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Veröffentlicht am 29.03.2024

Vielfältige Anregungen

Al forno - Ofenfrische Gerichte
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Stefano Cavada ist Influenzer und Foodblogger aus Südtirol und hat schon mehrere Rezeptsammlungen auf italienisch herausgebracht, dieses Buch ist sein erstes auf deutsch.

Wie der Titel schon sagt handelt ...

Stefano Cavada ist Influenzer und Foodblogger aus Südtirol und hat schon mehrere Rezeptsammlungen auf italienisch herausgebracht, dieses Buch ist sein erstes auf deutsch.

Wie der Titel schon sagt handelt es sich um Rezepte für den Backofen, 60 sind im Buch enthalten. Nach einer Einleitung mit Tipps zu den wichtigsten Utensilien, Mehltypen, oder auch zur Teigruhe kommt der Rezeptteil, Kleine Leckerbissen, Brot, Vorspeisen, Einzelgerichte, Kuchen und Torten und Kekse. Gerade über das Kapitel Brot habe ich mich sehr gefreut, allerdings sind mir dann Bier-, oder Kastanienbrot doch etwas zu speziell. Die Rezepte sind ausführlich beschrieben und auch bebildert. Für jeden Geschmack ist etwas dabei, Klassiker wie Mac & Cheese, oder Hackbraten ebenso Spezielles wie Gin-Tonic-Kuchen.

Das Buch ist sehr hochwertig gestaltet und hat eine schöne Größe. Der Einband ist fest und ebenso wie die Seiten matt gehalten, was ich sehr schön finde. Leider ist es etwas schwierig das Buch aufgeklappt auf die Arbeitsplatte zu legen, die Seiten fallen dann immer wieder zurück, eben weil der Einband sehr fest ist, ist das buch etwas steif im Umgang.

Eine sehr schöne Rezeptsammlung mit leckeren Klassikern und vielen neuen Anregungen, sicher auch gut zum Verschenken.

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Veröffentlicht am 21.03.2024

Krankheit des Geistes

Nachtblaue Blumen
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Paris 1890, eine junge, namenlose Tänzerin wird in die berüchtigte Nervenheilanstalt der Stadt eingewiesen. Nach Meinung ihres Patrons, ihres Chefs im Variete, leidet sie wohl an Hysterie, einer Erkrankung ...

Paris 1890, eine junge, namenlose Tänzerin wird in die berüchtigte Nervenheilanstalt der Stadt eingewiesen. Nach Meinung ihres Patrons, ihres Chefs im Variete, leidet sie wohl an Hysterie, einer Erkrankung des Geistes, die zur damaligen Zeit oft Frauen angedichtet wurde, wenn sie sich nicht so verhalten, nicht so funktioniert haben, wie gesellschaftlich gewünscht. Eine Tänzerin, die nicht mehr tanzen will, kann schließlich nur krank sein und bedarf dringender Hilfe, um ihre Tätigkeit wieder aufnehmen zu können.

Autor Alexander Kamber legt seinem Roman nach eigener Aussage die lange verschollenen Aufzeichnung einer jungen Frau vor, die einige Zeit Insassin in der Pariser Nervenheilanstalt war. Der Name der Frau ist nicht angegeben, sie erzählt von ihrer Ankunft in der Anstalt, in Rückblicken von den Ereignissen, die dazu geführt haben, das sie hier gelandet ist, vom Alltag, den Therapien, ihren Mitpatienten und vor allem von den Vorführungen, in denen der Professor vor Publikum die Patientinnen vorführt und ihre Erkrankungen erklärt. Das es sich hierbei eher um gut geschauspielerte Inszenierungen handelt, für die nur bestimmte Patientinnen ausgewählt werden, ist schnell klar.

Die unregelmäßigen, mal länger, mal kürzeren Aufzeichnungen geben interessante Einblicke in die Methoden der Ärzte, die mit viel Scharlatanerie und Halbwissen an der Psyche der ihnen ausgelieferten Frauen herumspielen. In einigen der Erinnerungen ist immer wieder von einem Zigarre rauchenden deutschen Arzt die Rede, der während seiner Sitzungen die Patientinnen hypnotisiert und versucht ihre Träume zu deuten. Bei den Beschreibungen der "Vorführungen" des Professors spürt der Leser wie ausgeliefert die Frauen den Ärzten sind und wie sehr sie aber gleichzeitig nach der Anerkennung hungern, die sie bekommen, wenn sie für diese Aufgabe ausgewählt werden.

Die Aufzeichnungen enden sehr abrupt, der Leser bleibt zurück mit der Frage, was wohl aus der jungen Tänzerin geworden ist. Aus ihr und aus ihren Leidensgenossinen.

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Veröffentlicht am 04.03.2024

Für England, für den König

Essex Dogs
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1346, die englische Flotte ist kurz davor an der französischen Küste an Land zu gehen, in forderster Front eine kleine Gruppe Söldner, die Essex Dogs, mit Schwertern, Äxten, Pfeil und Bogen für 40 Tage ...

1346, die englische Flotte ist kurz davor an der französischen Küste an Land zu gehen, in forderster Front eine kleine Gruppe Söldner, die Essex Dogs, mit Schwertern, Äxten, Pfeil und Bogen für 40 Tage angeworben, um für den englischen König zu kämpfen.

Historische Romane und ich, das ist immer so eine Sache. Meist mag ich sie nicht besonders, weil die Zeit, die Figuren zu sehr romantisiert werden. Ich mag es hier gern recht nah am tatsächlichen Geschehen, bestimmte Ereignisse und wichtige Persönlichkeiten sollten da in dem Kontext erwähnt werden, in dem sie in den Geschichtsbüchern zu finden sind. Hier nimmt der Autor nun die realen Begebenheiten rund um den Beginn des Hundertjährigen Krieges und berichtet von einer fiktiven Söldnergruppe, die es so, oder so ähnlich tatsächlich gegeben haben könnte. Wie man gut an den, den Kapiteln vorangestellten Zitaten entnehmen kann, berichten Augenzeugen und Chronisten meist nur von den "Heldentaten" namhafter Ritter, oder es wird generell jeder errungene Sieg dem König zugeschrieben. Die tatsächlich Kämpfenden, Söldner, niedrige Adlige, ja sogar Bauern, finden eher selten Erwähnung.

Der Leser wird genau wie die Figuren direkt ins Kampfgeschehen geworfen. Man hat fast das Gefühl ein Remake des Films "Der Soldat James Ryan" vor sich zu haben, nur wurden Gewehre und Kanonen gegen Schwerter und Katapulte getauscht. Kurz erhält man einen Überblick über die Mitglieder der Essex Dogs, die hier direkt ihre Unerschrockenheit und ihre Kampfkünste unter Beweis stellen können. Neben der zehnköpfigen Söldnergruppe gibt es noch eine Vielzahl von anderen Figuren, teils mit etwas schwierigen Namen. Hier den Überblick zu behalten ist nicht ganz leicht, bessert sich aber mit der Zeit. Einige Mitglieder der Dogs lernt man besser kennen, erfährt sogar Details aus ihrem Vorleben, wie bei Anführer Loveday. Andere, wie beispielsweise die walisischen Bogenschützen bleiben eher am Rand. Zum Ende des Buches bleiben einige lose Enden, einige offene Fragen, allerdings lässt der Epilog vermuten, dass es ein Wiedersehen mit den Dogs geben könnte.

Der Autor erzählt seine Geschichte sehr bildhaft, nach diversen Sachbüchern zum Thema ist dies sein erster Roman. Seine Beschreibungen der Kampfszenen, aber auch der Landschaft, des Alltags und der Stimmung innerhalb des Heeres machen die Szenen lebendig. Im Mittelteil zieht sich die Geschichte etwas, ebenso wie der ermüdende Marsch der Soldaten. Im Grunde ist die Geschichte aufgebaut wie das Kampfgeschehen, lange, ermüdende Phasen des Marschierens wechseln sich ab mit dem atemlosen Chaos des Kampfes. Hierbei geht es dann auch recht heftig zur Sache, es wird gebrandschatzt, vergewaltigt, gemordet, mal mit der Billigung des Königs, mal ohne sie. Man muss sich beim Lesen bewusst sein, dass es brutal und blutig wird, die Männer gehen grob miteinander um, dementsprechend rau ist auch Sprachgebrauch.

In seinem Nachwort stellt der Autor noch einmal klar, dass es sich hierbei um einen fiktiven Roman handelt. Die Eckpfeiler der Geschichte rund um König Edward III. und seinen Frankreichfeldzug sind geschichtlich belegt und es gibt hierzu am Ende des Buches noch Lektüreempfehlungen.

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Freunde aus Kindertagen

Schneesturm
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Cara ist seit Jahren Polizistin auf der kleinen irischen Insel Inishmore. Sie hat hier als Kind ihre Sommer verbracht, später ihre Große Liebe gefunden, um sie dann durch einen tragischen Bootsunfall verloren. ...

Cara ist seit Jahren Polizistin auf der kleinen irischen Insel Inishmore. Sie hat hier als Kind ihre Sommer verbracht, später ihre Große Liebe gefunden, um sie dann durch einen tragischen Bootsunfall verloren. Der Unfall jährt sich bereits zum zehnten Mal und die Clique von damals trifft sich, um dem verlorenen Freund, Ehemann und Bruder zu gedenken. Das Treffen steht unter keinem guten Stern, droht doch der schwerste Schneesturm seit langem über die Insel hereinzubrechen.

Der Prolog beginnt erstmal mit der Beschreibung der Tradition des Klippenspringens, die jedes Jahr unzählige Touristen und Schaulustige auf die Insel lockt, wandelt sich aber schnell zu einem Mordszenario, als mitten im aufkommenden Sturm eine Leiche über eben diese Klippen ins Meer geworfen wird. Während die Freundesgruppe ihr Wiedersehen feiert, weiß der Leser also bereits, das etwas passiert ist und hat auch direkt eine Ahnung, wer das Opfer sein könnte.

Das Setting der Geschichte hat mich von der ersten Seite an mitgenommen, der Stil der Autorin ist genau meins, obwohl ich mit einigen der irischen Namen so meine Schwierigkeiten hatte. Bei einem der Freunde wird die Aussprache des Namens innerhalb der Geschichte erklärt, aber beim Namen von Caras Tochter war ich komplett überfordert.

Die Story konzentriert sich hauptsächlich auf die Gruppe von Freunden, die sich bereits alle seit ihrer Kindheit kennen. Die wenigen Nebenfiguren, einige Dorfbewohner, Caras Familie und ein anwesendes Filmteam, spielen nur am Rand eine Rolle. Das Setting, eine kleine Gruppe von Personen, durch einen Sturm von der Außenwelt abgeschnitten, ist nichts ungewöhnliches und recht klassisch für das Genre. Es beginnt eine Mörderjagd, wie sie beispielsweise schon Agatha Christie in ihren Romanen dargestellt hat. Auf Grund dieser Tatsache und weil der Spannungsbogen doch eher sehr stabil gleichbleibend ist, würde ich das Buch auch eher als Krimi, denn als Thriller einstufen.

Durch den Hinweis auf dem Cover des Buches weiß man als Leser direkt, dass der Täter innerhalb der Clique zu suchen ist und dadurch, dass immer wieder der Unfalltod von Caras Ehemann thematisiert wird, scheint eine Verbindung hierzu plausibel. Zeitweise ist jeder der Gruppe verdächtig am aktuellen Todesfall, Cara ermittelt auf eigene Faust und hat dabei das Wetter und die sturen Einheimischen gegen sich. Die Ermittlungen scheinen dem Leser teilweise recht kopflos, es kommt hier und auch später zu einigen Logikfehlern, die einem teilweise aber erst später so richtig klar werden. So tobt ein schwerer Sturm über die Insel, mit Schnee bis hoch an die Fenster, trotzdem fährt Cara mit dem Polizeiauto über die Insel, von Winterdienst weit und breit keine Spur. Ein Verdächtiger kann flüchten und ist innerhalb von Sekunden im Schneegestöber verschwunden, anscheinend aber ohne Spuren zu hinterlassen, denen, man folgen könnte. Und das Cara sich wichtiges Beweismaterial aus dem unverschlossenen Kofferraum des Polizeiautos klauen lässt ist auch nicht gerade glaubhaft.

Letztlich konnten all diese Punkte, ebenso wie die Ahnung zum Täter, die einen recht schnell beschleicht, oder die minutiöse Aufklärung der Tat am Ende, mein Lesevergnügen nicht wirklich trüben. All dies ist im Genre nicht ungewöhlich, denkt man zum Beispiel nur an Peter Falk als Columbo, wo der Zuseher direkt zu Beginn den Mörder bei der Tat beobachtet und es im Verlauf des Films darum geht die Tat zu beweisen, oder eben auch an Agatha Christies Hercule Poirot und Miss Marple, wo der Tathergang im Finale vor dem Zuschauer aufgerollt und der Täter, unter zeitweiser Verdächtigung aller Anwesenden enttarnt und zum Geständnis gebracht wird. Auch hier wirken Zeitabläufe und Tathergang oft konstruiert und nicht unbedingt logisch, führen aber letztlich zum gewünschten Ende. Ich mags und mochte es auch hier. Die Story war in Aufbau und Umsetzung ganz meins, ich könnte mir das Ganze gut als Sonntagabend-Krimi im Fernsehen vorstellen. Gern mehr davon.

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Verlorene Kindheit

Die Zeit im Sommerlicht
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Schweden in den 1950 Jahren, für die Kinder der Sami, der indiginen Bevölkerung Skandinaviens ist das Leben innerhalb ihrer Gemeinschaft geprägt von der Verbundenheit zur Natur und zu den Rentieren, fest ...

Schweden in den 1950 Jahren, für die Kinder der Sami, der indiginen Bevölkerung Skandinaviens ist das Leben innerhalb ihrer Gemeinschaft geprägt von der Verbundenheit zur Natur und zu den Rentieren, fest verwurzelt in einem großen Familienverband leben sie mit eigener Sprache und ihren überlieferten Traditionen. Bis es Zeit wird in die sogenannte Nomadenschule zu gehen, über Monate von ihren Familien getrennt wird ihnen ihre Sprache verboten, ihre Traditionen und ihr Glaube wird teuflisch verurteilt, ihre genetische Identität mit Gewalt aus ihnen herauserzogen.

"Die Zeit im Sommerlicht" ist nach "Das Leuchten der Rentiere" das zweite Buch der Autorin, die selbst Angehörige der Sami ist. Wie auch in ihrem ersten Buch spricht sie über ein Thema, das dunkle Flecken auf die weiße Weste des als sehr sozial geltenden Schweden wirft und dessen Aufarbeitung bis heute andauert. Angehörige der Sami galten als minderbemittelt, ihnen wurde nicht zugetraut eine höhere Kulturstufe zu erreichen, ähnlich wie beispielsweise den indigenen Völkern in Nordamerika, oder den Ureinwohnern in Australien galt eine Rassenvermischung als Verderb der Gesellschaft, den Menschen wurden oft einfachste Grundrechte abgesprochen. Der Staat fühlte sich in der Pflicht die Erziehung der Kinder nach seinen Vorstellungen zu übernehmen, sie wurden von ihren Familien getrennt um in speziellen Schulen unterrichtet zu werden, in denen Gewalt und Mißhandlungen an der Tagesordnung sind.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, man begleitet die Figuren während ihrer Schulzeit in den 50ger Jahren und trifft sie später als Erwachsene wieder. Die Autorin schildert sehr anschaulich und emotional das Martyrium einer Gruppe Kinder aus einer Samigemeinschaft. Die Beschreibungen rühren den Leser zu Tränen, sind manchmal kaum auszuhalten und machen unglaublich wütend und traurig. Es ist erschreckend, wie schwer die Ereignisse aus der Kindheit den Figuren auch später nachhängen, wie sie ihre Entwicklung, sogar den Umgang mit ihren eigenen Kindern beeinflussen. Genauso erschreckend ist aber auch zu sehen, wie innerhalb der Gemeinschaft der Sami das Erlebte totgeschwiegen wird, wie die Menschen mit ihren traumatischen Erlebnissen allein gelassen werden und noch Jahre später mit ihrer eigenen Identität hadern.

Das erste Buch der Autorin hat mich auf Grund ihrer unglaublich bildhaften Sprachgewalt total in seinen Bann gezogen und auch hier zeigt sie eindrücklich wie gut sie es versteht mit Worten Bilder und Emotionen zu erzeugen, wobei mich die Kapitel aus der Kindheit der Protagonisten oft mehr packen konnten als die aus ihrem Erwachsenenleben. Obwohl es interessant war zu sehen, zu welchen Menschen sich die Kinder von damals entwickeln, wie sie mit ihrem Trauma und ihrer Herkunft umgehen, war es hier schwer für mich eine Beziehung zu einigen Figuren aufzubauen, sie mit dem Bild des Kindes in Einklang zu bringen. Beim Erzählen über die Erwachsenen hat die Geschichte für mich einige Längen bekommen, die Kapitel waren mir manchmal etwas nichtssagend, fast wie Lückenfüller. Beim Abschluss der Geschichte hatte ich leider das Gefühl, dass die Autorin nicht recht wusste, wie sie das Ganze zu einem runden Ende bringen soll.

Meine Kritikpunkte konnten mir meinen positiven Gesamteindruck zum Buch, zur Geschichte nicht verderben. Das Buch hat mich nicht zuletzt als Mutter emotional sehr berührt, sondern auch wieder aufgrund der Hintergrundgeschichte zum Umgang mit indigenen Völkern. Ein Thema, das leider noch heute in vielen Teilen der Welt aktuell ist.

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