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Maimouna19

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Veröffentlicht am 27.03.2024

der alltägliche Wahnsinn und gleichzeitig der größte Spaß

Der größte Spaß, den wir je hatten
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Claire Lombardo ist eine US-amerikanische Schriftstellerin, 1989 geboren in Oak Park, Illinois. Sie arbeitete als Sozialarbeiterin und PR-Agentin, bevor sie am renommierten Iowa Writers' Workshop studierte. ...

Claire Lombardo ist eine US-amerikanische Schriftstellerin, 1989 geboren in Oak Park, Illinois. Sie arbeitete als Sozialarbeiterin und PR-Agentin, bevor sie am renommierten Iowa Writers' Workshop studierte.
„Der größte Spaß, den wir je hatten“ ist ihr Debütroman und dreht sich um die Familie Sorenson, eine intakte Familie, standfest und ungebrochen, auch wenn hin und wieder das Chaos durchbricht.
Marilyn und David Sorenson leben in einem bürgerlichen Vorort von Chicago (Oak Park) und sind seit 40 Jahren glücklich verheiratet. Sie sind ein sehr inniges, leidenschaftliches Paar und auch nach so vielen Jahren immer noch verrückt nacheinander. Für ihre vier erwachsenen Töchter sind sie ein nahezu unerreichbares Vorbild - und das ist es auch, was die vier sehr ungleichen Schwestern eint: sie versuchen, Ihren Eltern nachzueifern, leben aber in der beständigen Angst, niemals so glücklich zu werden wie sie.
Die älteste Tochter, Wendy, ist früh verwitwet und tröstet sich mit Alkohol und jungen Männern. Violet, früher eine erfolgreiche Prozessanwältin, verwendet jetzt ihre ganze Energie darauf, die perfekte Ehefrau und Vollzeitmutter zu sein. Liza, eine der jüngsten Professorinnen des Landes, muss mit den depressiven Schüben ihres Freundes fertig werden und wird dann auch noch schwanger. Und das Nesthäkchen, Grace, weiß noch nicht, wie es in ihrem Leben weitergehen soll und lebt eine Lüge, die niemand ahnt.
Und dann platzt Jonah in ihre Mitte, vor fünfzehn Jahren von Violet zur Adoption freigegeben. Und Glück ist auf einmal das geringste Problem.
Diese grandiose Familiengeschichte wird aus sieben Perspektiven erzählt (Marilyn, David, die vier Töchter, Jonah). Die Handlung spielt in der Gegenwart, gleichzeitig gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit. Diese Sprünge durch Biographien und Zeiten lassen keine Langeweile aufkommen, sondern machen die Lektüre sehr kurzweilig.
Es wird recht schnell klar, dass auch die Ehe von Marilyn und David nur scheinbar perfekt ist. Sie haben jung geheiratet, schnell kam die erste Tochter auf die Welt, die zweite folgte schon ein Jahr später, so dass Marilyn ihr Studium nicht beenden konnte. Noch zwei weitere Kinder und der normale Alltagswahnsinn, den eine große Familie mit sich bringt, lassen auch Marilyn und David hin und wieder an ihre Grenzen kommen. Doch es gelingt ihnen, alle Widrigkeiten, die das Leben so mit sich bringt, zu umschiffen und sich nie ganz zu verlieren. Eine glückliche, lange Ehe bedeutet eben auch harte Beziehungsarbeit. Gibt es etwas Schöneres, als über eine Ehe sagen zu können, dass sie „der größte Spaß (ist), den wir je hatten“?
Alles in allem eine wunderbare Familiengeschichte und am Ende des Buches bleiben beim Leser positive Gefühle, also klare Leseempfehlung meinerseits.

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Veröffentlicht am 29.02.2024

Absolut fesselnd!!

Yellowface
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June Hayward und Athena Liu sind zwei junge Schriftstellerinnen, die sich zu Beginn ihres Studiums kennengelernt haben und seitdem in einer Art „Zweckfreundschaft“ miteinander verbunden sind. Die chinesisch-amerikanische ...

June Hayward und Athena Liu sind zwei junge Schriftstellerinnen, die sich zu Beginn ihres Studiums kennengelernt haben und seitdem in einer Art „Zweckfreundschaft“ miteinander verbunden sind. Die chinesisch-amerikanische Athena steigt direkt mit ihren ersten Romanen zum gefeierten Star der Literaturszene auf, was ihr ein luxuriöses Leben frei von finanziellen Sorgen erlaubt. Für June läuft es weniger gut, ihr Debütroman bleibt weitestgehend unbeachtet und sie muss sich mit Jobs als Aushilfslehrerin mehr recht als schlecht über Wasser halten.

Als Athena in ihrer Wohnung im Beisein von June bei einem absurden Unfall ums Leben kommt, entwendet June das gerade fertiggestellte Manuskript von Athenas neuestem Roman, der die Geschichte des chinesischen Arbeiterkorps während des Ersten Weltkriegs behandelt. Sie hat das Potential des Stoffes erkannt, überarbeitet das Werk und veröffentlicht es unter ihrem neuen Pseudonym Juniper Song (wer denkt bei dem Thema dieses Romans nicht an eine Autorin chinesischer Herkunft!). Erwartungsgemäß entwickelt sich das Buch zu einem Bestseller und die Leserschaft darf nun gespannt sein, ob es June gelingt, ihr Geheimnis zu bewahren oder ob die Täuschung doch auffliegt.

Rebecca F. Kuang ist eine amerikanische Autorin chinesischer Herkunft und bekannt durch ihre Fantasy-Romane (die Trilogie Im Zeichen der Mohnblume sowie den Roman Babel). Da mich das Fantasy-Genre überhaupt nicht anspricht, war sie mir bis dato kein Begriff. Ich bin nur zufällig auf Yellowface aufmerksam geworden, da es in der Gegenwart spielt und ich eine spannende Geschichte, die in der Literaturszene spielt, erwartet habe. Um es gleich vorwegzunehmen: Yellowface hat mich nicht enttäuscht, sondern meine Erwartungen mehr als erfüllt.

Mit June, der Erzählerin der Geschichte, hat RF Kuang einen sehr widersprüchlichen Charakter geschaffen. Einerseits ist sie eine skrupellose Diebin, andererseits kämpft sie mit Verzweiflung und Selbsttäuschung, ihre Ängste, ihr Neid, ihre Eifersucht wirken real. Bei mir hat die Figur der June die unterschiedlichsten Emotionen ausgelöst, angefangen von Entrüstung, über Frustration bis zu Mitleid (am Ende hat das Mitleid überwogen).

Alle anderen Protagonisten (Athena, Athenas Ex-Freund Geoff, Candice, etc.) in diesem Buch sind ebenfalls sehr komplex, niemand ist durchgängig sympathisch (auch wenn wir sie natürlich nur durch Junes Augen sehen können). Selbst für Nebenfiguren wie Athenas Mutter, Junes Mutter und Schwester, Lektoren, Agenten, sogenannte „Freunde“ aus den sozialen Medien habe ich gewisse Antipathien entwickelt; niemand ist nur Opfer, jeder ist irgendwann auch Täter.

RF Kuang ist ein packender, spannender und kurzweiliger Roman gelungen, rasant und flüssig geschrieben, den ich bis zum Schluss kaum aus den Händen legen konnte. Gleichzeitig befasst sich das Buch mit vielen top-aktuellen Themen, sei es die Verlogenheit der Literaturbranche, „Diversity“ als Marketingtool für hohe Verkaufszahlen zu nutzen, statt Literatur tatsächlich zu diversifizieren, sei es die Debatte über kulturelle Aneignung (wer „darf“ über bestimmte Themen schreiben), Rassismus, oder den Einfluss der sozialen Medien auf Erfolg/Misserfolg eines Buches. Gerade was die sozialen Medien betrifft, ist hier alles dabei: Bashing, Ghosting, Hate Speech, etc. Auch die Vereinsamung des/der Einzelnen durch soziale Medien wird sehr deutlich, weder Athena noch June scheinen wirklich gute Freunde oder eine liebevolle Beziehung zur Familie in der realen Welt zu haben. Kontakte, Austausch findet überwiegend über Twitter, IG, etc. statt.

Auch wenn das Buch nicht mit dem vielleicht gewünschten furiosen Knall endet, ist das Finale durchaus folgerichtig und schmälert meine Begeisterung für Yellowface keineswegs.

Klare Leseempfehlung meinerseits, bei Yellowface handelt es sich um grandiose Unterhaltung, die viel Stoff zum Nachdenken liefert.

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Veröffentlicht am 05.04.2024

Schöne Welt? - Nein, banaler Alltag!

Schöne Welt, wo bist du
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Sally Rooney hatte mich mit "Normal People" schon nicht überzeugt, habe den Hype nie so richtig verstanden. Das Cover von „Schöne Welt, wo bist Du“ hat mich angesprochen, also habe ich ihr eine zweite ...

Sally Rooney hatte mich mit "Normal People" schon nicht überzeugt, habe den Hype nie so richtig verstanden. Das Cover von „Schöne Welt, wo bist Du“ hat mich angesprochen, also habe ich ihr eine zweite Chance gegeben.
In der Geschichte geht es um Alice, Felix, Eileen und Simon, vier junge Leute Ende Zwanzig / Anfang Dreißig, die mit ihrem Leben nicht unbedingt zufrieden sind.
Alice und Eileen sind seit ihren Studienzeiten miteinander befreundet. Alice ist zu einer erfolgreichen Schriftstellerin geworden, die nach einer längeren Auszeit bedingt durch psychische Probleme wieder in ihr Leben zurückfinden will. Über eine Dating-App lernt sie Felix kennen, der als Lagerarbeiter jobbt und keinen besonders guten Ruf hat. Eileen hält sich mit einem schlecht bezahlten Job bei einem Literaturmagazin über Wasser. Sie hat die Trennung von ihrem Freund hinter sich und ist sich nicht sicher, ob sie sich auf eine Beziehung mit ihrem Jugendfreund Simon, einem gläubigen Christen mit einem recht gut bezahlten Job, einlassen soll.
Keine der Personen war mir wirklich sympathisch, ich bin mit niemandem warm geworden. Im Gegenteil – das Sich-gegenseitig-vor-den-Kopf stoßen und Schaffen von Problemen, die es sonst nicht gegeben hätte, hat mich eher genervt. Und so plätschert die Geschichte auf mehr als 300 Seiten vor sich hin….
Am besten gefallen hat mir noch der Aufbau der Geschichte – der Wechsel zwischen Erzählperspektive und Email-Austausch, der nicht immer sofort erkennbar war, die fehlenden Anführungszeichen bei wörtlicher Rede, haben immerhin zu konzentriertem Lesen geführt.

Alles in allem hat mich das Buch nicht sonderlich in den Bann gezogen, ich fand die Geschichte eher banal. Aber vielleicht ist der Roman auch ein Generationen-Ding und die Endzwanziger/Dreißiger finden sich hier eher wieder.

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