Mutter-Kind-Beziehungen, Krankheit, vererbte Traumata...
Wir sitzen im Dickicht und weinenEin Buch über schwierige Mutter-Kind-Beziehungen, über Krankheit, über vererbte Traumata und schwere Kindheit. Über die Machtlosigkeit der Frau und "regretting motherhood".
Ziemlich direkt und teils brutal ...
Ein Buch über schwierige Mutter-Kind-Beziehungen, über Krankheit, über vererbte Traumata und schwere Kindheit. Über die Machtlosigkeit der Frau und "regretting motherhood".
Ziemlich direkt und teils brutal zeigt Prokopetz Geschichte und ihr Stil ganz ungeschönt die psychischen Abgründe ihrer Figuren. Jeder und jede hat seine und ihre eigenen Laster und Traumata und handeln dementsprechend voreingenommen.
Die Erfahrungen der eigenen, unschönen Kindheit sollen bei den eigenen Kindern anders werden. Das Elternsein verbessert werden. Aber ob das immer klappt?
Ein Buch voller Extreme, voller Gefühl und voller Ungerechtigkeit, das vor allem zeigt, wie Frauen durch die Belastung, die das Muttersein sein KANN, unfaiererweise automatisch schwerer getroffen sind, als die Männer.
Handlung:
Auch wenn die Handlung durch die verschiedenen Erzählstränge, welche die unterschiedlichen Generationen begleiten, anfangs etwas verwirrend sein kann, zieht sich die Hauptgeschichte von Valerie, ihrer Mutter und ihrem Sohn Tobi wie ein roter Faden durch den Roman. Es ist eine Geschichte mitten aus dem Leben. Echte, nachvollziehbare und authentische Situationen werden beschrieben. Einzig die eingeschobenen Grabreden - die mit Sicherheit ihren Zweck erfüllen - können möglicherweise als störend, verstörend oder unverständlich gelesen werden.
Erzählstil:
Besonders auffallend ist die ungeschönte und trotzdem fast poetische Sprache Prokopetz', die Extreme in Gefühl und Handlung auf ganz besondere Weise umschreibt. An einigen Stellen finden sich amüsante, sarkastische oder ironische Bemerkungen und Formulierungen, die einen trotz der düsteren Thematik zum schmunzeln bringen können.
Durch den ausgeschriebenen Dialekt in den Rückblick-Kapiteln wird für die hochdeutschte LeserIn der Lesefluss unterbrochen und kann auch durch die Hilfestellung in den Fußnoten nicht völlig wiederhergestellt werden. Nichtsdestotrotz unterstreicht die Sprache den Charakter der Figuren.
Charaktere:
Auch wenn einem die Charaktere des Romans möglicherweise wenig bis gar nicht sympathisch werden, sind sie doch sehr authentisch. Besonders die Strukturen und Konflikte der Mutter-Kind-Beziehungen (zum Beispiel zwischen Christina und Valerie oder zwischen Valerie und Tobi) wirken realistisch.
Thema:
Dass das Buch durch die Thematik keine leichte Lektüre ist, sollte man sich vor dem Lesen bewusst machen. Gerade die Bezüge zu Krankheiten und Traumata können belastend sein. Trotzdem müssen auch solche Themen repräsentiert werden und dies gelingt Prokopetz in ihrem Roman durch ihre Direktheit sehr gut.
Cover:
Das Cover ist optisch sehr ansprechend, hat mit dem Inhalt jedoch wenig zu tun. Die LeserInnen sollten sich von den fröhlich, bunten Farben nicht täuschen lassen. Trotzdem ist ein eher abstrakt gehaltenes Motiv für die Geschichte passend, da viele verschiedene Themen angesprochen und diverse Leerstellen im Text gelassen werden.