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Veröffentlicht am 27.11.2017

Durch und durch gelungene Dystopie!

Fever
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Ein Fieber durch ein bisher unbekanntes Coronavirus löscht 95% der Menschheit aus. In dieser postapokalyptischen Welt muss jeder kämpfen, um zu überleben. Denn die Ressourcen sind knapp, und es gibt keinerlei ...

Ein Fieber durch ein bisher unbekanntes Coronavirus löscht 95% der Menschheit aus. In dieser postapokalyptischen Welt muss jeder kämpfen, um zu überleben. Denn die Ressourcen sind knapp, und es gibt keinerlei Gesetze mehr. Auch wilde Tiere werden zur Bedrohung. Der dreizehnjährige Nico Storm und sein Vater Willem haben das Fieber in Südafrika überlebt. Nico erzählt Jahre später, mit siebenundvierzig Jahren, seine Memoiren – die Geschichte vom Fieber, von der Stadt Amanzi und vom Mord an seinem Vater. Nach dem Fieber verstecken sich die beiden – und kämpfen ums Überleben. Willem hat einen Traum: er möchte eine Siedlung gründen und dort mit verschiedenen Menschen friedlich zusammenleben. Amanzi. Die Geschichte des Aufbaus dieser Siedlung, diversen Bedrohungen durch die Natur und verschiedene Gangs, und die Tücken des Zusammenlebens – all dies erzählt Nico Storm. Zwischendurch sind Schnipsel der Erinnerungen anderer Menschen eingestreut – Menschen, die den Weg nach Amanzi gefunden haben, und ihre Geschichte.

Meyer ist mit diesem Buch wahrlich ein Meisterwerk gelungen. Sein Schreibstil ist etwas Besonderess. Die Emotionen, die Meyer bei Willems Tod beschreibt, sind gut beschrieben und klar nachvollziehbar. Sehr realistisch ist seine Erzählung, vor allem wenn er erzählt wie die Menschen die Erde völlig missbraucht haben und immer mehr ihrer Ressourcen für sich beanspruchen wollten. Nach dem Fieber kann sich die Natur erholen, Tiere vermehren sich wieder, die Luft wird wieder besser. Ein ausgezeichnet recherchiertes Werk, das uns zum Nachdenken anregen sollte. Ich denke Meyer hat dies als Warnung an uns Menschen geschrieben – auch wenn viele scheinbar diese Zusammenhänge nicht sehen.

Dies war mein erstes Buch von Deon Meyer. Manche kritisieren, 700 Seiten seien zu viel und er schreibe zwischendurch zu ausführlich. Ich fand es wirklich toll, keine einzige Seite zu viel und war traurig als ich mit dem Buch durch war. Das beste Buch des Jahres, ich werde es allen meinen Bekannten empfehlen.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Ein wunderschöner historischer Roman – eines der besten Bücher des Jahres!

Wie der Wind und das Meer
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„Höre den Amseln zu, wenn sie ihr Abendlied singen, sie erzählen von meiner Liebe zu dir.“

München, im Jahr 1945. Der elfjährige Paul und die neunjährige Sarah haben beide bei einem Fliegerangriff ihre ...

„Höre den Amseln zu, wenn sie ihr Abendlied singen, sie erzählen von meiner Liebe zu dir.“

München, im Jahr 1945. Der elfjährige Paul und die neunjährige Sarah haben beide bei einem Fliegerangriff ihre Familie verloren. Bei der Suche nach der jeweiligen Familie finden sie einander. Da Sarah Pauls kleiner Schwester sehr ähnlich sieht, beschließen sie, sich von nun an als Geschwister auszugeben. Gemeinsam kämpfen sie sich durch die harte Zeit im Krieg und danach, durch Armut, das Kinderheim, und vieles mehr. Jahre später entwickeln die beiden mehr als nur geschwisterliche Gefühle füreinander. Doch ihre Liebe ist verboten.

Sehr gut recherchiert und mit einem wunderschönen Schreibstil erzählt Lilli Beck eine Geschichte, die im 2. Weltkrieg beginnt, die Nachkriegszeit in München und Berlin einschliesst und schließlich während dem kalten Krieg endet. Zahlreiche historisch signifikante Ereignisse kommen im Buch vor, unter anderem der Wiederaufbau nach dem Krieg, das Leben in Überfluss nach der Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse, der Erbau der Mauer und die HIV/AIDS Epidemie. Das Buch ist historisch sehr interessant. Die Auseinandersetzung mit ihrer Lüge und der verbotenen Liebe und deren Folgen, und auch Sarahs Auseinandersetzung damit, dass sie Jüdin ist und ihre wahre Identität mit niemandem teilen kann, sind sehr eindrücklich beschrieben. Die Erzählung ist traurig und schön zugleich. Ich konnte das Buch kaum weglegen. Ein sehr gelungener Roman mit einigen wunderschönen Passagen.

Veröffentlicht am 23.10.2017

Ergreifend erzählt Seck von dem Kampf zurück ins Leben

Die Stille zwischen Himmel und Meer
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Sieben Jahre. Sieben Jahre ist es her, dass Edda aus ihrer schrecklichen Vergangenheit gerettet wurde. Seitdem versucht sie, im „echten Leben“ klarzukommen. Zahlreiche Therapiestunden haben ihr dies zwar ...

Sieben Jahre. Sieben Jahre ist es her, dass Edda aus ihrer schrecklichen Vergangenheit gerettet wurde. Seitdem versucht sie, im „echten Leben“ klarzukommen. Zahlreiche Therapiestunden haben ihr dies zwar etwas leichter gemacht, aber trotzdem hat sie immer noch Angst. Angst vor weiten Räumen, und vor dem Himmel, der ihr auf den Kopf fallen könnte. Und Angst vor Nähe…

Edda beschließt, sich ihrer Angst zu stellen und reist im Herbst an die Nordsee, um dort alleine Urlaub zu machen. Sie mietet sich ein kleines Ferienhaus am Meer. Doch aufgrund eines Buchungsfehlers muss sie das Ferienhaus mit einem anderen Gast teilen. Sebastian wirkt auf den ersten Blick unfreundlich und forsch. Die beiden geraten aneinander. Doch dann merkt Edda, dass auch Sebastian eine Vergangenheit hat, die er zu versucht, zu verarbeiten. Auch er wird von der Vergangenheit eingeholt. Und schließlich schaffen sie es, sich gegenseitig zu helfen. Auch die kleine Mia, Enkelin der Vermieterin des Ferienhauses, findet den Weg in Eddas Herz. Auch sie bringt Edda mit ihrer unbefangenen, kindlichen Art was Neues bei, das sie bisher so nicht gekannt hat.

Kati Seck erzählt auf berührende und ergreifende Weise von Eddas Kampf zurück ins Leben. Eine wahnsinnig starke Protagonistin, die im Buch gewaltige Fortschritte macht und langsam lernt, mit dem Erlebten umzugehen. Immer wieder gibt es Kapitel, die in der Vergangenheit spielen. Sehr bildlich erfahren wir, was Edda damals widerfahren ist. Seck hat einen wunderschönen Schreibstil, der einen nicht mehr loslässt – ihre Art zu Erzählen ist unvergleichlich. Ein tolles Buch, das ich allen weiterempfehlen möchte. Besonders möchte ich es denen empfehlen, die im Leben etwas Schweres durchmachen mussten. Ich hoffe, Edda kann euch ebenso verzaubern wie mich.

  • Einzelne Kategorien
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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 20.10.2017

Picoult hat sich wieder einmal selbst übertroffen

Kleine große Schritte
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Meine Rezension bezieht sich auf die Englische Ausgabe dieses Buchs (Small Great Things).

Picoult hat sich mit diesem Buch erstmals in ein neues, sehr umstrittenes Feld getraut: Rassismus in Amerika. ...

Meine Rezension bezieht sich auf die Englische Ausgabe dieses Buchs (Small Great Things).

Picoult hat sich mit diesem Buch erstmals in ein neues, sehr umstrittenes Feld getraut: Rassismus in Amerika. Manche mögen sagen, dies sei nicht ihr Recht, da sie weiss ist. Das Buch ist (wie immer bei Picoult) ausserordentlich gut recherchiert. Sie erzählt die Geschichte von mehreren Perspektiven und schafft es, dass man sich in alle Protagonisten hineinversetzen kann, obwohl diese extrem unterschiedlich sind. Ruth, eine schwarze Krankenschwester in NYC, hat ihr ganzes Leben versucht, niemanden vor den Kopf zu stossen und alles richtig zu machen. Sie hat gute Noten, bemüht sich in der Schule, bekommt ein Stipendium und geht schliesslich zur Yale Nursing School, um Krankenschwester zu werden. Sie hat sich ihren Traum erfüllt. Ihren Sohn erzieht sie ebenfalls auf diese Weise. Eines Tages passiert jedoch etwas, was sie spüren lässt, wie sie als Schwarze in einer Weissen Welt von allen anders behandelt wird - sie ist nicht so akzeptiert, wie sie bisher geglaubt hat.
Wahnsinning spannend und gut geschrieben, eines der besten Werke Picoults bis jetzt.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Mitreissende Erzählung

Drei Tage und ein Leben
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"Innerhalb weniger Minuten hat sein Leben die Richtung geändert. Er ist ein Mörder. Die beiden Bilder passen nicht zusammen, man kann nicht zwölf Jahre alt und ein Mörder sein..."

In einem wirklich tollen ...

"Innerhalb weniger Minuten hat sein Leben die Richtung geändert. Er ist ein Mörder. Die beiden Bilder passen nicht zusammen, man kann nicht zwölf Jahre alt und ein Mörder sein..."

In einem wirklich tollen Stil erzählt Lemaitre wie der zwölfjährige Antoine in einem Anfall von Rage den kleinen Remi, den Nachbarsjungen, mit einem Stock schlägt. Dieser stirbt, und Antoine versteckt seine Leiche. Fortan wird er von Schuld und Angst verfolgt, die ihn sein ganzes Leben begleiten sollen...

Der Grossteil des Buches handelt von den drei Tagen nach dem Mord. Ich liebe den Schreibstil Lemaitres, er schreibt in seiner speziellen Art, was die Erzählung wirklich interessant macht. Am Ende des Buches springt Lemaitre noch 12 Jahre in die Zukunft, der vierundzwanzigjährige Antoine studiert inzwischen Medizin und ist nach wie vor von Panikattacken geplagt. Sein ganzes Leben wird durch die wenige Minuten im Wald von Beauval definiert, und alle Entscheidungen werden sich dadurch verändern.

Ein sehr schönes Buch über das Leben, über Schuld und Sühne, und über Schicksalsschläge. Ich kann es jedem nur empfehlen.