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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2024

Verliebt in Michigan

Funny Story
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Daphne, die in der Heimatstadt ihres Ex-Verlobten gestrandet ist und die dort eigentlich nichts mehr hält, zieht nach der Trennung bei Miles ein. Miles ist nicht nur ihr neuer Mitbewohner, sondern auch ...

Daphne, die in der Heimatstadt ihres Ex-Verlobten gestrandet ist und die dort eigentlich nichts mehr hält, zieht nach der Trennung bei Miles ein. Miles ist nicht nur ihr neuer Mitbewohner, sondern auch der Ex der neuen Verlobten von Daphnes Ex - und bald auch noch Daphnes Fake Boyfriend! Oder doch nicht? Klingt verwirrend, unterhält aber genau deshalb sehr gut!

Die beiden Protagonist:innen könnten kaum unterschiedlicher sein: Daphne, die pragmatische Bibliothekarin, und Miles, der chaotische Musikliebhaber. Ihre gegensätzlichen Persönlichkeiten sorgen für zahlreiche amüsante Situationen und lassen die Leser mitfiebern, wie sich ihre Beziehung im Laufe der Geschichte entwickelt. Besonders die Darstellung der Fake-Boyfriend-Geschichte ist überraschend spannend und unterhaltsam. Die Autorin schafft es, die Dynamik zwischen Daphne und Miles glaubwürdig darzustellen, sodass man als Leser:in richtig mitfiebert.

Neben den beiden Hauptcharakteren überzeugen auch die Nebencharaktere, wie Daphnes Kollegin Ashleigh oder Miles' Schwester Julia. Sie verleihen der Geschichte zusätzliche Tiefe und tragen dazu bei, dass die kleine Stadt in Michigan, in der die Handlung spielt, lebendig wirkt und liebevoll dargestellt wird. Die eingeschworene Gemeinschaft und die überschaubaren Läden der Stadt haben mich ein bisschen an Stars Hollow aus der Serie "Gilmore Girls" erinnert. Und auch Daphne beginnt im Laufe der Zeit zu zweifeln, ob sie nicht doch in der Stadt ihres Ex-Verlobten bleiben sollte, je mehr sie von ihr kennenlernt.

Insgesamt ist "Funny Story" ein locker-leichter Roman, der durch seine humorvollen, romantischen und herzerwärmenden Passagen besticht. Die abwechslungsreiche Handlung und die liebenswerten Charaktere machen das Buch zu einem echten Stimmungsaufheller, den man nur ungern aus der Hand legt.

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Veröffentlicht am 20.04.2024

Großartige Romanheldin

Popcorn süß-salzig
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Lena Hachs Jugendroman "Popcorn süß-salzig" bietet eine mitreißende und unterhaltsame Handlung, die mir von Anfang bis Ende gefallen hat. Die Protagonistin Ruby ist nicht nur sympathisch, sondern auch ...

Lena Hachs Jugendroman "Popcorn süß-salzig" bietet eine mitreißende und unterhaltsame Handlung, die mir von Anfang bis Ende gefallen hat. Die Protagonistin Ruby ist nicht nur sympathisch, sondern auch eigensinnig, was sie zu einer Figur macht, mit der sich sicher viele junge (und ältere) Leserinnen und Leser identifizieren können. Besonders gelungen ist die Grundidee des Romans, die mit typischen Tropes aus dem New Adult-Genre spielt und dem romantischen Genre eine erfrischende Wendung verleiht. Ruby kennt zwar die ganzen Tropes, aber im real life hilft ihr das trotzdem nicht, sich entscheiden zu können, was sie eigentlich will: Deutsch oder Englisch? Süßes oder salziges Popcorn? Und soll sie Phils fake Freundin werden oder nicht?

Ein Aspekt, der besonders positiv hervorsticht, ist die Aufklärung und Sensibilität, die die Jugendlichen im Buch zeigen. Insbesondere Rubys offene Haltung, z.B. in Bezug auf Identität, Geschlechterstereotype oder Sex und Selbstbefriedigung, kann für Jugendliche sicherlich ein inspirierendes Vorbild sein. Auch wenn einige Charaktere vielleicht auch klischeehaft wirken mögen, spiegeln sie dennoch authentische Situationen aus dem Schulalltag von Jugendlichen wider, was dem Buch Authentizität und durch die leicht überzeichneten Charaktere auch Witz verleiht. Allerdings spielt sich die Handlung hauptsächlich im gymnasialen Umfeld ab, was eine gewisse Einseitigkeit mit sich bringt. Dennoch gelingt es Lena Hach, eine sehr sympathische Clique zu präsentieren, deren Entwicklung und Dynamik sie den Leserinnen und Lesern mit jedem Kapitel näher bringt.

Lena Hach beweist insgesamt also ihr Talent als Autorin für jugendliche Zielgruppen und schafft es, mit "Popcorn süß-salzig" eine Geschichte zu erzählen, die nicht nur unterhält, sondern auch für Gesprächsstoff sorgt.

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Veröffentlicht am 19.04.2024

Bullerbü für Erwachsene

Mühlensommer
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"Mühlensommer" ist für mich eine echte Überraschung unter den aktuellen Debütromanen, der das ländliche Leben auf einem Bauernhof einfühlsam porträtiert. Die Sicht der Hauptfigur Maria, die zwischen ihrem ...

"Mühlensommer" ist für mich eine echte Überraschung unter den aktuellen Debütromanen, der das ländliche Leben auf einem Bauernhof einfühlsam porträtiert. Die Sicht der Hauptfigur Maria, die zwischen ihrem modernen Leben in der Stadt und ihren Wurzeln auf dem Land hin- und hergerissen ist, wird mit Tiefe und Authentizität aber trotzdem mit Humor liebevoll dargestellt.

Nach langer Abwesenheit kehrt Maria mit ihren Töchtern auf den Hof ihrer Eltern zurück, da ihr Vater im Krankenhaus liegt. Die Rückkehr Marias auf den Hof ermöglicht ihr nicht nur eine Reise in die Vergangenheit, sondern auch eine Auseinandersetzung mit den Konflikten und Verletzungen innerhalb ihrer Familie. Diese Zwiespältigkeit zwischen Nostalgie und Konfrontation wird dabei durch die Erzählerin eindringlich eingefangen und mit Hilfe von lustigen Anekdoten immer wieder durchbrochen, wobei die Schattenseiten des Landlebens dennoch ungeschönt dargestellt werden.

Insgesamt ist "Mühlensommer" ein Roman, der mich von der ersten bis zur letzten Seite gut unterhalten hat. Durch die verschiedenen Charaktere des Hofes, die humorvollen Anekdoten und die tiefgründigen Themen fühlte ich mich mehr als einmal an die zeitlosen Klassiker wie "Bullerbü" und "Michel von Lönneberga" erinnert - mit dem Unterschied, dass dieser Roman gleichzeitig ein moderner und relevanter Beitrag zur zeitgenössischen Literatur für Erwachsene ist!

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Kurzweilig mit Tiefgang

Dümpeln
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In „Dümpeln“ macht die Protagonistin genau das: Sie dümpelt vor sich hin und das auch noch im lebhaften Hanoi in Vietnam. Eigentlich will sie gerne Autorin sein, sie schreibt jedoch nicht, sondern versucht ...

In „Dümpeln“ macht die Protagonistin genau das: Sie dümpelt vor sich hin und das auch noch im lebhaften Hanoi in Vietnam. Eigentlich will sie gerne Autorin sein, sie schreibt jedoch nicht, sondern versucht stattdessen Friteusen zu verkaufen - ein Gerät, auf das das Land nur gewartet hat? Und dann auch noch vertrieben und verkauft von einer Möchte-gern-Autorin? Während die Protagonistin also versucht, sich ein erfolgreiches aber anspruchsloses Nebengeschäft aufzubauen, trifft sie weitere sog. Expats in Hanoi, verliert sie sich immer wieder in den Geschichten und Begegnungen unterwegs. Nach einer unerwarteten Wendung begibt sie sich schließlich mit zwei weiteren suchenden Expats auf eine abenteuerliche Reise durch Vietnam.

Ich mochte den ironischen und nüchternen Schreibstil, der die Handlungen der Deutschen in Vietnam zwar nicht explizit kommentiert, aber immer wieder die Abstrusität ihrer Vorstellungen und Handlungen vor Augen führt. Vietnames:innen kommen in der Welt der Deutschen, obwohl in Vietnam, nur am Rande vor, gleichzeitig wird die eigene Kritik der Deutschen daran entlarvend naiv dargestellt. Die Charaktere sind zwar teilweise klischeehaft gezeichnet, dadurch war die Lektüre aber trotz des eigentlich anspruchsvollen Themas immer wieder sehr unterhaltsam.

Für Leser:innen, die auf der Suche nach einem Roman sind, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt, ist „Dümpeln“ eine klare Empfehlung. Insbesondere Menschen, die selbst schon Backpacking in den typischen Tourismuszielen gemacht haben, werden sicher einiges wiedererkennen und sich hoffentlich manchmal auch ertappt fühlen.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Das Leid der Überlebenden

Und dann sind wir gerettet
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Der Roman "Und dann sind wir gerettet" erzählt die Geschichte von Aida und ihrer Familie, die vor dem Jugoslawienkrieg nach Italien fliehen müssen. Das Trauma von Krieg und Flucht prägt das Leben von Aida ...

Der Roman "Und dann sind wir gerettet" erzählt die Geschichte von Aida und ihrer Familie, die vor dem Jugoslawienkrieg nach Italien fliehen müssen. Das Trauma von Krieg und Flucht prägt das Leben von Aida nachhaltig. Besonders bedrückend ist der Zustand ihrer Mutter, den die junge Aida kaum begreifen kann. Die Autorin zeigt einfühlsam, wie Aida in Italien schon bald zwischen zwei Welten lebt.
Aidas Familie findet Hilfe und die enge Beziehung zu Emilia, obwohl von ambivalenten Motiven geprägt, spielt eine zentrale Rolle in ihrer Integration in die italienische Gesellschaft. Die Entscheidung zwischen zwei Heimaten und Identitäten wird für Aida immer drängender. Die Vernachlässigung der Schule durch geflüchtete Jugendliche aus Hoffnung auf Rückkehr in ihre Heimatländer wird ebenso wie Aidas persönlicher Kampf mit den eigenen Bedürfnissen und Verantwortlichkeiten authentisch dargestellt.

Die realistische Darstellung der Hilflosigkeit der Familie und die Unterstützung von außen, die das Innenleben der Familie nicht verstehen und dementsprechend nicht helfen kann, zeigen eindringlich die Einsamkeit im Umgang mit solchen Herausforderungen auf. Dazu trägt außerdem die poetische und einfühlsame Sprache der Autorin bei, welche die Auswirkungen des Krieges auf individueller Ebene greifbar macht, ohne explizit zu erklären.

Insgesamt überzeugt "Und dann sind wir gerettet" durch seine einfühlsame Darstellung der Flucht, der schwierigen Integration in einer fremden Gesellschaft und des familiären Dramas. Die poetische Sprache und die detaillierten Charakterstudien machen den Roman zu einem berührenden Leseerlebnis, das die Leser:innen auf eine emotionale Reise mitnimmt. Dabei schafft es die Autorin, die Schwere des Themas immer wieder auch mit einer gewissen Leichtigkeit zu erzählen, ohne dabei die tiefgreifenden Auswirkungen des Krieges zu vernachlässigen.

Das Buch wurde zudem durch die Europäische Union gefördert - was für eine gute Erinnerung, wählen zu gehen, damit solche Projekte bestehen bleiben und für Verständigung unter den Menschen sorgen können.

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