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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.10.2017

Gut, besser, Nesser

Der Fall Kallmann
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Die Van-Veeteren-Reihe von Håkan Nesser habe ich geliebt. Stand-alones wie „Strafe“ hatten mich begeistert und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Worum geht es?
Eine Kleinstadt in Nordschweden, ...


Die Van-Veeteren-Reihe von Håkan Nesser habe ich geliebt. Stand-alones wie „Strafe“ hatten mich begeistert und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Worum geht es?
Eine Kleinstadt in Nordschweden, 1995. Lehrer Eugen Kallmann kommt unter mysteriösen Umständen ums Leben. Die Polizei stuft seinen Tod als Unfall ein. Da findet sein Nachfolger an der Bergtunaschule, Leon Berger, Kallmanns Tagebücher. Sie verleiten zu unterschiedlichen Spekulationen und Deutungen. Wer war Kallmann wirklich?
In seinen Aufzeichnungen behauptet Kallmann, seine Mutter getötet zu haben, weil sie einen Liebhaber hatte. Seitdem könne er in den Augen anderer Menschen erkennen, ob sie gemordet haben. Tatsächlich scheint er kurz vor seinem Tod einem alten, nie gesühnten Verbrechen auf der Spur gewesen zu sein. Wurde Kallmann deshalb ermordet?
Was ist wahr und was ist nur das Ergebnis unserer Fantasie? Nichts ist wie es auf den ersten Blick scheint. Leon begibt sich auf die Suche…
Erzählt wird die Geschichte aus wechselnden Perspektiven. Aus Sicht von Leon und zwei Lehrerkollegen, Ludmilla und Igor. Aber auch aus Sicht der 15-jährigen Schülerin Andrea. Irgendwie scheint sie der Schlüssel zu dem unbekannten Verbrechen von damals zu sein.
Håkan Nesser, der früher selbst als Lehrer tätig war, gibt gute Einblicke in den Lehreralltag. Auch mit Gesellschaftskritik spart der Autor nicht. Es geht um Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Erst ganz am Ende schließt sich dann der Kreis. Die Auflösung ist erschütternd, aber absolut stimmig.
Gut geschrieben, ohne Frage. Ähnlich wie „Strafe“ ist „Der Fall Kallmann“ ein spannender, brillant erzählter Roman, mehr Belletristik als Krimi.

Fazit: Ein anspruchsvolles, sehr besonderes Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 09.10.2017

Inside IS

Die Attentäterin
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Die Legende ist zurück. In Paris und Amsterdam explodieren Autobomben. Zu den blutigen Anschlägen bekennt sich der IS. Auch eine alte Freundin des israelischen Geheimagenten Gabriel Allon kommt dabei ums ...

Die Legende ist zurück. In Paris und Amsterdam explodieren Autobomben. Zu den blutigen Anschlägen bekennt sich der IS. Auch eine alte Freundin des israelischen Geheimagenten Gabriel Allon kommt dabei ums Leben. Statt es sich im Chefsessel „des Dienstes“ bequem zu machen, schmiedet Gabriel Rachepläne und schleust die junge Ärztin Nathalie in die Terrororganisation ein. Als Schwarze Witwe Leila soll sie Mastermind Saladin ausspionieren.
Ein erschreckendes Szenario das Daniel Silva sich ausgedacht hat. Eine der Wirklichkeit nur wenig vorauseilende, im Grunde ziemlich realistisch anmutende Vision. Denn das sogenannte Kalifat hat nach den Attentaten in Europa nun die USA im Visier. Leilas Erlebnisse im Islamischen Staat in Syrien werden eindringlich beschrieben. Gänsehaut garantiert.
„Die Attentäterin“ ist bereits der 16. Band aus der Gabriel Allon-Reihe. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Immer mal wieder finden sich Bezüge zu den Vorgängern, erscheinen alte Bekannte.
Viele Handlungsstränge und ein Heer von Protagonisten, das sind die Zutaten dieser komplexen Geschichte. Gabriel ist mir in mittlerweile 17 Jahren ans Herz gewachsen, auch wenn er ein Profikiller ist. Denn er ist auch ein begnadeter Restaurator, liebender Ehemann und Vater.
Auch im neuen Thriller geht die Jagd durch viele Länder, der Spannungsbogen wird ständig gesteigert und das dramatische Finale ist besonders gelungen. Hervorragender Mix aus Fakten und Fiktion, fundiert recherchiert. Ein Thriller mit dem Finger am Puls der Zeit.

Fazit: Beste Unterhaltung für Fans von Agenten-Thrillern, aktuell wie nie!

Veröffentlicht am 04.10.2017

Komm nicht zurück!

Kein guter Ort
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„Kein guter Ort“ von Bernhard Stäber ist bereits der 3. Fall für den Psychologen Arne Eriksen, zur Hälfte Deutscher, zur Hälfte Norweger. Die Vorgänger hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so stand ...

„Kein guter Ort“ von Bernhard Stäber ist bereits der 3. Fall für den Psychologen Arne Eriksen, zur Hälfte Deutscher, zur Hälfte Norweger. Die Vorgänger hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so stand der neue Krimi schon lange auf meiner Wunschliste.
Arne ist in die südnorwegische Provinz Telemark gezogen und arbeitet dort als Psychiater an einer Klinik. Währenddessen ist Kari Bergland, von der Bergener Kriminalpolizei, auf der Suche nach einem Drogendealer - und trifft auf Janne, die 20-jährige Tochter ihres Chefs. Sie hat ein Drogenproblem und soll deshalb bei Arne eine Therapie machen.
Vor vielen Jahren war in der nahegelegenen Rabenschlucht eine junge Frau vor den Augen ihrer Schwester von einem Unbekannten in den Tod getrieben worden. Der Täter wurde nie gefasst. Als Janne davon erfährt und im verlassenen Hotel Rabenschlucht zufällig ein altes Tagebuch findet, stellt sie auf eigene Faust Nachforschungen an…
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Über das Wiedersehen mit Arne und Kari habe ich mich sehr gefreut. Denn sie sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Arne leidet noch immer unter Panikattacken und hat erneut Visionen. Zwischen beiden knistert es gewaltig.
Immer mal wieder finden sich Bezüge zu den Vorgängern. Das macht Lust auf mehr für die, die die ersten beiden Bände (noch) nicht kennen. Gut gefallen haben mir auch wieder die Einblicke in die Mythen und Riten der Samen. Aber auch mit Gesellschaftskritik spart der Autor nicht.

Fazit: Ein atmosphärisch dichter und spannender Norwegen-Krimi, der mich mörderisch gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 01.10.2017

20 Jahre und kein bisschen müde

Durst
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Harry Hole ist zurück! „Durst“ ist bereits der 11. Fall für den kultigen norwegischen Ermittler. Die Vorgänger hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so stand der neue Krimi schon lange auf meiner ...


Harry Hole ist zurück! „Durst“ ist bereits der 11. Fall für den kultigen norwegischen Ermittler. Die Vorgänger hatte ich mit Begeisterung verschlungen und so stand der neue Krimi schon lange auf meiner Wunschliste.
Jo Nesbø geht gleich in medias res. Wer ist dieser geheimnisvolle Mann mit dem Tattoo? Danach lernen wir Anwältin Elise kennen. Sie trifft sich mit Männern über die Dating-App Tinder und bezahlt dies mit dem Leben. Der Mörder beißt sie und trinkt ihr Blut - wie ein Vampir.
Harry ist inzwischen mit Rakel verheiratet, der Liebe seines Lebens, und arbeitet als Dozent an der Osloer Polizeihochschule. Einer seiner Studenten ist Rakels Sohn Oleg. Polizeipräsident Bellman, der Justizminister werden will, erpresst Harry mit Olegs krimineller Vergangenheit, um ihn zu einer Mitarbeit am Vampiristen-Fall zu überreden.
Über das Wiedersehen mit Harry, Katrine & Co habe ich mich sehr gefreut. Doch Harry kann sein Glück nicht genießen. Denn er kämpft noch immer mit den Dämonen der Vergangenheit, einem Killer, den er nicht fassen konnte, und dem Alkohol. Zudem erkrankt Rakel schwer.
„Durst“ hat alles was einen richtig guten Thriller ausmacht, dass einem beim Lesen der Atem stockt, dass man Gänsehaut und blutige Fingernägel hat und das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Falsche Fährten und überraschende Wendungen halten den Spannungsbogen hoch.
Nach einem fulminanten Showdown gelingt Jo Nesbø ein Cliffhanger der neugierig macht, wie der Autor diese geniale Reihe fortsetzen wird.

Fazit: Horror der ganz harten, vordergründigen Art, der buchstäblich die (Fleisch-) Fetzen fliegen und das Blut spritzen lässt. Hochspannung pur!

Veröffentlicht am 19.09.2017

Thilo, Pia und Kommissar Zufall

Tödliche Ferien
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Nach dem Tod seines Vorgesetzten und Freundes Paul Lenz war Thilo in ein tiefes Loch gefallen. Zwei Partner hatte er vergrault, es auf einen Rausschmiss abgesehen. Doch dann kam Pia…
„Tödliche Ferien“ ...


Nach dem Tod seines Vorgesetzten und Freundes Paul Lenz war Thilo in ein tiefes Loch gefallen. Zwei Partner hatte er vergrault, es auf einen Rausschmiss abgesehen. Doch dann kam Pia…
„Tödliche Ferien“ ist der erste Fall für die Kasseler Kommissare Thilo Hain und Pia Ritter. Es handelt sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Eine Lehrerin und ihre Mutter werden brutal ermordet. Jede Menge Verdächtige, aber weit und breit kein Motiv. Erst ein Zufall bringt Thilo und Pia auf die richtige Spur.
Matthias P. Gibert hat seinen neuen Krimi routiniert und mit viel Lokalkolorit in Szene gesetzt. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Selbst wenn der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, wird dennoch Spannung aufgebaut - und gehalten.
Es geht um eine verhängnisvolle Lehrer-Schüler-Beziehung, aber auch um Erpressung und Rache. Die Auflösung ist schockierend, aber absolut stimmig.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Pia, die Neue, ist mir sofort ans Herz gewachsen. Und so fiebert man gerne mit ihr mit. Thilo und Pia, ein sympathisches Ermittlerduo, dem ich gerne wieder über die Schulter schauen möchte.

Fazit: Gelungener Auftakt einer Serie um ein neues starkes Team, nicht nur für das nordhessische Publikum!