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Veröffentlicht am 09.10.2020

Ein Leben voller Licht und Schatten

Selbst im Dunkel bist du da
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Der Autor Jack Deere ist im deutschsprachigen Raum kein Unbekannter. Sein wohl bekanntestes Buch ist „Überrascht von der Kraft des Heiligen Geistes“, das erstmals Mitte der 90er Jahre erschien und schnell ...

Der Autor Jack Deere ist im deutschsprachigen Raum kein Unbekannter. Sein wohl bekanntestes Buch ist „Überrascht von der Kraft des Heiligen Geistes“, das erstmals Mitte der 90er Jahre erschien und schnell zu einem Klassiker wurde. In „Selbst im Dunkel bist du da“ erzählt er seine spannende und teils sehr erschütternde Lebensgeschichte.

Ich möchte nicht zu viel vorwegnehmen, aber Jack Deere hat so viel erlebt, dass es für mehrere Leben reichen würde. Licht und Schatten lagen bei ihm tatsächlich oft dicht beieinander. Er erlebte tiefe Abstürze und Schicksalsschläge, aber auch tiefe Berührungen durch die Liebe und Kraft Gottes. Er stammt aus einfachen Verhältnissen, ist aber mit einer außergewöhnlichen Intelligenz und Auffassungsgabe gesegnet, sodass er sich buchstäblich hocharbeiten konnte und mit den Reichen und Mächtigen zu Tisch saß. Doch in dem Streben nach Ansehen und Glück setzte er viel aufs Spiel – und verlor auch viel.

Beim Lesen seiner Biografie hat mich besonders sein trockener Humor begeistert. Er schreibt in einem selbstironischen Ton, der bei christlichen Autoren recht selten ist, und geht mit sich selbst und auch seinen geistlichen Ausbildungsstätten hart ins Gericht. Dabei hinterfragt und benennt er klar, was mehr Schein als Sein war. Nicht alles ist für deutsche Leser nachvollziehbar und wenn man dieses Buch liest, ohne selbst christlich aufgewachsen zu sein, sicher noch weniger. Es ist also in erster Linie ein Buch für Christen, die schon einige Jahre mit Gott unterwegs sind.

Tief berührt hat mich die ausführliche Beschreibung, wie Gott ihm schließlich geholfen hat, seine Kindheitstraumata zu verarbeiten. „Selbst im Dunkel bist du da“ ist in jedem Fall für Leser/innen interessant, die andere als Seelsorger/innen begleiten oder sich gerade mit ihrer eigenen Biografie auseinandersetzen.

Die Übersetzung habe ich an einigen Stellen als etwas holprig empfunden. Teilweise hätte die Handlung (besonders zum Ende hin) etwas gerafft werden können. Insgesamt ließ sich das Buch aber gut lesen.

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Veröffentlicht am 19.04.2020

Provozierend, aber notwendig

Unverschämt schamlos
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Nadia Bolz-Weber polarisiert. Provoziert. Und lädt gleichzeitig zu einem christlichen Glauben ein, der keine Grenzen kennt, der wirklich an die Gnade glaubt und an die Einzigartigkeit und Ebenbildlichkeit ...

Nadia Bolz-Weber polarisiert. Provoziert. Und lädt gleichzeitig zu einem christlichen Glauben ein, der keine Grenzen kennt, der wirklich an die Gnade glaubt und an die Einzigartigkeit und Ebenbildlichkeit jedes Menschen.

In „Unverschämt schamlos“ geht es um die Fehler, die die Kirche (über Konfessionen hinweg) in Bezug auf den Umgang mit Sexualität gemacht hat. Und die Konsequenzen, die das für viele christlich-konservativ aufgewachsene Menschen hatte. Bolz-Weber erzählt haarsträubende, tragische, tragikomische, persönliche Geschichten von Menschen, die sie zu dem Thema befragt hat. Und sie zeigt auf, wie man es besser machen und Menschen im Kontext des Glaubens zu einer befreiten Sexualität verhelfen kann. Der Titel „sexuelle Reformation“ passt also tatsächlich zum Thema. Gleichwohl ist manches noch nicht ausgegoren, aber die Autorin erhebt auch nicht den Anspruch auf Vollständigkeit oder Unfehlbarkeit. Im Gegenteil.

„Unverschämt schamlos“ beschreibt ausnahmslos die USA. Trotzdem lässt sich vieles von dem, was Bolz-Web beschreibt, auf die hiesige Kirchenlandschaft übertragen, wenn auch vielleicht nicht so zugespitzt. Sie hat wirklich etwas zu sagen, selbst wenn man – so wie ich – nicht allem zustimmen kann.

Was ich an ihr und ihren Büchern so mag, ist ihre große Menschenliebe und ihre Liebe zu Jesus. Er ist zweifellos das Zentrum ihrer Theologie. In dem Vorgängerbuch „Unheilige Heilige“ war mir vieles eindeutig zu liberal. Hier findet Bolz-Weber jedoch in fast allen Kapiteln wieder zur Mitte unseres Glaubens zurück.

Auch wenn man aus einem eher konservativen Hintergrund kommt, kann ich dieses Buch wirklich empfehlen, da es einen als mündigen Christen zum Nachdenken über die eigene sexuelle Biografie anregt, und über das, was man seinen Kindern weitergeben möchte.

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Veröffentlicht am 02.12.2019

Tolles Kinderbuch mit Schönheitsfehlern

Theo & Friedrichsen – Honig geht immer
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Die lustigen Geschichten um die zwei Bären-Freunde Theo und Friedrichsen (zwei echte „Nordgewächse“) haben uns sofort begeistert. Ich habe sie mit meinem 5 ½-jährigen Sohn gelesen. Er hatte genau das richtige ...

Die lustigen Geschichten um die zwei Bären-Freunde Theo und Friedrichsen (zwei echte „Nordgewächse“) haben uns sofort begeistert. Ich habe sie mit meinem 5 ½-jährigen Sohn gelesen. Er hatte genau das richtige Alter. Aber auch ältere Kinder haben sicher ihre Freude daran (wie auch die erwachsenen Vorleser). Es geht um Freundschaft, Geburtstagfeiern, Tiere, Gemütlichkeit, Zusammenhalt und vieles mehr. Tolle Themen für jedes Alter.

Leider fehlt ein Inhaltsverzeichnis (das wäre mal ein Tipp für den Nachdruck, den ich diesem Buch wirklich gönne). Enthalten sind insgesamt 8 Geschichten. Unsere Favoriten waren: „Theo und Friedrichsen und das gemeine Faulfieber“, „… und die fiesen Zungenbrecher“. Die Geschichte „… auf Monsterjagd“ können wir übrigens bedenkenlos auch zartbesaiteten Kindern empfehlen, da von Anfang an klar ist, dass das „Monster“ eine Maus ist.

Die Zeichnungen von Yayo Kawamura passten sehr gut zum Text; es waren aber – wie leider so oft bei Kinderbüchern – gefühlt zu wenig. Für jüngere Kinder ist meiner Meinung nach besser, wenn wirklich auf jeder Doppelseite mindestens (!) ein Bild zu sehen ist. Hier gab es auch öfter mal welche ganz ohne.

Was man wissen sollte: Will man die Geschichten vorlesen, muss man sich Zeit dafür nehmen. Wir haben durchschnittlich 20 Minuten für eine Geschichte gebraucht – und ich bin keine langsame Vorleserin.

Die Wintergeschichte „Theo und Friedrichsen backen Kekse“ ist die einzige, die mich als Mama nicht überzeugt hat, denn: Freunde belügen wird hier als etwas Lustiges dargestellt. Da ich andere Werte vertrete, würde ich diese Geschichte meinem Jungen nicht mehr vorlesen.

Insgesamt ist es aber ein tolles Buch und ich hoffe, dass es noch weitere Bände von Theo und Friedrichsen geben wird.

Veröffentlicht am 17.03.2024

Schöne Idee, aber die Umsetzung fand ich zu simpel

Jeder hat mal einen schlechten Tag!
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Der Titel und das Cover dieses Bilderbuchs haben mich sofort angesprochen. Denn: Wer hat nicht mal einen schlechten Tag? Letztlich konnte mich die Umsetzung aber nicht überzeugen.

Alles dreht sich um ...

Der Titel und das Cover dieses Bilderbuchs haben mich sofort angesprochen. Denn: Wer hat nicht mal einen schlechten Tag? Letztlich konnte mich die Umsetzung aber nicht überzeugen.

Alles dreht sich um Enno, die Ente. Zu Beginn des Buchs ist er die perfekte Ente – höflich, freundlich, nett, geduldig, ein guter Freund. Also eigentlich eine „Über-Ente“. Doch dann steht Enno eines Morgens mit dem falschen Fuß aus dem Bett auf. Da er sich weder nett, noch lieb, noch hilfsbereit fühlt, verhält er sich auch nicht so. Er knallt Türen, quakt die Katze an, ignoriert seine Freunde, drängelt, ist unhöflich und gemein. Seine Freund fragen sich, was los ist und beschließen dann, zu ihm so nett zu sein, wie er sonst immer zu ihnen ist. Sie schweigen, spielen und weinen mit, sie laden ihn ein und machen es ihm bequem. Am Ende ist er durch diese freundliche Behandlung wieder ganz der Alte – lieb, nett, hilfsbereit – und lädt alle zum Essen ein.

Die Bilder des Buches sind toll, keine Frage. Und auch die Übersetzung ins Deutsche ist gelungen. Doch ich hatte den Eindruck, dass die Botschaft von „Jeder hat mal einen schlechten Tag“ zu kurz greift. Denn nicht jeder braucht das Gleiche, wenn er einen schlechten Tag hat. Manchmal möchte man einfach nur in Ruhe gelassen werden. Und ist es wirklich erstrebenswert, immer „lieb, nett und hilfsbereit“ zu sein? Ich konnte mich einfach mit dieser „Über-Ente“ Enno nicht anfreunden – denn was wäre gewesen, wenn sie länger einen schlechten Tag gehabt hätte? Vielleicht eine Woche? Oder noch länger? Wäre sie anschließend immer noch „ganz der Alte“ gewesen oder hätten seine Freunde sich weiterhin so verhalten?

In diesen Zeiten, wo viele Kinder und Erwachsene an psychischen Erkrankungen leider, greifen die Botschaften dieses Buches meines Erachtens leider zu kurz. Vielleicht interpretiere ich als Erwachsene dazu viel hinein, aber ich kann „Jeder hat mal einen schlechten Tag“ daher nur bedingt empfehlen.

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Veröffentlicht am 11.01.2024

Leider nur Mittelfeld

100 Glühwürmchenmomente
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Bei diesem Andachtsbuch für Kinder zwischen 4 und 8 Jahren fällt mein Urteil gemischt aus.

Zuerst die Pluspunkte:
- Die Illustrationen sind wirklich süß und passen gut zum jeweiligen Text.
- Die einzelnen ...

Bei diesem Andachtsbuch für Kinder zwischen 4 und 8 Jahren fällt mein Urteil gemischt aus.

Zuerst die Pluspunkte:
- Die Illustrationen sind wirklich süß und passen gut zum jeweiligen Text.
- Die einzelnen Andachten haben mit einer Doppelseite genau die richtige Länge für einen kurzen Impuls vor dem Einschlafen.
- Die Themen oder vielmehr „Aufhänger“ für die Andachten sind vielfältig und passen zur Lebenswelt von Kindergarten- und Grundschulkindern.
- Das Buch hat ein schönes Format und bietet gleichzeitig mit 100 Andachten Stoff zum Vorlesen für über ein Vierteljahr.

Nun die Minuspunkte:
- Manche Andachten sind eher eltern- statt kindorientiert. Bei dem Handlungsimpuls am Ende jeder Andacht kommt öfter mal etwas vor, wo es darum geht, den Eltern oder Großeltern etwas Gutes zu tun. Mal finde ich das ok, aber insgesamt fand ich es doch etwas zu viel.
- Viele Andachten sind handlungsorientiert. Vergeben, Teilen, nicht lügen … - alles gute Sachen. Aber sensible Kinder werden dadurch eher unter Druck gesetzt, insbesondere vor dem Einschlafen. Andachten über Gottes Liebe gibt es zwar auch, aber mir hat der Mix nicht zugesagt.
- Die Bibelverse zu den Andachten sind alle frei formuliert, obwohl das eigentlich nicht nötig wäre.
- Die Hinleitung zu den Themen ist sehr kurz, was sicher auch dem Platz geschuldet ist.

Fazit: Ich bevorzuge Andachtsbücher, die näher an der Lebenswelt der Kinder sind und richtige Geschichten enthalten. Im Vergleich mit anderen für dieselbe Zielgruppe landen die „Glühwürmchenmomente“ leider nur im Mittelfeld.

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