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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2024

Vom Lebenswandel auf dem Bauernhof

Mühlensommer
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Maria fährt mit ihren Töchtern und Freunden über ein langes Wochenende in die Berge, als ihre Mutter anruft und von einem Unfall des Vaters erzählt. Maria bricht den Urlaub ab, um der Mutter auf dem Bauernhof ...

Maria fährt mit ihren Töchtern und Freunden über ein langes Wochenende in die Berge, als ihre Mutter anruft und von einem Unfall des Vaters erzählt. Maria bricht den Urlaub ab, um der Mutter auf dem Bauernhof zu helfen, auf dem sie ihre Kindheit verbrachte, bevor sie in die Stadt zog. Diese Rückkehr ruft schöne Erinnerungen hervor, während gegenwärtig die Distanz zu Marias Bruder Thomas und ihrer Schwägerin schmerzt, und über allem schwebt die Sorge um den Vater, der im Krankenhaus operiert wird.

Ich mochte die Gegensätzlichkeit der beiden Handlungsstränge. Martina Bogdahn erzählt mit unschuldiger Komik von Marias Kindheit auf dem Bauernhof mit der Mühle. Sie erzählt von ihrem Bruder Thomas, der die Schule abbrach, um den Eltern bei der harten Arbeit zu helfen, dem Papa, dessen Arbeitshose immer nach Lagerfeuer und Bier roch, von ihrem großzügigem Onkel Herbert, dem „schönsten Mann eines ganzen Tals“ und der nun dementen Großmutter, die früher streng war und es liebte, mit ihren Schwestern zu tratschen. „Manchmal ist es vielleicht gar nicht schlecht, wenn die Erinnerung geht und der Humor bleibt.“ Es ist ein reales Abbild einer Kindheit auf einem Bauernhof, mit vielen humorvollen Anekdoten und einer erzählerischen Sogkraft. Neben den freudigen Momenten der Kindheit, dem „glucksen vor Lachen“, erzählt Martina Bogdahn von der Sprachlosigkeit der Erwachsenen, dem Lebenswandel der Bauern und auch von Geschwistern, die sich streiten. Der große Knall war tränenreich und erschüttert, aber auch wunderbar mitreißend und nachvollziehbar. Ich habe mich gern durch diese Geschichte tragen lassen, die auf schöne Weise von Wandel, Prägung, Kindheit und Familie erzählt.

Veröffentlicht am 14.04.2024

Empfehlenswerter Ratgeber

Stark gegen Ängste
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Sachlich und informativ erfährt man in diesem Sachbuch alles über die Angst, eins der unerwünschtesten Gefühle überhaupt. Nicht selten entsteht daraus die Angst vor der Angst. Psychotherapeut Andreas Hillert ...

Sachlich und informativ erfährt man in diesem Sachbuch alles über die Angst, eins der unerwünschtesten Gefühle überhaupt. Nicht selten entsteht daraus die Angst vor der Angst. Psychotherapeut Andreas Hillert erklärt anschaulich, warum die Angst, die für unser Überleben zuständig ist, zum Problem werden kann, welche Formen es gibt und wie man mit ihnen umgeht. Denn nur, wenn man die Zusammenhänge versteht, versteht man auch die eigene Angstgeschichte. Aus dem Wissen darüber, kann man dann eigenverantwortlich handeln, indem man sich bewusst wird, wie man den Angstkreislauf unterbrechen kann. Insgesamt eine lehrreiche und interessante Wissensvermittlung mit hohem Mehrwert, abgerundet mit Fallbeispielen, farbigen Grafiken und einer durchdachten Strukturierung und Gestaltung. Leicht verständlich vermittelt Prof. Dr. Dr. med Andreas Hillert einen realistischen und annehmenden Blick auf die Angst und gibt umsetzbare Strategien an die Hand, die sich selbst erarbeiten lassen. Sehr empfehlenswerter Ratgeber, der mit fachkundiger Kompetenz und Verständlichkeit überzeugt.

Veröffentlicht am 19.02.2024

Nervenaufreibend spannend

Stunde um Stunde
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Seit dem Thriller «606» bin ich schwer begeistert von der australischen Autorin Candice Fox und auch «Stunde um Stunde» hat mir sehr gefallen. Erneut überzeugt Fox mit Originalität, nervenaufreibender ...

Seit dem Thriller «606» bin ich schwer begeistert von der australischen Autorin Candice Fox und auch «Stunde um Stunde» hat mir sehr gefallen. Erneut überzeugt Fox mit Originalität, nervenaufreibender Spannung bis zur letzten Seite, interessanten Figuren und einem bildhaften Schreibstil, der gekonnt zwischen den Handlungssträngen wechselt.

Im Kern geht um die seit zwei Jahren vermisste Tilly und ihre Eltern, die ihre letzte Hoffnung in einer Verzweiflungstat sehen: Druck auf die Polizei ausüben, indem sie in einem forensischen Institut Geiseln nehmen und wertvolle Beweismittel zerstören, sollten die Ermittlungen nicht wieder aufgenommen werden. In diese Handlung verwoben ist eine einundzwanzigjährige Polizistin, frisch von der Akademie, die gerade gefeuert wurde, bevor sie überhaupt anfangen konnte, die Death Machines und ein Undercover Cop der enttarnt wurde und dessen wertvolle Beweise, sogenannte One-Shots, unter der Zerstörungswut der Geiselnehmer, für immer vernichtet werden könnten. Dabei schwingt immer die Frage, der moralischen Verwerflichkeit mit und die Opfer, die die verzweifelten Eltern in Kauf nehmen. Großartig fand ich die junge Polizistin und all diesen kleinen Details, die Fox einstreut. Dadurch ist sie nicht nur eine oberflächliche Figur, sondern blieb mir lebhaft im Gedächtnis. Wer einen nervenaufreibenden Thriller sucht, der wie ein Film im Kopf abläuft, denn man am liebsten durchsuchten möchte, kann bedenkenlos zu Candice Fox greifen. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 19.02.2024

Inspiration für den Garten

Einfach gärtnern! Naturnah und nachhaltig
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«Einfach gärtner!» von Horst Mager ist ein gutes Buch, um sich inspirieren zu lassen. Er zeigt, wie naturnahes und nachhaltiges Gärtnern aussehen könnte und gibt Möglichkeiten vor, die man in die eigenen ...

«Einfach gärtner!» von Horst Mager ist ein gutes Buch, um sich inspirieren zu lassen. Er zeigt, wie naturnahes und nachhaltiges Gärtnern aussehen könnte und gibt Möglichkeiten vor, die man in die eigenen Gartenplanung einbeziehen kann. Basierend auf dem eigenen Garten von Horst Mager und jahrelanger Erfahrung, kann man hier viele Anregungen mitnehmen. Wer konkrete Schritt-für-Schritt-Anleitungen für Hochbeete usw. bevorzugt und viele Fotos braucht, wird hier nicht fündig. Wer mit dem Gedanken spielt, einen Garten anzulegen und sich erst mal einen Überblick verschaffen will, schon eher, denn die Planung muss stimmen und alles andere, findet Mager, ist gar nicht so kompliziert.

Horst Mager wünscht sich mehr naturnahe Achtsamkeit im Garten, um „der Natur mehr Raum“ zu geben und mit ihr in Verbindung zu treten. Diese Einstellung vertritt er konsequent in seinem Buch, zeigt seine Art, zu gärtnern, die viel Leidenschaft für die Pflanzenwelt ausstrahlt. Um Anfänger nicht zu überfordern und Raum für die eigene Kreativität zu lassen, enthält das Buch zwar viele Informationen, aber keine Anleitungen. Es gibt auch nicht zu allen vorgestellten Pflanzen Bilder. Die Bilder, die da sind, wirken sehr edel, nehmen ganze Seiten ein und machen absolut Freude beim Durchblättern. Insgesamt ist die Gestaltung unaufgeregt einheitlich und simpel, das Buch selbst sehr handlich, mit stabilem Papier. Zusammen mit dem angenehm ehrlichen Schreibstil wirkt «Einfach gärtner!» sehr persönlich und authentisch. Denn Mager erzählt auch von seinem Wandel, wie dem Wechseln von Rasenfläche zu Wildwiese und zeigt, Veränderung ist möglich. Ein schönes Gartenbuch mit Klasse, wie ich finde, das eine naturnahe Philosophie vertritt.

Veröffentlicht am 13.02.2024

Hörbuch-Empfehlung

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
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Diese schräge Geschichte ist eine Zeitreise in die die ehemalige DDR mit dem Zeitzeugen Heinz Labensky, einem neunundsiebzig Jahre altem Mann, „planlos wie eine Kuh, wenn’s donnert“, kein Genie, kein Mann ...

Diese schräge Geschichte ist eine Zeitreise in die die ehemalige DDR mit dem Zeitzeugen Heinz Labensky, einem neunundsiebzig Jahre altem Mann, „planlos wie eine Kuh, wenn’s donnert“, kein Genie, kein Mann der Worte, aber einer mit Herz.

Heinz Labensky führt ein unauffälliges Leben in einem Feierabendheim in einem Betonklotz, als er einen Brief erhält. Darin schreibt eine Frau von seiner allerbesten Jugendfreundin Rita, welch schreckliches Schicksal sie ereilt haben soll, und wie Heinz die Absenderin, Ritas Tochter, kontaktieren kann. Bestürzt von dem möglichen Tod seiner Freundin, fackelt Heinz nicht lange und macht sich von Erfurt auf den Weg nach Rostock Warnemünde zum Hotel Neptun, um dort Ritas Tochter zu treffen. Auf dieser Reise landet er schließlich in einem Flixbus, der ihn sozusagen auf eine Zeitreise schickt, bevor er sein Ziel erreicht. Wechselnde Reisende kommen mit Heinz ins Gespräch und ermutigen ihn, mehr von dem zu erzählen, was er nicht schon unfreiwillig in seinem dahin geträumten Wachkoma preis gegeben hat. Es geht vor allem um die Liebe, denn Heinz wurde stets davon angetrieben, Rita zu finden und zu beschützen, wobei er das ein oder andere Abenteuer in der DDR erlebte insbesondere schicksalshafte Begegnungen, die ihren unvorhersehbaren Lauf nahmen.

Der Erzählstil erinnert ein bisschen an den schwedischen Autor Jonas Jonasson, während die Figur Heinz Labensky die unbedarfte Liebenswürdigkeit eines Forrest Gump besitzt, der ebenfalls durch große historische Momente streifte, ohne die Bedeutung dessen gänzlich zu begreifen und äußerst bildhaft von seinen Erlebnissen berichtet. Ähnlich ist es mit der Hauptfigur, die unwissend der Roten-Armee-Fraktion half, obwohl er am liebsten Eisbecher in der Mokka-Milch-Eisbar aß, in der Sibylle blätterte und genügsam vor sich hin träumte.

Gesprochen wird das Hörbuch von Katharina Thalbach, der es hörbar Spaß gemacht haben muss, diese Geschichte einzulesen. Ihre Stimme passt hervorragend. Heinz Labensky ist eine Figur, mit der man mitfühlen kann, deren Missverständnisse für einige Lacher sorgen. Der Schreibstil bedient sich zahlreicher Ausrücke und Begriffe der DDR, teilweise ist die Story ein bisschen überdreht, eine Mischung aus freier Fiktion und realer Ereignisse und Personen, voller bildhafter Vergleiche, was man mit einem fantasievollen Augenzwinkern betrachten sollte, denn insgesamt wurde ich gut unterhalten und der Schluss hat mir gut gefallen. Wer den Film "Forrest Gump“mochte, gedanklich gern noch einmal in die DDR reisen möchte und skurrile Geschichten mit Herz mag, für den wäre dieses Buch wohlmöglich etwas.