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Veröffentlicht am 09.10.2017

Political Science Fiction

Kollaps - Das Imperium der Ströme 1
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In einer fernen Zukunft lebt die Menschheit nicht mehr auf der Erde, sondern ist auf viele kleinere Planeten im Weltraum verteilt. Diese einzelnen Planeten sind durch Ströme miteinander verbunden, die ...

In einer fernen Zukunft lebt die Menschheit nicht mehr auf der Erde, sondern ist auf viele kleinere Planeten im Weltraum verteilt. Diese einzelnen Planeten sind durch Ströme miteinander verbunden, die es schon immer gegeben hat und die sich die Menschheit zu nutzen machte. Denn eigentlich sind diese einzelnen Planeten Lichtjahre voneinander entfernt und nur die Ströme ermöglichen die Reise und den Handel untereinander, alleine könnte niemand überleben. Doch plötzlich scheint etwas mit den Strömen nicht in Ordnung zu sein und wie sich herausstellt, passiert dies alles nicht zum ersten Mal. Unterdessen stirbt der Imperatox, der Herrscher, der Galaxie und seine Tochter Cardenia tritt das Erbe an. Allerdings trifft das nicht überall auf positive Stimmen. Immer mehr geschieht in der Interdependenz und die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen.
Meine Meinung:
Das war mein erster Science Fiction Roman des Autors John Scalzi, der wohl gerade auch für seinen recht schrägen Humor bekannt ist. Diesen bemerkt man auch durchaus immer wieder innerhalb diesen Buches und auch sonst schreibt Scalzi sehr fesselnd und flüssig. Zugegeben, mit den Namen, wie z. B. der Interdependenz, tat ich mich ein wenig schwer, da das nicht immer ganz so leicht im Lesewahn zu verfolgen ist, aber es ist hier wirklich absolut durchdacht. Dabei gefallen mir vor allem die Dialoge in dieser Geschichte, z. B. zwischen der Händlerin Kiva und ihrem Erzfeind Ghreni, die mich, trotz allen Ernstes, immer wieder schmunzeln ließen.
Die Spannung steigert Scalzi hier sehr bedacht und langsam, dabei aber stetig. Allerdings merkt man der Geschichte durchaus an, dass es sich hier um den Einstieg in eine Reihe handelt. Scalzi beginnt hier ganz langsam, aber dafür sehr genau, sowohl seine Charaktere vorzustellen, als auch die politische Situation. Denn die Welt, die er hier konstruiert hat, ist von vorne bis hinten absolut durchdacht. Das könnte vielleicht auf den ein oder anderen etwas langatmig wirken, doch um überhaupt all die komplexen Zusammenhänge hier verstehen zu können, sind all diese Ereignisse und die damit einhergehenden Erklärungen absolut von Nöten.
Denn die Welt, die Scalzi hier erschaffen hat, ist eine, die schon seit über tausend Jahren so im Weltraum existiert. Dabei sind die einzelnen Sterne/Planeten absolut abhängig voneinander und es gibt nur einen Planeten, der alle anderen miteinander verbindet, nämlich Nabe, auf dem der Imperatox zu Hause ist. Kontakt zur Erde gibt es schon seit vielen Jahren nicht mehr, denn der Strom dorthin riss schon sehr früh ab. Nun beginnen die Ströme untereinander sich aber auch zu verändern und das kann mehr als fatal für die Menschen dort werden. Allein überleben kann hier nämlich niemand und das wird vielen durchaus bewusst. Mich konnte der Autor hier durchaus beeindrucken, denn er hat hier wirklich an alles gedacht.
Um hier den Überblick zu wahren, wählt Scalzi einen personellen Erzähler in der dritten Person, der dem Leser einen wirklich guten Einblick, aber auch Rundumblick gewährt. Man kann sich hier also sehr genau vorstellen, wie die Welten und deren Verbindungen untereinander aufgebaut sind und wie diese funktionieren.
Protagonisten gibt es hier gleich drei, da wäre Cardenia Wu-Patrick, die Tochter des Imperatox und seine Nachfolgerin. Sie scheint mir, trotz ihrer Herkunft, sehr sympathisch und nicht abgehoben. Tatsächlich wird sie hier fast völlig unvorbereitet mit Aufgaben konfrontiert, die es ganz schön in sich haben. Denn sie ist die Verantwortliche für all die Menschen auf den Planeten und steht plötzlich davor, Entscheidungen zu treffen, die mit den Veränderungen der Ströme zusammenhängen.
Dann wäre da Kiva, die Händlerin, die mit ihrem Schiff zwischen den einzelnen Planeten wandert und die, na ja, ziemlich frei Schnauze redet und nur selten ein Blatt vor den Mund nimmt. Dabei ist sie durchaus ein ausgekochtes Schlitzohr, die es ganz schön in sich hat.
Zu guter Letzt ist dann noch der Wissenschaftler Marce Claremont, der mir noch ein bisschen blass war, aber im Großen und Ganzen hier wunderbar ins Geschehen passt.
Neben diesen Charakteren gibt es auch noch einige Nebencharaktere, von denen der Gegenspieler, Ghreni, hier noch durchaus sehr interessant ist.
Mein Fazit:
Mit Kollaps geht eine neue Reihe des Autors John Scalzi an den Start, der ein recht ernstes und auch politisches Grundthema beinhaltet. Scalzi baut seine Geschichte durchdacht auf und lässt dadurch die weit entfernten Welten lebendig erscheinen. Doch man merkt hier durchaus, dass es ein erster Band ist, denn als Leser erhält man sehr viele Erläuterungen zum Aufbau der Welt und der Gesamtsituation, was aber wiederum absolut notwendig ist, um den Überblick zu behalten. Ein gelungener Einstieg für alle Science Fiction Fans, die gerne komplexe Welten erleben.

Veröffentlicht am 07.10.2017

Sehr erschütternd

Ich soll nicht lügen
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Als Mags von Amerika aus zurück in ihre Heimat kehren muss, weil ihr Bruder einen Unfall hatte, beginnt sie diese Reise noch mit sehr gemischten Gefühlen. Schon lange hat sie sich von ihrer Familie abgewandt ...

Als Mags von Amerika aus zurück in ihre Heimat kehren muss, weil ihr Bruder einen Unfall hatte, beginnt sie diese Reise noch mit sehr gemischten Gefühlen. Schon lange hat sie sich von ihrer Familie abgewandt und sie weiß so gut wie nichts, über ihren Bruder. Doch Abe hat sie zu seinem gesetzlichen Vertreter ernannt, wenn ihm einmal irgendetwas geschehen sollte. Im Krankenhaus lernt Mags Jodie, Abes Verlobte, kennen. Doch das, was sie Mags erzählt, klingt zum großen Teil unglaubwürdig. Abe solle Depressionen gehabt haben und gesprungen sein, doch Mags kann das nicht glauben. Sie beginnt, auf eigene Faust dem Geheimnis rund um Abes Sturz auf den Grund zu gehen und das, was sie zu Tage fördert, ist wirklich unglaublich.
Meine Meinung:
Der Klappentext dieses Buches klang sehr ungewöhnlich und da ich immer wieder auf der Suche nach Büchern bin, die etwas anders oder besonders sind, war ich gleich Feuer und Flamme.
Allerdings war der Einstieg in diese Geschichte zunächst doch sehr verwirrend und ich sah keine wirklichen Zusammenhänge, doch hier hat Naughton eigentlich nur einen Kreis zu einem großen Gesamtbild geöffnet, welches sie mit einem Ende mit Knalleffekt wieder schließt.
Der Schreibstil ist allein durch die Zeitform, der Gegenwart, schon ein wenig anders, lässt sich aber trotz allem vom reinen Inhalt her gut verstehen. Zusammenhänge werden erst nach und nach klarer und doch zieht die Geschichte den Leser immer weiter und tiefer in das Geschehen. Durch diesen Schreibstil fühlt man sich nicht nur wie ein Beobachter der Geschichte, sondern auch teilweise als könnte man durch die Augen der Charaktere mit- und nachverfolgen. Man ist hier durchaus sehr nah am Geschehen und muss einiges an Eindrücken und Ungereimtheiten verarbeite.
Durch den zusammenhanglos wirkenden Beginn ist man als Leser doch sehr neugierig, womit man es hier zu tun hat und auf der Suche nach Antworten wird man durch die Seiten getrieben. Spannend bleibt es in dem Sinne, dass man sich gemeinsam mit Mags auf die Suche nach Antworten macht und dabei genau wie sie immer wieder aufs Neue völlig überrascht wird. Hat man in einem Moment noch das Gefühl, dass man weiß, worauf es hinausläuft, merkt man schnell, man ist auf dem Holzweg.
Da dies nirgendwo auf dem Klappentext steht, sag ich mal - Achtung der folgende Abschnitt könnte auf den ein oder anderen wie ein Spoiler wirken. Es war mir aber sehr wichtig, dies zu erwähnen.
"Gerade das Thema, auf dass das Schrecken hier basiert, ist ein wirklich grausames, denn Naughton beschreibt hier durch Rückblicke zwar nicht detailliert, aber doch durch kleine Bemerkungen sehr lebhaft, was Kinder durchmachen, die missbraucht, misshandelt und "verkauft" werden. Damit hatte ich so gar nicht gerechnet und war teilweise doch sehr schockiert, denn verschönigt wird hier nichts, zumal es bei diesem Thema auch nichts zu verschönigen gibt. Die daraus resultierende psychischen Probleme klangen für mich sehr plausibel und grausam."
Durch wechselnde Perspektiven zwischen Mags, Abes Schwester und Jodie, Abes Verlobten, erlebt man die Geschichte. Zwischendurch erlebt man die zuvor genannten Rückblicke einer Person, bei der man zwar ahnt, um wen es sich handelt, es aber nicht explizit erwähnt wird. Gerade durch die Ich-Perspektive, die die beiden Protagonistinnen bieten, sollte man glauben, dass man sie näher kennenlernt. Doch auch das muss man sich nach und nach erarbeiten, denn hier ist eigentlich nichts richtig klar. Zwischendurch bekommt man dann auch noch kleinere Momente die eine Nachbarin von Abe und Jodie erzählt und diese sorgen noch einmal mehr für Wendungen und Drehungen.
Die Charaktere bleiben hier recht überschaubar. Zum einen gibt es hier Mags, die mir gerade am Anfang durch ihre kalte, distanzierte und fast schon rücksichtslos wirkende Art alles andere als sympathisch war. Zum anderen gibt es Jodie, die aber allein in ihren Gedanken, die man kennenlernt, schon sehr merkwürdig erscheint. Dank des Titels stellt man sich hier immer wieder die Frage, wer der- oder diejenige ist, der/die hier nicht lügen soll. Doch ich muss sagen, dass mir die Entwicklung der Beiden gut gefallen hat und plausibel erscheint.
Wenige Nebencharaktere sorgen dafür, dass man immer wieder auf falsche Spuren gerät, bleiben aber neben Mags und auch Jodie blass und nebensächlich. Letzten Endes dienen sie nur zur Weiterentwicklung der Geschichte.
Mein Fazit:
Alles in allem ein sehr hartes Buch, bei dem ich noch ein bisschen mit dem Genre Psycho"thriller" hadere. Wobei es hier auch eindeutig ganz viel um die Psyche der Charaktere geht, ob das allerdings dann gleich ein Thriller ist, sie mal dahingestellt. Trotzdem hat mir das Buch so spannende Lesestunden beschert, dass ich es an nur einem Abend gelesen habe. Die Autorin fängt auf jeden Fall mit ihrem Schreibstil sehr gut die Stimmung des Buches ein und konnte mich fesseln. Wer sich nicht sicher ist, ob diese Geschichte etwas für ihn ist, sollte einfach mal in eine Leseprobe schnuppern.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Macht Gänsehaut

Sag kein Wort
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Téo Avelar ist Medizinstudent und im Seziersaal fühlt er sich richtig wohl. Unter anderen Menschen fühlt er sich eher unwohl, doch als er von seiner Mutter überredet wird, mit zu einer Gartenparty zu kommen, ...

Téo Avelar ist Medizinstudent und im Seziersaal fühlt er sich richtig wohl. Unter anderen Menschen fühlt er sich eher unwohl, doch als er von seiner Mutter überredet wird, mit zu einer Gartenparty zu kommen, kann er nicht schon wieder nein sagen. Hier lernt er die junge Clarice Manhães kennen, die mit ihrer ungezwungenen Art und auch mit ihrem Aussehen Eindruck auf den jungen Mann macht. Mit einer List gelangt er an ihre Anschrift und findet auch heraus, wo sie studiert. Heimlich folgt er ihr und hilft ihr sogar aus einer unglücklichen Situation zu kommen. Doch Clarice findet schnell heraus, dass es kein Zufall war, dass er ihr geholfen hat und um dieser Konfrontation zu entgehen, wird Téo handgreiflich, schlägt sie nieder und entführt sie letzten Endes.
Meine Meinung:
Bei diesem Buch ging mir das Cover einfach nicht aus dem Kopf, dieser Blick ist so eindringlich, dass er immer wieder die eigenen Blicke auf sich zieht und so wurde ich auch sehr neugierig auf den Inhalt. Dank des sehr leichten und flüssigen Schreibstils fiel mir auch der Einstieg in die Geschichte nicht allzu schwer. Montes beschreibt allerdings vieles sehr bildlich und da sei gleich gesagt: man sollte nicht allzu zart besaitet sein, bei mancher Szenebeschreibung. Trotzdem ist die Sprache sehr gut verständlich und das Buch lässt sich dadurch auch sehr gut lesen.
Die Spannung allerdings ist hier leider nicht immer gegeben. Mir war es zwischendurch zu langatmig und ich hätte mir an mancher Stelle etwas mehr Tempo gewünscht. Zwar gibt es immer wieder Augenblicke, bei denen ich mitgerissen wurde, aber auch immer wieder Abschnitte, in denen ich aufpassen musste, um nicht den Faden zu verlieren. Einen etwas konstanteren Spannungsbogen hätte ich mir hier gewünscht, allerdings gibt es dann wieder das große Aber, denn durch die eher ruhigen Passagen hat man einen sehr guten Blick auf den Protagonisten Téo und seinen sehr speziellen Charakter. Ich würde dieses Buch auch schon eher in Richtung Psychothriller einordnen, denn es geht hier auch sehr viel um Téos Psyche.
Ein Erzähler gibt die Geschichte in der dritten Person wieder, dabei ist er aber auf Téo konzentriert und erzählt alles aus dieser Perspektive. Man bekommt hier ein sehr klares und deutliches Bild des Mannes und das lässt hier durchaus immer wieder eine Gänsehaut entstehen.
Das Hauptaugenmerk liegt hier absolut auf die Charakterisierung des Medizinstudenten Téo und diese Umsetzung ist auf jeden Fall komplett gelungen. Der Autor zeigt sowohl, wie der junge Mann auf seine Umwelt wirkt, aber auch wie er wirklich ist. Téo scheint eigentlich nur ein sehr intelligenter, aber auch stiller Mann zu sein, doch in Wirklichkeit ist er jemand, dem jegliche Empathie fehlt. Gleich vom ersten Moment an stellt man fest, dass hier etwas ganz arg im Bösen liegt. Doch wie schlimm es um Téo steht, erfährt man dann nach und nach und ich muss sagen, dass mir selten ein Charakter so grausig vorkam. Er ist weder ein reiner Psychopath noch ein reiner Soziopath, doch eines ist ihm gewiss: er kann sich nicht in sein Gegenüber versetzen. Das, was in ihm vorgeht, wird hier so gut beschrieben, dass ich tatsächlich hoffe, niemals solch einer Person zu begegnen.
Neben Téo erfährt man hier noch recht viel über die Frau, die er entführt: Clarice. Doch so richtig konnte ich bei ihr nicht nachempfinden, wie sie sich fühlt. Alles in allem wurde sie mir in keinster Weise richtig sympathisch und ihre Handlungen waren nicht immer nachvollziehbar. Aber ich denke, dass auch genau das hier so gewollt war, denn der Fokus liegt auf Téo.
Im Prinzip sind diese beiden Personen auch die wichtigsten Charaktere, alle anderen sind und bleiben hier Nebensache und das passt auch so.
Mein Fazit:
Mit einigen Überraschungsmomenten und der wirklich großartigen Darstellung des Téo konnte dieses Buch hier punkten. Allerdings fehlte mir an manch einer Stelle die Spannung, so dass ich nicht permanent gefesselt wurde, trotzdem gibt es hier einige Szenen, die eine Gänsehaut hervorrufen und die mich schaudern ließen. Jedes Mal, wenn man glaubt zu wissen, wie es läuft, kommt etwas, dass man einfach nicht vorausahnen konnte und das Ende, das hat es dann noch einmal in sich. Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Buch sehr kontroverse Meinungen hervorrufen wird. Von mir gibt es hier eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Der Kampf geht weiter

Legenden und Lügner
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Achtung: da dieses Buch der zweite Band einer Reihe ist, gibt es ein paar kleinere Spoiler zum Inhalt des ersten Teils.

Einst waren die Geschwister Kacha und Vocho angesehene Schwertkämpfer der Gilde ...

Achtung: da dieses Buch der zweite Band einer Reihe ist, gibt es ein paar kleinere Spoiler zum Inhalt des ersten Teils.

Einst waren die Geschwister Kacha und Vocho angesehene Schwertkämpfer der Gilde in Reyes. Doch nachdem Vocho eines Mordes beschuldigt wurde, wurden sie unehrenhaft entlassen. In Reyes hat der Magier Sabates versucht, die Macht zu erlangen, was die Geschwister so gerade vereiteln konnten, doch sie mussten ins Nachbarland Ikaras Hals über Kopf flüchten. Ausserdem trägt Vocho auf seinem Rücken eine Tättowierung des Magiers Sabates, durch die er dem Magier gefügig wird. Vocho versucht verzweifelt, diese Makierung wieder los zu werden, dabei soll ihm die Magierin Esti helfen, doch da die Geschwister auch in Ikaras nicht willkommen sind, wird das alles wieder schwieriger und komplizierter, als sie es sich vorstellen konnten. Zu allem Überfluss denkt Kacha immer noch an Petri Egimont, obwohl dieser sie verraten hat und auch ein Krief zwischen Reyes und Ikaras bahnt sich an. So wie es aussieht, hat sich wieder einmal alles gegen sie verschworen.
Meine Meinung:
Es ist noch nicht allzu lange her, dass ich den ersten Band von Julia Knights Trilogie gelesen habe, aber da diese doch sehr umfangreich war, war ich noch ein wenig skeptisch, wie es mir gelingen würde, wieder ins Buch zu finden. Doch alles in allem fiel mir das recht leicht, denn die Autorin baut immer wieder ganz geschickt kleine Rückblenden in ihren Text ein, die mir die Ereignisse aus dem ersten Teil wieder ins Gedächtnis riefen. Allerdings sollte man vor diesem Buch unbedingt Band eins lesen, denn die Bücher bauen komplett aufeinander auf.
Die Autorin Julia Knight verfügt über einen sehr angenehmen Schreibstil, der sich trotz oftmals langer Sätze sehr gut verstehen und lesen lässt. Dabei klingt sie, obwohl das Buch in einer ganz anderen Zeit und Welt spielt, recht modern. Oftmals sind es hier die Dialoge, allen voran die von Vocho, die mich immer wieder ein wenig schmunzeln ließen.
Allerdings ist der Grundton hier wesentlich rauer als im ersten Teil, die Fronten haben sich auf jeden Fall verhärtet und das ist hier absolut spürbar. Alles in allem wusste ich nach wie vor nicht, wer auf wessen Seite steht und wer für was verantwortlich ist, denn es gibt wieder einmal Intrigen über Intrigen. Auf jeden Fall muss man dieses Buch aufmerksam verfolgen, damit man nichts verpasst und die Charaktere sind hier nicht nur recht viele, sondern auch sehr vielseitig und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Julia Knight bleibt auch im zweiten Band ihrem Erzählstil treu und lässt das Geschehen wieder durch einen Erzähler in der dritten Person wiedergeben. Sie wechselt dabei aber auch gerne wieder die Perspektiven und dabei muss man auch durchaus wieder aufpassen, wer da gerade handelt. Also auch wieder nichts für mal eben zwischendurch.
Auch in diesem Band wird häufiger gekämpft, geflüchtet oder verraten, aber man erhält auch tiefere Einblicke in die Magie und was es damit so alles auf sich hat. Aber es ist nach wie vor eine sehr komplexe Welt, die die Autorin hier aufgebaut hat. Dieses Mal lernen wir auch Ikaras besser bzw näher kennen und diese Welt war für mich ein wenig, hm, sagen wir orientalisch angehaucht, zumindest wurde es in meinem Kopf dazu, nachdem, was die Autorin so beschreibt. Dagegen steht dann doch Reyes, bei dem ich mehr an eine mittelalterliche europäische Gegend denken musste. Zu guter Letzt ist hier auch die Magie und auch die Magie der Uhr wieder ein sehr wichtiges Thema, dass die Autorin sehr interessant gestaltet hat.
Die Geschwister Vocho und Kacha sind hier eigentlich die, die die Rolle der Protagonisten zuteil wird. Allerdings benötigen Beide noch ein wenig mehr Tiefgang. Trotzdem mag ich Vocho, mit seinem sehr losen Mundwerk und die daraus resultierenden Fettnäpfchen, in die er springt. Kacha, oder auch Kass, ist eher ruhig, allerdings ist sie in diesem Band zu viel in Gedanken mit Petri versunken. Petri Egimont, ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich diesen Charakter mag oder nicht, allerdings geschehen ihm hier Dinge, die mich absolut mitleiden ließen. Neben diesen gibt es noch einige Charaktere mehr, die ich so langsam aber sicher auch endlich alle zumindest in die richtige Region zuordnen kann, denn die intriganten Spiele, die die meisten hier spielen, sind äußerst kompliziert und wem man hier letzten Endes vertrauen kann, bin ich mir immer noch nicht sicher.
Mein Fazit:
Eine gelungene, solide Fortsetzung zu Band eins, bei der es allerdings absolut erforderlich ist, diesen Band auch zu kennen. Eine wirklich sehr komplexe Welt wird hier aufgebaut und es sprudelt wieder mal nur so vor Intrigen. Der Erzählstil gefällt mir persönlich sehr gut, könnte aber an manchen Stellen etwas weniger verschachtelt sein. Letzten Endes gilt: wer Band eins mochte, sollte hier auch zu Band zwei greifen und zu Kacha und Vocho zurückkehren. Bis kurz vor Ende dachte ich übrigens, dass Band zwei nicht offen endet, aber nein, Autorin Julia Knight schafft es, mit nur einem Kapitel den Leser mit einem Cliffhanger zurückzulassen.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Geht unter die Haut

Die Überlebende
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Florence Dane, genannt Flora, ging einst durch die Hölle, als sie von einem Mann entführt und 472 Tage lang gefangen gehalten wurde. Dieser Mann hat sie vergewaltigt, in eine Kiste gesperrt und hungern ...

Florence Dane, genannt Flora, ging einst durch die Hölle, als sie von einem Mann entführt und 472 Tage lang gefangen gehalten wurde. Dieser Mann hat sie vergewaltigt, in eine Kiste gesperrt und hungern lassen, doch sie konnte dieser Hölle entkommen und ist eine Überlebende. Nach vielen Therapien scheint es, als würde Flora es geschafft haben und wieder am Leben teilnehmen. Aber dann wird D.D. Warren zu einem Tatort gerufen, der mehr als mysteriös erscheint: ein Barkeeper wurde getötet, von einer jungen Frau, die sich nackt und gefesselt in seiner Garage befand und diese junge Frau ist niemand anderes als Flora. D.D. Warren hat eine Ahnung, was hier geschehen ist, doch die Abgründe die sich hier öffnen, sind tiefer als gedacht.
Meine Meinung:
Mit "die Überlebende" erschien der mittlerweile achte Band der Reihe um Detective D.D. Warren und ihren Ermittlungen aus der Feder der Autorin Lisa Gardner. auch dieser neue Fall war wieder einmal unglaublich spannend und vor allem beklemmend. Der Einstieg ist bereits schon sehr mitreißend und auch sonst überzeugt die Autorin wieder mit einem sehr flüssigen und klaren Schreibstil.
Dieses Mal hat Lisa Gardner ein Thema gewählt, das vielleicht nicht neu in der Thrillerwelt ist, aber durch ihre Darstellungen spielt sie sehr geschickt mit den Ängsten der Leser, hier wahrscheinlich auch eher mit den Ängsten einer Frau. Es geht hier um Entführung und Misshandlungen junger Frauen und letzten Endes auch um das Überleben. An so manch einer Stelle läuft es dem Leser eiskalt den Rücken herunter, denn z. B. die Situation in eine Kiste eingesperrt zu sein, ist mit eine der schlimmsten Vorstellungen, zumindest für mich.
In diesem Band wechseln die Perspektiven zwischen D.D. Warren als Ermittlerin und dem Opfer Flora Dane. Dabei gibt es aus Floras Sicht auch noch Rückblenden in die Zeit ihrer damaligen Entführung, in denen der Leser erlebt, wie sie es geschafft hat, zu überleben. Die Spannung ist hier zwar durchaus gegeben, alleine wegen des Themas, allerdings ist das Grundtempo hier niedrig gehalten, da man sehr viele, teils sehr beängstigende Details erhält. Das macht zum einen die Vorstellung vom Geschehen sehr lebendig, aber zum anderen wirkt es vielleicht etwas langatmiger. Mich konnte dies allerdings durchaus überzeugen und ich war wie gebannt von der jungen Frau und ihrem unglaublichen Überlebenswillen. Die Ermittlungsarbeiten waren hier ebenfalls sehr detailreich dargestellt, allerdings hat mich Floras Sicht hier deutlich mehr einnehmen können. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass man einfach alles nach- und mitempfinden kann, was die junge Frau erlebt hat und wieder erlebt.
Die gesamte Atmosphäre ist sehr beklemmend und düster gehalten, was auch mit an der Erzählform hier liegen kann. So erleben wir die Ermittlungen D.D. Warrens und Kollegen durch den Blick eines personellen Erzählers, in der dritten Person, die Erlebnisse Floras hingegen in der Ich-Form. So leidet man regelrecht mit der jungen Frau mit und kann ihre Gefühle in jeder Hinsicht mitverfolgen und nachvollziehen.
Flora ist ein sehr beeindruckender Charakter, der mich hier völlig eingenommen hat. Allein wie sie mit den neuen Erlebnissen umgeht, wie sie selbst abwiegt, was wichtig zum Überleben ist und was nicht, wann es ihr gut geht und wann nicht, hat mich hier sehr fasziniert. Die gesamte psychische Entwicklung des Opfers ist hier in der Darstellung gelungen und absolut vorstellbar.
Neben diesem Part verblasst D.D. Warren beinahe, denn sie ist durchaus ein sehr harter Charakter, wobei diese Eigenschaft wohl auch absolut notwendig ist für ihren Beruf. Dadurch wirkt sie auf mich allerdings eher wieder kalt und unnahbar, aber auch irgendwo authentisch.
Ausser diesen beiden Charakteren finden wir noch einige weitere Personen, von denen der Opferspezialist des FBI Dr. Samuel Keynes noch ein sehr interessanter Charakter ist.
Mein Fazit:
Ein Thriller, der mehr durch seine düstere und beklemmende Atmosphäre lebt und vor allem durch die Darstellung des Opfers Flora. Es ist beeindruckend dargestellt, zu was ein Mensch fähig ist, wie groß der Überlebenswille sein kann, aber auch welche Folgen Entführungen und Qualen haben. Ob das alles realistisch ist, vor allem die psychischen Folgen, kann ich nicht beurteilen, allerdings ist es faszinierend erzählt und kann fesseln. Wieder ein sehr spannender Thriller der Autorin, den ich gerne empfehle.