Profilbild von Maerchens-Buecherwelt

Maerchens-Buecherwelt

Lesejury Star
offline

Maerchens-Buecherwelt ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Maerchens-Buecherwelt über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2024

feinfühliges, emotionales Buch über Zusammenhalt, Vergebung und Selbstbestimmung

Weil ich an dich glaube – Great and Precious Things
0

Die zunehmende Alzheimererkrankung seines Vaters und dessen Wunsch nach einer DNR-Verfügung, die das Unterlassen einer lebensverlängernden Maßnahme festhält, veranlasst Camden Daniels in seine Heimat Alba ...

Die zunehmende Alzheimererkrankung seines Vaters und dessen Wunsch nach einer DNR-Verfügung, die das Unterlassen einer lebensverlängernden Maßnahme festhält, veranlasst Camden Daniels in seine Heimat Alba zurückzukehren und sich für seinen Dad einzusetzen. Doch die Rückkehr gestaltet sich schwieriger, denn überall ist er als schwarzes Schaf, Raufbold, Bad Boy mit Tattoos und Mörder seines kleinen Bruders verschrien, selbst sein eigener Vater ist davon überzeugt.


Da sein Bruder Xander sämtliche Vollmachten für seinen Dad besitzt, gestaltet sich diese gewünschte Verfügung schwierig. Ebenso wie die Tatsache, dass Camden schon seit Ewigkeiten heimlich in seine Kindheitsfreundin Willow Bradley verliebt ist, diese Gefühle aber aufgrund der Vergangenheit nicht sein dürfen. Doch Willow zeigt ihm, was sie darüber denkt, und unterstützt ihn bei seiner Rückkehr und dem Kampf, um seinen Platz in Alba wiederzufinden…


Nicht nur, dass das Cover mal wieder ein Hingucker ist und ich das Buch auch noch mit dem wunderschönen Farbschnitt erhalten habe, hab ich mich auch in diese Geschichte verliebt. Der Titel passt so gut zu der Handlung, es ist sehr ergreifend, wahnsinnig emotional und zerreißend geschrieben und auch die Charaktere sind ausdrucksstark, authentisch gezeichnet. bei einem so sensiblen Thema, das auf raffinierte und gleichzeitig geniale Art verarbeitet ist.


Mitzuverfolgen, wie jemand unter der Alzheimererkrankung zu leiden hat, mit guten aber auch häufig weniger guten Tagen ist sehr bewegend. Wie soll man mit dem Wunsch eines Menschen umgehen, der sich gegen eine lebensverlängernde Maßnahme ausspricht, wenn man nicht einordnen kann, ob es ein dauerhafter Wunsch ist, oder nur einem hellen Moment entsprungen ist. Camden und sein Bruder Xander haben hierzu unterschiedliche Ansichten, die man beide gut nachvollziehen kann, die Dramatik aber dadurch zunehmend steigt. Zumal Cams Vater ihn zwar bittet, für seine Rechte zu kämpfen, ihn aber gleichzeitig immer wieder von sich stößt.


Die Zerrissenheit Cams nach allem, was er bei seiner Rückkehr erlebt, die Erinnerungen an den Krieg, die Reaktion der Bewohner Albas, die ihm das Leben richtig schwer machen und er so gut wie chancenlos ist und seine versteckten Gefühle für Willow spürt man jede einzelne Sekunde und es hat mich so fertig gemacht, wenn jemand gerne beweisen möchte, dass er nicht der Feind ist, nicht derjenige, für den ihn alle halten und er bis auf einige wenige absolut keine Chance bekommt.


Es gibt so viel zum Nachdenken, so viel, was man aus dieser Geschichte lernen kann, die mir wirklich unter die Haut gegangen ist, denn bei all den Wendungen, Geschehnissen, den Geheimnissen, die an die Oberfläche kommen, hat alles richtig gut zusammengepasst.


Ebenso wie die sanfte, gefühlvolle Liebesgeschichte, die einfach passte, von vielen Kleinigkeiten und Erinnerungen lebte, von Echtheit, Aufrichtigkeit und Freundschaft. Man spürt diese aufgeregten Schmetterlinge im Bauch, eine kleine Intimszene ist allerdings auch enthalten. Die anfänglichen Kraftausdrücke haben mich etwas gestört, aber das verlief sich im Laufe des Buches.


Ein Buch, das über echte Gefühle, Familienzusammenhalt, Vertrauen, Entscheidungen und Selbstbestimmung in medizinischen Angelegenheiten spricht – feinfühlig, aber mit einer passenden Portion Dramatik, Spannung, Twists und Überraschungsmomenten, bei denen auch ein kleines Mädchen eine große Rolle spielt.


Für mich ein schöner Lesegenuss!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.03.2024

Machtmissbrauch im Namen der Kirche - historischer Roman über die Arbeitshäuser

Die Mädchen ohne Namen
0

New York, 1910: Die beiden Schwestern Effie und Luella wachsen wohlbehütet auf dem Familienwohnsitz ihrer Eltern auf. Sie halten zusammen, teilen alles miteinander, doch während Luella hübsch und gesund ...

New York, 1910: Die beiden Schwestern Effie und Luella wachsen wohlbehütet auf dem Familienwohnsitz ihrer Eltern auf. Sie halten zusammen, teilen alles miteinander, doch während Luella hübsch und gesund ist, hat Effie einen schweren Herzfehler und leidet unter blauen Anfällen, die Prognosen der Ärzte haben ihr nur kurze Lebenszeit zugesprochen.

Als die beiden hinter das Geheimnis ihres Vaters kommen und ihn damit konfrontieren, ist Luella eines Tages wie vom Erdboden verschwunden. Aus Angst, der Vater könnte die Drohung wahrgemacht haben, sie in das Haus of Mercy - ein Heim für gefallene Mädchen zu stecken, lässt sich Effie unter falschem Namen dort einweisen, um ihre Schwester zu finden. Doch diese ist gar nicht dort und Effie bleibt eine Gefangene und erlebt Schreckliches – ebenso wie das geheimnisvolle Mädchen Mable…

Es brauchte seine Zeit, in die Geschichte zu kommen. Das lag aber daran, dass ich mit einer völlig anderen Geschichte gerechnet habe und ziemlich überrascht war, wie die Autorin das Thema der berüchtigten Arbeitshäuser der Kirche umsetzt, die dort junge Frauen gequält, gefoltert und misshandelt haben und für deren Tätigkeit Millionen an Geldern verdient haben.

Schonungslos offen wird durch diese Geschichte all den betroffenen Mädchen ein Denkmal gesetzt, die in diesen Häusern Gefangene waren und der Willkür der Nonnen ausgesetzt waren. Mit dieser Erzählung erhalten die vielen unbekannten Frauen Namen und ein Gesicht.

Durch die Sichtweise von Effie, Mable und ihrer Mama wird deren tragische Familiengeschichte aus der Ich-Perspektive geschildert, die mich innerlich sehr aufgewühlt und traurig gemacht hat. Welche Kettenreaktion sowohl ärmliche, verlustreiche Verhältnisse auslösen, ebenso wie das Verhalten von Effies Vater ist so tragisch, hat so viel zerstört und man braucht zwischendurch Pausen, um die Geschichte sacken und die Ängste und die Wut wirken zu lassen, die die Mädchen dadurch auszustehen hatten.

Über ein paar Jargonausdrücke bin ich gestolpert, weil sie irgendwie nicht ganz in die restliche Erzählung passten. Interessant ist hier auch die Begegnung mit Angehörigen der Roma, die in der Nähe lebten und einen gewissen Einfluss aufgrund ihrer Tradition und Anschauungen hatten. Das Einzige, was mich dabei etwas gestört hat, war die Verwendung von Tarotkarten, deren Bedeutung immer mal wieder in der Geschichte vorkam und besonders Einfluss auf Effie hatte.

Insgesamt war es ein eindringlicher, gut recherchierter Roman, der auf ein schockierendes, jedoch unter den Teppich gekehrtes und nicht ernst genommenes aber sensibles Thema aufmerksam macht. Bei dem sich die Kirche massiv des Machtmissbrauchs schuldig gemacht hat, Ängste und das Ausgeliefertsein der Schutzbefohlenen schamlos ausgenutzt und sie auf die schrecklichste Art erniedrigt und denunziert hat.

Das sollte einfach nicht in Vergessenheit geraten und dafür sind solche Aufklärungsromane da. Das ist der Autorin richtig gut gelungen, aber dennoch so, dass es einen nicht überrollt oder zu extrem wirkt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.03.2024

Eine adelige Reitschule während der Habsburger Monarchie

Die Hofreiterin – Der Traum von Freiheit
0

Mehrere Schicksalsschläge tragen dazu bei, dass Irma Rehbergers geliebter Lipizzaner Nevio an die spanische Hofreitschule nach Wien verkauft wird. Da sie sich nicht von ihm trennen kann, begleitet sie ...

Mehrere Schicksalsschläge tragen dazu bei, dass Irma Rehbergers geliebter Lipizzaner Nevio an die spanische Hofreitschule nach Wien verkauft wird. Da sie sich nicht von ihm trennen kann, begleitet sie ihn verkleidet als Pferdeknecht und erhält die Ausbildung als Eleve, denn ihr Talent ist nur allzu offensichtlich. Neid und Missgunst tragen dazu bei, dass ihre Tarnung in Gefahr ist, genauso wie ihre aufkommenden Gefühle für ihren Lehrer Stephan Gowalka…

Mit einer beeindruckenden Geschichte entführt uns die Autorin an die Wiener Hofreitschule zur Zeit von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth Anfang des 19.Jahrhunderts. Da nur Männern eine Ausbildung zum Eleve und Bereiter vorbehalten war und auch die Herkunft eine Rolle spielte, war es für Irma schwer, ihre Rolle zu spielen.

Während man Einblicke in die Abläufe und das Training mit den Pferden erhält, erfährt man in Rückblicken nach und nach mehr über die Umstände, die zum Verkauf dieses lernwilligen, eleganten und edlen Pferdes führten.

Gut recherchiert fühlt man sich als Leser in diese Zeit versetzt, lernt nebenbei viele Sehenswürdigkeiten Wiens kennen, taucht ein in die Welt des Adels und der Hofetikette und begleitet eine tapfere, mutige Frau, die sich zu behaupten weiß.

Die ungewöhnliche Freundschaft zu der Schauspielerin Mizzi Kaspar und ihrer speziellen Verbindung zum Hochadel ist ausschlaggebend für die Entwicklung und den Mut Irmas, um nicht aufzugeben und zu kämpfen.

Eine Welt voller Geheimnisse, Intrigen und Romantik, mit dem Glanz der Habsburger Monarchie und der Eleganz der adeligen Reitschule und einer kleinen Prise Zirkuswelt.

Ich hätte mir stellenweise noch etwas mehr Einblicke in die Reitkünste und Ausbildung gewünscht. Die Örtlichkeit in und um die Reitschule wird zwar beschrieben, sehr ausführlich auch Wien selber mit all den traditionellen Sehenswürdigkeiten, aber es hat mir dieser gewisse Funke gefehlt.

Vielleicht wird das im 2.Teil noch ausführlicher beschrieben, aber für mich war dieser Teil zeitweise etwas nüchtern, trotz aller Schicksalsschläge und Gefühlswirrwarr.

Dennoch eine angenehme Geschichte und wer sich für die Welt der Pferde interessiert, ist hier goldrichtig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.03.2024

Eine mutige Frau kämpft für ihre Träume in einer Welt voller Vorurteile

Die Frauen von New York - Glanz der Freiheit
0

1942,New York: Während nach und nach auch die Männer des beliebten Restaurants Valentinos zum Krieg eingezogen werden, müssen nun die Frauen übernehmen. Die junge Lily Rose arbeitet dort mit Leidenschaft ...

1942,New York: Während nach und nach auch die Männer des beliebten Restaurants Valentinos zum Krieg eingezogen werden, müssen nun die Frauen übernehmen. Die junge Lily Rose arbeitet dort mit Leidenschaft und die Aussicht auf die Stelle als erste Küchenchefin, die bislang ihr geliebter Tom besetzt, bis auch er eingezogen wird. Trotz Lebensmittelrationierungen, Missgunst der verbliebenen Männer und dem Streit mit ihrer Mutter, die für sie als Mädchen aus gutem Hause eine ganz andere Rolle vorgesehen hat, erstellt sie ein spezielles Kriegsrezeptebuch und setzt sich mit Leidenschaft und Talent für das Überleben des Valentinos ein, bis der Krieg endet und die Männer heimkehren, doch von Tom ist keine Spur zu finden…


Zufällig als Hörbuch entdeckt, gefiel mir die Erzählung durch Sabina Godec, die mit ihrer angenehmen und gefühlvollen Stimme durch die Geschichte begleitet hat und all die Verzweiflungen, Verlustmomente und gemischten Gefühle wunderbar rübergebracht hat.



Während Lily mit ihrer Oma eine ganz besondere Verbindung hat, steigert sich das angespannte Verhältnis zu ihrer Mutter immer weiter. Diese plant hinter dem Rücken ihrer Tochter schon Vorbereitungen für eine gute Partie, intrigiert und streut Informationen, die Lily das Leben schwer machen. Ihre Liebe zu Tom muss geheim gehalten werden, weil er für ihre Eltern nicht akzeptabel ist.



Die vielen Schwierigkeiten werden authentisch erzählt und man merkt, wie Lily an ihren Aufgaben wächst und versucht, alle zu integrieren, woraus sich manch schöne Freundschaft entwickelt. So hat sie mich des Öfteren mit ihren Entscheidungen überrascht und wurde mir dadurch immer sympathischer.



Eine kluge, tapfere und entschlossene Frau, die sich in einer festgefahrenen Männerwelt behauptet, aber auf eine bezaubernde Art und Weise, während sie alle versuchen, mit dem, was der Krieg anrichtet, zurecht zu kommen.



Manchmal hätte ich mir noch ein wenig mehr Tiefgang gewünscht, etwas mehr Spannungsaufbau, einiges hat sich dann doch öfter wiederholt und der Schluss war mir insgesamt gesehen zu knapp.


Insgesamt eine nette Geschichte, die man recht zügig weghören und lesen kann und gleichzeitig eine schöne Erinnerung an all die tapferen Frauen, die während des Krieges Tätigkeiten übernehmen mussten, um für gewisse Normalität zu sorgen und die Männer würdig zu vertreten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.03.2024

Eine warmherzige Geschichte über Hoffnungen, Träume und Mut

Hoffnung auf eine glückliche Zukunft
0

Als 13jähriges Mädchen kommt die aufgeweckte, wissbegierige Anna nach Steckborn in die Schweiz, wo sie im Gasthof Krone zu arbeiten beginnt. Mit ihrer fröhlichen, lebensfrohen Art knüpft sie schnell Kontakte, ...

Als 13jähriges Mädchen kommt die aufgeweckte, wissbegierige Anna nach Steckborn in die Schweiz, wo sie im Gasthof Krone zu arbeiten beginnt. Mit ihrer fröhlichen, lebensfrohen Art knüpft sie schnell Kontakte, lernt zügig alle Fertigkeiten und bringt sich gern ein. Dennoch gibt es auch so manche Situationen, die ihr zeigen, wie es jungen Frauen in der von Männer dominierten Welt ergeht und wovor sie sich hüten muss. Auch der erste Weltkrieg geht nicht spurlos an ihnen und auch ihren Familien vorbei.

Als sie ihr Herz an August verliert und sie gemeinsam das Wagnis des heruntergekommenen Gasthauses „Hirschen“ am Ufer des Bodensees eingehen, merken sie, wie viele Hürden sie überwinden müssen. Nicht nur die Wirtschaftskrise, sondern auch Neid und Missgunst machen ihnen das Leben schwer…

Anna durch ihre Jugend bis zu ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter zu verfolgen hat richtig Spaß gemacht. Sie ist nicht auf den Mund gefallen und sagt frei heraus, was sie denkt und fühlt. Aber das auf so eine liebenswerte und sympathische Weise, auch wenn sie oft etwas naiv wirkt. Doch schnell merkt man, was hinter dieser kleinen, aber klugen Person steckt und wie sie für das kämpft, was ihr am Herzen liegt und sich auch für andere einsetzt. Ihr Einfallsreichtum und Raffinesse sorgen dafür, dass sie sich zu einer mutigen Frau entwickelt, die sich trotz aller Anfeindungen nicht unterkriegen lässt und trotz Rückschlägen immer wieder aufsteht.

Sanft und gefühlvoll verbunden mit gut platzierten humorvollen Einlagen erzählt die Autorin die Lebensgeschichte von Anna. Dabei wird man auf eine historische Zeitreise, beginnend in der Schweiz bis zum Bodensee, mitgenommen. Lebensträume verwirklichen, auch wenn man dafür Umwege, Ängste und Sorgen in Kauf nehmen und so manchen Verlust erleben muss.

Interessanterweise gab es Anna samt Familie wirklich, ebenso wie verschiedene Örtlichkeiten, nur die Rahmengeschichte wurde hier und da von der Autorin der Zeit, den damaligen Sitten und Gebräuchen angepasst und nach eigenem Ermessen interpretiert und endet mit einem kleinen Cliffhanger.

Es ist bislang mein erstes Buch der Autorin, aber definitiv nicht mein letztes. Durch die Sprecherin Christiane Marx, die mit ihrer angenehmen Erzählstimme Stimmung und Personen perfekt eingefangen und rübergebracht hat, hatte ich ein richtig schönes Hör- und Leseerlebnis und freue mich schon auf die Fortsetzung des Romans.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere