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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2024

Die Ehe als Ausdruck patriarchaler Machtstrukturen

Das Ende der Ehe
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Die Autorin untersucht in ihrem Werk die gesellschaftliche Bedeutung der Ehe, verdeutlicht die Machtstrukturen und die Ungleichheit, welche durch die Bevorzugung von heterosexuellen Ehepaaren in unserer ...

Die Autorin untersucht in ihrem Werk die gesellschaftliche Bedeutung der Ehe, verdeutlicht die Machtstrukturen und die Ungleichheit, welche durch die Bevorzugung von heterosexuellen Ehepaaren in unserer Gesellschaft entstehen und zeigt auf, wie dieses Konstrukt Frauen unterdrückt und ein Hindernis für echte Gleichberechtigung darstellt.
Wissenschaftlich untermauert und dennoch in leicht zugänglicher Sprache geschrieben, führt die Autorin durch dieses Buch, welches augenöffnend und manchmal schmerzhaft ist. Dabei geht sie sowohl auf den historischen Kontext, die Auswirkungen unserer patriarchalen Gesellschaft als auch auf die individuellen Paarbeziehungen ein. Besonders erkenntnisreich fand ich das Kapitel „Wie wir lernen, uns nach der Ehe zu sehnen“, in welchem dargestellt wird, wie wir politisch, medial und gesellschaftlich einen Lebensweg vorgegeben bekommen, der für jeden Menschen die ultimative Erfüllung darstellen soll. Die weiteren Kapitel beleuchten immer andere Aspekte von Paarbeziehungen, wie emotionale Rollenverteilung, Care-Arbeit, Geld und Karriere, auch die binäre Geschlechterteilung und deren Sinnhaftigkeit wird hinterfragt. Manche Ansichten sind radikal, andere bereits im gängigen feministischen Diskurs angekommen. Wer sich auf neue Sichtweisen und Gedankenanstöße einlassen kann, dem wird dieses Buch einiges bieten können, da man viel für sich selbst und für Diskussionen mit Anderen mitnehmen kann. Mich hat das Buch wirklich beeindruckt und ich kann es uneingeschränkt weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Spannend, unterhaltsam, mit immer neuen Wendungen

Eine Lady hat die Wahl
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Nach dem unerwarteten Tod ihres Mannes hat Eliza plötzlich mehr Freiheiten als jemals zuvor. Dann wird sie noch von zwei Männern umworben, die unterschiedlicher nicht sein können und sie steht vor der ...

Nach dem unerwarteten Tod ihres Mannes hat Eliza plötzlich mehr Freiheiten als jemals zuvor. Dann wird sie noch von zwei Männern umworben, die unterschiedlicher nicht sein können und sie steht vor der Herausforderung, endlich ihren eigenen Weg zu gehen oder weiterhin den Konventionen der Gesellschaft zu folgen.

Die Autorin schafft es, auf spannende und unterhaltsame Weise einen Regency-Roman zu erschaffen, der nicht dem typischen Muster folgt, sondern immer neue Wendungen bereit hält. Meist ist das Ende ja bereits vorhersehbar und nur der Weg dorthin füllt die Seiten - hier ist beides vollkommen offen, auch wenn man manchmal meint, es vorauszuahnen. Besonders gelungen sind die Beschreibungen der Charaktere: Eliza, die ihren eigenen Willen entwickelt und ihre Pflichtschuldigkeit und Gehorsamkeit hinter sich lässt. Margaret als treue Freundin, die unterhaltsam und schlagfertig ist, Melville der Lebemann oder Somerset, Eliza’s große Jugendliebe.
Ich habe bereits Sophie Irwins erstes Buch gelesen und dieses hat mir noch besser gefallen. Ihr Stil ist eingängig und die Zeit vergeht während des Lesens wie im Flug. Wer gerne Regency-Romane liest, wird diesen lieben.

Veröffentlicht am 11.04.2024

Was wäre wenn

Mit den Jahren
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Als Jette, die sich in ihrem Singledasein eingerichtet hat, auf Eva und Lukas trifft, die seit vielen Jahren zusammen sind, Kinder haben und ein geregeltes Leben führen, prallen verschiedene Lebenswege ...

Als Jette, die sich in ihrem Singledasein eingerichtet hat, auf Eva und Lukas trifft, die seit vielen Jahren zusammen sind, Kinder haben und ein geregeltes Leben führen, prallen verschiedene Lebenswege aufeinander und alle drei fragen sich, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn sie an irgendeiner Stelle anders abgebogen wären.

Dieses Buch zeichnet sich aus durch die vielschichtigen Zwischentöne und die unaufgeregte Erzählweise. Durch die Blickwinkel der drei Protagonisten stellt die Autorin die verschiedenen Perspektiven vor, ohne diese moralisch zu werten oder zu hierarchisieren. Der Verlauf der Erzählung ist auf eine ruhige Weise unvorhersehbar, denn man hat das Gefühl, ganz alltägliche Personen in ihrem Leben zu begleiten. Das Hinterfragen des eigenen Lebensentwurfes in den 40ern ist durchaus normal und jeder der drei geht anders damit um. Dabei regt der offene Stil der Autorin dazu an, sich selbst Gedanken zu machen, da sie nicht den einen Weg vorgibt, sondern außerhalb der heteronormativen Strukturen denkt.

Ein toller Roman, der von den verschiedenen Lebensansichten der Protagonisten lebt und in deren Unsicherheiten und Gedankengängen man sich wiederfinden kann.

Veröffentlicht am 02.04.2024

Berührende Generationenerzählung

Issa
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Über mehrere Generationen hinweg erzählt die Autorin über das Leben der Frauen in der Familie der Protagonistin Issa, geprägt vom Streben nach Unabhängigkeit und dem unbedingten Willen, der Tochter ein ...

Über mehrere Generationen hinweg erzählt die Autorin über das Leben der Frauen in der Familie der Protagonistin Issa, geprägt vom Streben nach Unabhängigkeit und dem unbedingten Willen, der Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen.
Immer abwechselnd folgt man dem Leben von Issa, die ihren Platz im Leben finden will und zur Vorbereitung auf die Geburt traditionelle Rituale ihrer Vorfahren durchläuft und ihren Ahninnen, die mit Unterdrückung, Misshandlungen und Krieg zu kämpfen haben. Einfühlsam und vielschichtig entwirft Mirrianne Mahn ihre Charaktere, die humorvoll und mutig ihren eigenen Weg gehen. Man erhält beim lesen einen tiefen Einblick in die Kultur und die Traditionen, welche die Menschen seit Jahrhunderten begleiten. Der historische Kontext der Kolonialisierung spielt besonders in den Zeitsprüngen in die Vergangenheit eine Rolle, wird aber auch deutlich mit den Rassismuserfahrungen von Issa in Deutschland.
Die Verknüpfung der Familiengeschichte hat mich etwas an "Heimkehren" von Yaa Gyasi erinnert, auch hier wird die Entwicklung und Identität der Charaktere im Kontext zu den Vorfahren betrachtet.

Ein berührendes Buch über Emanzipation und kulturelle Identität, starke weibliche Charaktere und die Erlebnisse unserer Vorfahren, die wir alle in uns tragen.

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Eine Beziehung in der Abwärtsspirale

Geordnete Verhältnisse
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Die Geschichte von Philipp und Faina beginnt bereits in ihrer Kindheit und die beiden werden zusammen erwachsen. Aus beiden Perspektiven werden die jeweiligen Lebensumstände geschildert, die Gedanken und ...

Die Geschichte von Philipp und Faina beginnt bereits in ihrer Kindheit und die beiden werden zusammen erwachsen. Aus beiden Perspektiven werden die jeweiligen Lebensumstände geschildert, die Gedanken und die Gefühlswelt erklärt. Aus der kindlichen Freundschaft entwickelt sich Schritt für Schritt eine ungesunde Beziehung mit einer Abhängigkeit, die beide kaputt macht.
Durch den Klappentext kennt man ja das Ende der Beziehung, der Weg dorthin beginnt jedoch so normal, dass man sich fragt, wie diese Entwicklung zustande kommen kann. Man achtet auf die Feinheiten im Erzählstil, auf kleine Gesten, und Lana Lux schafft es, durch die verschiedenen Blickwinkel die Unterschiede zwischen Faina und Philipp herauszuarbeiten. Roh und immer bedrückender breitet sich die Handlung über mehrere Jahre aus und man gerät beim lesen in einen Sog, der das unausweichliche immer näher kommen lässt. Obwohl die Autorin einfühlsam die Kindheitstraumata der beiden schildert, wird das toxische Verhalten nicht entschuldigt. Am Ende des Buches dachte ich einfach nur „wtf“ weil die Entwicklung so kaputt aber realistisch ist. Das Verhalten der Außenstehenden und der Medien am Ende wird durch die nüchterne Schilderung kritisiert und dessen Absurdität verdeutlicht. Der Stil hat mich richtig gefesselt und es hing mir aufgrund des Aufbaus der Geschichte einige Zeit im Kopf fest.

TW Häusliche Gewalt

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