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Veröffentlicht am 19.03.2023

Tolle Lektüre zum Abschalten!

Liebe ist schön, von einfach war nie die Rede
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Nach dem Tod von Großtante Lisbeth soll die alleinerziehende Evi mit ihrer 14 jährigen Tochter Helena als Auflage für das Erbe für drei Wochen auf einen Zelturlaub, Schwester Isa soll Gesangsunterricht ...

Nach dem Tod von Großtante Lisbeth soll die alleinerziehende Evi mit ihrer 14 jährigen Tochter Helena als Auflage für das Erbe für drei Wochen auf einen Zelturlaub, Schwester Isa soll Gesangsunterricht nehmen sowie vor einem Publikum auftreten und ihr Vater soll einen Halbmarathon laufen.

Ich war noch nie campen, freiwillig werde ich es wohl auch nicht tun aber darüber zu lesen hat mich aufgeheitert. Teilweise würde ich es mir genauso vorstellen wie es sich in der Geschichte ereignet hat, gerade auf das Wetter und die Missgeschicke bezogen.

Evi und Helena haben eigentlich keine so große Lust aufs Campen und sind sowieso absolute Neulinge was das angeht und so läuft natürlich nicht alles ganz so reibungslos wie in ihrer Vorstellung ab. Auch die Beziehung zwischen den beiden ist nach der Trennung von Evi und Helenas Vater nicht die beste, da ist die Pubertät auch nicht gerade hilfreich. Immer wieder kommt es zu Spannungen. Und doch hab ich mich dann umso mehr über die schönen Erlebnisse von ihnen gefreut und gerade die Dialoge haben mich ein ums andere Mal auflachen lassen. Ich weiß noch sehr genau, dass ich in dem Alter auch nicht die umgänglichste Tochter war.

Generell weiß Sandra Poppe mit ihrem Schreibstil zu begeistern, die Seiten fliegen nur so dahin, sie beschreibt die Kulisse um Rügen so idyllisch, dass ich auf jeden Fall mal selber dahin muss um Urlaub zu machen und all das hautnah zu erleben.
Die Charaktere sind unglaublich facettenreich, authentisch und lebendig. Genauso stelle ich es mir auf einem Campingplatz vor, jeder mit seiner eigenen Art und genau das macht es doch gerade erst zu etwas ganz Besonderem.
Wir lernen mit Evi und Helena so viele interessante Charaktere kennen wie zum Beispiel die Damen des Chakra Klubs, die Campingplatz Besitzer, den „Peter Lustig“ mit seinen Wettervorhersagen, den Zeltnachbarn mit seinen kleinen Zwillingen.
Kein Tag ist wie der andere und vor allem Langeweile kommt bei dem Mutter-Tochter-Gespann kaum auf.

Schön ist es zu sehen wie Evi über sich hinauswächst, die Probleme anpackt und versucht das Beste daraus zu machen.
Und gerade nach der gescheiterten Ehe, den damit verbundenen Selbstzweifeln, dem stressigen Berufsalltag als Selbständige und der Erziehung ihrer pubertierenden Tochter kommt es doch geradezu gelegen, dass sich auf dem Campingplatz einige alleinstehende Männer tummeln oder? Ob es beim Flirten bleibt oder sich doch was Ernsteres mit einem von ihnen anbahnt müsst ihr jedoch selber herausfinden.

Insgesamt eine wunderschöne Lektüre, die mich überzeugt und mit einem Lächeln zurückgelassen hat. Kann ich nur weiterempfehlen für erheiternde Lesestunden!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 09.10.2017

Gelungener Roman

Die Schuld der anderen
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Dem Journalist Marc Rappaport lässt der nun scheinbar nach 27Jahren gelöste Mord an Emilie Thevenin keine Ruhe. Er will weiterforschen, in Erfahrung bringen was es für einen Grund hätte haben können eine ...

Dem Journalist Marc Rappaport lässt der nun scheinbar nach 27Jahren gelöste Mord an Emilie Thevenin keine Ruhe. Er will weiterforschen, in Erfahrung bringen was es für einen Grund hätte haben können eine gerade mal 19jährige Prostituierte umzubringen. Er hat im Gefühl, dass dahinter viel mehr stecken könnte und beginnt nach Absprache mit Pierre, seinem Freund und Chef, für diese Geschichte genauere Nachforschungen anzustellen, worunter vor allem seine Beziehung leidet. Die Recherchen jedoch bringen reichlich Schockierendes ans Licht und damit auch einige Schwierigkeiten, womit nicht mal Marc hätte rechnen können.

Meine Meinung:
Ein Roman, der uns einen Blick auf die französische Gesellschaft gewehrt. Eine Autorin, deren gute Recherchen einfach nur überzeugen und Charaktere, die authentischer und interessanter nicht sein könnten. Zusammen ergibt es ein tolles, informatives Buch, das mich am Ende sprachlos zurück gelassen hat.
Gila Lustiger hat einen Schreibstil bei dem es trotz der vielen Informationen nicht langweilig wird, außerdem erklärt sie selbst die komplexeren Passagen wunderbar, sodass keine Verständnisprobleme aufkommen. Besonders positiv ist mir auch die Schilderung der Umgebung, der Orte aufgefallen sowie die Gabe der Autorin dem Leser die Atmosphäre näher zu bringen.
Obwohl der Mord an Emilie Thevenin im Vordergrund steht wird im Zusammenhang ebenso viel von der Politik und der Wirtschaft Frankreichs erzählt und auch kritisiert. Dieser Roman ist tatsächlich nicht nur ein Krimi, sondern gleichermaßen ein Polit- und Wirtschaftsthriller. Es werden gewiss auch einige Unterschiede zu Deutschland bewusst. Mich hat vor allem die Sicht auf Affären und generell Beziehungen, Sexualität verblüfft.
In ‚Die Schuld der anderen’ werden so unglaublich viele Themen und Bereiche angesprochen, dass es für manche vielleicht überladen wirken könnte, doch Gila Lustiger weiß gekonnt die eigentliche Geschichte nicht aus den Augen zu lassen und hat ein besonderes Talent dafür alles logisch miteinander zu verknüpfen und stetig Spannung aufzubauen. Keine Seite ist zu viel. Es bereitet Vergnügen mehr zu erfahren, ob es nun um das Leben der Reichen geht, Prostitution, Bandenkriege, Korruption, Ungerechtigkeit gegenüber Arbeitern, Jugendkriminalität oder das Leben im Altenheim, man bekommt einen glaubhaften Blick auf die Zustände und ich kann wahrlich behaupten, dass ich einiges dazu gelernt habe.
Der Fall rund um Emilies Tod ist nicht einfach und so lernen wir mit Marc, wegen des häufigen Reisens, viel über Frankreich kennen und auch Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und jeder von ihnen bringt Marc mit neuen Hinweisen ein Stück näher an sein Ziel.
Mit Marc Rappaport bekommt man einen vielschichtigen Charakter aus dem ich nur schwer schlau wurde. Jedes Mal wenn ich der Meinung war ich hätte ihn endlich durchschaut, machte er mir ein Strich durch die Rechnung und lehrte mich eines Besseren. Er ist kein einfacher Protagonist, das bekommt auch seine Freundin Deborah des Öfteren zu spüren, und doch ist er interessant und sympathisch. Außerdem mag ich seine Art zu denken, es gab immer wieder Sätze, die für mich herausgestochen sind. Er lebt für seine Arbeit als Journalist, auch wenn seine Familie der Meinung ist er hätte viel mehr erreichen und sogar das Unternehmen seines verstorbenen Großvaters übernehmen können. Doch ist er wirklich gut in dem was er tut und weiß wie er sich in seinem Beruf den Menschen gegenüber verhalten muss um an die wichtigen Informationen für seine Schlagzeilen zu kommen. Er gibt nicht auf und setzt alles daran die Machenschaften in diesem Fall aufzudecken.
In diesem Roman gibt es viele Rückblenden mit dessen Hilfe man mehr über Marc, seine Sicht auf die Dinge und seine Familie erfährt. Besonders im Fokus steht dabei seine Beziehung zum verstorbenen Großvater und auch dass er Jude ist spielt eine gewisse Rolle, wobei vor allem das Thema Religion meiner Meinung nach etwas vertieft hätte werden können. Aber auch so kann man sich ohne Probleme aus der Sicht von Marc ein Bild von dem Ganzen machen. Ein Roman der unterhält und einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat.

Fazit:
Ein rundum gut ausgearbeiteter, informativer und überzeugender Roman, der uns einen Blick auf Frankreich gewährt. Mit Charakteren aus allen Schichten, schönen Schilderungen und Sätzen voller Aussagekraft lässt ‚Die Schuld der anderen’ keine Langeweile zu. Kann ich nur weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 09.10.2017

Familie, ein Puzzle aus Menschen

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
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Der 12jährige Bobby Nusku lebt nach dem Verschwinden seiner Mutter alleine mit seinem gewalttätigen Vater, der öfter betrunken als nüchtern ist, und dessen neuer Freundin und wird von ihnen größtenteils ...

Der 12jährige Bobby Nusku lebt nach dem Verschwinden seiner Mutter alleine mit seinem gewalttätigen Vater, der öfter betrunken als nüchtern ist, und dessen neuer Freundin und wird von ihnen größtenteils ignoriert. Beim Warten auf die Rückkehr seiner Mutter vertreibt er sich die Zeit damit alles Mögliche zu archivieren, ob es nun Haare von ihr sind oder Stofffezen ihrer Kleider, selbst eine Liste über die Besucher im Haus führt er, damit sie nicht das Gefühl hat etwas verpasst zu haben wenn sie wiederkommt. Bobby ist alleine, isoliert und wird sogar von älteren Mitschülern gehänselt bis er Sunny trifft, der zum Cyborg werden möchte um Bobby beschützen zu können. Doch als Sunny plötzlich verschwindet ist sein einziger Halt Val und ihre Tochter Rosa, die er erst vor kurzem kennen gelernt hat. Es kommt zur Eskalation nachdem Bobby’s Vater die Beziehung missversteht, ausrastet und Gerüchte verstreut. Die einzige Möglichkeit der drei zusammen zu bleiben ist die Flucht mit dem Bücherbus den Val eigentlich nur putzen sollte. Joe, den sie unterwegs kennen lernen ist das fehlende Puzzlestück.

Meine Meinung:

Ein Roman, bei dem ich nicht gedacht hätte, dass er mich so packen könnte. Vor allem der bildhafte Schreibstil trägt bei dieser außergewöhnlichen Geschichte viel zum Lesevergnügen bei. Er lässt keine Langeweile aufkommen, ist so einfach, modern und doch sehr direkt mit einigen ganz tollen Zitaten. David Whitehouse schafft es die Emotionen und auch die Protagonisten dem Leser so nahe zu bringen, dass man gar nicht anders kann als diese ins Herz zu schließen, mitzufiebern und zu hoffen.

Und doch könnte ich mir vorstellen, dass gerade die ersten 130 Seiten etwas abschreckend sein könnten, weil öfter mal Gewalt sowie Blut vorkommen und hierbei beziehe ich mich nicht nur auf Bobby’s Vater. Es gibt ein paar tragische Szenen, wie zum Beispiel die, in der Sunny zu einem Cyborg werden möchte und sich dafür von Bobby Knochen brechen lässt damit er Metalstücke eingebaut bekommt. Aber das war es auch, das mich einfach verblüfft hat, denn ist es nicht einfach nur unglaublich wie weit die Fantasie mancher Kinder gehen und wie tief doch eine Freundschaft sein kann? Auf jeden Fall muss man vor allem in diesem Abschnitt auf solche und andere Passagen gefasst sein, das Buch besitzt eben einige deprimierende Züge.

Das Besondere an ‚Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek’ ist, dass der Roman mit dem Ende beginnt. Das bedeutet, man bekommt schon direkt am Anfang einen Auszug davon präsentiert, wie der Roman endet und so ist es umso spannender zu erfahren wie genau es zu der aufgeführten Situation, in der Val, Bobby und Rosa in ihrem Bücherbus von Polizisten umgeben sind, kommen konnte.

Die vier Charaktere Bobby, Valerie, Rosa und Joe sind eindeutig das Herz des Romans, wobei auch der Hund Bert eine schöne Rolle spielt. Jeder von ihnen hat sein eigenes Päckchen zu tragen und es hat mich glücklich gemacht zu sehen wie perfekt sie doch eigentlich alle zueinander passen, sich ausbalancieren, füreinander da sind und auf sich acht geben. Was man von diesem Buch lernt ist vorbehaltlos, dass es bei einer Familie nicht darauf ankommt blutverwandt zu sein.

„Familie ist dort, wo man sie findet. Eine Familie muss nicht aus einem Vater, einer Mutter, einem Sohn und einer Tochter bestehen. Familie ist dort, wo es genug Liebe gibt. Und für diese vier war es eben jene ungleiche, außergewöhnliche Gruppe von Menschen…“

Die Liebe kommt hier jedenfalls nicht zu kurz und es ist unbeschreiblich wie sehr sich jeder infolgedessen von ihnen weiterentwickelt. Und auch die Hoffnung ist immerzu präsent, ganz besonders bei Bobby dessen Sehnsucht nach seiner Mutter so groß ist, dass sie nicht mal in Worte zu fassen ist. Manchmal kam er mir ehrlich gesagt viel jünger vor, vielleicht sogar etwas zurückgeblieben, weil seine Aktionen so seltsam und unbedacht waren und gar nicht zu einem zwölfjährigen gepasst haben. Das liegt aber vor allem an seiner Lebenssituation, immer wieder schrecklich wie Eltern -oder in diesem Fall der Vater- in der Lage sind ihre Kinder so schlecht zu behandeln. Doch macht Bobby eine ganz tolle Entwicklung durch und das liegt größtenteils an Val. Diese Frau ist kurz gesagt der Wahnsinn, total fürsorglich und liebevoll zu ihrer behinderten (ich denke mal autistischen) Tochter Rosa und Bobby, den sie ganz schnell in ihr Herz schließt. Und auch wenn sie sich der Konsequenzen bewusst ist schreckt sie nicht davor zurück auf diese Abenteuerreise mit dem gestohlenem Bücherbus zu gehen. Ich bewundere sie und liebe ihre ruhige und weise Art. Der Exsoldat Joe war für mich eine zeitlang ein Rätsel, aber auch ihn lernt man Stück für Stück kennen und lieben. Keiner von ihnen hat eine einfache Vergangenheit, sie haben sich regelrecht durchgeschlagen, genießen nun die Freiheit miteinander und lernen darüber hinauszuwachsen. Die Angst von der Polizei gefasst zu werden ist jedoch immer vorhanden.

Selbst Bücher kommen in diesem Roman nicht zu kurz, sie werden gelesen, zitiert, die Protagonisten ziehen Vergleiche zu ihrem eigenem Leben und lassen sich von ihnen inspirieren. Natürlich stehen sie nicht im Vordergrund, sind jedoch perfekt in diese Geschichte eingebaut und bereiten Spaß.

Würde noch gerne anmerken, dass ich über die Kapitelnamen sehr verwundert war und was die anbelangt gibt es gegen Ende tatsächlich auch noch eine kleine, fabelhafte, selbsterklärende Überraschung über die ich einfach nur lächeln musste :)

Fazit:

Ein außergewöhnlicher, bewegender Roman über Familie, Liebe und Freundschaft, der mich von der ersten bis zur letzten Seite unterhalten hat. Diese Reise werde ich garantiert so schnell nicht mehr vergessen. Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 09.04.2024

Interessante Idee mit melancholischer Stimmung

Das andere Tal
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Scott Alexander Howard hat mit seinem Debütroman ein absolut interessantes Thema aufgegriffen, Zeitreisen.

Wir begleiten die 16 Jährige Odile, die an einem besonderen Ort wohnt. Das von ihr bewohnte Tal ...

Scott Alexander Howard hat mit seinem Debütroman ein absolut interessantes Thema aufgegriffen, Zeitreisen.

Wir begleiten die 16 Jährige Odile, die an einem besonderen Ort wohnt. Das von ihr bewohnte Tal wirkt zuerst ziemlich idyllisch mit dem See und den Bergen doch bei genauen Hinsehen wird deutlich wie isoliert und bewacht das Ganze ist. Und der Grund dafür ist, dass im Osten das identische Tal, nur 20 Jahre in der Zukunft, liegt und im Westen das selbe nur 20 Jahre in der Vergangenheit ist. Und so wiederholt sich das Ganze mit den Tälern in 20 Jahres Schritten.

Wäre es nicht verlockend kurz zu schauen, wie die eigene Zukunft aussieht, was man besser machen könnte?

Nur ist niemandem ohne die Zustimmung des Conseils erlaubt das Tal zu verlassen. Es bekommen nur wenige eine Bewilligung ein anderes Tal zu besuchen, meist hängt es mit einem Trauerfall zusammen. Die Zeitlinie darf dabei auf keinen Fall verändert werden und so liegt eine schwere Entscheidung nicht nur vor Odile, nein, auch ich habe gegrübelt, wie ich in manchen Situationen reagiert und entschieden hätte.

Odile ist ein ruhiges Mädchen, das kurz vor dem Schulabschluss steht und sich mit der Berufsfrage beschäftigen muss. Auf Wunnsch der Mutter soll sie sich für das Auswahlverfahren zum Conseil bewerben. Man begleitet sie dabei wie sie ihre ersten Freundschaften schließt und was sie in der Ausbildung erlebt, das sie vor einem Konflikt stellt.

In der zweiten Hälfte des Buches begleiten wir die Erwachsene, 20 Jahre ältere, Odile, die mit den Folgen ihrer Entscheidungen lebt.

Ich fand vor allem ihre Entwicklung von dem schüchternen Mädchen zu der selbstsicheren Frau über das ganze Buch hinweg interessant. Und doch komme ich nicht umhin, diese bedrückende Stimmung zu erwähnen. Es gibt in diesem Roman so wenig Freude, stets hängt eine eher düstere Wolke über die ganze Erzählung. Gerade in der zweiten Hälfte wird der Einsamkeit von Odile viel Raum gegeben.

Generell ist es ein eher ruhiger und langsamer Roman, der sich manchmal in Detailerzählungen verliert. Man braucht Ausdauer und doch habe ich mich gefreut mal was ganz anderes zu lesen. Man merkt, dass der Autor einen philosophischen Hintergrund hat, der Erzählstil ist einzigartig und man braucht schon einiges an Konzentration um mitzukommen. Vor allem geht es auch um einige wichtige Fragen, wie beispielsweise ob wir das Schicksal selbst bestimmen können, wenn sowieso schon feststeht wie mein Leben in 20 Jahren aussieht. Ist alles schon in Stein gemeißelt ohne dass man eine Chance auf Veränderung hat?
Musste mich auch daran gewöhnen, dass es keine wörtliche Rede gibt. Glaube nicht, dass ich das schon mal erlebt habe, umso interessanter ist es.

Zusammengefasst ist es kein Roman für mal eben zwischendurch. Und doch nimmt man als Leser sehr viel mit. Auch im Nachhinein denke ich noch viel darüber nach. 3,5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Spannend mit einigen Wendungen

Gestehe
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Habe mich schon sehr auf den neuen Thriller von Henri Faber gefreut und wurde auf jeden Fall belohnt.

Es wird aus drei Ich-Perspektiven erzählt. Da haben wir Jacket, einen Ermittler, der im Alleingang ...

Habe mich schon sehr auf den neuen Thriller von Henri Faber gefreut und wurde auf jeden Fall belohnt.

Es wird aus drei Ich-Perspektiven erzählt. Da haben wir Jacket, einen Ermittler, der im Alleingang einen Organhändlerring gesprengt hat und im Anschluss ein Buch darüber geschrieben hat. Er ist ein Star und fast schon ein Held für Österreich. Von seinen Kollegen wird er jedoch nicht bewundert, für sie ist er eher eine Witzfigur.

Durch Flashbacks gewinnen wir einen Einblick in das vorherige Geschehen, denn so einfach ist es nicht für Jacket das Ganze zu verarbeiten, immerhin hat er damals seinen Partner verloren. Hatte ich zu Beginn noch meine Schwierigkeiten mit ihm, hab ich mich tatsächlich mit seiner Art angefreundet, weil hinter seiner Fassade so viel mehr steckt.

Dann haben wir noch Mohammad „Mo“ Moghaddam, Jackets Kollegen in diesem Fall, der zwar Jahrgangsbester in der Polizeischule war, aber auch viel mit Rassismus aufgrund seines Migrationshintergrunds zu kämpfen hat und so noch nie einen Fall selbstständig betreuen durfte. Da wird man als Leser auch zum Nachdenken angeregt. Mit ihm habe ich schon eher sympathisiert.

Die zwei Charaktere sind ziemlich gegensätzlich, Mo arbeitet sehr akribisch und gewissenhaft im Vergleich zu Jacket.

Zuletzt haben wir noch die grausame Perspektive von "Er", die durch innere Monologe geprägt ist.

Ist der Thriller zu Beginn noch ruhig, wird es im Verlauf immer fesselnder. So konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, was auch an den kurzen Kapiteln liegt, die oft mit einem Cliffhanger endeten. Ich habe so viel mitgerätselt und wurde immer wieder überrascht. In diesem Thriller gibt es so manch eine Wendung, die ich nicht erwartet habe, gerade zum Ende hin. Ich hatte kein Problem damit, dass der Beginn etwas ruhiger war um die Charaktere besser kennenzulernen, dafür ging es zum Ende hin Schlag auf Schlag, vielleicht hätte man die Spannung auch etwas besser verteilen können.

Es ist ein gut durchdachter Thriller, bei dem ich auch die Auflösung sehr zufriedenstellend finde.

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