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Veröffentlicht am 04.11.2018

Slapstick pur

Wie Madame Hortense eine Million fand und damit verschwand
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Der Dryas-Verlag veröffentlichte im September diesen französischen Krimi von Ricardo Salvador. Der Namen des Autors hört sich so gar nicht französisch an, er soll aber Franzose sein - auch sein Krimi spielt ...

Der Dryas-Verlag veröffentlichte im September diesen französischen Krimi von Ricardo Salvador. Der Namen des Autors hört sich so gar nicht französisch an, er soll aber Franzose sein - auch sein Krimi spielt sich in Frankreich ab.

Der Klappentext lässt auf einen witzigen Krimi schliessen, denn wer gibt sich schon mit Crêpes essen zufrieden, wenn er plötzlich eine Million in den Fingern hält?

Hortense Habenix! Sie möchte wirklich nur Crêpes essen gehen in Etretat, der Erinnerung wegen. Aber eigentlich würde Hortense das Geld lieber zurückschaffen, denn wohl ist ihr dabei nicht. Ihre Freundin Katia Kleingeld hält sie davon ab - endlich mal viel Geld zu haben, ein Traum! Doch nur allzu bald wird das Fehlen des Geldes bemerkt und Gangster, Polizei und der Gerichtsvollzieher sind hinter den beiden älteren Frauen her. Die grosse Frage ist: wie kommen die zwei aus der Geschichte raus?

Soviel sei verraten: Das Ende ist nett. Der Krimi ist Slapstick pur und würde sich gut verfilmen lassen. Sogar als Stummfilm, denn die Figuren sind alle durch spezifisches Aussehen und spleenige Charaktere ausgestattet.

Wir haben einen zwielichtigen Casinochef, der für alles seine zwei Gorillas beauftragt. Beide nicht die hellsten Leuchten: Alphonse vergisst bei seinen Auftragen immer etwas (meistens das Wichtigste) und liebt Crêpes; Frankie ist viel zu grob. Weiter geht es mit einem lispelnden Kartellchef und einem Büroklammer-zählenden Polizisten, der sich vor dem Aussendienst drückt. Die beiden schrulligen Heldinnen, zwei ältere Putzfrauen - deren Nachnamen in der deutschen Fassung passend dem Charakter angepasst wurde - sind Katia Kleingeld und Hortense Habenix. Die eine hat den Gerichtsvollzieher am Hals, die andere eine Million Euro.

Der Sprachstil ist - trotz den vielen Gaunern - gewählt kultiviert und humorvoll. Der Krimi an sich ist eine Karikatur per excellence, aber mir war das alles eine Spur zu viel von allem. Wer gerne lacht und die alten witzigen Stummfilme mag, ist mit diesem urkomischen Krimi aber gut beraten.

Fazit: Verrückte nette Geschichte im Slapstickformat, mir war es zu viel davon.
3 Punkte.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Zwischen Tasmanien und Frankreich

Der Garten der Düfte
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Der Klappentext machte mich neugierig auf die versprochene Geschichte, die sich hinter dem leuchtend roten Cover versteckt. Mich reizte es auch, ein Buch, das in Tasmanien spielt, zu lesen.

Leider begeisterte ...

Der Klappentext machte mich neugierig auf die versprochene Geschichte, die sich hinter dem leuchtend roten Cover versteckt. Mich reizte es auch, ein Buch, das in Tasmanien spielt, zu lesen.

Leider begeisterte mich schlussendlich nur das wunderschöne Cover. Beim Lesen verspürte ich nichts von der emotionalen Begeisterung, die ich in der Buchbeschreibung herauslas. Mir fehlte es nicht nur an den windumtosten Küsten oder den Aufenthalten in Brasserien, auch der verwunschene Garten konnte ich nicht, oder zumindest nur in Artemisias Erinnerung, erspüren.

Artemisia ist Köchin im französichen Château Boschaud, das zugleich auch ein Kloster beherbergt. Artemisia liebt es zu kochen, liebt den Garten und die Pflanzen, wäre da nicht der neue grässliche Abt Roald der sich überall einmischt und sich als Verwalter aufspielt. Ihre Geschichte unterbricht in ganz kurzen Episoden immer wieder Pips Geschichte.
Pip lebt in Tasmanien und ist eine interessierte junge Frau. Sie liebt ihren Jack, ihre Forschung und das Kochen. Als ihr Verlobter sie mehr oder weniger dazu zwingt, mit ihm nach Italien zu reisen und ihre Forschung aufzugeben, kann sie nicht verstehen, wieso Jack ihr das eine Forschungsjahr bis zu ihrem Doktortitel nicht mehr zugestehen kann.

Und jetzt passiert in ihrer Geschichte etwas, das ich nicht nachvollziehen konnte - wieso sie plötzlich doch ein Zwischenjahr einlegen will. Die Autorin konnte mir das nicht schlüssig genug rüberbringen. Pip reist nun nach Spanien, später auch noch nach Italien und Frankreich.

Immerhin wird ihre Liebe zu einfachen Gerichten und ihr Interesse an guten und heimischen Lebensmittel besonders in Spanien schön geschildert. Auch die Kombination ihrer Faszination für die Meeresbewohner, guter Küche und Umweltschutz ist sehr gelungen erzählt.

Danach brach der Roman ein, es wurde langatmig und man merkt bald, wie beide Geschichten ausgehen. Ich hoffte zwar immer, dass meine Vorahnung besonders bei der einen Zeitebene nicht zutrifft, aber leider blieb der Roman sehr voraussehnend. Mir fehlte es an einer tieferen Symbiose der beiden Erzählstränge. Das was geboten wurde, war mir zu wenig und enttäuschte mich. Es mangelte an Überraschungen und einer stärkeren Überschneidung der beiden Frauen. Pip konnte mit dem Wenigen leben, ich nicht. Ihre Geschichte gefiel mir aber trotzdem besser als der schwache Mittelalter-Teil - Artemisias Story hätte sehr viel mehr Potential gehabt, das nicht ausgeschöpft wurde.

Am Ende des Romans hätte ich mir einige Zeilen der Autorin erwünscht - eine Erklärung darüber was real war und was nicht. Doch es folgt bloss eine Quellenangabe, die zwei Links zu anderen Châteaus enthält, aber keiner davon hat wirklich etwas mit dem Château Boschaud zu tun, das früher eine Zisterzienerabtei war - und wie Google es mir sagt, einfach nur ein Kloster, und keine Burg oder gar Schloss mit einem Schlossherrn war. Es wunderte mich nämlich schon beim Lesen, dass ein Abt nicht nur Vorstand seines Klosters, sondern auch Verwalter eines Schlosses sein soll. Abt Roald hat sich viel zu sehr in die Küchen-Belange eingemischt, das fand ich nicht glaubhaft. Hätte die Autorin ihre historischen Romanideen erläutert, könnte ich vielleicht mehr Verständnis für ihr Buch aufbringen.

Fazit: Eine Familiengeschichte mit einem guten Anfang. Das Ende konnte die Erwartungen aber nicht erfüllen.
3 Punkte.

Veröffentlicht am 25.07.2018

Nie mehr komponieren?

Die Muse von Wien
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Ende der 80er Jahre reiste ich mit zwei Freunden nach Wien - einzig um das Hundertwasserhaus und das Secession-Gebäude mit Klimts Beethoven-Fries zu sehen. Klimts Bilder faszinieren mich heute noch. Gustav ...

Ende der 80er Jahre reiste ich mit zwei Freunden nach Wien - einzig um das Hundertwasserhaus und das Secession-Gebäude mit Klimts Beethoven-Fries zu sehen. Klimts Bilder faszinieren mich heute noch. Gustav Mahlers Symphonien hingegen mag ich nicht so, aber mich interessierte die Geschichte um die Frau, die diesen beiden (und vielen anderen) Männern den Kopf verdrehte.

In "Die Muse von Wien" begleiten wir Alma Schindler von 1886 bis 1911, also von ihrem siebzehnten Lebensjahr an bis kurz nach dem Tode Gustav Mahlers. Alma wird als schöne und lebenslustige Frau beschrieben, die gerne die Oper und Gesellschaften besucht und zu flirten weiss. Ganz Wien ist angetan von Alma, doch sie will eigentlich nur den Maler Gustav Klimt. Als dies nicht klappt, lässt sie sich auf Gustav Mahler ein und heiratet bald darauf den viel älteren Musiker. Alma ist eine begnadete Klavierspielerin und liebt es stundenlang am Klavier zu sitzen, zu spielen, Texte zu vertonen und zu komponieren. All dies gibt sie mit der Hochzeit auf, denn Mahler wünscht es sich so. Ob sie wirklich weiss, auf was sie sich da einlässt?

Mir gefiel Caroline Bernards "Rendezvous im Café de Flore" einiges besser als der vorliegende Roman. Im erstgenannten Buch konnte die Autorin aufgrund zweier Zeitebenen kreativer schreiben und konnte bei der Gegenwartsgeschichte ihre Fantasie walten lassen. Da "Die Muse von Wien" ausschliesslich historischen Persönlichkeiten gewidmet ist, bleibt logischerweise die Fantasie auf der Strecke. Die Autorin muss sich an Fakten halten und hat nur einen kleineren Spielraum, um eigene Ideen einzubringen. Wenn dann noch die Protagonistin eine diffizile Person ist, wird es als Leser schwierig, Begeisterung für das Gelesene aufzubringen.

Alma ist leider genau solch eine Protagonistin, eine anstrengende Person, zu der ich keine Verbindung aufbauen konnte. Unreif, über weite Strecken fordernd, dann aber auch übertrieben unterwürfig. Es macht den Schein als ob sie nur auf Mahlers Forderungen einging, damit sie als verheiratete Frau von ihrer Mutter wegkommt.

Die Männer aber fand ich alle noch schwieriger. Gustav Klimt, der hinter allen Rockzipfeln her war; Walter Gropius, der sich unmöglich verhält; und der egozentrische Gustav Mahler. Eindrücklich geschildert waren in dem Zusammenhang die Szenen bei der Sommerfrische, als Alma sich auf Familienzeit freute, Gustav sich aber erneut absonderte und absolute Ruhe, sogar von den Nachbarn und Bauern ringsherum, verlangte.

Man ärgert sich beim Lesen total und würde die eine oder andere Figur am liebsten auf den Mond schiessen. Für Autoren ist es sicher nicht leicht, solche schwierigen historischen Persönlichkeiten darzustellen, denn viele Leser mögen solche Figuren nicht sehr. Caroline Bernard ist es aber gelungen, eine flüssige und gut lesbare Geschichte über Alma zu erzählen und die Figuren glaubhaft darzustellen. Gerade in der oben beschriebenen Situation konnte ich gut mit Alma mitfühlen, wenn sie sich allein gelassen fühlte.

Trotzdem fehlte mir in Almas Darstellung teilweise eine gewisse Tiefe, damit man ihr Tun oder ihre Gefühle besser nachvollziehen hätte können.

Fazit: "Die Muse von Wien" liefert einen interessanten Einblick ins Wien Anfang des 20. Jahrhunderts und ins Leben von Alma und Gustav Mahler.
3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 24.06.2018

Leider langweilig

Verliebt bis über beide Herzen
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Dieser Roman bildet der vierte Teil der sechsteiligen Manhattan-Serie. Die ersten drei Bände sind 2017 erschienen, die restlichen 2018. Die deutschen 2017-Titel haben als Merkmal "Manhattan" im Titel, ...

Dieser Roman bildet der vierte Teil der sechsteiligen Manhattan-Serie. Die ersten drei Bände sind 2017 erschienen, die restlichen 2018. Die deutschen 2017-Titel haben als Merkmal "Manhattan" im Titel, die von diesem Jahr "Verliebt...". Eigentlich könnte man die diesjährigen Bände als eigene Serie anschauen. Im Vordergrund steht die Hundesitter-Firma The Bark Rangers. Sie gehört Fliss und Harriet, ihr Bruder Daniel arbeitet als Anwalt. Die Reihenfolge ist fast analog der Manhattan-Bücher: im ersten Band gehts um die/den Geschäftstüchtigsten, im zweiten Band ist die Miesepetrige dran und am Ende die Romantischste - konkret heisst das: Daniel, Fliss und Harriet.

Wäre es nur dieses Schema F, das sich gleich bleibt, hätte ich wohl nicht so viel Mühe mit dem Roman gehabt. Doch "Verliebt über beide Herzen" spielt sich bis fast zur Mitte weitgehendst im Park ab. Hier lernen sich Daniel und Molly kennen - bzw. er will sie kennenlernen und besorgt sich bei seinen Schwestern einen Hund, damit er schneller Kontakt knüpfen kann. Daniel und Molly fühlen sich voneinander angezogen, aber beide wollen "eigentlich" gar keine Beziehung, beide sind gebrannte Kinder und verheimlichen sich gegenseitig einiges. Molly schreibt einen Beziehungsratgeberblog unter Pseudonym. Als eine Mandantin von Daniel deswegen ihre Scheidungspapiere zurücknimmt, will er wissen, wer dahinter steckt - hu, Probleme in Sicht.

Die ersten hundert Seiten sind langweilig, die Handlung ist lau, es wird ausschliesslich auf der Parkbank gesessen und geflirtet und über Beziehungen geredet. Oder um den heissen Brei herum. Anscheinend muss etwas extrem Schlimmes in Mollys früherem Leben in London passiert sein, deswegen sie nach New York zog und sich ein neues Leben aufbaute.
Mollys Vergangenheit wird alle paar Seiten lang angedeutet, aber nie explizit gesagt, was da wirklich war. Bei Daniel ist es etwa dasselbe, bei ihm hat seine Einstellung zu Liebe und Beziehungen mit seinem Elternhaus zu tun. Auch in seinem Fall werden fast 200 Seiten lang nur Andeutungen gemacht. Irgendwann gegen Ende kommt raus, was bei Molly wirklich passiert war. Da wird ein Plot um einen Vorfall in der Vergangenheit kreiert und wenn man endlich erfährt um was es ging, schüttelt man den Kopf und zweifelt an Mollys Berufswahl. Grosses Drama um nichts. Zumindest um nichts, das man hätte klären können. Als Psychologin sowieso.

Deshalb war der Roman für mich sehr langweilig und ich hätte bereits nach 90 Tolino-Seiten abgebrochen (und hätte nicht viel verpasst), hätte ich den nächsten Band nicht schon zuhause liegen gehabt.

Leben ins Buch haben eindeutig die beiden Hunde Rupert und Valentine gebracht. Wobei ich jedesmal Mühe hatte "Valentine" zu lesen. Für mich hört sich der Namen weiblich an, doch es ist ein Rüde. Trotzdem waren die Hunde das Highlight des Buches.
Schön in "Verliebt bis über beide Herzen" war, dass alle Charaktere aus der Manhattan-Serie kurz erwähnt werden. Eva und Lucas aus dem dritten Band sogar öfters, das war nett.

Alles andere fand ich leider sehr fad. Die Geschichte spielt sich fast vollständig im Central Park oder in den Wohnungen von Molly und Daniel ab. Die anderen Orte lassen sich mit drei Fingern abzählen - mir viel zu wenig Abwechslung, insbesondere weil die Handlung auch nicht viel zu bieten hatte.

Fazit: Langweiligster Sarah Morgan-Roman ever.
3 Punkte.

Veröffentlicht am 26.03.2024

Rasante Langeweile

Die Entflammten
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Vincent van Gogh ist einer meiner Lieblingsmaler, deshalb lese ich auch gerne Bücher über ihn. In "Die Entflammten" geht es aber mehr um seine Schwägerin Jo van Gogh-Bonger. Diesen Ansatz fand ich sehr ...

Vincent van Gogh ist einer meiner Lieblingsmaler, deshalb lese ich auch gerne Bücher über ihn. In "Die Entflammten" geht es aber mehr um seine Schwägerin Jo van Gogh-Bonger. Diesen Ansatz fand ich sehr interessant. Er war für mich der Grund, diesen Roman von Simone Meier zu lesen.

Der Schreibstil ist sehr speziell. Auf eine Art sehr oberflächlich, nicht im negativen Sinn, obwohl viel Details erzählt werde: es sind oft lange Sätze. Und so geschrieben, dass man kaum Luft holen kann. Man kann nicht anders, man muss rasant lesen, so dass es dann wohl eben diese Oberflächlichkeit erzeugt, und trotzdem ist da nicht mehr viel anderes. Nähe wird durch den Schreibstil nicht zugelassen, hält alles auf Distanz und macht leider auch die Geschichte, vor allem jene von Gina in der Gegenwart, sehr langweilig.

Ginas Story, die ihren Vater in Griechenland besucht und ein Buch - über Jo van Gogh-Boger - schreiben will, fand ich komisch. Was der Sinn dieser Geschichte war, konnte mir die Autorin leider nicht wirklich vermitteln. Einfach nur der Gedanke, dass Gina in Vaters Spuren tritt? Die Beziehung der beiden ist schwierig, ihre Kindheit wird aufgegriffen, doch das Ende ist lasch.

Ohne Gina hätte dieser Roman für mich wohl besser funktioniert. Die beiden Storys wechseln sich im Ebook fast pausenlos und nahtlos ab, was zum schnellen Schreibstil passt, aber ausser dem Van Gogh-Bild aus Ginas Zimmer gibt es dennoch keine Verbindung zwischen den beiden Geschichten.

Die Geschichte mit Jo ist ein bisschen interessanter, aber auch nicht wirklich, wenn man schon viele Bücher über Vincent van Gogh und andere Impressionisten gelesen hat.

Eh schon nicht begeistert vom Roman, haben mir die letzten dreissig Seiten mit hauptsächlich Fantasiegesprächen zwischen Jo und Gina dann gar nicht mehr gefallen. Da konnte die schöne Sprache auch nichts mehr heraus holen, sie kommt schlicht nicht zur Geltung, weil das Erzähltempo viel zu hoch ist und das Endergebnis fad.

Fazit: Rasant präsentiert, aber mir viel zu langweilig und emotionslos.
2.5 Punkte.

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