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Veröffentlicht am 19.02.2024

Wohlfühlender Abschlussband

Verliebe dich. Nicht.
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Fast genau sieben Jahre hat mich die „Berühre mich. Nicht“-Reihe von Laura Kneidl nun begleitet und mit „Verliebe dich. Nicht“ scheint es nun wirklich für immer vorbei zu sein. Ich habe die Reihe insgesamt ...

Fast genau sieben Jahre hat mich die „Berühre mich. Nicht“-Reihe von Laura Kneidl nun begleitet und mit „Verliebe dich. Nicht“ scheint es nun wirklich für immer vorbei zu sein. Ich habe die Reihe insgesamt sehr genossen, auch wenn ich bei April und Gavin und ihren beiden Bänden auch größere Kritikpunkte hatte. Aber mir hat es auf jeden Fall gefallen, dass auch die Andeutungen zu Megan und Cam nun ihre eigene Geschichte gefunden hat.

Megan ist mit Sage bereits im ersten Band aufgetaucht, aber da sie nicht in Nevada mit gelebt hat, war sie immer die Freundin aus der Ferne, die bei mir aber dennoch Eindruck hinterlassen hat, weil sie sich gegenüber Sage und April doch gewaltig abgehoben hat. Sie spricht alles aus, was sie denkt, sie provoziert, nicht nur mit ihrem Äußeren, sie ist einfach die, die auffällt und wohl die Lauteste im Raum ist. Cam war dagegen doch eher die unauffälligere Figur, auch wenn er als Besitzer des Le Petit durchaus präsenter war, aber diese Altersbarriere hat man doch irgendwie immer gemerkt. Aber Megans Bild an ihn, das war echt mal eine Hausnummer und ich war extrem gespannt, von dort aus zu erleben, wie die Geschichte nun weitergehen kann. Cam lernen wir viel besser kennen und auch wenn er deutlich älter als die anderen Protagonisten ist, so hatte ich in seinem Verhalten nicht das Gefühl, dass er Welten entfernt ist, gerade weil er durch den unerwarteten Tod seines Vaters in einen Lebensentwurf geworfen wurde, der nicht zu 100% seins ist. Also hat er sich im Grunde genauso wenig wie die anderen noch nicht völlig gefunden. Das kenne ich auch bestens von mir selbst, denn auch wenn ich Cams Alter habe, so ist es doch ein Phase, so das Alter nur eine Zahl ist, weswegen ich auch den Altersunterschied zwischen ihm und Megan überhaupt nicht problematisch fand und deswegen auch erleichtert war, dass es zu keinem Thema aufgebauscht wurde.

Aber nochmal zurück zu Cam, den ich immer mehr in mein Herz geschlossen habe, weil ich verstehen konnte, warum er sich seinem Vater so verpflichtet gefühlt hat. Auch wenn beispielsweise das Backen auch genau seiner Leidenschaft entspricht und ihn erdet, so hat er dennoch nicht die Chance bekommen, wirklich mal loszulassen und andere Perspektiven einzunehmen. Deswegen wirkte er eben auch eher unnahbar und roboterhaft, weil er bis zu einem gewissen Grad sich wirklich noch nicht ausprobiert hat. Megan ist da das genaue Gegenteil. Sie weiß genau, dass es die Kunst für sie ist, aber ihr fehlt noch der Erfolg, der ihr das endgültig bestätigt. Dennoch war es schon auch auffällig, dass sich Megan anders dargestellt hat, wenn man mit ihr in der Geschichte ist als nur durch die Augen anderer. Sie ist sicherlich immer noch die extrovertierte Figur, keine Frage, aber ich fand sie nicht mehr so flippig, nicht mehr so ohne Filter. Richtig vermisst habe ich das aber nicht, denn das vollumfängliche Bild hat mir gut gefallen, weil ihre sehr mitfühlende Art immer deutlicher wurde und sie hat so wunderschöne Dinge für Cam getan. Genauso ihre Leidenschaft, die sie ins Le Petit gesteckt hat. Ich fand es genial, welche große Rolle das Café eingenommen hat, es war quasi das gemeinsame Baby, was sie einmal ganz auf den Kopf gestellt hat und wieder neu aufgebaut haben und es passte symbolisch sehr gut zu ihrer Beziehung. Insgesamt mochte ich sowohl den Handlungsverlauf als auch die Beziehung der beiden sehr.

Ein Kritikpunkt ist am Ende vielleicht noch, wie die Trennung herbeigeführt wurde. Ich fand es zu dramatisch, zu endgültig und auch irgendwie zu hart, zumal es zulasten von Megan ging, während sich Cam großartig verhalten hat. Den größeren Zeitsprung habe ich aber mitgetragen, weil ich es als Botschaft auch wichtig fand, sich für sich selbst zu verwirklichen und die Partnerschaft als Bonus zu sehen, aber nicht als Minimum des eigenen Seins. Ich fand es insgesamt auch wieder großartig, wie die anderen beiden Paaren reingewoben wurde und dass es auch bei ihnen noch um die Ecke weitergeht. Es zeigt, dass hier wirklich eine kleine Welt entstanden ist, wo alles Klick macht und ich lasse es tatsächlich mit etwas Wehmut zurück, auch wenn ich zustimme, dass der Schlusspunkt hier angebracht ist.

Fazit: „Verliebe dich. Nicht“ braucht keinen zweiten Band, um die gemeinsame Geschichte von Megan und Cam in den Blick zu nehmen, denn hier hat Laura Kneidl auf den Punkt eine mitreißende und süße Liebesgeschichte erzählt, die durch das Café ein schönes Sinnbild hat. Es war für mich ein extrem runder Abschluss und auch nochmal eine Steigerung gegenüber April und Gavin.

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Veröffentlicht am 23.01.2024

Redeeming at its best

Starling Nights 2
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Den ersten Band der „Starling Nights“ von Merit Niemeitz fand ich insgesamt sehr gelungen, auch weil ich es toll fand, dass die Autorin nach der „Mulberry Mansion“-Reihe eine so andere Seite von sich gezeigt ...

Den ersten Band der „Starling Nights“ von Merit Niemeitz fand ich insgesamt sehr gelungen, auch weil ich es toll fand, dass die Autorin nach der „Mulberry Mansion“-Reihe eine so andere Seite von sich gezeigt hat, denn der Bund der Stare ist mit einer wirklich düsteren Geschichte verbunden, die auch echte Spannung zugelassen hat. Auf den zweiten Band war ich nun wirklich extrem gespannt und das aus einem zentralen Grund heraus. Bad Boys als Trope sind sehr häufig weit vorne, aber Ashton ist auf eine Art ein Bad Boy, wo es mir schwer fiel nachzuvollziehen, wie man ihn sinnig zum Helden einer eigenen Liebesgeschichte machen kann. Aber das fand ich reizvoll, denn wie macht man es als Autorin, wie kommt es an? Und wie löst man generell auf, dass das Seelenspringen nun nicht mehr funktioniert und eigentlich alle dem schnellen Tod verdammt sind?

Ashton war im ersten Band wirklich eine Hausnummer. Er war natürlich nicht schwarz-weiß-denkend rein böse, denn seine Liebesgeschichte mit Heaven und seine Freundschaft zu Cliff haben doch deutlich gezeigt, welcher Kern von Menschlichkeit durchaus in ihm steckt. Dennoch hat er eben Dinge getan und generell eine Einstellung zum Seelenspringen, die extrem problematisch sind und die man nicht einfach wegbügeln kann. Niemeitz war sich dessen durchaus bewusst, das habe ich gemerkt. Denn die ersten Kapitel gehören ganz alleine Ashton, so dass wir tief in sein Denken einsteigen können. Das war sehr hilfreich, weil es so möglich war, einige Gedankengänge besser zu verstehen. Dann kommt Zoe schließlich auch ins Bild. Sie haben wir im ersten Band noch gar nicht so wirklich kennengelernt, obwohl sie viel präsent war. Aber durch die Beeinflussung von Ashton und dass sie so irgendwann mehr Hülle als Mensch war, war es schwierig, sie als Mensch vollumfänglich kennenzulernen. Auch das wurde nachgeholt und bei ihr haben wir eben den Zwiespalt der großen Erwartungen durch die Familie, die sich vor allem auf das eigene Körperbild auswirken. Im Gesamtsinn war es aber echt passend, dass wir im Grunde zwei Figuren nochmal ganz neu kennenlernen, aber vor allem auch durch ihre gemeinsamen Interaktionen.

Auffällig war auch, dass die Geschichte viel mehr Liebesgeschichte ist als der erste Band. Auch wenn es so weniger Spannungsmomente gibt und vor allem der Murder-Mystery-Aspekt wegfällt, so hat es zu dieser Geschichte gepasst, weil viel mehr an dem Miteinander des Paares gearbeitet werden musste. Auch wenn zwischen Mabel und Cliff im ersten Band auch nicht sofort alles einfach und glasklar war, aber da alles noch ein Geheimnis war, hat an dieser Stelle besser zusammengewirkt, dass Mystery und Liebe eine Symbiose ergeben haben. Das war für den zweiten Band so nicht mehr nötig, auch wenn es durch Henrys Plan und die Wahrheit rund um Flemming natürlich auch zwei große offene Fragen gab. So war mehr Platz für die Liebesgeschichte, denn es musste einfach rüberkommen, wie Zoe einerseits Ashton so verzeihen kann, dass ihre Gefühle nicht mehr durch die Vergangenheit bedeckt sind und wie andererseits er Zoe und nicht nur ihre Seele sieht. In meinen Augen ist diese Herausforderung gut gemeistert worden und das eben auch speziell dadurch, dass Niemeitz diesen besonderen Schreibstil mit seinen poetischen Neigungen hat, der zu so einer Geschichte passt. Eine alte Seele wie Ashton, der auf Zoe trifft und wie sich dann einfach etwas ergibt, was so richtig füreinander erscheint. Es gab viele tolle Zitate, viel zum Mitleiden und eben irgendwann auch keine Zweifel, dass alles genau so richtig ist.

Ich finde den zweiten Band so nochmal ein Stück besser als den ersten. Das ist natürlich auch möglich, weil Mabel für mich etwas schwierig war und Zoe mir besser entgegenkommt. Auch wenn es weniger die spannenden Momente gab und auch das Düstere reduzierter ist, aber es war alles in sich sinnig und ich finde auch, dass ein sehr passendes Ende gefunden wurde.

Fazit: „Starling Nights 2“ legt den Fokus mehr auf die Liebesgeschichte, was hier aber passend war, da Ashton eine großartige Redeeming-Arc brauchte, die hier gelungen ist und auch wunderbar in den poetischen Schreibstil der Autorin passt. Die ganze Art ist anders als in Band 1 und dennoch werden die Kernelemente auch bedient und zu einem sinnigen Ende gebracht. Insgesamt eine löbliche Verbesserung und definitiv der Gedanke, dass ich von Merit Niemeitz nichts verpassen darf!

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Veröffentlicht am 08.01.2024

Ungewöhnliche Fantasyhandlung

Dark Rise
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Vor einigen Jahren habe ich gefühlt mehr SuB aufgebaut statt die Bücher dann auch wirklich zu lesen. Das ist schon lange nicht mehr so, aber natürlich passiert es immer mal wieder, dass gewisse Bücher ...

Vor einigen Jahren habe ich gefühlt mehr SuB aufgebaut statt die Bücher dann auch wirklich zu lesen. Das ist schon lange nicht mehr so, aber natürlich passiert es immer mal wieder, dass gewisse Bücher dann doch viel länger als geplant ungelesen im Regal stehen. Dazu zählt auch „Dark Rise“. Während sich das Programm von Lxy inzwischen deutlich wandelt, war „Dark Rise“ doch eine der ersten Fantasygeschichten, wo ich hellhörig wurde, dass sich der Wind wohl dreht. Jetzt ist Fantasy nicht unbedingt mein liebstes Genre, aber da Lxy eigentlich seit einigen Jahren konstant mein meistgelesener Verlag ist, hatte ich irgendwie das Gefühl, hier müsste ich zuschlagen und hier sind wir.

Wie es mir bei Fantasy relativ oft passiert, das ist ein recht komplexer Einstieg in die Geschichte. Die Welt von C.S. Pacat erscheint mir nicht generell zu kompliziert erschaffen, aber dennoch braucht es eben einfach etwas, um sich in die Handlungsorte und in die Figuren einzufinden. Pacat hält sich vor allem nicht damit auf, die Figuren erstmal etwas aufwendiger zu zeichnen, stattdessen geht es gleich mit Handlung los und Aufklärungen kommen erst später. Was ich eher brauche, das kann man so konkret nicht bestimmen, das ist oft auch von Buch zu Buch unterschiedlich. Hier hatte ich auf jeden Fall Probleme, Will, Violet und die anderen erstmal wirklich als Figuren zu separieren und dann mit ihnen in die Geschichte einzusteigen. Spätestens mit den Hallen der Stewards hatte die Geschichte mich dann eigentlich. Auch wenn ich länger gerätselt habe, was die Perspektive von Katherine soll, weil sie eher zufällig manchmal auftaucht und dann lange gar nicht, aber gerade mit Will und Violet, die unter sehr unterschiedlichen Voraussetzungen bei den Stewards landen, das war schon passend. Auch weil die Informationen, die sie dann jeweils gewonnen haben, sich auch gut mit ihrem eigenen bisherigen Leben ergänzt hat. Da setzte sich dann ein Puzzleteil mit dem anderen zusammen.

Nun hatte ich ja schon erwähnt, dass Fantasy wahrlich nicht mein liebstes Genre ist, dementsprechend habe ich auch noch nicht extrem viel gelesen und das merke ich immer, wenn ich in dem Genre andere Rezensionen lese und dann einen ganz anderen Horizont eröffnet kriege, wenn ich diese lese. Nun sind Rezensionen natürlich immer subjektiv, aber das ist mir hier so wichtig zu betonen, weil ich sowas wie „Dark Rise“ und seine Entwicklung noch nie gelesen habe, aber ich bin mir sehr bewusst, dass diese Aussage sehr relativ ist. Von daher vielleicht, vielleicht auch nicht, erfindet Pacat hier das Genre neu. Ich war ja schon völlig geschockt, als es zu einem wirklich großen, herben Verlust kommt. Mal eben das Figurenrepertoire drastisch eingeschränkt. Das war schon eine Hausnummer, wo ich auch sofort gerätselt habe, wie kann es jetzt von hier aus wohl weitergehen? Die ganze finale Entwicklung war dann für mich auch eine große Überraschung, denn es hat alles nochmal auf den Kopf gestellt, obwohl irgendwie das Cover natürlich auch etwas hätte verraten können. Da ich gerade erst „Fourth Wing“ gelesen habe, möchte ich natürlich als Erstes sagen, dass man die Bücher eigentlich gar nicht vergleichen kann, aber dort war eben die Ausarbeitung der Liebesgeschichte etwas ungewöhnlich, weswegen ich es hier auf jeden Fall gut finde, dass mehr eine Geschichte im Vordergrund steht, wo dann Liebe eher eine kleine Baustelle ist. Aber man lässt sich auch Raum, dass es dort noch zu einer größeren Entwicklung kommen könnte. Für den Einstieg was es so aber genau richtig.

Fazit: „Dark Rise“ zu bewerten ist so schwer, ohne zu viel verraten zu dürfen. Das Buch hat mit den Enthüllungen am Ende für mich das Genre auf jeden Fall auf den Kopf gestellt. Das lässt so viel für einen zweiten Band erhoffen, dass auch der etwas zähe und komplizierte Einstieg schnell vergessen ist.

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Veröffentlicht am 31.12.2023

Emotionale Verwicklung rund um das Thema Organspende

Bis zum Mond und zurück
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Für emotionale Lektüre kann ich zielsicher immer zu Dani Atkins greifen, weil sie sich immer wieder Themen annimmt, die sie mit einem gewissen leichten übersinnlichen Ansinnen verpackt. Die Geschichten ...

Für emotionale Lektüre kann ich zielsicher immer zu Dani Atkins greifen, weil sie sich immer wieder Themen annimmt, die sie mit einem gewissen leichten übersinnlichen Ansinnen verpackt. Die Geschichten sind aber dabei immer so aus dem Leben gegriffen, dass es mich immer total packt. Für „Bis zum Mond und zurück“ hat sie sich diesmal das Thema Organspende ausgeguckt, was ich inhaltlich in meiner Bachelorarbeit bearbeitet habe, also tatsächlich ein Bereich, wo ich mich besser auskenne.

Inhaltlich geht es um Alex und Connor, die ihre Frau und Mutter verloren haben, die aber durch die Bereitschaft zur Organspende vier Menschen das Leben bzw. ein Stück Lebensqualität (im Falle von Mac) geschenkt hat. Es geht also nicht unmittelbar um die Organspende, sondern eher um die Auswirkung und den Bereich, der tatsächlich oft berichtet wird, dass durch so eine Organspende eine Verbindung da ist. Cecelia Ahern hat das auch mal in einem Roman verarbeitet, wo durch eine Herzspende die Protagonistin auf einmal andere Sprachen kannten und andere Interessen entwickelt hat. In eine ähnliche Richtung geht nun auch Atkins, aber es ist wirklich auf eine zarte Art gestaltet, aber wo man sich so ganz eigene Gedanken machen kann, ob nicht wirklich etwas von Lisa durch ihre Organe in vier anderen Menschen weiterlebt. Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, aus der von Alex und der von Molly, die das Herz von Lisa transplantiert bekommen hat. Beide Perspektiven sind sehr emotional gestaltet. Die von Alex ist insgesamt natürlich schwerer, weil wir nach einer kleinen Kostprobe ins unbeschwerte Familienleben gleich das große Unglück haben und die Trauer ist wirklich intensiv greifbar. Ich fand es sehr authentisch dargestellt, sowohl für Alex als auch für seinen Sohn, der es auf seine kindliche Art ganz anders empfindet.

Molly ist mehr der lebendigere Teil, obwohl sie eigentlich am Anfang dem Tod geweiht ist, aber sie blüht durch ihren Job auf und mit dem neuen Herz kann sie ihre Lebenslust auch endlich wieder ausleben. Dennoch ist sie jetzt kein wildes Partyhuhn. Sie ist niemand, die ständig unterwegs sein muss, aber sie nimmt das Leben nicht für selbstverständlich und genießt es mehr in den Kleinigkeiten und das ist ein guter Ausgleich zu Alex, auch wenn natürlich auch Molly ihre Tiefpunkte erlebt. Angesichts der beiden Perspektiven und dass man Atkins als Fan eben so kennt, war es eine intuitive Annahme, dass wir die Liebesgeschichte von Molly und Alex erleben. Stattdessen ist es aber eine breiter erzählte Geschichte, denn die anderen drei Spender sind genauso Teil davon und es ist ein diverser Haufen an Menschen, der das Ganze sehr interessant gemacht hat. Aber es ergibt sich ein Liebesdreieck und ich fand es nachvollziehbar, wie dadurch eine Anspannung entstanden ist, weil eben diese Organspende es in einen anderen Kontext hievt. Deswegen wurde ich insgesamt auch top unterhalten, weil deutlich wird, dass Geschichten nicht immer nach einem Schema F ablaufen müssen.

Ich fand die ganze Entwicklung sehr unterhaltsam, auch weil es viele Wendungen gab, ohne dass es gleich ein Thriller sein muss. Es wird auch ein längerer Zeitraum von über einem Jahr erzählt, was auch Entwicklungen in einem größeren Ausmaß möglich gemacht hat. Alex ist zwar nie wirklich zu meinem Liebling geworden, weil wir durch seine Trauer glaube ich nie wirklich ihn als Menschen kennengelernt haben, aber es war dennoch mitreißend, wie er sich sowohl für seinen eigenen Prozess als auch den von Connor verantwortlich fühlte. Für ihn war es wirklich ein Kampf, aber einer der sich auf jeden Fall gelohnt hat. Molly war wie gesagt einfacher, aber es war auch schön, dass sie eben mit allen Figuren agiert hat und dass sie bei allen etwas bewirkt hat. Gerade am Ende ist noch einmal ein richtiges spannendes Element beigefügt worden, wo sich alles wunderbar zusammengesetzt hat. Spannend und emotional bis zum Schluss.

Fazit: Dani Atkins erreicht mich auch mit „Bis zum Mond und zurück“ wieder emotional, denn das Thema Organspende und die Nachwirkungen wird in eine Geschichte verwickelt, die ich vorher so in ihrem Ausgang nicht vermutet hätte. Aber ich bin bei allen Wendungen auf meine Kosten gekommen und bleibe eine treue Leserin von Dani Atkins.

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Veröffentlicht am 02.12.2023

(Schwestern)Liebesgeschichte

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
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Emily Henry ist mir bis dato noch nicht bewusst ins Auge gefallen. Auch wenn mir ihre bisher in Deutschland veröffentlichten Bücher zeigen, dass sie offenbar schon ein Name ist, aber man kann eben nicht ...

Emily Henry ist mir bis dato noch nicht bewusst ins Auge gefallen. Auch wenn mir ihre bisher in Deutschland veröffentlichten Bücher zeigen, dass sie offenbar schon ein Name ist, aber man kann eben nicht alles mitbekommen. Umso besser für Henry, dass dieses Buch, was mich nun mit ihr bekannt gemacht hat, „Book Lovers“ heißt, denn dort bin ich hängen geblieben, denn ich bin auch eine Buchliebhaberin und da hat mich das schöne Cover und die Beschreibung definitiv eingefangen.

Im Großen und Ganzen habe ich mit „Book Lovers“ und der Hörbuchausgabe, durch die ich wunderbar durch Christiane Marx geleitet wurde, ein Buch geschenkt bekommen, durch das ich Emily Henry jetzt definitiv im Auge behalten werde. Vielleicht war der Roman insgesamt einige Kapitel zu lang, weil ich manchmal gemerkt habe, dass ich bei inhaltlichen Dellen etwas abgeschweift bin, aber es gab auch echte Höhepunkte, die mich sehr nachdenklich gemacht haben und die mich auch stellenweise persönlich ins Herz getroffen haben, weil sie so nah an mir selbst und meinen Gedankengängen wirkten. Mir hat vor allem auch gefallen, dass es so sehr eine Liebesgeschichte wie auch eine Schwesterngeschichte war, was ich erst gar nicht so absehen konnte, aber Nora und Charlie als Enemies to Lovers haben genauso das Geschehen geprägt wie Nora und Libby als höchst unterschiedliche Schwestern. Mir hat aber auch extrem die Metaebene das Buchs gefallen, weil Nora als Literaturagentin, die beinahe auch schon längst eine Karriere als Lektorin eingeschlagen hätte, natürlich sehr analytisch an Geschichten herangeht, wie wir es als Rezensentinnen unweigerlich auch tun. Es war schon am Anfang extrem lustig, wie sie ihr Leben wirklich perfekt in den Klischees eines Buches analysierte und mich unterhält das immer sehr, wenn es dann eben ein Medium im Medium ist und großes Reflexionsbewusstsein beweist. Was am Anfang vor allem lustig und charmant ist, wird später eher tragischer, denn man merkt doch, dass Nora sich zu sehr in diesen Klischees verliert und dann eben auch den Menschen in ihrem Leben unterstellt, sie nur so eindimensional zu erleben. Dass sie das tut, habe ich menschlich gut nachvollziehen können, aber es war natürlich traurig, weil sie sich auch lange nicht in ihren Beziehungen fallen lassen und einfach ‚sein‘ konnte.

Die Entwicklung von Nora ist das Herz dieses Buchs, weil wir sie eben als Workaholic und Karrierefrau kennenlernen, doch irgendwelche Vorbehalte hatte ich nie gegen sie, denn man merkt von Anfang an ihr großes Herz. Es gibt ja die verschiedenen Sprachen von Liebe und Nora agiert definitiv über Taten und vor allem materielle Sachen. Davon kann man halten, was man will, aber sie lebt ihre Liebe wenigstens aus, vor allem eben ihrer Schwester Libby und deren Kleinfamilie gegenüber. Deswegen fand ich sie auch durchgehend eine angenehme Protagonistin, denn wer es nur gut meint, was soll ich denn dagegen haben? Ich fand es auch extrem spannend, dass Libby als die Jüngere aus Noras Perspektive etwas naiver und einfacher charakterisiert wurde und Nora als die Ältere, die mit dem benötigten Durchblick ist, die sie durchgebracht hat. Aber alles hat immer zwei Seiten und das hat man hier auch überdeutlich gemerkt, denn Libby weiß genau, was bei Nora los ist, angefangen bei dem etwas verklärten Blick, den sie zu ihrer zu früh verstorbenen Mutter hat, bis hin dann eben ins Jetzt hinein. Man kann auch bei Libbys Art, Nora eine Lektion zu erteilen, gewisse kritische Gedanken haben, aber es brauchte definitiv einen längeren Prozess und nicht Mission Brechstange, um bei ihr die Schichten der Verarbeitung wirklich aufzubrechen. Ja, die Schwestergeschichte mochte ich fast lieber als die Liebesgeschichte, aber gerade zusammen haben sie das Buch auch reich an unterschiedlichen Aspekten gemacht.

Charlie und Nora sind in ihrem Miteinander, was mit Kabbeln losgeht und schließlich in Funkensprühen mündet, ein übliches Trope, dessen ich aber einfach nicht müde werde. Ich habe mich von den Wortgefechten sehr gut unterhalten gefühlt, aber ich bin auch dahin geschmolzen, wenn sich beide im letzten Viertel auch sehr warmherzige Dinge sagen und damit endgültig beweisen, dass sie richtig füreinander sind, weil sie einander erkannt haben. Ihre Geschichte lebt natürlich auch durch den Ort Sunshine Falls. Dieser Urlaub an den Ort, der als Schauplatz eines Bestsellers fungiert hat, da musste ich irgendwie an klassische Weihnachtsfilme denken. Deswegen war es ein schöner Bruch, dass es in Sunshine Falls nicht utopisch war, sondern dass es eher das Gegenteil war, die liebevollen Seiten musste man erstmal finden. So wurde auch Stadt und Land gegeneinander ausgespielt und ich fand es gut, dass eben beides in seinen Vor- und Nachteilen dargestellt wurde. Letztlich beweisen beide Handlungsorte aber auch, dass es selten die Orte sind, die etwas zu einem Zuhause zu machen, sondern vorrangig die damit verbundenen Menschen.

Fazit: „Book Lovers“ hat ein paar Schlenker zu viel und schrammt immer mal wieder daran vorbei, zu langatmig zu werden, aber ansonsten habe ich einen inhaltsreichen Roman bekommen, der viele berührende Themen angepackt hat und eine ebenso schöne Liebesgeschichte zwischen Mann und Frau als auch zwischen zwei Schwestern erzählt.

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