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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.03.2024

Fantastisch geschrieben und unglaublich berührend

Leuchtfeuer
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Ben und Mimi leben mit ihren beiden Kindern Sarah und Theo in einem Vorort von New York. Es geschieht ein fruchtbarer Unfall, über den niemand von ihnen je wieder sprechen wird. 15 Jahre später wird im ...

Ben und Mimi leben mit ihren beiden Kindern Sarah und Theo in einem Vorort von New York. Es geschieht ein fruchtbarer Unfall, über den niemand von ihnen je wieder sprechen wird. 15 Jahre später wird im Nachbarhaus der kleine Waldo geboren, der das Leben beider Familien für immer beeinflussen wird.

Für mich war dieses Buch wunderschön und so schmerzhaft zugleich. Es ist immer wieder erstaunlich, wie das Lesen durch das eigene Leben geprägt wird, wie jede Zeile die Seele erschüttern und mitten ins Herz treffen kann. Bei „Leuchtfeuer“ spielt das Thema Alzheimer eine Rolle, sodass schon nach wenigen Kapiteln ein unzertrennbares Band zu meiner Großmutter geflochten wurde. Wie gelähmt, habe ich die schmerzhaften Abschnitte gelesen und diese schreckliche Krankheit war wieder so präsent in meinem Leben wie damals.

Auch wenn es sehr wehgetan hat, „Leuchtfeuer“ zu lesen, gab es für mich auch viel Trost und Momente, um meine eigenen Erlebnisse zu verarbeiten. Ich finde es unglaublich wichtig, dass diese Krankheit Aufmerksamkeit bekommt, in der Hoffnung, dass immer weiter geforscht wird und dass es irgendwann Aussicht auf Heilung gibt.

Die Autorin schaffte es, mit ebenso zarten wie schonungslos ehrlichen Worten, die Schicksale aller Figuren umfangreich und nachvollziehbar zu beleuchten. Wie detailreich und tiefgründig sie dabei vorging, hat mich sehr beeindruckt. Auch wenn der Roman sehr viel Leid und Schicksalsschläge enthält, war es vor allem Waldos Verständnis des Lebens, das mich immer wieder sehr positiv berührt hat. So sehr, dass ich auch für mein eigenes Leben ganz viel davon mitnehmen werde.

Dieses Buch ist einzigartig, feinfühlig, traurig, sensibel und außergewöhnlich. Es tut weh, es heilt, es zieht dich in den Abgrund und es lässt dich den Himmel spüren. Es ist Leere und Unendlichkeit zugleich. Ich empfehle es ausnahmslos allen und werde es im Herzen tragen.

TW: Alzheimer, Tod, Alkoholm*ssbrauch

Veröffentlicht am 26.02.2024

Absolute Empfehlung!

Eine ganz dumme Idee
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Ein Banküberfall, ein Geiseldrama und zwei Polizisten, die eine ganz besondere Beziehung zueinander haben, spielen eine wichtige Rolle. Wie es genau dazu kommt, möchte ich nicht verraten. Denn ich finde, ...

Ein Banküberfall, ein Geiseldrama und zwei Polizisten, die eine ganz besondere Beziehung zueinander haben, spielen eine wichtige Rolle. Wie es genau dazu kommt, möchte ich nicht verraten. Denn ich finde, diese Aneinanderreihung verrückter Zufälle macht dieses Buch so speziell und das will ich auf keinen Fall vorwegnehmen!

Jede einzelne Geisel wird mit all ihren skurrilen, aber dennoch liebenswerten Charaktereigenschaften vorgestellt. Und manchmal ist es geradezu erstaunlich, wie ein Leben ein anderes beeinflusst und wie eng manche Lebenswege miteinander verflochten sind, ohne dass die betreffenden Personen sich darüber bewusst sind.

Der Autor erzählt von all diesen Lebenswegen und zeigt auf wunderschöne Weise, wie das eigene Handeln das Leben von anderen lenken kann. Und wie sich selbst nach schrecklichen Erlebnissen doch noch alles zum Guten wenden kann.

Ich habe das Buch super gerne gelesen, mit all seinen Überraschungen, Verflechtungen und Perspektivenwechseln. Eine tolle Portion Humor sorgt dafür, dass auch schwierige Themen angenehm zu lesen sind. Und auch ich als Leserin wurde in die Geschichte mit eingebunden – einfach nur fantastisch!

Veröffentlicht am 26.02.2024

Eine Wanderung und eine ganz große Botschaft

Der Salzpfad
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Raynor und ihr Mann Moth erleben gleich zwei schreckliche Schicksalsschläge und stehen vor dem Nichts. Wo sie sowieso nichts mehr zu verlieren haben, beschließen sie, den South West Coast Path zu wandern, ...

Raynor und ihr Mann Moth erleben gleich zwei schreckliche Schicksalsschläge und stehen vor dem Nichts. Wo sie sowieso nichts mehr zu verlieren haben, beschließen sie, den South West Coast Path zu wandern, einen 1.014 km langen Weitwanderweg an der Südküste von England. Dabei stoßen sie auf fast unüberwindbare Hürden und auf Vorurteile, doch sie finden auch zu sich selbst zurück und bieten allen Schwierigkeiten die Stirn.


Die Autorin erzählt in „Der Salzpfad“ ihre eigene Geschichte in einem so echten und ungeschönten Stil, dass ich ihre Gefühle hautnah miterleben konnte. Was die beiden erlebt haben, ist emotional und bewegend und gleichzeitig so inspirierend. Mehrfach hat mich das Gelesene zum Weinen gebracht und mich extrem aufgewühlt zurückgelassen. Doch zum Glück habe ich das Buch nicht weggelegt, denn was Raynor und Moth aus der scheinbar aussichtslosen Situation gemacht haben, ist mehr als beeindruckend.

Die Passagen, die die wilde und erbarmungslose Natur entlang des Küstenwegs beschreiben, haben mir unfassbar gut gefallen. Wie ein Film zeichnete sich die Wanderung des Paares vor meinem inneren Auge ab.

Eine große Empfehlung für alle Fans von Reiseberichten, die viel mehr zu erzählen wissen, als die reinen Erlebnisse. Alle, die nach kraftspendenden und lebensnahen Geschichten suchen, treffen mit „Der Salzpfad“ die richtige Wahl. Ich liebe die Botschaft, die dieses Buch übermittelt und muss immer wieder an die Lehren denken, die mir Raynor und Moth mit auf meinen Weg gegeben haben.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Wale und ganz große Emotionen

Walfahrt
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Der Autor Oliver Dirr hat seiner Frau zuliebe mit ihr an einer Wal-Tour teilgenommen und hat dort sein Herz an die Wale verloren. Im Buch „Walfahrt“ erzählt er in zwölf Kapiteln von seinen Begegnungen ...

Der Autor Oliver Dirr hat seiner Frau zuliebe mit ihr an einer Wal-Tour teilgenommen und hat dort sein Herz an die Wale verloren. Im Buch „Walfahrt“ erzählt er in zwölf Kapiteln von seinen Begegnungen mit vielen verschiedenen Walen und reist dabei um die Welt. Und ein paar Vögel, die ich fast ebenso toll finde wie Wale, spielen auch eine wichtige Rolle. Auf leicht verständliche Weise erklärt er, wie Wale eigentlich leben, warum sie so besondere Tiere sind und wie wir Wale schützen können.


Erst einmal vorne weg, Wale sind meine Lieblingstiere. Aus diesem Grund habe ich mir das Buch überhaupt gekauft. Doch ich bin sicher, dass jede:r mit einer noch so kleinen Sympathie für Wale dieses Buch mögen wird.

Von Seite zu Seite ist meine Begeisterung für die Wal-Geschichten gestiegen, die der Autor so wunderschön lebendig erzählt. In seiner Frau Theresa und in ihrem „Wal-Gesicht“ habe ich mich so sehr wiedererkannt, dass ich wirklich andauernd (!!!) Tränen in den Augen hatte. Ich habe mich durch den Schreibstil so sehr in meine eigenen Walbegegnungen zurückversetzt gefühlt, dass ich gedanklich alles noch einmal neu erlebt habe.

Das Buch hat mich tief berührt, es hat mich verändert, es hat mich zu einem besseren Menschen gemacht und mein Verständnis für die Ozeane und für die Wale mindestens verzehnfacht. Und als ich das Buch zuklappte, war ich mir sicher, doch noch Walforscherin zu werden. Allein meine starke Neigung zur Seekrankheit hält mich aktuell noch davon ab - doch dafür finde ich auch noch eine Lösung!

Bitte, bitte lies dieses Buch, wenn dir Wale am Herzen liegen. Du wirst auf deinem Sofa eine Walfahrt erleben, die du nie mehr vergessen kannst!

Veröffentlicht am 26.02.2024

Ein neues Lieblingsbuch!

Das Seelenhaus
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Agnes lebt 1828 in Island und wird angeklagt, Natan und Pétur brutal ermordet zu haben. Sie wird zum Tode verurteilt und soll die Zeit bis dahin bei einer Familie auf dem Kornsáhof in Haft verbringen. ...

Agnes lebt 1828 in Island und wird angeklagt, Natan und Pétur brutal ermordet zu haben. Sie wird zum Tode verurteilt und soll die Zeit bis dahin bei einer Familie auf dem Kornsáhof in Haft verbringen. Die Familie ist zunächst empört, eine Mörderin auf ihrem Hof aufnehmen zu müssen. Doch Agnes arbeitet für sie als Magd und ist mit der Zeit eine große Hilfe. Durch die Betreuung von Pfarrer Toti beginnt Agnes, ihre Geschichte zu erzählen und ganz langsam kommt die Wahrheit ans Licht.


Dieses Buch hat mich gleichermaßen bewegt, mitgerissen und begeistert. Die Tatsache, dass die Handlung in Island spielt, führte mich überhaupt erst zum „Seelenhaus“, da ich Island sehr liebe. Umso spannender war es, etwas über das isländische Leben vor 200 Jahren zu erfahren. Die Erzählung über den harten Alltag zu dieser Zeit und die Geschichte von Agnes ist so gut kombiniert, dass ich von Beginn an gefesselt war.

Der Schreibstil der Autorin verleiht der Handlung die perfekte Mischung aus Dunkelheit, Tragik, Spannung und Gefühl. In all der Härte der Geschichte platziert Hannah Kent winzige Momente des Mitgefühls, die bei mir alle Dämme brechen ließen. Für mich war es faszinierend, dass ich die erbarmungslosen und bitteren Passagen größtenteils ertragen konnte. Die Momente der Menschlichkeit haben mich jedoch so sehr mitgenommen, dass die Tränen liefen.

Auch mit einigem Abstand muss ich viel an Agnes denken, deren Geschichte an einer wahren Begebenheit angelehnt ist. Das Buch hat mein Herz mit voller Wucht erreicht und es hat so viel Kraft, wie kaum ein anderes Buch zuvor. Mehr möchte ich nicht verraten. Ich finde, das muss man selbst erleben, fühlen, durchstehen und irgendwie für immer ein bisschen bei sich behalten.

Ganz, ganz große Empfehlung - Agnes und Hannah Kent haben meine Top-Liste im Sturm erobert!