Spannend, mitreißend und unglaublich atmosphärisch
LichtspielKehlmann erzählt hier über das Leben von G.W. Papst, einem bekannten Regisseur der 30er Jahre, der während des zweiten Weltkrieges auch Filme für das nationalsozialistische Deutschland gemacht hat.
Pabst ...
Kehlmann erzählt hier über das Leben von G.W. Papst, einem bekannten Regisseur der 30er Jahre, der während des zweiten Weltkrieges auch Filme für das nationalsozialistische Deutschland gemacht hat.
Pabst wird als sympathischer Mann dargestellt, der in etwas hineingerät, das er nicht mehr kontrollieren kann.
Das Buch lebt von der Atmosphäre und hin und wieder verschwimmen Fiktion und Realität. Die Erzählweise und Sprache schafft so ein lebendiges Bild, dass man sich selbst wie im Film vorkommt. Das ganz gipfelt in der Flucht aus Prag 1945, die Pabst wie ein Filmdreh kommentiert. Grandios!
Das gesamte Thema des Filmes im Nationalsozialismus, und dabei insbesonde einzelnen Szenen, wie die Ausnutzung von KZ-Inhaftierten als Komparsen, sind schwere Kost, weil es ein Gefühl von absoluter Hilflosigkeit auslöst. Mich hat insbesondere die Figur von Jakob berührt, der Sohn von Pabst, der erst durch verschiedene Länder und von Schule zu Schule geschleift wird, versucht seinen Weg zu gehen und nicht unter die Räder zu kommen, bevor er dann in einem Internat der HJ-Gehirnwäsche anheim fällt. Er ist ein einfühlsamer und intelligenter Junge, der ein großes Talent für (abstrakte) Zeichnungen hat und dessen einzige Schuld es ist in der falschen Zeit geboren worden zu sein.
Kurzum ein absolut fesselnder Roman, der mich berührt hat und vor allem durch seine Atmosphäre besticht. Ganz große Empfehlung für alle, die Winter der Welt oder Das Neunte Gemälde so sehr mochten, wie ich.