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Veröffentlicht am 25.03.2024

Toller feministischer Roman

Endling
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Zoe, promovierte Biologin, muss über die Sommerferien, als ihre Mutter in den Alkoholentzug geht, auf ihre Teenie-Schwester Hanna und ihre phobische Tante Auguste aufpassen. Auguste traut sich aus Angst ...

Zoe, promovierte Biologin, muss über die Sommerferien, als ihre Mutter in den Alkoholentzug geht, auf ihre Teenie-Schwester Hanna und ihre phobische Tante Auguste aufpassen. Auguste traut sich aus Angst vor Infektionen seit Jahren nicht mehr aus dem Haus und Hanna scheint suchttechnisch ihrer Mutter nachzueifern. Nun begibt sich Zoe mit diesen beiden auf einen Roadtrip um Augustes alte Freundin Sophie aufzuspüren, die plötzlich spurlos verschwunden ist.

In diesem Buch werden eine Fülle von Problemen thematisiert. Wenn man es zusammenfassen wollte, kann man es vielleicht am ehesten als einen feministischen Roadtrip in einer dystopischen Welt mit Science Fiction Anteilen beschreiben. Es ist das Jahr 2041, die Klimakatastrophe hat zu horrenden Lebensmittelkosten geführt, Frauen wurden von der extremen rechten Regierung in ihren Rechten beschnitten, das Artensterben hat zur Auslöschung vieler Tiere und Pflanzen geführt und eine Pandemie folgt auf die nächste. Es ist kein Wohlfühlbuch, aber trotzdem reißt es einen nicht vollends runter. Es gibt immer einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont, seien es die Lösungen, die die Menschheit als Antwort auf den Klimawandel gefunden haben oder der Zusammenhalt zwischen den Frauen.

Für mich ist es allen voran ein feministisches Buch. Die Welt, in die die drei auf der Suche nach Sophie eintauchen, scheint eine Lösung für die aktuellen Probleme zu bieten: eine reine Frauen-geführte Gesellschaft.
Die Idee ist super. Was mich allerdings etwas gestört hat, ist der Sci-Fi Anteil an dieser Geschichte. Es werden Umweltphänomene beschrieben, die mich an Schätzings Der Schwarm erinnert haben. Nur dass mich die Erklärung dieser hier nicht überzeugt hat. Das lag vielleicht auch daran, dass ich eine andere Auflösung erwartet habe und nicht alles zufriedenstellend aufgeklärt wird (zumindest für mich).

Nichtsdestotrotz ist es ein gutes Buch mit einer wichtigen Botschaft, weshalb es von mir auch eine Leseempfehlung für Freunde feministischer Literatur gibt.

PS. Namensgebender Endling ist übrigens die Weinbergschnecke HP 14, die letzte ihrer Art. Seit dem sehe ich Schnecken auf jeden Fall mit anderen Augen und jetzt ratet mal, wer sich seit der Lektüre mit der Haltung von Weinbergschnecken beschäftigt…

Veröffentlicht am 25.03.2024

Wenn Frauen zusammenhalten…

Der Pakt der Frauen
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1976: Katharina ist Historikerin an der Universität Wien und schreibt an ihrer Habilitation. Nicht nur die männlichen Kollegen, Post Docs und Professoren, auch die Studenten halten nicht viel von einer ...

1976: Katharina ist Historikerin an der Universität Wien und schreibt an ihrer Habilitation. Nicht nur die männlichen Kollegen, Post Docs und Professoren, auch die Studenten halten nicht viel von einer Frau auf ihrem Posten. Als sie in ihrem Kurs, aus der Not heraus geboren, historische Rezeptbücher als Thema behandelt, ahnt sie nicht, dass ausgerechnet eines dieser Bücher sie direkt in die Vergangenheit ihrer Mutter katapultiert.

Die Erzählperspektive wechselt zwischen Katharina (70er Jahre) und ihrer Mutter Jule (40er Jahre), sodass sich langsam aber sicher die Erzählfäden zu einem Gesamtbild schließen. Interessant ist, dass die Autorin im Nachwort berichtet, dass diese Geschichte mehr oder weniger die ihrer eigenen Familie ist. Dabei ist vor allem erschreckend, dass sich die Missgunst gegenüber einer Frau im Universitätsbetrieb bis in die Gegenwart zieht und man die Geschichte gar nicht in den 70ern hätte ansiedeln müssen, da die Autorin diesen Teil der Erzählung ihren eigenen Erfahrungen angelehnt hat (was ich mir leider tatsächlich sehr gut vorstellen kann, auch wenn ich persönlich glücklicherweise diese Erfahrung nicht machen musste).

Der titelgebende Pakt der Frauen findet sich in beiden Teilen der Geschichte wieder. Die Idee der „Verschwesterung“ hat mir sehr gut gefallen, weil ich mich bei historischen Romanen schon häufiger gefragt habe, warum die weiblichen Figuren nicht auf die Idee kommen, sich an andere Frauen zu halten, wenn die Männer ihnen Unterstützung und Hilfe verweigern. Meine Erklärung bis jetzt: die Realität hat gezeigt, dass die Frauen, auch gemeinsam, nichts ausrichten konnten. Deshalb finde ich es toll, dass genau dieser Aspekt hier in den Mittelpunkt gerückt wird. Wie anders würde die Welt vielleicht aussehen, wenn mehr Frauen paktierten? Ein Punkt, der zum Nachdenken anregt und auch heute noch brandaktuell ist. Auf jeden Fall lesen!

Veröffentlicht am 18.03.2024

Zurück in Bökersbrück

Grausames Garn
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Ein von Edda designtes Cape wird quasi über Nacht zum Verkaufsschlager. Besonders kuschelig wird es, wenn man Wolle der Skuddenschafe zum Häkeln hernimmt. Passenderweise hat die regionale Firma Seemannsgarn ...

Ein von Edda designtes Cape wird quasi über Nacht zum Verkaufsschlager. Besonders kuschelig wird es, wenn man Wolle der Skuddenschafe zum Häkeln hernimmt. Passenderweise hat die regionale Firma Seemannsgarn eine große Skuddenherde und stellt genau diese Wolle her. Eigentlich doch eine klassische Win-Win-Situation… wäre da nur nicht der Umstand, dass es auf dem Firmengelände zu einem tödlichen Unfall kommt.

Wir haben es hier mit dem zweiten Teil der Häkelclub-Krimis zu tun. Henri ist endgültig im „Nähschiff & Nadelflotte“ angekommen und der Handarbeitszirkel erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Ach, was wäre es schön, wenn es so einen Häkel- oder Stricktreff auch bei mir in der Nähe auch geben würde! Die Atmosphäre ist so heimelig, der Likör fließt in Strömen und die Granny Squares leuchten in allen möglichen Farben. Da bekommt man glatt Lust auch mal wieder etwas anzunadeln. Wenn du bei Granny Squares und Annadeln ausgestiegen bist, dann ist dieses Buch vielleicht nicht das Richtige für dich. Wenn dir Lauflänge, Mohair und halbe Stäbchen aber etwas sagen, dann bist du in Bökersbrück und bei Henri genau richtig.

Wie im ersten Teil steht auch hier der Krimianteil etwas hinten an, während der Häkelclub, seine Mitglieder und die Handarbeiten an sich die Hauptrolle spielen. Mir hat es viel Spaß gemacht und ich empfehle das Buch gerne weiter. Wer „Mörderische Masche“ oder auch „Maschenmord“ mochte, der wird hier auch seine Freude haben.

Veröffentlicht am 11.03.2024

Wunderbar kurzweilige Hommage an das Lesen

Die souveräne Leserin
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Die Queen trifft bei einem Spaziergang auf einen Bücherbus, eine fahrende Bibliothek, und obwohl sie wahrlich genug Bücher zu Hause hätte, ist es genau dieser Bus, der sie auf die Idee bringt zu Lesen. ...

Die Queen trifft bei einem Spaziergang auf einen Bücherbus, eine fahrende Bibliothek, und obwohl sie wahrlich genug Bücher zu Hause hätte, ist es genau dieser Bus, der sie auf die Idee bringt zu Lesen. Das hat sie vorher nämlich nie getan. Lesen ist ein Hobby und die Queen hat kein Hobby zu haben, weil ein Hobby zu haben immer bedeutet eine bestimmte Menschengruppe, die diesem Hobby nicht fröhnen, auszuschließen (finde ich im Übrigen ein sehr interessante Sichtweise auf das Thema Hobby). In dem Fall der Queen kommt es allerdings überaus deutlich raus, denn ob den neu lieb gewonnen Büchern, vergisst sie fast die Welt im sich herum.

Und genau hier hatte mich der Autor. Es ist eine Geschichte darüber, wie wir uns in Büchern verlieren können und wie wir über das Lesen in andere Welten abtauchen, die für Nicht-Eingeweihte nicht zugänglich sind. Eine Hommage an das Lesen, die es auf gerade einmal etwa 100 Seiten auf den Punkt bringt, warum wir so gerne lesen, was es mit uns macht und zu guter Letzt welche Auswirkungen es haben kann (das Ende ist tatsächlich ein sehr überraschendes).

Das Büchlein ist eine tolle kurzweilige Geschichte, die sich wunderbar als kleine Lektüre für den Sonntagnachmittag oder als Geschenk für Bücherfreunde eignet.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Spannende Geschichte, klug vernetzt

Die Halbwertszeit von Glück
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Holly, Mylène und Johanna tragen, jede für sich, von jetzt auf gleich eine große Bürde mit sich, die ihr Leben, wie sie es bisher kannten, auf eine harte Probe stellt.

Dabei wird die Geschichte der drei ...

Holly, Mylène und Johanna tragen, jede für sich, von jetzt auf gleich eine große Bürde mit sich, die ihr Leben, wie sie es bisher kannten, auf eine harte Probe stellt.

Dabei wird die Geschichte der drei Frauen in drei verschiedenen Handlungssträngen erzählt die sich am Ende kreuzen. Eine dieser Verbindungen ist relativ schnell klar, wie der Rest zusammenhängt, da bin ich nicht drauf gekommen, egal wie viel ich nachgegrübelt habe. Die Erzählstränge wechseln von Kapitel zu Kapitel. Da jedes Kapitel mit einem Mini-Cliffhanger endet und die Länge genau richtig ist, ergibt sich ein wirklich toller Lesefluss.

Die Hauptprotagonistinnen sind nicht alle gleich sympathisch und ein paar wenige, wenn auch wichtige, Entscheidungen fand ich ziemlich drüber. Aber gut, das Drama spitzt sich dadurch relativ schnell zu und das Leiden der Frauen (die eine leidet mehr, die andere weniger) damit ebenfalls.
Wo ich anfänglich mit Hollys und Mylènes Verhalten nicht so recht warm geworden bin, wandelt sich ihre emotionale Lage und ihre Sichtweise auf die Dinge, was es wiederum nachvollziehbar und auch irgendwie authentisch macht (treffen wir aus manchen Situation raus nicht alle auch mal undurchdachte Entscheidungen?!). Schlussendlich fügt sich alles sehr passend und stimmt einen irgendwie auch versöhnlich. Es ist ein wirklich schönes Buch; was mir defacto unter dem Strich aber gefehlt hat ist das Alleinstellungsmerkmal. Irgendwie hat man das Gefühl, das alles schonmal gelesen zu haben.

Dennoch gibt es von mir eine Leseempfehlung für alle, die beispielsweise Der späte Ruhm der Mrs Quinn oder Das Licht zwischen den Schatten mochten.

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