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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2024

Starke Gefühle, schöner Schreibstil

Wie Inseln im Licht
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Hauptprotagonistin in diesem Buch ist Zoey, eine junge Frau, die isoliert mit ihrer Mutter in Berlin gelebt hat und die sie die letzten Jahre pflegen musste. Die Mutter ist soeben verstorben und Zoey begibt ...

Hauptprotagonistin in diesem Buch ist Zoey, eine junge Frau, die isoliert mit ihrer Mutter in Berlin gelebt hat und die sie die letzten Jahre pflegen musste. Die Mutter ist soeben verstorben und Zoey begibt sich auf die Suche nach der Vergangenheit, über die ihre Mutter nie sprechen wollte.
Wir tauchen tief in die Gedanken und Erinnerungen Zoeys ein, die stellenweise sehr intensiv und verzweifelt sind. Wir begleiten sie bei ihrem Aufenthalt in Frankreich, wo sie ihre früheste Kindheit verbracht hat und versucht, ihre eigenen Spuren zu finden.

Der Schreibstil ist poetisch und schön, das Erzählte ruhig und fließend. Die Auflösung der Geschichte war für mich nicht sehr überraschend.
Leider haben mich die Figuren und die Thematik nicht so berührt und ich kann nicht wirklich sagen woran es lag, denn das Buch habe ich tatsächlich gerne gelesen. Sprachlich ist es wirklich ein Genuss, aber die Figuren blieben mir seltsam fremd und glatt.
Streckenweise gibt es zu viel Esoterik, vielleicht war das mein Problem.
Aber alles in allem möchte ich dieses ruhige und schöne Buch gerne empfehlen.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Humorvolle Gesellschaftskritik

Das Evangelium der neuen Welt
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Dieses Buch hat mich aufgrund des tollen Covers und des Klappentextes sehr neugierig gemacht, noch dazu wurde es mit dem Alternativen Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
Allerdings muss ich zu meiner Schande ...

Dieses Buch hat mich aufgrund des tollen Covers und des Klappentextes sehr neugierig gemacht, noch dazu wurde es mit dem Alternativen Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
Allerdings muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich zuvor noch nie etwas von Maryse Conde gehört habe.
Diese Geschichte spielt in der Jetztzeit auf einer Karibischen Insel und handelt von Pascal, einem Findelkind, das am Ostersonntag vo einem kinderlosen älteren Ehepaar in der Gartenscheune gefunden wird. Sehr schnell geht das Gerücht um, er sei Gottes zweiter Sohn, gesandt um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. So sagen die einen, die anderen allerdings sind völlig skeptisch und Pascal wird entweder verehrt oder gehasst.
Als junger Mann begibt er sich auf die Suche nach seinen leiblichen Eltern und nach seiner eigentlichen Bestimmung. Auf seiner nicht gerade zielstrebigen Suche begegnet er Persönlichkeiten, die Maryse Conde bewusst ans Neue Testament angelehnt hat. Humorvoll satirisch tauchen immer wieder Anlehnungen an die Jesusgeschichte auf, dabei ist Pascal alles andere als ein Messias: er raucht, er liebt Frauen, er zweifelt an sich selbst, ist nicht besonders nett zu seinen Adoptiveltern und hat nicht sehr viel Durchhaltevermögen was seine Mission anbelangt, die Welt besser zu machen. Dabei gäbe es in seinem Umfeld mehr als genug zu tun: korrupte Regierungen, Nachwehen der Kolonialzeit, illegale Einwanderung und dem damit einhergehenden Hass auf die Flüchtlinge, Benachteiligung der Frauen in der Gesellschaft...
Dieses Buch ist Gesellschaftskritik und Religionssatire in einem, vielleicht hat man noch ein wenig mehr Genuss, wenn man sich in der Politik und in den gesellschaftlichen Strukturen der Karibik auskennt. Aber auch ohne diese Kenntnisse macht das Buch Spaß, schon alleine durch den gefälligen Schreibstil, der von Bettina Bach toll übersetzt wurde.

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Veröffentlicht am 30.03.2024

Schwere Thematik gut umgesetzt

Meine langen Nächte
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Die Hauptprotagonistin ist eine erfundene Figur, die Handlung allerdings ist es nicht und so könnte es sich also durchaus zugetragen haben.
Anna ist ein Geist, der Geist einer jungen Frau, die noch vor ...

Die Hauptprotagonistin ist eine erfundene Figur, die Handlung allerdings ist es nicht und so könnte es sich also durchaus zugetragen haben.
Anna ist ein Geist, der Geist einer jungen Frau, die noch vor dem zweiten Weltkrieg verstorben ist. Der Geist Annas erzählt uns ihre kurze aber intensive Lebensgeschichte, von der wohlbehüteten Kindheit in einer Arztfamilie, von ihrem Medizinstudium unterstützt durch ihren Vater, und von ihren unglücklichen Verliebtheiten.
Die unglücklichste Liebe treibt sie in die Arme der Nationalsozialisten und sie entflammt für die Ideologie bis sie schließlich als sogenannte "Braune Schwester" endet, die Sterilisationen an "kranken" Frauen durchführt, um unwertes Leben zu verhindern.
Fabiani nutzt ein cleveres Stilmittel, indem sie Annas Geist die Geschichte erzählen lässt, ein allwissender Geist, der nicht nur die Geschichte von Anna kennt, sondern auch alles was nach ihrem Tod passiert. Dadurch wird die Erzählung mit späteren Erkenntnissen bereichert, aber auch Reue und Entsetzen darüber wie Anna überhaupt in die ideologischen Fänge dieser Zeit gelangen konnte.

Die Geschichte zeigt, wie schnell junge Menschen fanatischen politischen Richtungen verfallen können (auch wenn unglückliche Liebe vielleicht nicht ganz reicht als Entschuldigung - und eine glückliche Liebe einen nicht gleich zum Helden konvertieren lässt), angesichts des erneuten Erstarkens widerlicher radikaler Ideen in der Jetztzeit an Aktualität kaum zu überbieten.
Ganz konnte mich die Figur der Anna allerdings nicht überzeugen, sie blieb mir bis zum Schluß unnahbar und unsympathisch.
Der Schreibstil der Autorin konnte mich allerdings begeistern und aus dem Italienischen übersetzt hat uns das Birgit Ulmer.

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Veröffentlicht am 22.03.2024

Armut in Südkorea

Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah
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Dies war mein erstes Buch vo Cho Nam-Joo und somit kann ich keinerlei Vergleiche zu anderen Büchern von ihr ziehen.
Mani ist über Mitte dreißig, wohnt - partnerlos - immer noch bei ihren Eltern in ärmlichen ...

Dies war mein erstes Buch vo Cho Nam-Joo und somit kann ich keinerlei Vergleiche zu anderen Büchern von ihr ziehen.
Mani ist über Mitte dreißig, wohnt - partnerlos - immer noch bei ihren Eltern in ärmlichen Verhältnissen in Seoul und ist seit kurzem arbeitslos. Der Vater betreibt einen schlecht gehenden Imbiss, die Mutter ist traditionell Hausfrau (deren Vater hielt sie immer für etwas beschränkt).

Wir erhalten einen Einblick in das gemeinsame Leben, das geprägt ist von Motivationslosigkeit, geplatzten Träumen und einem gefühlskalten Miteinander.
Mani erzählt von ihrem großen Traum Turnerin zu werden wie Nadia Comaneci, den sie als Kind geträumt hatte ohne groß talentiert gewesen zu sein. Schnell ist der Traum ausgeträumt als sie auf eine Privatschule wechselt, die sich die Eltern nur mit Müh und Not leisten können. Mani stellt nicht nur fest, dass sie eigentlich zu wenig Talent hat, sie fühlt sich auch unter den priviligierten Schülerinnen nicht zugehörig. Scham über die ärmlichen Verhältnisse zu Hause, prägen ihre Kindheit, aber auch Mobbing gehört zu ihrem Alltag.
So also ist sie ohne viel Selbstbewußtsein zu einer erwachsenen Frau herangereift, die sich nicht viel zutraut und auch in ihrer Partnerwahl immer wieder daneben greift.
Die Tatenlosigkeit, irgendetwas in ihrem Leben ändern zu wollen oder überhaupt in Angriff zu nehmen schmerzt beim Lesen sehr. Cho Nam-Joo schafft mit diesem Buch eine satirische Gesellschaftskritik Südkoreas, die man gut nachvollziehen kann - vor allem wenn es um Arbeitslosigkeit, bezahlbaren Wohnraum und Spekulationen am Wohnungsmarkt geht.
Der humorvolle und leichte Erzählstil nimmt der Thematik die Schwere ohne sie ins Lächerliche zu ziehen. Man wünscht Mani einfach nur einen guten Weg raus aus der gesamten Situation.
Jan Henrik Dirks hat diesen Roman für uns übersetzt.

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Veröffentlicht am 12.02.2024

Was bedeutet es ein Boomer zu sein

Abschied von den Boomern
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Ich (1967) habe dieses Buch zusammen mit meinem Mann (1968) als Hörbuch gehört, das wir immer wieder angehalten haben, um über einzelne Abschnitte zu diskutieren.
Interessant ist ja, dass die Generation ...

Ich (1967) habe dieses Buch zusammen mit meinem Mann (1968) als Hörbuch gehört, das wir immer wieder angehalten haben, um über einzelne Abschnitte zu diskutieren.
Interessant ist ja, dass die Generation der Boomer eine relativ große Zeitspanne umfassen: Anfang 50er bis Ende 60er.
Natürlich macht es einen Unterschied, ob man zu den älteren oder jüngeren Boomern gehört. Bei meinem Mann und mir macht es schon einen Unterschied, ob man ländlich (er) oder in der Großstadt (ich) aufgewachsen ist, und natürlich auch die Nationalität (er-Deutschland, ich-Österreich).

Dieses Buch handelt von Deutschen Boomern.
Interessant fand ich, dass der Autor aber auch auf den Unterschied Ost/West eingeht.
Meistens gab es beim Hören diese Momente „Ach ja, stimmt das war ja auch mal“, ab und zu erhellende Momente „Hm, so hatte ich das bisher gar nicht betrachtet.“
Größtenteils eine Erinnerung an die Weltgeschehnisse in unserer Kindheit und Jugend, Denkanstöße das Große und Ganze zu betrachten. Insgesamt unterhaltsam, mit ein paar zähen Abschnitten, und sehr angenehm von Wolfgang Wagner vorgelesen.

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