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Veröffentlicht am 19.05.2024

Seichte Sommerlektüre

Sommerschwestern
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Vier erwachsene Schwestern bekommen von ihrer Mutter eine rätselhafte Einladung nach Holland. Hier waren sie seit zwanzig Jahren nicht, seit dem Sommer, in dem ihr Vater tödlich verunglückte.
Mit gemischten ...

Vier erwachsene Schwestern bekommen von ihrer Mutter eine rätselhafte Einladung nach Holland. Hier waren sie seit zwanzig Jahren nicht, seit dem Sommer, in dem ihr Vater tödlich verunglückte.
Mit gemischten Gefühlen reisen die Schwestern an, neugierig und besorgt, aus welchem geheimnisvollen Grund die Mutter sie an den Ort ihrer Kindheit bestellt hat.

Monika Peetz' "Sommerschwestern" ist eine eher seichte Sommerlektüre. Wir erfahren die Geschichte hauptsächlich aus Yellas Sicht, die zweitjüngste der vier Schwestern und selbst Mutter von zwei kleinen Söhnen.
Sie ist auch am nahbarsten, denn die anderen Protagonistinnen sind sehr übertrieben dargestellt. Peetz wird auf den knapp 300 Seiten nicht müde, direkt zu schreiben, wie extrovertiert und wunderschön die älteste Schwester Doro ist, wie empathisch und rastlos Amelie und wie strukturiert und ordnungsliebend Helen. Damit auch die letzten Leser*innen begreifen, wie unterschiedlich die Charaktere sind. Dies empfand ich als sehr anstrengend.
Dafür spart die Autorin daran, etwas in die Tiefe der Figuren abzutauchen. Am Ende wird zwar alles so einigermaßen abgeschlossen, warum die Schwestern sich so verhalten, wie sie es tun, wird aber nicht deutlich.

Dafür haben mir die Beschreibungen Hollands sehr gefallen, gespickt mit niederländischen Ausdrücken und Eigenarten kommt schnell ein Urlaubsgefühl hoch und es fühlt sich an, als sei man selbst schon an diesem Ort gewesen.

"Sommerschwestern" ist also eine leichte Urlaubslektüre mit holländischem Flair, viel mehr aber auch nicht. Auch wenn Familiengeschichten mich eigentlich immer kriegen, hat mir hier einfach die Tiefe gefehlt.

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Veröffentlicht am 20.03.2024

Überzeugt auf schriftstellerischer Ebene

Der Duft von Schokolade
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Wien, 1881: Der ehemalige Leutnant August Liebeskind hat eine außergewöhnliche Begabung: den absoluten Geruchssinn.
Als er in einem Café sitzt, nimmt er einen ganz besonderen Duft wahr: den der selbstbewussten ...

Wien, 1881: Der ehemalige Leutnant August Liebeskind hat eine außergewöhnliche Begabung: den absoluten Geruchssinn.
Als er in einem Café sitzt, nimmt er einen ganz besonderen Duft wahr: den der selbstbewussten und unkonventionellen Elena Pallfy.
Es beginnt eine Liebesgeschichte, deren Verlauf von Elenas Geheimnissen bestimmt wird.

Ewald Arenz besticht auch in diesem Buch wieder durch seinen wunderbaren Schreibstil. Der Epoche angepasst, verzaubert er seine Leser*innen mit seinem einzigartigen Umgang mit Worten.

Leider konnte mich die Geschichte diesmal nicht wirklich mitnehmen.
Augusts Geruchssinn ist zwar auf den ersten Blick interessant, als er dann aber Zukunftsvisionen anhand der Düfte bekommt, wurde es mir etwas zu viel. Dass er seine Begabung benutzt, um Pralinès herzustellen und Elena zu umwerben, fand ich hingegen sehr charmant.
Aus Elena wurde ich auch nicht richtig schlau. Mich hat dieses Hin und Her mit August gestört, dass sie nicht einfach mit offenen Karten gespielt hat, fand ich eher anstrengend als faszinierend.
Ich muss aber gestehen, dass reine Liebesgeschichten auch nicht unbedingt mein bevorzugtes Genre sind.

Bemerkenswert fand ich, wie grandios Arenz die vielen verschiedenen Aromen in Worte gefasst hat, ohne sich ständig zu wiederholen.
Den gesamten Teil mit der Zuckerbäckerei und der Herstellung des Konfekts mochte ich auch sehr gerne.
Darüber hinaus gibt es einige spannende Parallelen zu tatsächlichen historischen Ereignissen, wie z.B. dem Ringtheaterbrand.

Insgesamt konnte Arenz mich also wieder einmal durch sein schriftstellerisches Können beeindrucken, die Geschichte an sich mich aber diesmal leider nicht überzeugen. Wer Liebesgeschichten vor historischem Hintergrund mag, wird sicherlich mehr Freude daran haben.

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Leider sehr flache Story

Das siebte Mädchen
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Für die zwölfjährige Chloe bricht eine Welt zusammen, als ihr Vater zum Mord an sechs Mädchen verurteilt wird.
Zwanzig Jahre später ist sie promovierte Psychologin und hat immer noch Schwierigkeiten damit, ...

Für die zwölfjährige Chloe bricht eine Welt zusammen, als ihr Vater zum Mord an sechs Mädchen verurteilt wird.
Zwanzig Jahre später ist sie promovierte Psychologin und hat immer noch Schwierigkeiten damit, Vertrauen zu fassen. Als plötzlich eine ihrer Klientinnen verschwindet und tot aufgefunden wird, muss sie sich die Frage stellen, ob ein Nachahmungstäter sein Unwesen treibt. Oder ist ihr Vater unschuldig inhaftiert und der wahre Mörder immer noch auf freiem Fuße?

"Das siebte Mädchen" ist Stacy Willinghams Debutroman. Nachdem ich viele positive Rezensionen gelesen hatte, landete das Buch direkt auf meiner Wunschliste. Fand ich doch die Perspektive so spannend, aus der die Geschichte geschildert wird und die zeigt, dass für die Familie des Täters oft genauso eine Welt zusammenbricht wie für die Angehörigen des Opfers.

Leider hat mich der Thriller sehr enttäuscht. Ich fand von Anfang an sehr eindeutig, wer der Täter ist, jede falsch gelegte Fährte kam mir so offensichtlich falsch vor und die Protagonistin Chloe ging mir ehrlich gesagt sehr auf die Nerven. Oft sind ihre Gedanken und Handlungen nicht wirklich nachvollziehbar.
Die ganze Story ist sehr flach, konstruiert und zieht sich ziemlich in die Länge und auch den Charakteren fehlte es an Tiefe.
Der Schreibstil ist zwar flüssig, aber ebenso anspruchslos.

Insgesamt kam für mich also kaum Spannung auf und obwohl ich nichts gegen ruhigere Thriller habe, kann ich hier nur ⭐️2,5/5⭐️ geben.

Die Hörbuchinszenierung von Julia Nachtmann hat mir allerdings gut gefallen und dafür gesorgt, dass ich am Ball bleibe. Sie vermittelt gerade Szenen mit viel wörtlicher Rede sehr lebendig.

aus dem Englischen übersetzt von Alice Jakubeit.

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Veröffentlicht am 18.01.2024

Interessant, aber oft ohne Kontext

Madly, Deeply
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Mit "Madly, Deeply" gibt Alan Taylor Auszüge aus Alan Rickmans Tagebüchern zwischen 1993 und 2015 heraus.
Dabei handelt es sich jedoch mehr um einen Terminkalender bzw. Notizen mit seiner Meinung über ...

Mit "Madly, Deeply" gibt Alan Taylor Auszüge aus Alan Rickmans Tagebüchern zwischen 1993 und 2015 heraus.
Dabei handelt es sich jedoch mehr um einen Terminkalender bzw. Notizen mit seiner Meinung über Filme/ Theaterstücke/ Schauspielkolleg*innen etc.
Oft hätte ich mir hierbei mehr Kontext oder eine kleine Einleitung vom Herausgeber gewünscht, denn ich habe häufig den Überblick verloren, wo der Schauspieler sich gerade befindet oder um welche Dreharbeiten es sich handelt.
Ich empfehle das Buch allen, die Interesse an der Person Alan Rickman selbst haben. Anhand seiner Tagebucheinträge wirkt er sehr sympathisch, humorvoll und klug. Bemerkenswert finde ich, wie respektvoll er stets über andere schrieb und über die Jahre hinweg auch nur liebevoll über seine Frau berichtete.
Wer sich viele neue Hintergrundinfos zu Dreharbeiten, z.B. den "Harry Potter"-Filmen, erhofft, der wird wohl enttäuscht werden. Es fallen nur einige kurze Worte darüber und das sind - wie bereits erwähnt - eher Termine, wann er zum Set musste usw.
Dennoch gibt das Buch einen guten Einblick in das Leben des Schauspielers, dieses wirkt nicht nur glamourös, sondern auch sehr anstrengend.
Insgesamt ist es also eher ein Werk für Fans, die schon grob wissen, wie Rickmans Leben verlief und welche Filme er gedreht hat.

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Interessante Dystopie mit einigen Längen

Hysteria
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Dem hypersensiblen Bergheim fällt auf einem Wochenmarkt auf, dass die Himbeeren eine merkwürdige Färbung haben. Außerdem verhält sich das Kalb auf der Weide seltsam.
Also stellt er Nachforschungen an und ...

Dem hypersensiblen Bergheim fällt auf einem Wochenmarkt auf, dass die Himbeeren eine merkwürdige Färbung haben. Außerdem verhält sich das Kalb auf der Weide seltsam.
Also stellt er Nachforschungen an und gelangt ins Kulinarische Institut, wo er auf ein beunruhigendes Experiment stößt ...

Eckhart Nickel beschreibt in seinem Debütroman "Hysteria" ein dystopisches Szenario, in dem ein Einzelgänger entdeckt, dass die Natur immer mehr durch Künstlichkeit ersetzt wird.
Dabei ist das Buch eine Aneinanderreihung von wirren und hysterischen Gedanken des Protagonisten, von denen man bis zum Schluss nicht weiß, ob man ihnen Glauben schenken darf oder nicht. Unterdessen verlieren sich diese oft in vielen Details und Abschweifungen von der eigentlichen Handlung. Etwa die Hälfte des Romans wird durch Erinnerungen an die Studienzeit gefüllt.

Insgesamt begeistert Nickel auch in diesem Roman durch einen sehr anspruchsvollen und ästhetischen Schreibstil, der zwar oft gekünstelt wirkt, aber genau dadurch gut zum Thema passt.
Die vielen Abschweifungen haben mich allerdings etwas gestört, vor allem die zweite Hälfte des Buches hat sich meiner Meinung nach ziemlich gezogen.
Trotzdem fand ich das Grundthema und die Gedankenanstöße sehr interessant.

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