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Veröffentlicht am 26.03.2024

Ebenso glamourös und prunkvoll wie grausam, bedrückend und düster

Ein Schloss aus Silber und Scherben
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Prinzessin Maren wird in das berüchtigte Schloss aus Silber und Eis geschickt, um Lord Willjareth zu heiraten. Leider kennt sie den attraktiven Junggesellen viel zu gut, schließlich hat er einst ihr Leben ...

Prinzessin Maren wird in das berüchtigte Schloss aus Silber und Eis geschickt, um Lord Willjareth zu heiraten. Leider kennt sie den attraktiven Junggesellen viel zu gut, schließlich hat er einst ihr Leben zerstört. Doch sie würde alles tun, um ihr Land samt seiner Bewohner zu retten, welches durch einen langen und andauernden Krieg verarmt und dem Untergang geweiht ist. So kehrt sie also zurück in das verhasste Schloss, in dem tagsüber funkelnde Bälle gefeiert werden und nachts finstere Kreaturen durch die Korridore streifen.

Auf der Insel Beli zählen ausschließlich Äußerlichkeiten. Wer nicht schön, gertenschlank und reich ist, wird ausgegrenzt und als wertlos betrachtet. Maren hat nie diesen Vorstellungen entsprochen: sie ist klein, rundlich und hat zudem noch ein schlimmes Bein. Die Grausamkeiten, welche sie auf der Insel bereits erdulden musste, sind ihr lebhaft im Gedächtnis geblieben und allein der Gedanke an eine Rückkehr kommt einem Albtraum gleich. Durch einige Rückblicke erfahren wir nach und nach, welchen Torturen Maren auf Beli in der Vergangenheit ausgesetzt war. Das ist wirklich heftig und einfach nur herzzerreißend zu lesen. Sie tat mir so unfassbar Leid. Sämtliches Selbstvertrauen und jegliches Selbstwertgefühl wurde auf Beli niedergebrannt, jeder noch so kleine Keim der Hoffnung direkt niedergetrampelt. Und ich kann euch sagen: auch in der Gegenwart wird es nicht besser.

Und deswegen ist es mir wirklich auch ein Rätsel, warum Maren seit Jahren in ihren Kindheitsfreund Will verliebt ist. Ich meine ganz ehrlich: wenn man ihn zum „Freund“ hat, braucht man keine Feinde mehr. Und selbst diese hat das arme Mädchen noch. Klar hatte Will auch seine „guten“ Momente. Aber für mich haben die absolut nichts gut gemacht. Er ist schwach, geltungsbedürftig und feige. Da muss echt einiges an Charakterentwicklung kommen, dass ich ihn wirklich sympathisch finden könnte..

Die Themen in diesem Buch sind ernst und sehr eindrücklich umgesetzt: Toxische Schönheitsideale, Body- und Fatshaming, Mobbing sowie Essstörungen. Marens Geschichte zeigt auf erschreckende Weise, was eine toxische Schönheitskultur besonders bei jungen Mädchen auslösen kann. Halleluja, das war wirklich schwer zu ertragen. Zum Glück geht es aber auch um innere Schönheit, Zivilcourage und den Mut, für sich selbst und für Schwächere einzustehen. Denn wer nur zuschaut, wird zum Mittäter.

Dieser Dark Fantasy - Auftakt kommt zwar glamourös und prunkvoll daher, ist aber ebenso grausam, bedrückend und düster. Im Schloss der tausend Spiegel war Maren definitiv nie wirklich willkommen.

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Humorvolle Highfantasy

Not the Hero - Die Hangaia-Chroniken
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Sam gelangt plötzlich und unerwartet in eine andere Welt. Eben noch auf dem Weg zur Schule, muss er sich mit Dämonen, Monstern und einem übermächtigen Feind auseinandersetzen. Und das alles mit nicht mehr ...

Sam gelangt plötzlich und unerwartet in eine andere Welt. Eben noch auf dem Weg zur Schule, muss er sich mit Dämonen, Monstern und einem übermächtigen Feind auseinandersetzen. Und das alles mit nicht mehr als seinem Mathebuch und ein paar frechen Sprüchen im Gepäck. Dabei stolpert er von einer lebensbedrohlichen Situation in die nächste. Auf der verzweifelten Suche nach einem Weg nach Hause trifft er auf Yujin, dessen Ziel die Rettung eines Reiches ist, welches von allen anderen im Stich gelassen wurde. Dieser ist allerdings gar nicht mal so begeistert von der Anwesenheit des Menschen.

Ob Sam letztendlich die Möglichkeit hat zurückzukehren, wird an dieser Stelle nicht verraten. Was er aber auf jeden Fall findet sind jede Menge Wunder, beeindruckende sowie beängstigende Magie und tiefe Freundschaften.

Wir erleben die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, hauptsächlich aber aus der Sicht von Sam und Yujin. Das ermöglicht umfangreiche Einblicke auf die Geschehnisse. Wir lernen eine Vielzahl an interessanten und liebenswerten Personen kennen. Sam wirkt erstmal nicht wie der herkömmliche Held, wächst im Verlauf aber über sich hinaus.

Dieser humorvolle Highfantasy-Roman ist der Auftakt einer Reihe rund um Weltenwanderer und eine phantastische und fremde Welt namens Hangaia. Besonders erwähnenswert sind die zahlreichen farbenfrohen Illustrationen, welche uns die Wesen, die Charaktere und die Welt zeigen.

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Botanische Fantasy, Assassinen-Abenteuer, ulkiger Bürokratie-Wahnsinn und Krimi-Elemente

Assassin's Wood
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Penta Colt arbeitet als Beamter für die streng geheime Todesgilde und verwaltet die Tötungsaufträge der ihm zugeteilten Assassinen. Als er eines Tages die Urlaubsvertretung für einen Kollegen übernimmt ...

Penta Colt arbeitet als Beamter für die streng geheime Todesgilde und verwaltet die Tötungsaufträge der ihm zugeteilten Assassinen. Als er eines Tages die Urlaubsvertretung für einen Kollegen übernimmt und damit auch die Betreuung seines größten Idols, des berühmt-berüchtigten Gentleman-Assassinen, wird sein hübsch geordnetes Leben ganz schön auf den Kopf gestellt. Dabei ist ihm auch der sprechende Ginko-Bonsai „Wurzel“ keine große Hilfe. Dieser kann seinen Mund nämlich nicht halten und bringt Penta damit immer wieder in Schwierigkeiten.

Die beiden kreuzen den Weg der jungen Tonia Fill, die seit Jahren beweisen möchte, dass es tatsächlich mordende Assassinen gibt. Doch niemand schenkt ihr Glauben und das obwohl sie selbst vor 20 Jahren Zeugin des Mordes an ihrer Mutter wurde.

Erzählt wird die Geschichte aus den Perspektiven der beiden Protagonisten. Für Penta ist nichts wichtiger als das Einhalten von Regeln und Vorschriften. Er ist der geborene Bürokrat, was zu einigen irrwitzigen und überspitzten Situationen führt, die einen sprachlos zurücklassen können. Er ist stets bemüht, dass die Geheimnisse der Todesgilde auch geheim bleiben. Da ist er bei Tonia natürlich an der ganz falschen Adresse. Die kann ihr Glück kaum fassen, endlich mehr über die Assassinen erfahren zu können und wähnt sich ihrem Ziel, diese auffliegen zu lassen, ganz nah. Doch da macht ihr ein äußerst pikanter Mordauftrag einen Strich durch die Rechnung.

Mein absoluter Lieblingscharakter ist selbstverständlich Wurzel. Was hat der mich gut unterhalten mit seinen verbalen Ausfällen, frechen Sprüchen, seiner Überheblichkeit und seiner uneingeschränkten Liebe zu der künstlichen Orchidee Moos. Einfach zu goldig.

Ganz besonders gut gefallen haben mir außerdem die Wortspiele, welche sich allesamt auf Pflanzen beziehen. Madera ist eine schwimmende Insel, auf der sich alles um Pflanzen dreht: die Stadtbezirke haben waldige Namen, alles ist aus Holz gebaut, es gibt Blattgeld und sogar Sekten, die sprechende Bäume anbeten. Ich liebe sowas.

Es ist ein gelungener Mix aus botanischer Fantasy, Assassinen-Abenteuer, ulkigem Bürokratie-Wahnsinn und Krimi-Elementen.

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Fesselndes Finale

Immortality
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Die junge Lady Hazel Sinnett möchte unbedingt Chirurgin werden. Das ist für eine Frau im Jahre 1817 aber nahezu unmöglich. Doch Hazel wäre nicht Hazel, wenn sie nicht doch einen Weg finden würde, um für ...

Die junge Lady Hazel Sinnett möchte unbedingt Chirurgin werden. Das ist für eine Frau im Jahre 1817 aber nahezu unmöglich. Doch Hazel wäre nicht Hazel, wenn sie nicht doch einen Weg finden würde, um für ihren Traum zu kämpfen. Und so bekommt sie unverhofft die Gelegenheit die kranke Prinzessin Charlotte zu behandeln. Dabei findet sie sich nicht nur an einem glamourösen Königshof wieder, sondern sieht sich mit allerlei Intrigen und Geheimnissen konfrontiert. Nichts ist wie es scheint und jeder hat etwas zu verbergen - allen voran der mysteriöse Club der Todesgefährten. Und schon bald steht mehr als nur Hazels Zukunft als Chirurgin auf dem Spiel.

Hazel an sich ist schon eine starke Protagonistin, aber wir dürfen sogar noch mehr interessante Frauen kennenlernen, die ihrer Zeit bereits weit voraus sind. Dabei handelt es sich unter anderem um Prinzessin Charlotte und ihre Zofe Elisa. Spannend! Aber natürlich gibt es auch noch andere erwähnenswerte Charaktere, so hat es mir beispielsweise Dr. von Ferris angetan.

Die Atmosphäre ist eher düster und makaber. Durch die Beschreibungen von bestimmten ärztlichen Tätigkeiten oder anderen zwielichtigen Aktivitäten wird es immer wieder ziemlich blutig und teilweise etwas eklig. Das ist definitiv nichts für schwache Nerven, dafür sind aber Gänsehaut-Momente garantiert!

Wir finden in dieser düsteren Regency Romance einen gelungenen Mix aus Liebe, Feminismus, Medizin sowie einigen wenigen Fantasy-Elementen. Es handelt sich dabei um den Abschluss einer Dilogie. Dieser war wieder sehr fesselnd und das Ende ist definitiv rund. Dennoch ist es schade, dass wir nicht erfahren, wie es weitergeht. In diesem Fall gefällt mir der Interpretationsspielraum aber ziemlich gut.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Für Fans von Gaming, eSports und Streaming

IN-GAME
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Anne liebt es in die Welt von "Masters of Magic", kurz MoM, einzutauchen und sich epische Schlachten mit Monstern und nervenaufreibende Duelle mit anderen Spielern zu liefern. Das Online-Fantasy-Rollenspiel ...

Anne liebt es in die Welt von "Masters of Magic", kurz MoM, einzutauchen und sich epische Schlachten mit Monstern und nervenaufreibende Duelle mit anderen Spielern zu liefern. Das Online-Fantasy-Rollenspiel zieht sie schon seit Jahren in seinen Bann und dennoch hat sie es nie bis nach ganz oben, also in die Platin-Liga geschafft. Denn immer, wenn herauskommt, dass sie eine junge Frau ist, wird sie belächelt, angemacht, ausgeschlossen oder aufs Übelste beleidigt. Das muss aufhören! Deswegen startet sie ganz von vorne: neuer Account, neuer Charakter, neuer Name. Dabei gibt sie sich mit technischen Hilfsmitteln als Mann aus. So muss es doch möglich sein endlich die Spitze zu erreichen. Als sie dann allerdings ihrem Mitspieler Linus näher kommt, fällt es ihr zunehmend schwer ihre wahre Identität geheim zu halten.

Seit vielen, vielen Jahren versinke ich selbst immer wieder in der World of Warcraft sowie in allen möglichen anderen PC-Spielen. Daher war für mich sofort klar, dass ich dieses Buch lesen MUSS. Ich mochte das Setting, die Beschreibungen von MoM, dem Gaming-Vibe sowie dem „Fieber“, das einen zuweilen befallen kann.

Jedenfalls verstrickt Anne sich immer weiter in Unwahrheiten und überspannt den Bogen manchmal gewaltig. Sie gibt zum Beispiel „unnötig“ und ungefragt Geld aus, das ihr nicht gehört. Und natürlich gerät sie in einige unangenehme Situationen. Das liegt auch daran, dass sie ganz schön verballert und tollpatschig ist. Auch ihre Introvertiertheit trägt definitiv dazu bei. Für uns als Leser:innen ist das Ganze sehr unterhaltsam, aber man kann über sie auch regelmäßig nur wohlwollend den Kopf schütteln.

Sehr sympathisch waren mir ihre Mitbewohnerin/ beste Freundin Pia und Linus. Er ist nämlich nicht nur online hilfsbereit und freundlich, sondern auch im Real Life, Sachen gibt’s! Beide müssen mit Anne einiges mitmachen, wo ein wenig Ehrlichkeit doch soviel bewirkt hätte.

Was mir nicht so gut gefallen hat war hingegen das suggerierte Männerbild. Anscheinend spielen hauptsächlich Männer MoM, Frauen sind dementsprechend eine absolute Seltenheit und müssen sich sogar am besten verstecken, weil Männer IMMER verbal ausfallend auf sie reagieren (außer Linus natürlich, der einzige Spieler weit und breit, der nicht total frauenfeindlich und sexistisch ist)… In meiner gesamten Gaming-Laufbahn ist mir sowas wirklich noch nie passiert. Ja, es gibt toxische Spieler, aber deren Verhalten bezieht sich dann nicht auf ein bestimmtes Geschlecht, sondern auf alle…

Insgesamt hat mich „In-Game“ auf jeden Fall überzeugen können. Fans von Gaming, eSports und Streaming werden hier auf ihre Kosten kommen.

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