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Enovian

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Spielt vor 100 Jahren und hält uns den Spiegel vor

Doch das Messer sieht man nicht
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Ich habe mich entschlossen, in dieser Rezension einen Teilbeitrag zu zitieren, den ich innerhalb der Leserunde abgegeben habe:

..."Als Dozentin im sozialen Bereich stellt die Vermittlung der s.g. Biographiearbeit ...

Ich habe mich entschlossen, in dieser Rezension einen Teilbeitrag zu zitieren, den ich innerhalb der Leserunde abgegeben habe:

..."Als Dozentin im sozialen Bereich stellt die Vermittlung der s.g. Biographiearbeit einen meiner persönlichen Schwerpunkte dar. Auch hier wurde bereits thematisiert, dass die Sprache vor 100 Jahren grundsätzlich eine andere war, da sie naturgemäß Ausdruck einer anderen Haltung und anderer Bewertungen war - sowohl für die Menschen an sich als auch für deren Beziehungen untereinander als auch für deren Herkünfte.

Wie nun soll sich eine Autorin aktuell "korrekt" formulieren, die mit ihrer Geschichte in ebendiese Zeit eintauchen will, um authentisch den Geist - damit natürlich auch die Ethik dieser Zeit gegenüber Menschen aus anderen Kontexten, mit anderen sexuellen Präferenzen als den gesellschaftlich akzeptierten, anderen Hautfarben als der üblichen als 'weiß' bezeichneten - abzubilden?

Ehrlich gesagt ist das eine kaum anstandslos zu bewältigende Herausforderung. Trotz aller Bemühungen um akzeptierende, wertschätzende "Neutralität" in unserer Zeit oder gerade deswegen bewegen wir ALLE UNS in dieser Hinsicht auf ziemlich dünnem Eis.

Aus diesem Grunde werbe ich hiermit um Toleranz uns allen gegenüber, die wir uns bemühen und mehrheitlich bewußt bemühen - wie die Autorin dieses Buches es explizit tut...."

Dieser Roman ist vieles zugleich und das ganz hervorragend.

Für mich stellt der Aspekt des kontrovers diskutierten "clash of coultures" in Bezug auf die im Buch gewählte Sprache einen ganz wichtigen Aspekt dar.

Ich frage mich, wie die Autorin, die als Person/Fachfrau so explizit gegen Rassismus steht, ein authentisch - stimmiges Bild der Zeit um 1927 in Berlin hätte entwerfen können, OHNE die damals nun einmal zeitgemäße Sprache zu verwenden.

Wie hätte die Geschichte ausgesehen, wenn sie in der uns heute gewohnten Sprache formuliert worden wäre? Schließlich ist die gewählte und genutzte Sprache immer Ausdruck der jeweils aktuell ge / erlebten Kultur.

Mir hat gerade dieser Aspekt verdeutlicht, welcher Prozess innerhalb der vergangenen 100 hochbewegten Jahre vonstatten ging und welchen Einfluß dieser auf unsere Haltungen, Denken und Lebensweise genommen hat.

Ein wunderbares, komplexes, vielschichtiges Buch, welches ich hiermit sehr empfehlen möchte!



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Veröffentlicht am 04.04.2024

Tiefgründiger als zunächst angenommen

Das Licht in dir ist Dunkelheit
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Ich habe bereits ein anderes Buch dieses Autors gelesen - sinnigerweise sein letztes und bin neugierig geworden.
Nun höre ich dieses Hörbuch und bin ebenso angetan davon wie von seinem letzten Buch.
Gemächlich ...

Ich habe bereits ein anderes Buch dieses Autors gelesen - sinnigerweise sein letztes und bin neugierig geworden.
Nun höre ich dieses Hörbuch und bin ebenso angetan davon wie von seinem letzten Buch.
Gemächlich und dennoch spannend und rätselhaft.

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Veröffentlicht am 04.01.2025

Geduld ist gefragt

Geheimer Ort
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Ein Buch als Herausforderung - so würde ich diese Lektüre umschreiben.
Ein Tag auf 700 Seiten, das bedeutet eine ganz besondere Zeitqualität, eine Dehnung und Belichtung vieler Details.

Das bedeutete ...

Ein Buch als Herausforderung - so würde ich diese Lektüre umschreiben.
Ein Tag auf 700 Seiten, das bedeutet eine ganz besondere Zeitqualität, eine Dehnung und Belichtung vieler Details.

Das bedeutete für mich, dass ich immer im Hörbuch zurück gegangen bin, um Zusammenhänge nochmals nachvollziehen zu können, weil es wirklich sehr viele Detailinformationen gibt, die wichtig sind, um das "große Ganze" zu verstehen.
Ich möchte nicht behaupten, dass ich es wirklich durchdrungen habe bis ins Letzte.
Darin besteht vermutlich die Schwierigkeit dieser Geschichte, wir müssen sehr aufmerksam und wach bleiben, um dem Ablauf folgen zu können.
Normalerweise bin ich eine aufmerksame Zuhörerin, doch auch mir fiel es immer wieder schwer, dem roten Faden zu folgen.

Dennoch empfinde ich diese Geschichte als bemerkenswert und empfehlenswert - für Hörer:innen / Leser:innen mit Liebe zu vielen Details und Langmut ohne Anspruch an schnelle, hochspannende Unterhaltung.
Spannung gibt es und wird im dritten Drittel immer mehr spürbar.

Die 'Zickensprache' war mitunter recht anstrengend zu hören, aber als "Ehemalige" eines katholischen Mädchengymnasiums und Mutter zweier Töchter, die ebendieses auf eigenen Wunsch auch besuchten, sind mir ähnliche Dialoge, die genüsslich am Familienesstisch zum besten gegeben wurden, nicht unbekannt.

Insofern empfinde ich den beschriebenen Cliquengeist mit eigenen Sprachcodes nicht als aufgesetzt oder konstruiert. Derlei gehört wohl in einer bestimmten Entwicklungsstufe unseres Lebens schlichtweg dazu.

Wie eingangs geschrieben - keine 'leichte' Lektüre, welche durchaus auch Unvereinbarkeiten beinhaltet (die paranormalen Phänomene). Auf mich wirkten diese Phänomene metaphorisch für die hohe emotionale Aufgeladenheit, die in und zwischen den Mädchen der verschworenen Cliquen herrschte.

4/5 Punkten scheinen mir hierfür angemessen, obwohl ich Frau Frenchs Bücher meist mit 5 Punkten bewerte.

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