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Veröffentlicht am 30.03.2024

Das hässliche Antlitz der Sklaverei

James
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Der Sklave Jim lebt mit seiner Frau Sadie und Tochter Lizzie in Hannibal. Er versucht, nicht aufzufallen. Dazu stellt er sich dumm und benutzt einen besonderen, unter Sklaven gebräuchlichen Slang. Heimlich ...

Der Sklave Jim lebt mit seiner Frau Sadie und Tochter Lizzie in Hannibal. Er versucht, nicht aufzufallen. Dazu stellt er sich dumm und benutzt einen besonderen, unter Sklaven gebräuchlichen Slang. Heimlich liest er Kierkegaard. Er kann schreiben und macht sich seine Gedanken über die Welt. Als er erfährt, dass er verkauft werden soll, flieht er. Huckleberry Finn hat seinen Tod vorgetäuscht, um sich vor seinem gewalttätigen Vater zu schützen. Man hält Jim für den Mörder. Gemeinsam beginnen die beiden ihre abenteuerliche Flucht auf dem Mississippi, die bereits von Mark Twain unterhaltsam erzählt wurde. Nur kommt dieses Mal Jim zu Wort und gibt uns durch seine Erlebnisse eine vage Vorstellung davon, was Sklaverei, was Rassismus für die Betroffenen bedeutet.

Schon auf den ersten Seiten straft Jim die gängigen Vorstellungen von Sklaven Lügen. Er ist intelligent, hat einen guten Wissenstand und spricht ein gepflegtes Englisch. Damit ist er seinen weißen Eigentümern haushoch überlegen. Ein Lichtblick auf der Flucht, ist für mich die wachsende Freundschaft zwischen Huck und Jim. Huck betrachtet Jim als seinen Freund und versucht ihn vor Fremden so gut es geht zu schützen. Da er ein Kind ist mit wenig Erfolg. Jim hingegen fühlt sich für Huck verantwortlich. Die Gefahren, die den beiden drohen, gehen fast ausschließlich von Weißen aus, die Jim als Ware betrachten, mit der sich Geld machen lässt. Jim wird geschlagen, fast erschossen und muss erleben, wie Schwarze, die ihm helfen, dafür auf furchtbare Weise bestraft werden.

Ist Jim zu Beginn darauf bedacht, unsichtbar zu sein und möglichst weit von seinem Heimatort Hannibal wegzukommen, ändert sich seine Haltung hin zu aktivem Widerstand. Der gewaltsame Tod eines Aufsehers ist ein Akt der Befreiung in jeder Hinsicht. Ich habe diese Tat begrüßt, denn sie war für mich kein Akt der Selbstjustiz, sondern berechtigter Widerstand gegen ein unmenschliches System.

Das Buch hat mich tief berührt. Die emotionslose Sprache , die sachliche Schilderung der Ereignisse stand im ständigen Gegensatz zu den berichteten Grausamkeiten. Das machte für mich die Lektüre noch eindringlicher. In meinen Augen ein lesenswertes Buch , aber keine leichte Kost, denn es zeigt die tatsächliche Situation der damaligen Sklaven ohne romantische Verklärung. Dabei gibt es auch heitere Momente, mit denen man nicht rechnet und die die Stimmung zeitweise aufhellen.

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Kein Licht am Ende des Tunnels

Neue Wirklichkeit
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Die Mitglieder der Geisterjägergruppe Hunters sind nicht nur beruflich verbunden. Riley ist die Schwester von Ayden. Jo und Parker sind ein Paar und die besten Freunde der Geschwister. Zusammen mit Aydens ...

Die Mitglieder der Geisterjägergruppe Hunters sind nicht nur beruflich verbunden. Riley ist die Schwester von Ayden. Jo und Parker sind ein Paar und die besten Freunde der Geschwister. Zusammen mit Aydens vierjährigen Sohn Henry bilden sie eine Wahlfamilie. Alle verfügen über paranormale Fähigkeiten, die bei der Geisterjagd von hohem Nutzen sind.

Nach einer Katastrophe biblischen Ausmaßes zieht die Familie nach Aberdeen, um dort neu anzufangen. Das beginnt mit neuer Kleidung, Gegenständen des täglichen Lebens, eine neue Wohnung und endet mit einer neuen Arbeitsstelle. Da erweist es sich als Glücksfall, dass sie Will kennenlernen, der ihnen zu einem Job beim Militär verhilft. In dessen Auftrag sollen sie ein Areal von Geistern säubern. Was sie dort antreffen, übertrifft ihre kühnsten Vorstellungen und muss vor der Bevölkerung unbedingt geheim gehalten werden.

Ich mochte bereits die Serials der Autorin über die Totenbändiger und komme zu dem Urteil, dass dieses Buch noch um einiges besser ist. Da es sich um einen Roman handelt, gibt es der Autorin mehr Raum, die Personen und die Handlung langsamer und dadurch eingänglicher zu entwickeln. Ich konnte dadurch mehr in das Leben der Gruppe eintauchen und mich ihnen zugehörig fühlen. Der Spannungsbogen wird immer wieder durch alltägliche Ereignisse rund um die Familie gedehnt. Das hat mir gut gefallen , da diese Szenen zum Teil sehr berührend, aber auch witzig sind. Dabei verstärkt sich meine Nervosität, denn mir ist bewusst, dass es mit der Ruhe jederzeit vorbei sein kann. Die Kämpfe gegen die Geister intensivieren sich mit jedem Einsatz und sind bedeutend härter und gefährlicher, als ich es bisher von der Autorin gewohnt war. Mir hat es sehr gut gefallen.

Meine Lieblingsfigur neben den erwachsenen Mitgliedern der Gruppe war eindeutig Henry, der mit seiner offenen, kindlichen Art für viele schöne Momente sorgt. Sein Vater Ayden hat in meinen Augen die größten Geheimnisse, die auch mit Henrys Geburt zu tun haben könnten. Auf jeden Fall sind sie ein gelungener Cliffhänger für den 2. Band neben der herausfordernden Aufgaben, die sich für die Gruppe andeuten. Für mich ein überzeugender, fesselnder Roman, der mit realem Schrecken und paranormalen Ereignissen den Leser in Atem hält.

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Sündenpfuhl Essing

Mordsbräute
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Mary ist dabei ihr Leben nach dem Ausscheiden aus dem Polizeidienst neu zu ordnen. Nun steht erstmal ein freudiges Familienereignis an. Ihr Sohn Quirin wird heiraten. Die Trauung ist der Beginn für neue ...

Mary ist dabei ihr Leben nach dem Ausscheiden aus dem Polizeidienst neu zu ordnen. Nun steht erstmal ein freudiges Familienereignis an. Ihr Sohn Quirin wird heiraten. Die Trauung ist der Beginn für neue Ermittlungsaktivitäten für Mary, denn im Trauzimmer liegt ein Toter. Schnell ist der Täter ausgemacht. Swetlana sollte das Trauzimmer herrichten und ist seitdem verschwunden. Marys Neugierde ist geweckt. Schließlich ist sie persönlich betroffen. Was sie nach und nach über Swetlana und die Gründe, warum sie in Essing ist, erfährt, zeigt mal wieder, die Sünde wohnt nicht nur in der Stadt. Gleichzeitig führt eine Kampagne gegen die Bewohnerinnen des Steiniger-Hofes, die zu viel Männerbesuche erhalten, zu einem ernsthaften Zerwürfnis zwischen Opa und seiner Lebensgefährtin Rita. Eine Sorge mehr für Mary. Durch ihre Nachforschungen trifft sie wieder auf ihren Ex-Kollegen Erdem, der noch genauso machomäßig und kleinkariert unterwegs ist wie zu Marys aktiver Zeit. Da ist der neue Oberkommissar schon bedeutend charmanter und bringt Marys Herz ins Stolpern, was von ihrem Mann Tony nicht unbemerkt bleibt. Zum Glück kann Mary zusammen mit ihrem alten Kollegen Bär den Fall lösen und eine Idee wird geboren, die nicht nur Mary, sondern auch mir als Leser sehr gut gefällt.

Die Bücher der Autorin sind jedes Mal ein Garant für richtig gute Unterhaltung. Ich finde die Mischung aus familiären Ereignissen und Marys Umtriebe als kriminalistische Spürnase sehr gelungen. Im aktuellen Fall bekommt die biedere Fassade des Dorfes bedenkliche Risse, was mir wiederum einige Lacher beschert. Ein weiterer Pluspunkt ist für mich, dass Marys Familie trotz gelegentlichem Mordsgeschrei, wenn es darauf ankommt, zusammenhält. Wer sich immer mehr zu einem unliebsamen Zeitgenossen entwickelt, ist Erdem. Wie er Mary bei jeder Zusammenkunft beleidigt und versucht, klein zu machen, spricht eindeutig nicht für ihn. Wer dagegen zu meiner Freude ein Comeback erfährt, ist der Bär , Marys Ex-Kollege . Ich mag seine behäbige und grantige Art. Er ist aber immer zur Stelle, wenn Mary ihn braucht.

Ich finde den Krimi wieder sehr unterhaltsam und freue mich auf neue erfolgreiche Ermittlungen.

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Veröffentlicht am 22.03.2024

Mord auf der Schwäbischen Alb

Viel Tod um nichts
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Nach schweren Schicksalsschlägen und dem Austritt aus dem Polizeidienst ist Surendra Sinha auf der Suche nach einem neuen Platz im Leben. Da bekommt er in Indien einen Anruf von seinem alten Freund und ...

Nach schweren Schicksalsschlägen und dem Austritt aus dem Polizeidienst ist Surendra Sinha auf der Suche nach einem neuen Platz im Leben. Da bekommt er in Indien einen Anruf von seinem alten Freund und Mentor Hasemann, er solle sofort nach Reutlingen kommen. Als Surendra dort eintrifft, will er voll Ärger sofort wieder abreisen, lässt sich dann aber zu einem besonderen Einsatz überreden, weil er schlichtweg nichts besseres vorhat. Er soll Undercover beim Naturtheater Hayingen einen alten Mordfall aufklären und einen neuen angekündigten verhindern. Dazu soll er im Theaterstück die Rolle des letzten Opfers übernehmen.

Die Ensemblemitglieder eint die Liebe zur Schauspielkunst, aber ansonsten brodelt es gewaltig. Eifersucht, Neid und Homophobie führen immer wieder zu Auseinandersetzungen, die den Erfolg des Theaters gefährden. Nach und nach sucht Surendra das Gespräch mit möglichen Verdächtigen. Geschickt bringt er sie dazu, ihm mehr zu erzählen, als sie ursprünglich wollten. Zu Beginn hilft es eher weniger. Die Zahl der Verdächtigen wächst weiter. Mögliche Motive und Vermutungen schießen ins Kraut. Und die Zeit drängt, denn der Täter hat angedroht, erneut bei der Premiere zuzuschlagen. Der Tag der Permiere kommt und bietet den Zuschauern ein Schauspiel, das sie so schnell nicht vergessen werden.

Ich mag die Krimireihe mit Surendra sehr. Die Fälle sind immer spannend und zu Beginn sehr verwirrend. Da die Autorin die Handlung gut strukturiert, ist die Auflösung am Schluss jedes Mal logisch und überzeugend. Dies ist auch hier der Fall . Gut gefällt mir zudem,. dass durch Surendras indische Wurzeln auch Dinge aus seiner Heimat Eingang in die Handlung finden . Die Spannung ergibt sich für mich durch die vielen Befragungen, die es auch mir ermöglichen, mit zu ermitteln, eigene Theorien aufzustellen und zusammen mit Surendra zu überprüfen. Auch kommt das Lokalkolorit nicht zu kurz. Vielleicht sollte ich mal einen Ausflug auf die Schwäbische Alb planen. Nach den anschaulichen Beschreibungen und Surendras Begeisterung, scheint sich eine Reise zu lohnen. Auch die Einblicke in die Arbeit des Naturtheaters verbunden mit dem Engagement der Laiendarsteller legen einen lohnenden Theaterbesuch nahe. Dreh-und Angelpunkt bleibt aber Surendra, der mit seiner leisen Art, die Fälle löst und dabei große Empathie für seine Mitmenschen zeigt, sowohl für die Opfer als auch die Täter. Damit hat er sich definitiv in mein Herz geschlichen.

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Veröffentlicht am 21.03.2024

Gelungener Start einer neuen Krimireihe

Tödlicher Duft
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Sentir, der Star des Parfümherstellers Fragonard in Grasse, schwimmt tot in einem Bottich mit roten Kamelien. Unfall, Selbstmord oder Mord ? Die Klärung der Todesumstände von Sentir bringen Kommissar Campanard ...

Sentir, der Star des Parfümherstellers Fragonard in Grasse, schwimmt tot in einem Bottich mit roten Kamelien. Unfall, Selbstmord oder Mord ? Die Klärung der Todesumstände von Sentir bringen Kommissar Campanard um das Vergnügen, seinen Lavendelgarten zu genießen. Der Fall ist knifflig. Schließlich ist Grasse berühmt für seine Parfümherstellung und nicht für spektakuläre verbrechen und Sentir war der schillernde Star der Branche. Die einen hielten ihn für ein Genie, die anderen für überbewertet.

Unterstützung erhält Campanard von seinem Mitarbeiter Olivier und der Polizeipsychologin Linda Delacours aus Paris. Sie soll Undercover bei Fragonard ermitteln. Das ist ein guter Schachzug. Zum einen erfährt Linda manches, was man der Polizei nicht erzählt hat, zum anderen bekomme ich als Leser dadurch interessante Einblicke in die Parfümherstellung.

Das Ermittlertrio ist nicht unumstritten, denn alle drei haben ihr persönliches Päckchen zu tragen, das sich möglicherweise auf den Erfolg der Untersuchung negativ auswirkt. Was das Trio auf jeden Fall hat, sind ungewöhnliche Ermittlungsmethoden, die für zusätzliche Spannung sorgen. Für mich war auch schön zu sehen, wie aus drei Fremden eine verschworene Gemeinschaft wird.

Verdächtige gibt es genug, denn das Opfer war nicht unbedingt ein Sympathieträger - selbstherrlich, egozentrisch und stets um Aufmerksamkeit bemüht. Die Zeugenbefragung beschert mir ein persönliches Highlight, als Campanard in Hercule-Poirot -Manier einen der Hauptverdächtigen vernimmt. Sentirs Hauptkonkurrent ist Duchapin, der mir nicht weniger unsympathisch war als das Opfer. Er lässt keine Meinung gelten außer der eigenen und liebt es, andere bloß zu stellen.

Gegen Ende läuft die Spannung auf ihren Höhepunkt zu. Der Mörder ist bereit, jeden zu töten, der ihm gefährlich werden kann oder der nicht mehr von Nutzen für ihn ist. Dabei gerät Linda in den Fokus. Als ich schon dachte, ich müsste Abschied von ihr nehmen, gelingt ihre Rettung in letzter Sekunde. Die Person des Täters hat mich überrascht. Die Motivation und Vorgehensweise werden in meinen Augen überzeugend dargelegt. Mitleid oder Verständnis konnte ich dennoch nicht empfinden.

Der Krimi bietet für mich spannende Unterhaltung, interessante Einblicke in die Welt der Düfte, wunderschöne bildhafte Beschreibungen von Grasse und seiner Umgebung und nicht zuletzt ein sympathisches und überzeugendes Ermittlergespann.

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