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Veröffentlicht am 03.05.2024

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Das Mondscheincafé
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Ein japanischer Mythos besagt, dass Katzen jenen Menschen etwas zurückgeben, von denen sie gut behandelt wurden. In Kyoto betreiben Katzen daher das Mondscheincafé. Es taucht ohne festen Standort unvorhersehbar ...

Ein japanischer Mythos besagt, dass Katzen jenen Menschen etwas zurückgeben, von denen sie gut behandelt wurden. In Kyoto betreiben Katzen daher das Mondscheincafé. Es taucht ohne festen Standort unvorhersehbar nur in Vollmondnächten auf. Neben süßen Köstlichkeiten servieren die charismatischen Katzen lebensverändernde Ratschläge zu Liebe, Arbeit und Beziehungen. Dabei interpretieren sie die astrologischen Lebensphasen ihrer Gäste, wie einer Drehbuchautorin in der Krise, einer Fernsehregisseurin mit gebrochenem Herzen und zwei Unternehmern mit beruflichen Schwierigkeiten.
Illustrationen von Chihiro Sakurada haben die Autorin zu diesem Buch inspiriert; die enthaltenen Illustrationen und das Cover sind wirklich überaus gelungen. Der abgebildete Mond, die Sterne und die erleuchteten Fenster des Cafés haben eine angenehme Haptik und leuchten am Cover sogar im Dunkeln. Im Zusammenklang mit Beethovens mehrfach angesprochener „Pathetique“ ist das Buch auf den ersten Blick ein Augen- und Ohrenschmaus. Die drei Kapitel sind in weitere Abschnitte unterteilt und der Schreibstil ist flüssig, der Text ist aber doch recht auf die Astrologie hin bezogen, denn die Ausführungen der Lebensphasen nehmen wirklich viel Raum ein und bleiben oft recht schulmeisterlich. Selbstverständlich kann man einige Inspirationen und Lebensweisheiten in sein eigenes Leben daraus mitnehmen, ein perfektes Buch zum Wegträumen ist es für mich allerdings nicht. Das mag durchaus auch am kulturellen Unterschied zwischen Japan und Europa liegen oder ich habe mich zu sehr vom schönen Cover und dem Hinweis auf Katzenliebhaber ablenken lassen. Sicher, man bekommt einen Einblick ins Leben der japanischen Gesellschaft und natürlich auch ins Leben der Protagonisten, die alle auf irgendeine miteinander verbunden sind; man merkt, dass sie Hilfe nötig haben, eine tiefere Beziehung zu ihnen ist bei mir aber nicht entstanden.

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Veröffentlicht am 03.05.2024

Eine Frau (wirklich) zwischen zwei Welten?

Mühlensommer
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Maria freut sich mit ihren Töchtern auf ein stressfreies Wochenende fern von Stadt und Schule. Der Anruf der Mutter über den Unfall des Vaters bringt sie zurück auf den elterlichen Bauernhof, wo sie sich ...

Maria freut sich mit ihren Töchtern auf ein stressfreies Wochenende fern von Stadt und Schule. Der Anruf der Mutter über den Unfall des Vaters bringt sie zurück auf den elterlichen Bauernhof, wo sie sich sich nun um Tiere, aber auch um die demente Oma kümmert; Maria erinnert sich an ihr fast vergessenes Leben mit starren Traditionen und kleinen Freiheiten. Zusammen mit ihrem Bruder und der Mutter sorgt sie sich um den Vater; und die Familie arbeitet endlich Verdrängtes auf …
Das Cover mit reifem Getreide, Lindenblüten und Schmetterling macht Freude auf den Roman mit sommerlicher Leichtigkeit. Genau wie der Beginn des Buchs, wo man das frisch gebackene Brot regelrecht riechen kann. Für mich hat die Geschichte leider nicht gehalten, was versprochen wurde. Die Kapitel sind nicht nummeriert oder betitelt, dennoch erkennt man die zwei Erzählstränge der Ich-Erzählerin. Das angekündigte Leben zwischen zwei Welten wird dabei nur angedeutet. Aus Marias Gegenwart erfährt man nur, dass sie mit ihren beiden Töchtern in der Stadt lebt. Eine richtige Gegenüberstellung von Stadt- und Landleben findet nicht statt.
Das Hauptaugenmerk der Autorin liegt auf aneinandergereihten Anekdoten ihrer Kindheit; teils sind dies allgemeingültige Erlebnisse, in denen sich das Publikum in die eigene Vergangenheit zurückversetzt sieht, teils handelt es sich um spezielle Geschichten, die sich nur auf einem Bauernhof abspielen konnten; an einigen Stellen gibt es detaillierte Beschreibungen, an anderen humorvolle Begebenheiten. Den Humor der Autorin muss man dabei allerdings mögen. Ich kann mir ihre Anekdoten gut in einem Kabarettprogramm vorstellen, in welchem sie durch ihre Geschichten auf den Retro-Trend des Publikums abzielt und so manchen Schenkelklopfer hervorruft. Als sommerlich leichte Lektüre möchte ich dieses Buch aber eher nicht bezeichnen.

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Veröffentlicht am 25.04.2024

Der Duft des Vergessenwerdens

Die Vermesserin der Worte
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Weil der Autorin Ida plötzlich die Worte – und dadurch auch ihr Verdienst – fehlen, bewirbt sie sich als Haushaltshilfe bei der älteren Ottilie, die wenig spricht und jeden Tag mehr zu verschwinden scheint. ...

Weil der Autorin Ida plötzlich die Worte – und dadurch auch ihr Verdienst – fehlen, bewirbt sie sich als Haushaltshilfe bei der älteren Ottilie, die wenig spricht und jeden Tag mehr zu verschwinden scheint. Im in die Jahre gekommenen Herrenhaus findet Ida Staub und Moder, aber auch viele Schätze aus Papier und Erinnerungen eines interessanten Lebens. Als Ottilies Verbindung zur Gegenwart immer mehr schrumpft, will Ida sowohl ihre eigenen Worte wiederfinden als auch Ottilies Verblassen verhindern. So erzählt sie ihrer Arbeitgeberin eine Geschichte …
Das Cover mit seinen Pastelltönen, der Blumenvase und den drei Büchern ist eher unscheinbar, und doch fällt es ins Auge und macht zusammen mit dem Titel neugierig auf den Inhalt. Die Kapitel sind kurz und mit aussagekräftigen Überschriften versehen, der Schreibstil ist sehr angenehm. Der Roman wird bis auf ein Kapitel aus Idas Perspektive erzählt; an einigen Stellen wechselt diese Sicht aber auch innerhalb Idas Geschichte in die Gefühlswelt anderer Charaktere. Die Hauptfigur Ida bleibt leider recht blass; sowohl ihr Gefühlsleben als auch ihren Beruf betreffend, denn leider erfahren wir nicht, für welche Art von Büchern ihr plötzlich die Worte fehlen. Dafür sind immer wieder Anspielungen auf andere Romane eingestreut. Die Autorin beschreibt sehr detailliert, oft kommt es zu überflüssigen Wiederholungen; unter anderem auch Idas Putzen betreffend, die ihre ganz eigene Methode zur Beseitigung des überall vorhandenen Staubs hat.
Die behandelten Themen Freundschaft und Vergessen sind mit viel Leichtigkeit verarbeitet. Einiges wird sogar etwas zu einfach gelöst, gerade auch was das schwierige Thema Demenz angeht. Wer sich mit einer langsam erzählten Geschichte einige Stunden vom Alltag ablenken will, wird mit diesem Buch aber sicher seine Freude haben.

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Veröffentlicht am 20.02.2024

Baumkronenschüchternheit

Krummes Holz
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In einem drückend schwülen Sommer kehrt Jirka nach einigen Jahren Abwesenheit auf den heruntergewirtschafteten Gutshof seines Vaters zurück. Der Vater scheint unauffindbar, die demente Großmutter und Jirkas ...

In einem drückend schwülen Sommer kehrt Jirka nach einigen Jahren Abwesenheit auf den heruntergewirtschafteten Gutshof seines Vaters zurück. Der Vater scheint unauffindbar, die demente Großmutter und Jirkas unversöhnliche Schwester schweigen. Nur Leander, der Sohn des letzten Verwalters, spricht mit ihm. Das Geschwisterband ist nach der glücklosen Kindheit aber noch vorhanden und täglich kommen Jirka neue Erinnerungen ins Bewusstsein.
Schon am Cover ist die flirrende Sommerhitze über einem Feld spürbar. Die Kapitel sind kurz, die Sprache bildhaft. Ich-Erzähler Jirka berichtet im Präsens vom Heimkommen auf den heruntergekommenen Hof. Diese Gegenwartserzählung bildet aber nur den Rahmen für die Geschichte dahinter. Der Hauptteil des Buchs besteht aus der Gedankenwelt des Protagonisten, vieles wird nur angedeutet und bleibt über weite Strecken geheimnisvoll; immer wieder denkt er an Szenen seiner Kindheit, die er zusammen mit seinem einstigen Zuhause aus seinem Leben ausgesperrt zu haben scheint. Dadurch entstehen laufend Zeitsprünge, denen man aber erstaunlich gut folgen kann.
Sprachlich ist das Buch dadurch herausragend. Die Autorin vermittelt in ihrem Debütroman auf beklemmende Weise nicht nur die drückende Atmosphäre des trockenen Sommers, sondern vor allem die Erlebnisse der trostlosen Kindheit des Protagonisten, mit einem brutalen Vater und einer gefühlskalten Großmutter. Durch die einseitige Sicht des Ich-Erzählers fehlen aber Einblicke in die anderen Charaktere und die Personen sind schwer greifbar; vieles bleibt in der Schwebe und etliche Etappen wiederholen sich unnötigerweise, was vor allem ab der Mitte des Buchs recht spürbar wird.

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Veröffentlicht am 07.01.2024

Es geht bloß um Eier, Zucker, Butter und Mehl

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
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Mrs. Quinn, die seit fast sechzig Jahren glücklich mit Bernard verheiratet ist, lebt in einem kleinen englischen Dorf und liebt das Backen. Sie greift dabei vor allem auf Familienrezepte zurück, die gleichzeitig ...

Mrs. Quinn, die seit fast sechzig Jahren glücklich mit Bernard verheiratet ist, lebt in einem kleinen englischen Dorf und liebt das Backen. Sie greift dabei vor allem auf Familienrezepte zurück, die gleichzeitig ihre wertvollsten Erinnerungen sind. Aus einem Gefühl heraus, etwas in ihrem Leben verpasst zu haben, bewirbt sie sich als Kandidatin für eine TV-Backshow. Vor Bernard verbirgt sie nicht nur diese Bewerbung, sondern auch ein viel größeres, dunkles Geheimnis, dem sie sich nun nach Jahrzehnten stellen muss.
Das Cover mit der appetitlichen Torte hat mich sofort angesprochen, der am Klappentext versprochene Inhalt des Romans hat mich jedoch nicht überzeugt. Die Kapitelüberschriften sind jeweils mit den Namen von Backwaren betitelt; diese verbinden die Herausforderungen der Backshow mit dem Erzählstrang aus Jennys Vergangenheit, wo dieselben Kuchen ebenfalls eine tragende Rolle spielten. Anekdoten aus Jennys Kindheit und Jugend sind kursiv hervorgehoben. Der Schreibstil ist nicht herausragend und die Geschichte läuft insgesamt ohne Konflikte ab. Da sie zu konstruiert und vorhersehbar ist, kommt auch keine rechte Spannung auf; weder die Herausforderungen der Backshow betreffend, noch das lange gehütete Geheimnis der Protagonistin.
Jenny konnte ich nicht viel Sympathie entgegenbringen. Es ist eine Sache, seinem Mann vorerst die Teilnahme an einer Backshow zu verheimlichen, aber eine völlig andere, ihm eine Entscheidung aus der Vergangenheit vorzuenthalten, die das weitere gemeinsame Leben betroffen hat. Dem Verweis vom Klappentext auf eine lebenslange Liebe kann ich daher nicht zustimmen. Liebe sollte nicht einseitig sein, sie besteht nicht aus Nehmen von einer Seite und Vergeben von der anderen.
Das Buch macht Appetit – auf Kuchen, leider jedoch nicht so sehr auf die Handlung.

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