sind sie. Ihr Erfolg ist aber nicht unumstritten. Neben Bewunderern gibt es auch viele Kritiker.
Marx und Darwin werden trotz ein paar Gemeinsamkeiten als sehr verschiedene Charaktere ausgeführt. Darwin ist ruhiger, Marx oft aufbrausend.
Ihre Thesen sind natürlich sehr gegensätzlich, dennoch gibt es anscheinend bis zu einem gewissen Grad gegenseitige Bewunderung zwischen ihnen.
Zur persönlichen Begegnung kommt es erst auf CD4.

Es gibt wenig Handlung, jedoch viele Dialoge über Theorien und Thesen, über Atheismus und über Gott und das Leben, das macht das Buch aus. Hinzu kommt eine Spur Melancholie! Das muss man als Zuhörer aber auch mögen, sonst langweilt man sich schnell.

Insgesamt haben mir die Darwin-Passagen besser gefallen als die mit Marx. Übermäßig spannend ist das ansonsten gut gemachte Hörbuch nicht, aber doch überwiegend interessant. Streckenweise gleicht es mehr einer Biografie als einem Roman.

Das Hörbuch ist ruhig gesprochen. Alles andere wäre auch unpassend. Ihm gelingt es, den Figuren eigene Persönlichkeiten zu geben.
Der Sprecher ist Peter Kaempfe, ein bekannter Schauspieler. Als Hörbuchsprecher kannte ich ihn bisher noch nicht.

Veröffentlicht am 04.08.2017

ungewöhnlich

Dem Kroisleitner sein Vater
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Die konservative Krimileserschaft war anscheinend von dem Roman irritiert, im Sinne von zu wenig Krimi. Ich habe das Buch daher mehr aus literarischer Sicht gelesen.
Zunächst geht es ja tatsächlich um ...

Die konservative Krimileserschaft war anscheinend von dem Roman irritiert, im Sinne von zu wenig Krimi. Ich habe das Buch daher mehr aus literarischer Sicht gelesen.
Zunächst geht es ja tatsächlich um einen Mord an einen alten Mann. Vermutlich ermordet, offenbar gewaltsam mit Gift, das langsam und qualvoll wirkte.
Der Sohn des Toten, Karl Kroisleitner, nimmt es schwer, dennoch kommt der Verdacht gegen ihn auf, auch bei der Polizei.
Dann gibt es noch Polizisten Frassek aus Berlin, der offenbar Familienstress handelt und eine junge Frau, Emma, die nach einer missglückten Karriere unter dem Künstlernamen Amy in ihre Heimat zurückkehrte.
Diese verschiedenen Handlungsstränge wirken anfangs verwirrend, man muss sich erst einlesen.
Auch sind die Figuren alle nicht unbedingt sympathisch gehalten, und sie können auch nerven! Das macht es dem Leser nicht einfacher, aber es lohnt sich, denn interessant sind sie schon.
Überzeugend jedoch ab Kapitel 9, in dem Emma alte Briefe aus Kriegszeiten liest. Die Vergangenheit spielt eine Rolle. Das macht den Stoff schon interessanter. Doch es gibt noch mehr Überraschungen, die ich hier natürlich noch nicht verraten werde.

Veröffentlicht am 29.07.2017

Afternoon Tea at Renfield Hall

Darcy - Der Glückskater und der Geist von Renfield Hall
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Dieser Kurzroman wurde mir empfohlen, und ich habe ihn dann wirklich gerne gelesen. 
Der herumwandernde Kater Darcy sorgt durch seine Begegnungen mit Menschen dafür, dass man einen Einblick in ihre Probleme ...

Dieser Kurzroman wurde mir empfohlen, und ich habe ihn dann wirklich gerne gelesen. 
Der herumwandernde Kater Darcy sorgt durch seine Begegnungen mit Menschen dafür, dass man einen Einblick in ihre Probleme und Sorgen bekommt. Das gilt auch für die eigentlich noch relativ junge Witwe Freda, die Darcy bei sich aufnimmt. Sie nennt ihn Beresford. 
Freda hat einen alten Landsitz Renfield Hall, der hohe Kosten verursacht, aber keine finanziellen Mitteln. Die inzwischen erwachsenen Kinder ihres verstorbenen Mannes haben auch wenig Möglichkeiten sie zu unterstützen und eine Halbtagsstelle findet sie auch nicht so leicht. Letzte Hoffnung, den Landsitz zu erhalten, ist ein Bed & Breakfast zu eröffnen. Dank Darcys Einsatz kommt eine alte Frau namens Sally zum Landsitz, die möglicherweise Teil eines alten Familiengeheimnisses ist. 

Darcys und Fredas Abschnitte wechseln sich ab, dabei wird Darcy zum Glück nicht über Maß vermenschlicht. mir gefallen Passagen, die das Geschehen sozusagen aus beiden Perspektiven schildern. 
Die Passagen mit Freda Putzfrau Tracy sind auch ganz witzig. Sie ist eine Person mit Herz. 

Gesine Schulz schreibt einen Stil, den man vielleicht als Cozy bezeichnen kann. Das bedeutet ein entspanntes Lesen ohne zu große Spannungsmomente, dennoch ist der Roman ganz interessant. 
Eine weitere Qualität des Buches ist, dass es so englisch wirkt und dadurch entsprechende Atmosphäre aufbaut. Ich glaube, ich werde demnächst noch einmal einen Teil der Reihe lesen. Es interessiert mich auch, ob es einmal einen Abschluß gibt, in dem Darcy heimkehren wird.

Veröffentlicht am 11.07.2017

Dichte Atmosphäre

Dunkels Gesetz
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Dunkels Gesetz ist ein Roman voller dichter Atmosphäre, der eine Gesellschaft im sozialen Abseits zeigt. Kleine Leute, Klein- und Großkriminelle. Der Roman ist ganz von der amerikanischen Noir geprägt.
Überraschend, ...

Dunkels Gesetz ist ein Roman voller dichter Atmosphäre, der eine Gesellschaft im sozialen Abseits zeigt. Kleine Leute, Klein- und Großkriminelle. Der Roman ist ganz von der amerikanischen Noir geprägt.
Überraschend, dass die Titelfigur Dunkel anfangs kaum in Erscheinung tritt.
Es wird sich erst auf die Leute in dem Kaff konzentriert, in dem Richard Dunkel angekommen ist. Das sind überwiegend heruntergekommene Leute. Wenig Chancen auch für die 16jährige Marie, deren Mutter eine Beziehung mit dem Kleinkriminelle Achim hat. Auch der Dealer Falco (!) ist anwesen und eine Gefahr. Gewalt und Brutalität gehört zur Normalität.
Man hofft als Leser, dass Marie eine Chance bekommt, hier rauszukommen.

Dass die Dialoge überwiegend so abgerissen sind, halte ich für glaubhaft. Diese Typen denken, dass sie sprechen müssen, um sich entsprechend gefährlich und lässig zu geben. Natürlich kann so was auch schnell zum Klischee verkommen.

Auch Dunkel selbst ist eine zwiespältige Figur, er wirkt, als hätte er sich selbst verloren. Seine Erinnerungen werden angedeutet, offenbar gab es in seinem Leben Verluste.

Dass der Roman so kurz ist, liegt an der konzentrierten Art des Schreibens. Sven heuchelt scheut nicht den Pathos. Dafür bin ich anfällig. Ich würde durchaus wieder etwas von diesem Autor lesen.