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Veröffentlicht am 03.04.2024

Konnte Rollenbilder nicht wegdrücken

An Optimist's Guide to Heartbreak
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Das Cover von „An Optimist's Guide to Heartbreak” konnte einem schon wegen des Covers nicht entgegen. Starke und auffallende Farben, aber auch die Zusammenführung der beiden Titel dieser Dilogie haben ...

Das Cover von „An Optimist's Guide to Heartbreak” konnte einem schon wegen des Covers nicht entgegen. Starke und auffallende Farben, aber auch die Zusammenführung der beiden Titel dieser Dilogie haben mich sofort angesprochen, weil ich da an den klassischen Widerspruch denken musste, dass Gegensätze sich anziehen, aber gleich und gleich sich auch gerne zueinander gesellt. Daher wollte ich unbedingt mal reinlesen, um zu sehen, was die für mich unbekannte Jennifer Hartmann zu bieten hat.

Ich musste tatsächlich bei „An Optimist's Guide to Heartbreak” eher an die früheren Romane denken, die ich im New Adult-Genre gelesen habe. Ob das nun ein Kompliment oder doch eher Kritikpunkt ist, da bin ich sehr unschlüssig, denn das Buch hat mich an die guten und schlechten Seiten von damals erinnert. Das Schlechte sind wohl die Geschlechterrollen. Zwar spricht es Cal über sich an einer Stelle selbst kritisch an, aber dennoch war er einfach so eine Figur, die ich stellenweise als sehr unangenehm empfand. Seine Übergriffigkeit, seine Eifersucht, die gepaart auch Lucy oft in peinliche Bedrängung gebracht hat, und dazu seine Launenhaftigkeit, grr, es war stellenweise echt schwierig. Und das hat mich insofern auch gestört, weil die Andeutungen zu Cal aus der Kindheit ein anderes Bild zeichnen. Da mag er zwar noch nicht der hormongesteuerte Jugendliche und darüber hinaus gewesen sein, aber er wirkte da sehr offen, sehr verständig und angemessen beschützend. Auch in der Gegenwart hat er seine Momente, aber es ging oft so hin und her mit den Launen, dass die schönen und niedlichen Erlebnisse gleich wieder niedergemäht wurden.

Aber auch Lucy kann ich nicht ganz ohne Kritik lassen. Sie hat mir eindeutig besser gefallen, auch wenn ich keine Optimistin bin, aber da lässt man sich doch gerne mitreißen. Dementsprechend fad ich es schade, dass Lucy oft einfach Worte in den Mund gelegt wurden, um sie in peinliche Situationen zu bringen. Ich kenne auch genug Menschen, die erst reden und dann denken, das ist alles in Ordnung, aber es war gefühlt ständig, dass sie schlüpfrige Dinge sagte. Natürlich braucht es auch immer jemanden, der die Doppeldeutigkeit auch wahrnimmt, aber Lucys Sätze haben oft auch gar keinen Interpretationsspielraum gelassen. Ich fand sie auch in einigen Aspekten nicht konsequent gestaltet. Vieles kann ich aus ihrer Lebensgeschichte heraus verstehen, aber anderes hat dazu auch überhaupt nicht gepasst. Sinnbildlich können immer zwei Herzen in einer Brust schlagen, aber spätestens wenn sie sich dann versucht hat herauszureden, da war es mit dem Verständnis dann wieder schwierig. Dennoch muss man auch sagen, dass so Geschichten, schon im Kindesalter verknallt und als Erwachsene wieder zusammenkommend immer irgendwie funktionieren. Also auch wenn ich mich über genug Aspekte geärgert habe, so stimmte die Chemie zwischen den Figuren.

Ob nun unbedingt eine Dilogie nötig gewesen wäre, abgesehen von dem tollen Wortspiel der Titel? Wohl eher nicht. Dieser erste Band ist schon recht knapp, wenn man andere Bücher aus dem Genre liest. Dazu hätte man den Inhalt etwas stucken können und sich vor allem Cals Launen etwas reduzierter geben können, dann hätten Band 1 und 2 sicherlich gut zwischen einen Buchdeckel gepasst. Ich weiß natürlich noch nicht, wie es ausgehen wird, aber es ist bereits jetzt klar zu erahnen. Diese Geschichten kommen anderen Zielgruppen besser entgegen, die auch gerne mehrere Achterbahnrunden mitleiden, aber für mich ist das einfach etwas zu viel. Ich brauche mehr tiefgründigeres Drama, um das wirklich alles mit durchzustehen.

Fazit: „An Optimist's Guide to Heartbreak” ist keine schlechte Lektüre, keinesfalls, aber sie hat eindeutig auch genug Stellen, die für mich bedenklich sind und das liegt vor allem an der männlichen Rolle Cal. Früher habe ich solche Bücher mit solchen Figuren kritikloser gelesen. Aber ich wusste vorher nicht, was ich bekommen werde. Dementsprechend gut und schnell wegzulesen, aber es ist eindeutig ein Buch, wo jeder ganz individuell entscheiden muss, wie die Darstellung von Liebesgeschichten gewünscht ist und welches Rollenbild sich dahinter verbergen muss. Für mich war es nicht ideal.

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Veröffentlicht am 11.03.2024

Matcht die Spannung von Band 1 nicht

One Of Six - Vertrauen
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Den ersten Band von „One of Six“ fand ich richtig gut, denn ich war vorher von Kim Nina Ocker nicht unbedingt überzeugt gewesen und mit diesem Suspense-NA war ich doch ziemlich umgehauen, denn die Spannung ...

Den ersten Band von „One of Six“ fand ich richtig gut, denn ich war vorher von Kim Nina Ocker nicht unbedingt überzeugt gewesen und mit diesem Suspense-NA war ich doch ziemlich umgehauen, denn die Spannung war da und am Ende hatte ich noch keine konkrete Idee. Nun war die Wartezeit auf Band 2 auch nicht fürchterlich lang, so dass ich vieles noch im Kopf auch hatte. Gelingt dem Abschluss denn auch das zufriedenstellende Gefühl?

Wir starten mit dem neuen Alltag nach einem traumatischen Erlebnis. Ich fand es sinnig, das hier etwas genauer auszuarbeiten, weil speziell Luca sehr darunter leidet und sich als Reaktion auch abkapselt. Alle anderen gehen anders mit der Tragödie um und es war wichtig das einzufangen, denn ich hätte es seltsam gefunden, im übertriebenen Sinne gleich mit dem nächsten Slasher-Event anzufangen. So ist der Einstieg gemächlich und wie gesagt, das ist okay. Doch danach hat sich die Geschichte schwer getan, aufs Gaspedal zu drücken. Es gibt eine Szene in der Dusche, die ich als Zwischenspiel richtig stark fand, aber ansonsten hat es sich etwas gezogen. Auch wenn Luca und Devan dann zusammengeführt werden, aber ich hatte den Eindruck, dass es zu sehr um die Liebesgeschichte ging als am Mysterium festzuhalten. Es ist auch New Adult, das ist mir bewusst, und genauso ist mir bewusst, dass es ein heikler Spagat ist, aber gerade nach diesem tollen ersten Band hätte man viel früher wieder abholen müssen.

Mit der Verlagerung nach Belville wurde es dann ganz allmählich wieder besser. Die Gruppe wird dann auch wieder zusammengeführt, so dass wir zum einen die Dynamik aller wieder haben, aber es auch sehr an den ersten Band erinnert, nur in einem anderen Setting. Durch das Ende von Band 1 war auch schon klar, dass es ja jemand aus der Gruppe sein muss und sie nun alle auf einem Fleck zu haben, hat natürlich dafür gesorgt, dass ich alles genau abgewägt habe, nach Hinweisen gesucht habe, was passt nun auf wen ideal zusammen. Ich bin froh, dass das noch einige Male hin- und hergesprungen ist, weil in der Hälfte des Buchs schon felsenfest sicher zu sein, das wäre nicht ganz so optimal gewesen. Beim Showdown war es dann klar und das war auch okay, auch weil dieser Teil ja auch wichtig ist, um die Motive zu verstehen. Da sind wir dann beim zweiten großen Knackpunkt angekommen. Ich war von der Auflösung ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Auch weil für mich einige Puzzleteile nicht zusammenpassten. Im zweiten Band wurde nämlich augenscheinlicher, dass Ocker nun die Aufgabe hatte, alles passend zu machen und manchmal hat es da ordentlich geknirscht. An Lucas Rolle wurde mir das am deutlichsten, denn bei den anderen wurde überall noch etwas aufgedeckt, wo ich eindeutig auch sagen würde, das muss man nicht sofort als harmlos abtun, da kann man nochmal hintergucken. Luca war aber bis zum Ende quasi Mutter Teresa und es ging nur um unterschiedliche Wahrnehmung. Insgesamt ist die Brutalität der Taten auch nicht passend zu den ‚Verbrechen‘. Vielleicht wäre hier eine Schippe drauf noch besser gewesen. Dazu ist der eigentliche Täter mir nach der Enthüllung auch zu kurz gekommen.

Dennoch ist es am Ende wegen der verschiedenen Perspektiven durchaus spannend geworden, weil ich auch nicht vorausahnen konnte, auf welchem Niveau es jetzt zu einem Ende führt. Für die Liebesgeschichte ist der Bogen auch rund genommen worden. Zumal die beiden ab einem bestimmten Punkt auch schonungslos ehrlich waren. Das war mir wichtig, weil es auch mögliche Verdächtigungen ausgeräumt hat und weil ich auch den Eindruck hatte, jetzt ist es echt und jetzt kann es wirklich losgehen.

Fazit: Der zweite Band zu „One of Six“ kann die Stärke des ersten Teils leider nicht halten. Knackpunkt Eins ist der Einstieg, weil es dort zu lange braucht, wieder die spannende Atmosphäre zu kreieren. Knackpunkt Zwei ist dann der Grund hinter den Taten und wie alles wirklich ideal zusammenpasst. Es ließ sich gut lesen und ich sehe auch am Ende das riesige Potenzial noch, aber es hatte nicht die Energie des ersten Bands.

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Veröffentlicht am 12.02.2024

Puzzle mit nicht passenden Teilen

Was die Sterne dir schenken
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Dani Atkins ist aus meinem Bücherregal einfach nicht mehr wegzudenken. Auch wenn ihre Bücher auf eine Art natürlich einen roten Faden repräsentieren, so ist ihr Umgang mit leicht übernatürlichen Elementen ...

Dani Atkins ist aus meinem Bücherregal einfach nicht mehr wegzudenken. Auch wenn ihre Bücher auf eine Art natürlich einen roten Faden repräsentieren, so ist ihr Umgang mit leicht übernatürlichen Elementen immer das, was mich besonders reizt. Denn was hat sie sich diesmal ausgedacht, welche andere unsichtbare Ebene nimmt sie diesmal in den Fokus? Denn davon ausgehend entwickeln sich höchst unterschiedliche Geschichten.

„Was die Sterne dir schenken“ startet gut, denn der Prolog ist sehr spannend geschrieben und bindet sofort an die Geschichte, indem man gemeinsam mit den Ärzten um Amelias Leben bangt. Danach gibt es einen Sprung zu Lexi und hier wird die Geschichte erstmal etwas zäher, denn dann folgt die klassische Einführung in die Handlung. Viele Infos, viel Hin und Her zwischen Gegenwart und Vergangenheit, aber man saugt alles wie ein Schwamm auf. So kommt dann eins schließlich zum anderen und wir gelangen zu dem Punkt, wo der Klappentext eintritt. Es ist dann auch der Beginn in Bezug auf das Übernatürliche, denn man fragt sich natürlich, wie kann Amelia einen Mann haben, von dem niemand etwas weiß? Ich war sehr gespannt auf mögliche Erklärungen und habe fleißig Theorien entworfen, was für mich immer ein spannender Aspekt ist. Parallel dazu schleichen sich aber immer mehr Aspekte ein, die mich ein wenig gestört haben. Zum einen ist das die Darstellung von Amelia, die mir sehr lange unsympathisch ist. Dabei wäre die Aufgabe wohl eher gewesen, mit ihr mitzufühlen. Dazu wird sie für einen langen Mittelteil auch immer mehr zu Statistin, was ich in der Entscheidung nicht ganz nachvollziehen konnte. Umgekehrt ist aber auch Lexi zunehmend eine Protagonistin, die immer wieder Entscheidungen trifft, wo man etwas mit hadert, weil man nicht ganz weiß, was sie sich eigentlich dabei denkt.

In diese holprigen Baustellen hinein erzählt uns „Was die Sterne dir schenken“ dann eine Liebesgeschichte, die ich gerne viel lieber gemocht hätte. Es war seltsam und ich kann es auch nicht wirklich packen, warum der Funken nicht übergesprungen ist. Sicherlich ist das angesprochene Verhalten von Lexi ein Grund, denn an Nicks Stelle hätte ich sie wohl gar nicht wiedersehen wollen. Aber es wird durchgezogen und dann gleich mit Tempo 200. Man merkt, dass bei der Liebesgeschichte viel Gas gegeben wird, um sie auf ein bestimmtes Niveau zu heben, damit der Rest der Geschichte wirkt. Jedoch ist das natürlich immer risikoreich, weil abseits von Liebe auf den ersten Blick sich natürlich dennoch etwas entwickeln muss, was etwas von Beständigkeit und Verständnis signalisiert. Das ist hier etwas überschlagen worden, obwohl es natürlich sehr süße Momente gab. Mir hat beispielsweise auch gefallen, wie Lexi eine alte Beziehung beendet. Ohne Frage gab es also auch starke Momente.

Wenn der Showdown dann eingeläutet wird, dann kommen die einzelnen Handlungselemente wieder besser zusammen. Einigen Sachen wird sich eher nebenbei entledigt, beispielsweise auch dem übernatürlichen Element, was mich etwas gestört hat, dafür gab es aber eine Überraschung, die alles auf den Kopf gestellt hat. Das wirkte etwas übereilt für die wenigen Seiten, die noch ausstanden, auch wenn es sich in die Geschichte insgesamt logisch eingefügt hat. Weiterhin werden uns dann viele Zeitsprünge geboten, die auch irgendwie verständlich waren, aber etwas Emotionalität genommen haben. Das Ende ist dann sicherlich auf eine Art herausfordernd. Es passt zum Gesamtbild, es macht nachdenklich, man stellt sich unweigerlich auch selbst Fragen. Ich konnte letztlich mit leben, aber vielleicht auch nur so gut, weil ich insgesamt zu sehr eine Geschichte bekommen, wo nicht vieles zusammen passte, da hatte es der Abschluss dann leichter.

Fazit: „Was die Sterne dir schenken“ ist leider nicht eines der stärkeren Werke von Dani Atkins, vielleicht sogar eines der schwächsten. Auch wenn man dank ihres Stils wieder durchpflügt, so ist es auf der Handlungsebene oft enttäuschend. Vieles passte nicht recht zusammen. Die Schwestern sind in einigen Abschnitten drüber und in dem Kontext hat es auch die Liebesgeschichte nicht leicht. Gut zu lesen, aber bringt auch viele Fragen auf.

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Schwächen auf privater Ebene

Tief im Schatten
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Nachdem Viveca Sten im vergangenen Jahr mit „Kalt und still“ eine neue Krimireihe am Polarkreis angefangen hat, war ich schon sehr gespannt, wie es in „Tief im Schatten“ nun weitergeht und ob ich insgesamt ...

Nachdem Viveca Sten im vergangenen Jahr mit „Kalt und still“ eine neue Krimireihe am Polarkreis angefangen hat, war ich schon sehr gespannt, wie es in „Tief im Schatten“ nun weitergeht und ob ich insgesamt eine ähnliche Verbundenheit zu dem Geschehen aufbauen kann, wie es schon in der ersten Reihe rund um Sandhamn der Fall war, selbst wenn es dort einige Aufs und Abs gab.

Gut ist auf jeden Fall, dass Hanna und Daniel nun direkte Kollegen sind und so auch immer eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe möglich ist, wo dennoch jeder seinen Anteil und seine Perspektive hat. In der anderen Reihe von Sten war es doch oft der Fall, dass Nora nur auf einer privaten Ebene beteiligt war, das wurde erst in den späteren Bänden richtig gut. Hier haben wir jetzt aber wirklich einen Kollegenkreis, klar abgegrenzt nach den zentralen Hauptfiguren und größeren Nebenrollen. Die Stilistik erinnert mich sehr an Nele Neuhaus und der gelingt das schließlich auch gut. Positiv kann ich auf jeden Fall sagen, dass „Tief im Schatten“ von Anfang an gut einfängt. Es ist ein brutaler Fall, es gibt Rückblenden zu einer Rebecka, die weiter zurückreichen, aber immer mehr zur Gegenwart aufholen und es gibt noch weitere Perspektiven, wobei manche eher verwirren, manche dagegen zur Lösung des Rätsels beitragen. Es ist auf jeden Fall ein breites Bild, was viel zum Spekulieren einlädt und was mit den sehr kurzen Kapiteln dafür sorgt, dass man immer weiterliest und liest und liest. Das war immer schon Stens Stärke und ich finde es immer wieder toll, dass sie das so abrufen kann.

Dennoch stellt der zweite Teil eher einen Dämpfer für mich da. Das liegt zum einen daran, dass ich auf der privaten Ebene von Hanna und Daniel keine große Weiterentwicklung gesehen habe. Es ist zwischen dem ersten und dem zweiten Teil zwar wirklich wenig Zeit vergangen, was Sten sonst eher anders handhabt, aber trotzdem hätte man andere Schwerpunkte setzen können, bei denen dennoch alte Themen reinfließen. Stattdessen war es wirklich eher das Alte wieder neu aufgewärmt und vor allem bei Daniel auch ohne große Bewegung. Hanna ist immer noch im Haus ihrer Schwester untergekommen, die mit der Familie auch zum Wintersport anreist. Die Schwesternszenen waren hier eindeutig das Beste, denn ansonsten waren die Gedanken über den Ex und die Auseinandersetzung mit der Mutter nicht neu. Aber Hanna hat dank Schwester Lydia einen wichtigen Sieg errungen, der vielleicht hilft, dieses Kapitel ein für allemal abzuhaken. Bei Daniel wiederum stecken wir immer noch mitten in der anstrengenden Elternzeit, was die Beziehung zu Kindsmutter Ida sehr belastet. Dazu sind auch seine Wutprobleme wieder sehr präsent. Idas Kapitel waren stellenweise echt unerträglich für mich und dann war es auch einfach daneben, dass so viel zwischen Hanna und Daniel befeuert wird. Ich habe wahrlich kein Problem mit Liebesgeschichten zwischen Ermittlern, aber ich finde es hier ziemlich aus dem Nichts geholt. Gerade wenn nun nicht viel Zeit vergangen ist, hätte es sich umso mehr angeboten, wenn es einfach langsam und nachvollziehbar aufgebaut wird. Alles in allem hat mich die private Ebene diesmal mehr gefrustet als unterhalten, auch wenn ich Potenzial genug sehe.

Auch der Krimianteil ist nicht ideal gelungen. Auch wenn die Spannung bis zum Ende da war, weil Sten den Fall sehr breit aufgebaut hat und sich so alle Möglichkeiten offen gehalten hat, so war es gleichzeitig auch ein Fluch, denn manche Perspektiven wirkten zwischendurch so unwichtig für den spannenderen Teil rund um Rebecka beispielsweise, dass klar war, sie werden am Ende noch ein Thema. Deswegen war eine Lösung irgendwann doch früh zu erkennen. Aber das fällt eben noch halb so schlimm ins Gewicht, weil es die andere Schwerpunkte gibt. Die Geschichte rund um Rebecka und die Glaubensgemeinschaft war für mich das Highlight und hier hätte zum Showdown auch noch mehr rausgeholt werden können.

Fazit: „Tief im Schatten“ ist einer der schwächeren Krimis von Sten. Das ist so früh in einer neuen Reihe natürlich eher ungünstig, aber ich kenne die Autorin ja und weiß bestens, dass man sie nie aufgeben darf, denn sie ist immer in der Lage, wieder einen rauszuhauen. Hier war der Fall zwar breit aufgefächert, aber in einigen Punkten zu offensichtlich und das Privatleben war mir zu wiederholend und in einer Entwicklung zu überstürzt. Ich drücke die Daumen für einen besseren dritten Band!

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Veröffentlicht am 29.08.2023

Ungewöhnlicher Handlungsverlauf

A Whisper Around Your Name
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„A Whisper Around Your Name“ von Emma Scott ist bereits sieben Jahre alt und wurde nun im Rahmen der Dreamcatcher-Dilogie in Deutschland veröffentlicht. Ich habe inzwischen wirklich schon viele, viele ...

„A Whisper Around Your Name“ von Emma Scott ist bereits sieben Jahre alt und wurde nun im Rahmen der Dreamcatcher-Dilogie in Deutschland veröffentlicht. Ich habe inzwischen wirklich schon viele, viele Bücher von ihr gelesen und wattebäuschige Liebesgeschichten waren noch nie ihr Fall. Dennoch würde ich diesem Buch eine spezielle Note einräumen, denn die Handlung ist auf jeden Fall höchst ungewöhnlich.

Ich hadere öfters schon mal mit den Triggerwarnungen, da sie in der Masse manchmal übertrieben sind. In diesem Buch finde ich die Warnung aber sehr wichtig, denn es ist wirklich ein düsteres und melancholisches Werk. Es war schwer, unbeschwerte Momente des Glücks zu fühlen, denn Jo und Evan haben wirklich traurige Schicksale. Zunächst geht der Roman für New Adult recht typisch los. Jo ist neu in der Stadt und lernt Evan kennen, der als der Freak der Stadt gilt. Es erfolgt ein langsames Annähern, das von allen in der Kleinstadt kritisch beäugt wird. Dennoch ist es kein süßes Annähern, denn man merkt deutlich, dass die beiden Figuren schon genug erlebt haben. Jo hat eine recht harte Attitüde, obwohl man ihr die ganze Zeit anmerkt, dass sie das Herz auf dem richtigen Fleck hat. Dennoch lässt sie an der neuen Schule nicht alles mit sich machen. Sie sucht aus sich heraus Kontakte, sie konfrontiert die Lehrer und mit ihrer Sexualität geht sie sehr offen und selbstbewusst um. Bei ihr hat man wirklich schnell gemerkt, dass das Leben sie geschliffen hat und sie eine gewisse Nachlässigkeit in Bezug auf die Gesellschaft entwickelt hat. Evan ist immer eine gewisse Sanftheit anzumerken, besonders eben seinem jüngsten Adoptivbruder gegenüber und dann Jo. Es ist schön für die beiden, dass sie etwas Besonderes füreinander sind, weil man schnell merkt, dass sie sich gegenseitig heilen können.

Halten wir fest: Bislang ein recht typischer Beginn mit potentiell interessanten Figuren. Dann erfolgt aber ein Bruch nach dem ersten Teil, der diesem Buch eine überraschende Wendung beschert. Zeitsprünge nach einer längeren Trennung sind zwar nicht ungewöhnlich für das Genre, aber die ganzen Inhalte, die deswegen folgten, damit habe ich nicht mal ansatzweise gerechnet und mir fällt es auch jetzt noch schwer, dies richtig einzuordnen. Die größte Herausforderung ist sicherlich für mich die Entwicklung von Evan. Er war wie gesagt immer schon eine sanfte Seele und bei ihm wurde eben angedeutet, dass er übersinnliche Fähigkeiten hat. Das will ich erstmal nicht kritisieren, weil ich es auch nicht für unmöglich halte. Dennoch ist sowas natürlich ein Wagnis und ich hatte den Eindruck, das mit zunehmendem Fortgang der Handlung es Evan mysteriöser und unnahbarer werden ließ. Wäre ich an Jos Stelle gewesen, ich hätte seine ganze Art irgendwann suspekt gefunden. Ich fand, dass Evans Persönlichkeit nicht mehr richtig ausgearbeitet wurde, stattdessen hat er nur noch nach den Bruchstücken seiner Bilder im Kopf gehandelt und das wirkte zunehmend so, als wäre er von einer anderen Macht übernommen worden. Ich habe wirklich kein Gefühl mehr für ihn bekommen, was wenig überraschend dann auch der Liebesgeschichte geschadet hat.

Natürlich finde ich es schön, dass mit einer solchen Geschichte bedingungsloses Vertrauen, innige Liebe und Schicksal miteinander verwoben werden, aber dann muss ich das auch wirklich fühlen können. Jo hat mit Evan die schönste Zeit ihres Lebens gehabt und es ist durchaus verständlich, dass er für etwas steht, wo sie alle Hoffnungen drin setzen kann. Dennoch gab es einige Stellen, wo selbst sie eine gewisse Skepsis hatte, die ich ihr nicht verdenken konnte, denn Evan wirkte wie aus einem anderen Universum. Zum Rest der Handlung fällt es mir nun schwer, meine Gedanken dazu richtig auszuschreiben, denn es wäre wohl ein großer Spoiler. Andeuten kann ich aber, dass ich in New Adult so eine Geschichte noch nie gelesen habe. Das ist erstmal mutig, ja, aber ich habe für mich auch schnell feststellen können, dass es bitte kein Trend werden soll. Es hatte sicherlich etwas, aber nichts, was mich emotional vollkommen abholen konnte.

Fazit: „A Whisper Around Your Name“ ist von Emma Scott schon vor einigen Jahren geschrieben worden. Da sie ohnehin immer recht eigenwillige Wege geht, passt eine solche Geschichte wohl ganz gut zu ihr, aber ich habe mich mit dem Handlungsverlauf sowie Evan als Figur doch schwerer getan, weswegen ich dieses Buch nicht als Highlight bezeichnen kann.

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