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Veröffentlicht am 01.11.2016

Trauriger und schon fast trostlos wirkender Roman über eine Familie, die den Tod eines Angehörigen verkraften muss

Wildblumen im Schnee
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Teresa ist 38 Jahre alt als sie erfährt, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt ist. Um ihren beiden erwachsenen Kindern die traurige Nachricht mitzuteilen, bittet sie ihre Tochter Claire, die wegen ihres ...

Teresa ist 38 Jahre alt als sie erfährt, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt ist. Um ihren beiden erwachsenen Kindern die traurige Nachricht mitzuteilen, bittet sie ihre Tochter Claire, die wegen ihres Studiums nach Minneapolis gezogen ist, nach Midden zu kommen. Als es Teresa sehr schnell schlechter geht und sie auf eine Palliativstation verlegt wird, pausiert Claire ihr Studium und verbringt den ganzen Tag im Krankenhaus ihrer Mutter. Ihr Stiefvater Bruce weicht in den Nächten nicht von der Seite seiner geliebten Frau. In Gedanken plant er bereits seinen Selbstmord, wenn Teresa nicht mehr bei ihm ist. Der 17-jährige Sohn Joshua verkraftet es nicht seine Mutter im Krankenhaus zu besuchen. Er schwänzt die Schule, betäubt sich mit Marihuana und beginnt damit, Drogen zu dealen. Claire flüchtet sich in eine Affäre mit einem älteren Mann, dessen Frau auch im Sterben liegt. Ihre Beziehung zu ihrem Freund Daniel zerbricht an dem Seitensprung.

"Wildblumen im Schnee" ist ein trauriger und auf mich trostlos wirkender Roman. Er beginnt mit der niederschmetternden Diagnose der unheilbaren Krebserkrankung und dem daran anschließenden Krankenhausaufenthalt von Teresa, die aufgrund der Einnahme schwerer Schmerzmittel bald nicht mehr klar bei Bewusstsein ist. Für die Familie ist der frühe Tod von Teresa ein Verlust, mit dem sie nicht umgehen können. Jeder trauert für sich allein auf seine eigene Weise, gegenseitig sind sie sich keine Unterstützung. Josh verstrickt sich in einem Sumpf aus Drogen und Lügen und versteckt sich regelrecht vor seiner Familie und seiner Freundin Lisa. Claire nimmt ihr Studium nicht wieder auf, arbeitet als Kellnerin und versucht den Schmerz und die Trauer durch den Sex mit Bill zu übertünchen.
Beide Kinder sind entsetzt, als ihr Stiefvater, den sie wie einen leiblichen Vater geliebt haben, ihnen zwei Monate nach dem Tod von Teresa berichtet, eine Nachbarin geheiratet zu haben.

Ich empfinde den Klappentext als missverständlich, da ich nicht den Eindruck hatte, dass Claire sich um einen Zusammenhalt der Familie bemüht hat oder dass der Roman Hoffnung vermittelt. Ich empfand neben dem Tod der Mutter vor allem den Trauerprozess der Hinterbliebenen als deprimierend, hoffnungs- und perspektivlos. Es hatte fast den Anschein, als sei mit Teresas Tod auch das Leben von Bruce, Claire und Josh vorbei und jede Aussicht auf ein Fünkchen Glück verwehrt.

"Wildblumen im Schnee" ist insofern eine sehr emotionale, authentisch und eindringlich beschriebene Geschichte über eine Familie, die am Tod eines Angehörigen zerbricht.
Mir persönlich war der Roman in seiner Länge zu deprimierend, auch wenn es ganz am Ende doch noch einen Lichtblick gab.

Veröffentlicht am 15.02.2024

Zäher Handlungsverlauf im Berichtsstil, bei dem die Freundschaft zweier mutiger Frauen wenig zum Tragen kommt

Code Name Verity
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Die Geheimagentin "Verity", eine schottische Aristokratin, und die Pilotin und Funkerin Maddie, ein Arbeitermädchen aus Manchester, werden während des Zweiten Weltkriegs zu Freundinnen - eine Freundschaft, ...

Die Geheimagentin "Verity", eine schottische Aristokratin, und die Pilotin und Funkerin Maddie, ein Arbeitermädchen aus Manchester, werden während des Zweiten Weltkriegs zu Freundinnen - eine Freundschaft, die zu anderen Zeiten nicht möglich gewesen wäre, denn ihre Wege hätten sich nie gekreuzt.
Jede der beiden geht mutig ihren Aufgaben im Kampf auf Seiten der Alliierten vor. Doch im Oktober 1943 misslingt eine geheime Mission, als sie zusammen im Flug über Frankreich angeschossen werden. Verity kann das Flugzeug per Fallschirm verlassen und wird anschließend von der Gestapo aufgegriffen und gefangen genommen. Sie weiß nicht, ob Maddie notlanden konnte und den Angriff überlebt hat. In Gefangenschaft schreibt Verity ihr Geständnis und wird unter Folter gezwungen, Geheimnisse zu verraten. Während sie möglichst lange schreibt, um ihre Hinrichtung aufzuschieben, lässt sie sich von ihren Peinigern nicht einschüchtern und gibt die Hoffnung nicht auf, dass ihre Freundin überlebt hat.

Die Geschichte beginnt mit den Worten von Verity, während sie ihren Bericht für die Gestapo schreibt. In Rückblenden erfährt man aus ihrer Erzählung, wie sie Maddie kennengelernt hat und einige wenige Details aus ihrem Leben als Geheimagentin. Sie bezeichnet sich dabei selbst als Feigling und Verräterin, was allerdings nicht zu ihrem mutigen Verhalten gegenüber ihren Folterern passt. So werden Zweifel geschürt, wie viel von ihrem Bericht der Wahrheit entspricht und ob ihre Informationen für die Deutschen tatsächlich wertvoll sind. Eine zweite Perspektive, die später ebenfalls in Form eines Berichts einsetzt, geben noch mehr Details preis und schließen den Kreis zu dem, was Verity erwähnte.

Der Plot um zwei junge Frauen, die im Kriegseinsatz mutig Aufgaben übernehmen, die Männern vorbehalten waren, die eine Freundschaft knüpfen, die dramatisch mit einer Gefangenschaft durch die Gestapo endet, hat Potenzial für eine spannende und emotionale Geschichte vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs.

Die Art der Erzählweise als nacherzählter Bericht, der eingangs kindlich anmutet und der ein aktives Miterleben der Geschichte von Verity und Maddie verhindert, ist allerdings wenig einnehmend. Die Erzählung von Verity ist sprunghaft und willkürlich. Sie schreibt das nieder, was ihr gerade einfällt, unabhängig davon, ob es für die Geschichte oder für die Gestapo wichtig ist. Der Wechsel aus den Erlebnissen in Gefangenschaft und ihrem Geständnis ist genauso willkürlich und kaum von einander zu unterscheiden.
Die Sicht von Maddie ist einnehmender und lebendiger. Zudem sorgen offene Fragen nach einer möglichen Rettung von Verity und der Fortsetzung der geplanten Mission für Momente der Spannung. Zu viele Zufälle lassen die Ereignisse in Frankreich reichlich unwahrscheinlich erscheinen, zumal es an Erklärungen fehlt, wer warum auf Seiten der Résistance kämpft.

Die Geschichte über die Freundschaft von Verity und Maddie kommt in der gesamten Handlung kaum zum Tragen. Die wenigen Beschreibungen über erste Begegnungen und vage gemeinsame Erlebnisse reichen nicht aus, um tatsächlich eine enge Bindung zwischen den beiden zu spüren. Das dramatische Ende ist als Totschlagargument nicht wirklich überzeugend.

Die Handlung ist gerade in der ersten Hälfte unwahrscheinlich zäh und wiederholt sich auch später in retardierenden Gedanken der Hauptfiguren. Die Erwähnung verschiedenster Flugzeugtypen trägt darüber hinaus nicht dazu bei, die Geschichte lebendiger zu gestalten. Verity ist eine zwiespältige Figur, bei der man erst später erkennt, warum sie so handelt. Das tröstet jedoch nicht darüber hinweg, dass ihr Geständnis in Prosaform, gespickt mit Anekdoten, nicht fesseln kann.
Ein anderer Aufbau dieser Geschichte hätte aus "Code Name Verity" eine spannende und dramatische Geschichte über mutige Heldinnen und starke Frauen, die während des Krieges für Frieden und Freiheit kämpfen, machen können. So ist es ein Durcheinander aus einzelnen Erzählfragmenten mit nur wenigen verbindenden Momente von Verity und Maddie.

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Veröffentlicht am 18.08.2023

Abstruse Mischung aus Kriminalroman und Romanze - wirklich ideenreich, aber realitätsfern und mit Logikfehlern

Liebe knistert wie Brausepulver
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Kurz nach der Beförderung zur persönlichen Assistentin der Chefin einer Firma für Innendesign in München erhält Valerie die Nachricht, dass ihre geliebte Großtante Berenike nach einem Herzinfarkt im Koma ...

Kurz nach der Beförderung zur persönlichen Assistentin der Chefin einer Firma für Innendesign in München erhält Valerie die Nachricht, dass ihre geliebte Großtante Berenike nach einem Herzinfarkt im Koma liegt und sie die Vollmacht über Berenikes Angelegenheiten erhalten hat. In Sorge fährt Valerie kurzerhand nach Berlin, kann ihre Großtante aufgrund eines hochansteckenden Virus, das im Krankenhaus grassiert, allerdings nicht besuchen. Stattdessen widmet sie sich Berenikes Café, das sie offenbar nur stiefmütterlich betrieben hat. Voller Elan backt Valerie Schokoladenkuchen und serviert Frühstück, ist jedoch zunehmend irritiert von allerlei Ungereimtheiten und kryptischen Nachrichten ihrer Großtante.
Der frühere Gentlemandieb Niklas kümmert sich als alleinerziehender Vater um seine zwei Söhne in Hamburg, als er von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Er soll einen letzten Coup wagen und wird dafür für einen Gemäldediebstahl von seiner ihm unbekannten Auftraggeberin nach Berlin zitiert. An dem vereinbarten Treffort stößt er auf Valerie, die sich ihm als Aushilfe in dem Café vorstellt und offenbar ahnungslos in Bezug auf seinen geheimen Auftrag ist.

In "Liebe knistert wie Brausepulver" steht weniger die Entwicklung einer Liebesbeziehung im Vordergrund, als vielmehr das Geheimnis um Großtante Berenike und ihr Café sowie Niklas, der gezwungen wird, ein letztes Mal einen Kunstraub zu begehen.
Die Geschichte wird dabei abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Hauptfiguren Valerie und Niklas geschildert. Sie ist abwechslungsreich und unterhaltsam, aber auch sehr abenteuerlich geschildert. Neben der recht speziellen Untergrundtätigkeit von Niklas und Valeries Großtante, bei der es sich ohne Zweifel um die unbekannte XX handeln muss, ist die Geschichte auch durch einige Logikfehler nicht ganz ernst zu nehmen.

Das Buch ist eine lebendige Geschichte zwischen Romanze und Kriminalroman, will aber in Bezug auf kein Genre so richtig zu zünden. Zu seicht und vorhersehbar mangelt es der Geschichte an Spannung, hat aber aufgrund ihres Ideenreichtums und der vielfältigen individuellen Charaktere aber dennoch ihren Reiz und Charme. Dennoch muss man gehörige Abstriche an die Logik und Schlüssigkeit der Geschichte machen. In wenigen Tagen ereignet sich viel zu viel und die Motive der Charaktere bleiben dabei auf der Strecke.

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Veröffentlicht am 11.06.2023

Ein etwas holpriger Schreibstil und ein stetiger Wechsel der Zeitebenen verhindern ein flüssiges Lesen, so dass der Krimi nicht wirklich fesseln kann.

Sturm in Moordevitz
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Nach einem Sturmhochwasser findet Jörn ein menschliches Skelett im Sand, das mehrere Jahrzehnte alt ist und später einer ungefähr 20 Jahre alten männlichen Person zuzuordnen ist. Da bei den Knochen ein ...

Nach einem Sturmhochwasser findet Jörn ein menschliches Skelett im Sand, das mehrere Jahrzehnte alt ist und später einer ungefähr 20 Jahre alten männlichen Person zuzuordnen ist. Da bei den Knochen ein Medaillon mit einem Familienwappen aufgefunden wurde, könnte es sich bei dem Toten um einen Urahn der adeligen Familie der von Musing-Dotenows handeln. Jörn meldet den Fund seiner Tante Katharina Lütten, die als Kommissarin bei der Polizei arbeitet und zudem mit Johanna Freifrau von Musing-Dotenows befreundet ist.
Die forensische Untersuchung der Überreste der Leiche wirft Fragen auf. Zudem wird Johanna von einem Unbekannten erpresst und ihre im Altenheim lebende Großmutter bedroht. Fast zeitgleich wird Johannas Cousine Ilka tot aufgefunden. Trotz eines Abschiedsbriefs gibt es Zweifel an einem Suizid.

"Sturm in Moordevitz" handelt auf zwei Zeitebenen. Der Roman verbindet fiktive Kriminalfälle der Vergangenheit und Gegenwart mit dem Ostseesturmhochwasser vom 12./ 13. November 1872. Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln erzählt und wechselt deshalb häufig zwischen den Ereignissen von 1872 und dem Heute. Durch die fortlaufenden Wechsel fiel es mir schwer, mich in die Geschichte einzubinden und einen Bezug zu den Charakteren herzustellen. Möglicherweise hätte ein Vorwissen aus dem Buch "Mord in Moordevitz" geholfen, um ein Gefühl für Orte und Figuren zu erhalten.

Während der Erzählstrang der Vergangenheit aufgrund des recht offensichtlichen Motivs recht plausibel ist, empfand ich das Heute ein wenig konstruiert und das Verhalten der Personen nicht immer schlüssig. Die Herangehensweise der Polizei wirkte auf mich wenig professionell, mehr wie eine Tätigkeit von Hobbyermittlern, mehr persönlich als beruflich motiviert und damit wenig authentisch. Die Schlussfolgerungen bei den Ermittlungen waren mir nicht immer nachvollziehbar, die Reaktionen des Täters widersinnig.
Ich hatte sogar den Eindruck, als würden mir Teile der Geschichte fehlen, die vieles erklärt hätten. So konnte mich die Gegenwart nicht fesseln und am Ende wurde ich vom abrupten Ende überrumpelt.

Problematisch war für mich zudem die Einleitung der Kapitel der Vergangenheit mit Zeitungsartikeln und Aufzeichnungen, die in Kurrentschrift verfasst sind. Das Entziffern der Worte empfand ich als mühselig und ermüdend. Die Wiedergabe veranschaulicht den historischen Bezug, eine Fußnote wäre für mich jedoch hilfreich gewesen. Auch sind die abgedruckten Bilder von Landschaften, Orten und Gebäuden veranschaulichend und nicht uninteressant, weisen aber regelmäßig keinen Bezug zum folgenden Kapitel auf, was sie wiederum entbehrlich macht.
Aufgrund der fehlenden Plausibilität und Spannung konnte mich der Roman wenig begeistern. Weder die Idee hinter der Geschichte, die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit, noch die Aufmachung des Buches fand ich gelungen.

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Veröffentlicht am 12.05.2023

Geschichte über Freundschaft und Versöhnung, Heimat, Familie und Zugehörigkeit, die die Verbundenheit der Menschen durch Bücher feiert. Große Abstriche muss man jedoch an die Authentizität der Handlung machen.

Die Buchhandlung in der Baker Street
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Vor gut 20 Jahren ging Eloise Baker zurück in ihre Heimat England und ließ dabei ihre elfjährige Tochter Valentina und ihren Ehemann Frank in Kalifornien zurück. Valentina hat nie eine Erklärung für das ...

Vor gut 20 Jahren ging Eloise Baker zurück in ihre Heimat England und ließ dabei ihre elfjährige Tochter Valentina und ihren Ehemann Frank in Kalifornien zurück. Valentina hat nie eine Erklärung für das Verschwinden ihrer Mutter erhalten und ist umso überraschter, als sie deren Buchhandlung in Primrose Hill erbt. Valentina ist gelernte Bibliothekarin und frisch von ihrem Ehemann verlassen, so dass sie einen Neustart in London wagen möchte. Dort wird sie warmherzig in der Baker Street von Freunden ihrer Mutter aufgenommen, die nur gut über die Buchhändlerin sprechen. Für Valentina hat Eloise eine Schnitzeljagd vorbereitet und kurze Nachrichten versteckt, die Valentina in ihren ersten Wochen in London an verschiedene geliebte Orte von Eloise führen. Valentina hofft, dass das Spiel, das sie an ihre Kindheit erinnert, am Ende ihrer Mutter näherbringt und erklärt, warum sie Valentina ohne ein Wort zurückgelassen hat.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen und erzählt im Jahr 2013 aus der Sicht von Valentina, wie sie in London ihr Erbe antritt, sich in den nostalgischen Buchladen in der Baker Street verleibt und umgeben von guten Freunden ihrer Mutter nach ihrer Scheidung eine neue Perspektive findet. In Rückblenden ab dem Jahr 1968, in dem die mittellose Eloise aus dem East End ihren zukünftigen Ehemann, den gut situierten Amerikaner Frank, kennenlernt, der sie umgarnt, und ihm nach Kalifornien folgt, lernt man Eloise über die Jahre hinweg besser kennen. Von der Ehe ist Eloise bald ernüchtert, Frank ist wie ausgewechselt, einzig die liebe Haushälterin Bonnie und die spätere Geburt ihrer Tochter Valentina geben ihr Halt.

Der Roman, der in einer Buchhandlung handelt, ist aufgrund der Kulisse und heimeligen Atmosphäre im "Book Garden" ein Genuss für jeden Buchliebhaber. Die Geschichte ist durch die wechselnden Perspektiven und den Zeitraum von 45 Jahren abwechslungsreich und lebendig geschildert. Allerdings ist sie auch etwas konstruiert und die Spannung zur Entdeckung von Eloises Geheimnis über ihren Weggang wird im Jahr 2013 künstlich aufrechterhalten, da sich der/ dem Leser*in durch die Schilderungen der Vergangenheit schon weit mehr offenbart.
Es ist kaum nachvollziehbar, wie Valentina so geduldig sein kann und sich trotz der Enttäuschungen über die verlorenen Jahre mit ihrer Mutter so viel Zeit lässt, Eloises Flucht zu ergründen und nicht deren beste Freundin Millie tagtäglich mit Fragen zur Vergangenheit löchert. Gleichzeitig erscheint schleierhaft, warum Eloise von ihren Freunden und Bewohnern der Baker Street derart vergöttert wird. Es sind noch mehr Details, die die Handlung unglaubwürdig machen oder - positiver ausgedrückt - märchenhaft wirken lassen: Eloises Liebe zu Edward und mehrere falsche Entscheidungen, Valentinas naive Übernahme der Buchhandlung und die finanzielle Rettung, ihre eigenartige Suche nach Daniel Davenport und so manche sehr altbacken wirkende (Liebes-)szene oder kitschiger Dialog.

Liest man das wirklich herzliche und persönliche Vorwort der Autorin ist klar, dass sie mit dem Roman eine bittersüße Geschichte, aber letztlich eine positive Wohlfühlatmosphäre schaffen wollte. Es ist eine Geschichte über Freundschaft und Versöhnung, Heimat, Familie und Zugehörigkeit, die die Verbundenheit der Menschen durch Bücher feiert. Große Abstriche muss man jedoch an die Authentizität der Handlung machen. Weder die Rettung der durch die hohe Steuerforderung in Not geratene Buchhandlung noch die Trennung von Mutter und Tochter sind realistisch dargelegt. Während sich der erste Punkt noch mit Liebe und Romantik erklären lässt, bleibt bis zum Ende nicht nachvollziehbar, warum Eloise erst nach ihrem Tod den Kontakt zu ihrer Tochter herstellte, weshalb das Happy End allerorts einen faden Beigeschmack hat.

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