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Veröffentlicht am 12.02.2024

Befreit, um andere zu befreien

Die Zacken einer Krone
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Natalie heißt eigentlich Natascha, doch beim Neuanfang in Deutschland bekommt sie nicht nur das unverhoffte Glück einer verheißungsvollen Zukunft, sondern auch einen neuen Namen.

Sie ist knapp elf Jahre ...

Natalie heißt eigentlich Natascha, doch beim Neuanfang in Deutschland bekommt sie nicht nur das unverhoffte Glück einer verheißungsvollen Zukunft, sondern auch einen neuen Namen.

Sie ist knapp elf Jahre alt, als sie mit ihrem neuen Papa nach Deutschland reist. Davor muss dieser Papa wochenlang gegen die Behörden kämpfen, damit Natascha und ein weiteres Kind aus dem Kinderheim das Land verlassen dürfen.

Die ersten Jahre ihres Lebens ist Natascha mehr auf den Straßen zuhause als in der verdreckten Wohnung, die sie sich mit ihrer suchtkranken Mutter und ihrem gewalttätigen Halbbruder teilt. Essen muss sie sich selbst besorgen, wenn sie nicht verhungern will. Da ist sie schon dankbar, wenn sie im Müll eine Zahnpastatube findet, die nicht ganz ausgedrückt wurde.

Als ihre Mutter stirbt, kommt Natascha in ein christliches Kinderheim. Einerseits kann sie es nicht fassen, dass es nun jeden Tag etwas zum Essen gibt, einfach so, und sie sogar mehrere Garnituren Kleidung bekommt. Andererseits begehrt sie immer wieder gegen die Regeln und festen Strukturen auf. Denn das neunjährige Mädchen ist seit vielen Jahren gewohnt eigenständig über ihr Leben zu bestimmen.

Ins Kinderheim kommen oft Besucher aus dem Traumland Deutschland. Eines Tages ist Natascha die Glückliche, die ein neues Zuhause in diesem Paradies bekommt. Sie rechnet allerdings nicht damit, dass es dort ebenso Regeln geben wird, und sie auch noch eine fremde Sprache lernen muss.

Dieses spannende Buch berichtet von Nataschas Kindheit auf den Straßen Kasachstans, vom schwierigen Start in der neuen Heimat, von ihrer Hinwendung zum christlichen Glauben, und von den Freuden und Herausforderungen als Ehefrau, Mutter und Initiatorin von mehreren sozialen Projekten. Das befreite Königskind setzt sich mit Vorliebe für unterdrückte und benachteiligte Menschen ein, denn sie möchte, dass auch sie die wunderbare Liebe des himmlischen Vaters erleben.

Vor allem der erste Teil, mit Nataschas Erlebnissen in Kasachstan, ist sehr bewegend. Beim Lesen erwachen die Szenen zum Leben; die ekelerregenden Gerüche, die angstmachenden Geräusche, die Trostlosigkeit der verdreckten Umgebung. Doch der gute Schreibstil und die Spannung lassen auch in den späteren Kapiteln nicht nach, wenn beispielsweise ein Wohnwagenpark von Prostituierten beschrieben wird, oder die Hilflosigkeit angesichts einer unerwarteten Krankheit.

Fazit: Ein bewegendes Buch über das Schicksal eines Mädchens in Kasachstan, das nach einer Adoption in Deutschland eine neue Chance bekommt. Es ist inspirierend von der Gottesbeziehung der Autorin zu lesen, und wie sie die empfangene Liebe weitergeben möchte. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 22.01.2024

Befreit von vergangenen Verletzungen, um Gott zu hören

Ist das Gott oder bin das ich?
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Diese Lektüre ist eine angenehme Überraschung! Obwohl der Titel erwarten lässt, dass es um eine oft besprochene Frage geht – Wie finde ich den Willen Gottes für mein Leben? – geht die Autorin, eine Therapeutin, ...

Diese Lektüre ist eine angenehme Überraschung! Obwohl der Titel erwarten lässt, dass es um eine oft besprochene Frage geht – Wie finde ich den Willen Gottes für mein Leben? – geht die Autorin, eine Therapeutin, die sich auf Traumata und die seelische Heilung von Kindern spezialisiert hat, hier nicht oberflächlich vor, sondern gräbt tiefer. Sie zeigt den Lesern, wie sie anhand ihrer Kindheitserlebnisse feststellen können, was sie davon abhält, befreit nach Gottes Willen zu leben.

Im ersten Teil dieses hilfreichen Buchs geht es um unsere Gottesvorstellungen, denn wir haben oft eine sehr genaue Erwartung, wie Gott handeln sollte. Und macht er das nicht, zweifeln wir an ihn oder sind wütend. Außerdem fragt die Autorin in diesem Abschnitt, wie Veränderung möglich ist, und sie beleuchtet verschiedene Heilungsangebote.

Der Kern des Buchs findet sich im zweiten Teil, in dem Leser Kindheitsverletzungen und Traumata auf der Spur kommen können, um zu verstehen, warum ihre Reaktionen manchmal der Situation nicht angemessen sind. Mit diesem Verständnis beginnt ein Weg der Heilung und Befreiung. Ein Hauptgedanke in diesem Teil ist die Erkenntnis, dass wir uns bei bestimmten Reaktionen wie das Kind verhalten, das wir einmal waren. Trotz, Abwehr, Wut – solche Verhaltensweisen gehen auf eine seelische Verletzung zurück. Die Autorin zeigt anhand von vielen Beispielen aus der Praxis, wie man lernen kann, sich anders zu verhalten.

Auch das Thema Traumata wird gut und verständlich erklärt, sowohl was Verhaltensweisen eines verletzten Menschen betrifft als auch die Vorgänge im Gehirn. Auch hier sind vor allem die vielen Beispiele hilfreich. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Frage nach Vergebung; mir selbst vergeben, dem Täter, und Gott. Die Ausführungen sind sehr hilfreich und für Opfer entlastend.

In einem kurzen letzten Teil geht es um die Frage, wie ich Gottes Willen erkennen kann. Das wird aber wirklich nur sehr kurz, aber ermutigend, beantwortet. Dazu kommt ein Interview mit Elke Werner, die erzählt, wie sie den Willen Gottes in ihrem Leben erkannt hat.

Die Worte der Autorin sind verständnisvoll und liebevoll, was bei einem solchen Thema wichtig ist. An einigen Stellen wirken die Überlegungen etwas zusammenhanglos, doch das Gesagte ist trotzdem sehr wertvoll und hilfreich. Leicht verständlich geschrieben, erfahren Leser hier Interessantes über ihr Verhalten und die Funktionsweise des Gehirns. Viele Fragen zur persönlichen Reflexion laden dazu ein, das Gelesene auf das eigene Leben zu übertragen.

Fazit: Auch wenn der Titel vielleicht ein anderes Buch erwarten lässt, ist dieses Buch ungeheuer wertvoll und wichtig, um das eigene Verhalten besser zu verstehen und von Verletzungen zu heilen. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 16.01.2024

Loslassen und vergeben

Das Holz, aus dem wir geschnitzt sind
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Zum Glück hat Karl seinen Großvater. Der versteht ihn wie kein anderer. Seine beiden Brüder sind wild und laut, für seinen Vater ist er zu weichlich und verträumt. Der sensible Junge fühlt sich in seiner ...

Zum Glück hat Karl seinen Großvater. Der versteht ihn wie kein anderer. Seine beiden Brüder sind wild und laut, für seinen Vater ist er zu weichlich und verträumt. Der sensible Junge fühlt sich in seiner Familie fehl am Platz, erst recht nach dem Tod des geliebten Großvaters.

Als eine junge Frau Arbeit auf seinem Hof findet, freut sich Karl sehr. Er bewundert sie aus der Ferne, schnitzt ihr einen Löffel als Geschenk. Das Schnitzen ist Karls Leidenschaft. Zu gern würde er mehr über die Holzverarbeitung lernen.

Eines Tages geschieht ein großes Unglück, und Karl muss schnell weg. Dieser schwere Weg öffnet ihm die Tür zur Erfüllung seiner Träume. Dabei wird ihm auch das Vermächtnis seines Großvaters zum Segen.

Dieses Buch erzählt vor allem von Karl, der Anfang des 18. Jahrhunderts im Westerwald lebt. Dazwischen erhält der Leser Einblicke in das geheimnisvolle Leben seines Großvaters rund dreißig Jahre früher. Die zwei Erzählebenen greifen geschickt ineinander über und machen gespannt auf den Fortgang der Geschichte.

Karl, mit seinen Herausforderungen, wächst dem Leser schnell ans Herz. Auch andere Gestalten werden so gut beschrieben, dass sie lebendig werden. Die besondere Stärke dieses Buchs ist jedoch die Behandlung von lebenswichtigen Fragen. Anhand von Karl und seinem Großvater, erleben Leser wie schwer und doch notwendig es ist zu vergeben, selbst wenn man Unrecht erlebt. Die Alternative wäre Bitterkeit und somit eine allmähliche Vergiftung des Lebens.

Interessant ist auch die Darstellung des Lebens vor dreihundert Jahren. Neben dem Möbelbau und der Schnitzerei, erfährt man Wissenswertes über die Köhlerei, das Reisen und die Standesunterschiede.

Der Glaube an Gott spielt eine wichtige Rolle bei dieser Erzählung. Die Hinweise darauf fügen sich auf natürliche Weise in die Geschichte ein.

Fazit: Eine historische Erzählung, die sich vor allem durch wertvolle Gedanken über Bitterkeit und Vergebung auszeichnet. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 14.01.2024

Durch den Krieg entwurzelt

Ich war doch noch ein Junge
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Der kleine Mitka liegt in seinem Bettchen im Kinderheim. Die lauten Geräusche, die er hört, machen ihm Angst. Seit Tagen sind alle Pflegerinnen verschwunden. Er kann es nicht erklären, aber er spürt deutlich: ...

Der kleine Mitka liegt in seinem Bettchen im Kinderheim. Die lauten Geräusche, die er hört, machen ihm Angst. Seit Tagen sind alle Pflegerinnen verschwunden. Er kann es nicht erklären, aber er spürt deutlich: Er muss so schnell wie möglich weg!

Der kleine Junge im Vorschulalter rennt um sein Leben, barfuß und im Nachthemd. Nach langer Suche findet er Obdach bei einer älteren Frau. Er darf gegen Brot und Bett auf ihre Kühe aufpassen, aber nur so lange bis der Sohn der Frau zurückkehrt. Als das viel zu bald geschieht, muss Mitka weiterziehen.

Gleich danach wird er vom Militär aufgegriffen und muss sich in einen mit Menschen beladenen Lastwagen quetschen. Die nächsten Monate sind unvorstellbar schrecklich. Erschießungen, Massentransporte, mehrere Konzentrationslager. Und das alles erlebt er als Kind im Grundschulalter.

Das letzte Lager hätte er wohl nicht überlebt, wenn ihn der grausame Herr Dörr nicht gerettet hätte. Mitka wird als Zwangsarbeiter auf einen Bauernhof geholt, dabei ist er noch ein kleiner Junge! Zwei Jahre später ist der Krieg vorbei, aber Mitka bleibt an dem einzigen Platz, der sich trotz aller Misshandlungen wie ein Zuhause anfühlt. Zum Glück werden die Ämter auf diesen Jungen aufmerksam und retten ihn.

Dreißig Jahre nach seinem Neuanfang in Amerika bricht er unter der Last der Erinnerungen zusammen. Er hat es geschafft sich eine neue Existenz aufzubauen. Niemand, noch nicht einmal seine engsten Familienangehörigen, ahnen, was er mitgemacht hat. Als er sein Schweigen bricht, kann er nicht aufhören, über die Gräuel zu reden, die er überlebt hat.

Da seine Erlebnisse so außergewöhnlich ist, wollen die Autoren dieses Buchs Mitkas Geschichte unbedingt erzählen. Sie hören sich seine Erinnerungen an, überprüfen alles, und erzählen in diesem Buch sowohl vom kleinen Mitka, als auch vom jungen Mann und Familienvater, und schließlich vom älteren Mann, der so darunter leidet, nicht zu wissen wer er ist und zu wem er gehört.

Der Erzählstil ist dokumentarisch. Die vielen Fußnoten weisen auf Quellen und weiterführende Informationen hin. Die Erlebnisse von Mitka in den Kriegsjahren sind erschütternd, was jedoch dieses Buch auszeichnet, ist die Beschreibung von der Art und Weise, wie Mitka mit seinen Erinnerungen und Erlebnissen umgeht, und seine Suche nach Wert und Identität.

Mitka erlebt an entscheidenden Stellen seines Lebens Führung und Ermutigung, und findet später in der Gemeinschaft der Juden ein Zuhause, aber außer diesen wenigen Hinweisen auf Gott, spielt der Glaube in diesem Buch keine große Rolle.

Fazit: Eine außergewöhnlich tragische Lebensgeschichte, die vor allem interessant ist, weil sie am Beispiel Mitkas zeigt, wie sich das Erleben von traumatischen Ereignissen im späteren Leben auswirkt und wie diese verarbeitet werden können. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 10.12.2023

Nicht wegwerfen!

Deine Küche kann nachhaltig!
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Leider werden heute viele Lebensmittel weggeworfen, vor allem in Haushalten. Es bleiben Reste übrig, es wurde zu viel eingekauft, die Lebensmittel werden falsch gelagert.

Verena Hirsch setzt sich für ...

Leider werden heute viele Lebensmittel weggeworfen, vor allem in Haushalten. Es bleiben Reste übrig, es wurde zu viel eingekauft, die Lebensmittel werden falsch gelagert.

Verena Hirsch setzt sich für einen bewussten Umgang mit Nahrungsmitteln ein. Neben Informationen zur richtigen Lagerung und Haltbarmachung, teilt sie in diesem Buch auch viele Internetadressen, die beim Foodsharing helfen.

Am Anfang dieses Buchs stellt sich die Autorin vor und erzählt, warum ihr die Rettung von Nahrungsmitteln ein Herzensanliegen ist. Danach folgen einführende Gedanken zur Lebensmittelwertschätzung. Nach Informationen über die Küchenorganisation und ganz praktischen Tipps zur Wertschätzung von Nahrung, folgen die Rezepte.

Die Rezepte sind nach Lebensmittelsorten geordnet: Obst, Gemüse, Backwaren, Kühlprodukte, Trockenprodukte und Essensreste bekommen jeweils ein eigenes Kapitel. Neben den Rezepten findet sich auch hier sehr viel Wissenswertes, denn am Anfang von jedem Kapitel teilt die Autorin viele grundsätzliche Tipps zum Einkauf, zur Lagerung und zur Verarbeitung. Beispiele für Rezepte sind Apfelstrudel, Gemüseblätter-Chips, Käsekuchen ohne Backen, Sellerieschnitzel mit Brezenpanade oder Omas Kartoffelsalat.

Zum Schluss erfährt der Leser, wie Gerichte gerettet werden können, wenn etwas schiefgegangen ist. Danach folgen einige Rezepte, um Vorräte zu kochen. Den Abschluss bildet ein hilfreiches Stichwortregister, anhand dessen schnell das passende Gericht zur Zutat gefunden werden kann.

Die vielen passenden Bilder sind ein großartiges Plus. Jedes Gericht wird abgebildet, daneben gibt es auch ansprechende Bilder von Lebensmitteln, Küchenhelfer und auch der Autorin, einer erfahrenen Bloggerin. Die Rezepte sind einfach und leicht verständlich. Die meisten Zutaten sind leicht erhältlich, es gibt allerdings auch einige exotischere Zutaten. Die Tipps und Variantenvorschläge bei den Rezepten sind eine weitere schöne Zugabe.

Fazit: Ein Buch, das begeistert! Liebevoll gestaltet und mit sehr vielen wertvollen Tipps rund um Lebensmittelwertschätzung, ist dieses Buch ein wichtiger Zutat bei einem nachhaltigen Lebensstil. Sehr empfehlenswert!