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Veröffentlicht am 15.11.2018

Zu wenig Buchladen, zu viel Liebe

Der Buchladen der verlorenen Herzen
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Der Titel verspricht eine Geschichte über einen Buchladen. Wer nun eine Geschichte wie "Ein Buchladen zum Verlieben" erwartet, wird nicht glücklich. Dieser Roman entpuppt sich als einfach gestrickter Liebesroman. ...

Der Titel verspricht eine Geschichte über einen Buchladen. Wer nun eine Geschichte wie "Ein Buchladen zum Verlieben" erwartet, wird nicht glücklich. Dieser Roman entpuppt sich als einfach gestrickter Liebesroman.

Anne steht zwischen zwei Männern, ihrer ersten Liebe und der aktuellen Beziehung. Und eigentlich dreht sich alles darum. Dass Anna in einem nicht rentierenden Buchladen arbeitet und deren mürrische Chefin Adele keine Ohren hat für Neuerungen, ist nur Nebensache.

Ich stand kurz davor das Buch abzubrechen, weil es so langweilig war. Ich war in der Mitte des Buches angelangt, doch nichts passierte, alles drehte sich nur um Annas Gefühle gegenüber Edoardo und Luca. Doch ich war unterwegs und dachte, jetzt fange ich kein neues Buch an bis ich zuhause bin, lese ich jetzt halt einfach weiter. Eine gute Entscheidung, denn auf einmal öffnet sich die Buchladenbesitzerin und erzählt ihre Lebensgeschichte, die ein neues Licht auf alles wirft und spannend ist.

Der Roman wurde minim besser, der Buchladen spielte endlich eine Rolle. Leider nur kurz, im weiteren Verlauf steht bis zum Schluss immer noch Annes Leben ausserhalb des Buchladens im Vordergrund. Annes Gefühle habe ich abgenommen, und auch die anderen Charaktere sind der Autorin gelungen. Doch für meinen Geschmack legte Elisabetta Lugli den Schwerpunkt ihrer Geschichte an den falschen Ort und bleibt sehr oberflächlich. Dazu wählte der Vertrieb schlichtweg einen falschen Titel für diese Lovestory. Es sind zwar nur zwei andere Wörter, aber dieser Unterschied zum italienischen Originaltitel "La libreria degli amori impossibili" würde so einiges erklären.

Es wäre schön gewesen, wenn anfangs vielleicht kurz mal Adele zu Wort gekommen wäre, man schon dann etwas über sie erfahren hätte. Ich verstehe jeden der abbricht - wäre es kein Rezensionsexemplar, hätte ich schon viel früher aufgegeben. Wenn ein Buch erst nach der Hälfte interessant wird, hat der Autor etwas falsch gemacht. Auch konnte die Spannung danach nicht aufrecht erhalten werden. Überraschungen in Büchern sind gut, sogar erwünscht, aber dazu muss dann auch der Anfang und der Schluss stimmen, nicht nur der Mittelteil.

Fazit: Zu wenig Buchladen, zu viel Liebe - und ein enttäuschender Abschluss. Leider so gar nicht meins.
2.5 Punkte.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Eine traurige Geschichte

Gabrielles verborgener Garten
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Das Buch von Stèphane Jougla ist toll aufgemacht, aussen und innen. Doch die Geschichte entsprach nicht meinen Erwartungen.

Martin geht zwar täglich seiner Arbeit nach, pflegt aber weder dort noch privat ...

Das Buch von Stèphane Jougla ist toll aufgemacht, aussen und innen. Doch die Geschichte entsprach nicht meinen Erwartungen.

Martin geht zwar täglich seiner Arbeit nach, pflegt aber weder dort noch privat Freundschaften. Seine Lebensgefährtin Gabrielle ist sein Ein und Alles, sein ganzer Lebensinhalt. Dass das nicht gesund ist, muss ich glaub ich nicht betonen.

Als Gabrielle unerwartet stirbt, kann Martin es nicht fassen. Aus seiner Trauer kommt er nicht heraus und wird dabei immer seltsamer. Der Garten spielt dabei eine grössere Rolle, als die im Klappentext beschriebenen Bücher aus Gabrielles Bücherregal.

Poetisch, wie das Buch angepriesen ist, kann ich es nicht bezeichnen. Poetisch wäre es vielleicht, wenn der Hinterbliebene sich auf eine gesunde Art an die viel zu früh Verstorbene erinnern würde. Wenn er im Garten sitzend beim Anblick der Pflanzen Kraft schöpfen würde. Doch das geschieht in dieser kurzen Geschichte nicht. Das Leben des Trauernden wird noch realitätsfremder als zuvor.

Gefallen haben mir einige Szenen mit Charlie, dessen Erscheinen ein Lichtblick waren. Mir hätte wohl ein Buch über Gabrielle und ihre Bekanntschaft mit Charlie, oder nur ein Buch über Charlie, wie er mit dem Tod von Gabrielle umgeht, viel viel besser gefallen. Seine Liebe zu den Pflanzen könnte man sicher poetischer empfinden als diese Erzählung über den kranken Protagonist Martin.

Anspielungen auf Robinson Crusoe fand ich zumindest noch minim lustig, aber was Martin daraus macht, weniger.

Bitte niemandem schenken, der selbst einen Verlust erlitten hat!

Fazit: Ein trauriges Buch über einen Mann, der nicht mit dem Tod seiner Freundin umgehen kann.
2.5 Punkte.

Veröffentlicht am 17.05.2018

Ein Besuch im Amphitheater...

Ein Gentleman in Arles – Mörderische Machenschaften
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...und schon ist es vorbei mit Peter Smiths ruhigem Rentnerdasein.
Nach dem Unglück und dem darauf folgendem kurzen Spitalaufenthalt ist Smith noch ganz damit beschäftigt zu überlegen, was ihm alles ...



...und schon ist es vorbei mit Peter Smiths ruhigem Rentnerdasein.
Nach dem Unglück und dem darauf folgendem kurzen Spitalaufenthalt ist Smith noch ganz damit beschäftigt zu überlegen, was ihm alles komisch am angeblichen Selbstmord eines angesehenen Bürger aus Arles erscheint, da stehen sie auch schon Schlange an seiner Tür: die Polizei und die Angehörigen des Toten, ein Vater-Tochter-Gespann namens Aubanet. Da alle Seiten um seine Gunst buhlen, lässt sich Smith auf eine Zusammenarbeit ein und beginnt zu "ermitteln."

Seine Detektiv-Arbeit erstreckt sich leider nur im Installieren einer speziellen Software, die Daten aus dem Computer des Toten liest und aus einigen Anrufen. Drei-, viermal muss er sich seinen Beschattern entledigen; viel mehr macht der 65jährige Peter Smith nicht. Er hat somit reichlich Zeit für Wanderungen in der Umgebung und viele ausgedehnte Spaziergänge durch Arles in Begleitung seines Windhundes Arthur. Auch gutem Essen ist Smith nicht abgeneigt, seine Markt- und Restaurantbesuche füllen einige Seiten.

Der Rest des Buches besteht aus vielen Informationen zur Suche im Internet, zu IP-Adressen usw. Als ob die Adressaten des Romans alle über 80jährige Leser sind, die diesbezüglich keine Ahnung haben und die moderne Technik langsam und ausführlich erklärt bekommen müssen...

Der Schreibstil ist sehr snobistisch. Man konnte nicht einfach "ein kariertes Hemd" schreiben, nein, es musste ein Tatersall-Hemd sein. Auch aplomb, arkadisch und weitere Fremdwörter konnte man nicht auf Deutsch übersetzen, damit man unbedingt neunmalklug daherkommt. Zudem fällt auf, dass alle Charaktere sich entweder gewählt ausdrücken oder nur einsilbige Antworten von sich geben.

Und alle sind sie undurchsichtig: egal ob Polizei, Angehörige, Angestellte oder Smith selber. Auch bei ihm weiss man nie genau auf welcher Seite er steht. Irgendwie wohl schon bei den Guten, aber so klar ist das nicht. Aus seiner Vergangenheit als Agent unter der englischen Krone macht er ein Geheimnis. Auch über seinen Freund Gentry, der mir fast am liebsten war, erfährt man kaum etwas.

Zusammen mit dieser latenten Überheblichkeit, die sich durch alle Seiten hinweg zieht, liest sich dieser Roman, der im Wirtschaftsbereich mit Mafiastrukturen angesiedelt ist, sehr träge und langweilig. Was nützen dem Leser Beschreibungen seiner Nachbarn auf den ersten Seiten, wenn sie danach nie wieder in Erscheinung treten, sondern stattdessen andere ältere Menschen? Von den ellenlangen IT-Abhandlungen ganz zu schweigen.

Arles als Weltkulturerbe und der Camarque nebenan wäre ein toller Schauplatz für eine interessante Krimiserie. Bei diesem Erstlingskrimi kann man leider weder von unterhaltsam noch spannend sprechen, er kommt genau wie sein Protagonist Smith mehrbesser und vage daher. Ich habe nichts gegen Beschreibungen der Landschaft und gutem Essen, aber wenn das alles ist, über das in einem Krimi geschrieben wird, reicht das einfach nicht aus. Die einzige spannende Stelle, bei der Smith wieder einmal Agent sein durfte, wirkte in dem Kontext total übertrieben, so nach dem Motto "Thema Action erledigt und Smith steht gut da". Für einen guten Krimi braucht es aber viel mehr als nur das.

Fazit: Ich glaube, der Autor hat in erster Linie für seinesgleichen geschrieben: für Rentner, die immer nur ein paar Seiten eines Buches lesen, bevor sie es bis zum nächsten Tag oder mehrere Tage zur Seite stellen, wie es sein Held Smith auch tut. Wäre der Krimi spannend, müsste man ihn ja in einem Zug lesen, was den gemächlichen Alltag durcheinanderbringen würde.
2.5 Punkte.

Veröffentlicht am 17.04.2024

Kein Leben drin

Der Hamster mit der Löwenmähne
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Es hätte so gut sein können - eine Tierpräparatorin, die so charmant sein soll wie "Die fabelhafte Welt der Amélie". So wurde der Roman beworben. Als grosser Fan von der charmanten Amélie konnte ich nicht ...

Es hätte so gut sein können - eine Tierpräparatorin, die so charmant sein soll wie "Die fabelhafte Welt der Amélie". So wurde der Roman beworben. Als grosser Fan von der charmanten Amélie konnte ich nicht widerstehen und hab zu "Der Hamster mit der Löwenmähne" gegriffen.

Schnell stellte ich fest, dass der Vergleich viel zu hoch gegriffen und total übertrieben ist. Er kann nicht einmal ein bisschen standhalten, denn von charmant ist die Protagonistin Eva meilenwert entfernt.

Eva ist eine junge Frau, die sich nicht spürt und auch nicht mit Menschen kann. Das könnte man immerhin noch nett verpacken, doch der Autor tut das nicht. Er lässt sie missmutig und abwesend sein, niemand kommt ihr richtig nahe.

Irgendwann findet man heraus, dass ein Mensch, den sie auf Abstand hält, ihr Vater ist. Den Namen ihres Nachbarn weiss sie auch nicht und es ist ihr auch egal, er bleibt einfach der "Nachbar" - auch noch nachdem sie sich sehr nahe kamen. Das könnte man als Witz so beibehalten, aber man spürt Evas Barrieren auf jeder Seite. Das mit dem Nachbar und dem Vater sind nur zwei Beispiele von vielen.

Sie merkt zwar schon, dass sie zumindest einigen Menschen näher kommen muss, und macht dementsprechende Versuche, bringt das aber auch nicht wirklich auf die Reihe. Kommunizieren funktioniert auch mit Behörden etc. nicht.

Das Charmante an den Charakteren muss man mit der Lupe suchen und findet auch dann nichts. Alle sind sehr speziell oder werden zumindest so dargestellt. Alle werden auf Abstand gehalten, da kommt man niemandem nahe und kann somit auch nichts gut finden. Die Figuren sind da und doch nicht - alle sind irgendwie abwesend, manche zwischendurch tatsächlich, aber auch in Situationen, in denen sie im Mittelpunkt stehen, sind sie physisch nicht spürbar.

Die noch sympathischste Figur war der Nachbar. Marco heisst er übrigens. Den Nachnamen erfährt man auch noch, aber erst gegen Ende und von anderen. Eva hätte ihn längst gewusst, hätte sie mal aufs Namensschild an der Türe geschaut, aber selbst das ist ihr zu viel Aufwand. Nathalie war auch ganz okay, nur blieb sie halt auch nur eine unbedeutende Nebenfigur. Ein Roman über Nathalie, anstatt über Eva, wäre bedeutend unterhaltender, humorvoller und sympathischer zu lesen.

Was die Aussage der Geschichte ist? Keine Ahnung. Evas Versuche, ihre eigene Geschichte zu verstehen oder mit anderen normal zu kommunizieren, haben nicht wirklich funktioniert. Falls sie doch Fortschritte gemacht haben sollte, bekommt man das als Leser nicht mit, weil sie es nun mal so gar nicht hat mit normaler Kommunikation.

Fazit: Zwei Reisen wurden unternommen, Diebstähle getätigt, Dinge gesucht, Dinge gefunden und einiges mehr - aber alles ist nichtssagend und leer geblieben. Da ist kein Leben und keine Seele drin.
2 Punkte.

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Veröffentlicht am 29.10.2023

Zu viele Köche verderben den Brei

Die Erfindung des Lächelns
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Ein Krimi rund um den Raub der Mona Lisa im Louvre anno 1911 hörte sich interessant an. Doch ich war sehr schnell ernüchtert, schon nach den ersten Seiten. Ich hielt durch bis zu Seite 100 und überflog ...

Ein Krimi rund um den Raub der Mona Lisa im Louvre anno 1911 hörte sich interessant an. Doch ich war sehr schnell ernüchtert, schon nach den ersten Seiten. Ich hielt durch bis zu Seite 100 und überflog den Rest nur noch.

Am meisten Mühe hatte ich mit dem Schreibstil von Tom Hillenbrand in diesem Kriminalroman. Der liegt mir nicht, es wirkt aufgesetzt und macht keine Lust weiter zu lesen. Zudem sind es viel zu viele Personen, die irgendeine Rolle spielen und somit unzählige Handlungsstränge. Das sollte wohl Spannung erzeugen, für mich war das Gegenteil der Fall: ich empfand das wahnsinnig langweilig.

Ein toller Titel zusammen mit einem eigentlich interessanten Thema - der Raub der Mona Lisa - reicht halt nicht aus, um daraus eine fesselnde oder zumindest interessante Story zu machen.

Fazit: Zu viele Köche verderben den Brei - zu viele Charaktere in einem Krimi ebenfalls.
2 Punkte.

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