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Veröffentlicht am 13.05.2024

Schockieren, Schmunzeln, Lernen

Post von Karlheinz
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Journalist Hasnain Kazim bekommt täglich hasserfüllte Mails. Wegen seiner Hautfarbe, seines Namens, und weil er sich gern und oft kritisch über heikle Themen äußert. Statt sie alle einfach zu löschen, ...

Journalist Hasnain Kazim bekommt täglich hasserfüllte Mails. Wegen seiner Hautfarbe, seines Namens, und weil er sich gern und oft kritisch über heikle Themen äußert. Statt sie alle einfach zu löschen, hat er ein Experiment gestartet: Auf diese Post zu antworten. Mal schlagfertig und humorvoll oder sogar absurd, mal ernst und den Diskurs suchend.

Ich hatte vor ein paar Wochen Hasnain Kazim auf einer Lesung zu diesem Buch erlebt und war so angetan davon, dass ich es gerne selbst noch in Gänze lesen wollte. Ich finde, sowohl bei der Lesung als auch im Buch kommt/kam er sympathisch rüber. Streitlustig, anklagend, aber fair. Ich muss nicht bei jeder Sache hundertprozentig einer Meinung mit ihm sein, um zu schätzen, was er tut und wie er es tut. Da ziehe ich meinen Hut. Aber bei den meisten Dingen stimme ich ihm definitiv zu.

Das Buch ist in Kapitel unterteilt, in denen sich die Hassmails zu einem bestimmten Thema sammeln, z.B. der Islam oder Ostdeutschland. Jedes Kapitel beginnt mit einer Einleitung vom Autor, in dem er entweder die Bezüge zu der aktuellen Situation herstellt (das Buch ist von 2018) oder seine Meinung zu bestimmten Diskursen zum Thema äußert oder einordnet, auf welche Situationen hin die folgenden Mails bei ihm ankamen (z.B. wenn er gerade einen Artikel veröffentlicht hat). So hat das Buch eine gute, übersichtliche Struktur, eingebettet in Kontext, und ist nicht nur eine lose Ansammlung an Mailverkehren. Das hat mir sehr gut gefallen. Auch ein Vor- und ein Nachwort gibt es, in dem er nochmal einige Dinge loswird. Die Kernessenz des Ganzen lässt sich wohl gut in einem Satz zusammenfassen, der sich auch auf dem Klappentext findet: »Wenn wir schweigen, beginnen wir, den Hass zu akzeptieren. Also, reden wir!« Das sollte man, finde ich, sich immer wieder im Alltag vor Augen führen.

Die Mails, die Hasnain Kazim bekommt, sind (bis auf wenige Ausnahmen, wo ihm freundlich, oder sogar lobend begegnet und höflich Diskurs gesucht wird) einfach nur erschreckend. Mit wie viel Hass manche Menschen tagtäglich konfrontiert werden, sodass es für sie quasi schon normal ist. Es sollte aber nicht normal sein. Es ist nicht in Ordnung. Da wird beleidigt was das Zeug hält, teilweise bishin zu Mordfantasien. Überflüssig zu sagen, dass ich häufig sehr schockiert war. Es ist auch wichtig für weiße, westeuropäisch privilegierte Menschen wie mich mal zu erfahren, was da so der Standard ist. Der Mehrwert dieses Buches liegt dann aber vor allem in den Antworten des Autors. Manchmal lässt er sich auf deren Niveau herunter, veräppelt sie, bringt mich durch die Absurdität zum Lachen. Vor allem ist es bittersüß-herrlich, die Reaktionen der Menschen auf Hasnains Antworten zu lesen, wie sie aus dem Konzept gebracht werden. Lachen tut da manchmal echt gut, sonst wäre ausrasten oder weinen die Alternative, um das ganze zu verarbeiten.

Aber es wird eben auch nicht nur ins Lächerliche gezogen oder sich gestritten. Es sind auch viele Antworten des Autors dabei, wo er sich wirklich differenziert mit den Themen auseinandersetzt, die in den Hassmails genannt werden. Wo er Diskurse aufgreift, Dinge einordnet, ein größeres Bild aufmacht und den Leuten zeigt, dass unsere Probleme nun mal leider nicht auf simple Sätze runtergebrochen werden können. Dass vielen Menschen der Weitblick fehlt. Und was man berücksichtigen sollte, bevor man gegen irgendetwas wettert. Kann man argumentieren, dass er dabei manchmal etwas überheblich wirkt? Ja vielleicht. Aber ganz ehrlich: Bei den ganzen Deppen, die da in seinem Postfach landen, könnte ich vermutlich auch gar nicht anders.


Für mich ist Post von Karlheinz ein gelungenes Buch und das, was ich mir davon erhofft habe: EIne Mischung aus lustiger Unterhaltung, Wachrütteln und Dazulernen. 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Beeindruckende Kulisse, berührende Charaktere

The Sky Above Us
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Freeclimber Eric Knox will die gefährlichste Felswand im Yosemite Nationalpark erklimmen – und das ohne Sicherung! Das ganze soll für eine Doku filmisch begleitet werden, und da kommt Sky ins Spiel. Sky, ...

Freeclimber Eric Knox will die gefährlichste Felswand im Yosemite Nationalpark erklimmen – und das ohne Sicherung! Das ganze soll für eine Doku filmisch begleitet werden, und da kommt Sky ins Spiel. Sky, für die die Regie an diesem Film die Eintrittskarte für die legendäre Filmschule in L.A. sein könnte. Beim Gedanken an den Dreh werden allerdings schmerzhafte Erinnerungen wach, die ihren Traum gefährden könnten. Doch im Yosemite Park angekommen ist sie jeden Tag mehr angetan von der Natur – und von Eric, der ganz anders ist als sie erwartet hätte. Beide haben ganz klare Gründe, weshalb sie sich nicht aufeinander einlassen dürfen. Und doch wird es für sie immer schwerer, sich voneinander fernzuhalten ...


Ihr sucht eine berührende. bittersüße Liebesgeschichte vor einer atemberaubenden Kulisse? Dann ist The Sky Above us genau das richtige Buch für euch. Mich hat es sehr verzaubert, ich habs wirklich geliebt.

Der Yosemity Nationalpark hat Fernweh in mir wachgerufen. Er wird so schön und so lebendig beschrieben, eingefangen. Die Farbenspiele zu unterschiedlichen Tageszeiten. Die unberührte Natur, das Grün, die imposanten Berge, Gerüchte und Geräusche. Das hab ich alles wirklich vor mir sehen können und ich wollte auf der Stelle dahinreisen. Auch die Tagesabläufe mitzuerleben, wie die Crew sich mit der Natur arrangiert, wie das Campen dort funktioniert, was für Tipps und Tricks es gibt. Das hat das Setting wirklich rund und wunderschön gemacht.

Die Charaktere waren super. Knox und sein bester Freund Milo. Sky und ihre beste Freundin Dee. Und die gesamte Filmcrew. Eine tolle Mischung, liebenswerte Charaktere, die das Buch vollständig gemacht und wunderbar ergänzt haben. Die Familien von Knox und Sky waren da (größtenteils) weniger liebenswert, aber dennoch unverzichtbare Faktoren für die Geschichte. Denn beide haben schwierige Erlebnisse durchgemacht, Traumata überstanden und kämpfen sich immer noch daraus hervor. Die inneren Dämonen von beiden sind dabei familienbezogen, weshalb sie auch gleich eine Verbindung zueinander spüren.

Im Fokus des Buches und meiner Begeisterung stehen natürlich die beiden. Ich fand sowohl Sky als auch Knox als einzelne Charaktere super sympathisch und authentisch, ich konnte ihre Gedankengänge verstehen und nachvollziehen und habs geliebt, tiefe Einblicke in ihr Seelenleben zu bekommen. Dass wir aus abwechselnder Perspektive lesen, war dabei perfekt. Beide haben ihre Strategien mit ihren Problemen umzugehen, die sie auch nach und nach voneinander kennenlernen.

Zusammen waren die beiden einfach herzzerreißend. Es tat so weh und gleichzeitig so gut. Ich habs mit jeder Faser meines Herzens gefühlt, ich hab so tief nachempfunden, wie ihre Anziehung immer größer wurde, wie ihnen klar war, dass es nicht funktionieren kann, nicht funktionieren sollte, aber sie sich trotzdem nicht dagegen wehren konnten, weil man das manchmal einfach nicht kann. Ich hab diese Entwicklung zwischen den beiden, wie sie sich langsam näher gekommen sind, wie tief sie sich verbunden gefühlt haben, so so sehr geliebt. Begleitet wurde das wegen zahlreicher Umstände immer von einem leichten Stich im Herzen. Und dazu kam noch die ständige Angst um Knox, die nicht nur Sky sondern auch ich verspürt habe. Das Klettern war einfach irre und ich hatte sehr oft bei diesem Buch Herzklopfen – manchmal vor positiver Aufregung und manchmal vor Angst und Nervosität.


Dieses Buch hat mir Herzschmerz und Hoffnung gegeben und mich sehr tief berührt. Ich hab das Setting und die Charaktere geliebt, die Liebesgeschichte hat mich absolut getroffen und wirkt lange nach. Mit diesem Buch hab ich ein weiteres Lieblingsbuch gefunden, dass ich nur allen ans Herz legen kann, die mal wieder eine wahnnsinnig schöne und etwas bittersüße Liebesgeschichte (mit Happy End) brauchen.

5 Sterne!

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Düster und mit vielen Fragezeichen

Vengeance (Academy of Dream Analysis 1)
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Nemesis fängt an der Academy of Dream Analysis im Norden Finnlands an, um im luziden Träumen ausgebildet zu werden, wie alle aus Traumwandler-Familien. Doch in Wahrheit ist ihre oberste Priorität, den ...

Nemesis fängt an der Academy of Dream Analysis im Norden Finnlands an, um im luziden Träumen ausgebildet zu werden, wie alle aus Traumwandler-Familien. Doch in Wahrheit ist ihre oberste Priorität, den Tod ihres Bruders zu rächen. Sie weiß, dass die Direktorin ihre Finger im Spiel hatte. Darum kommt es Nemesis auch überhaupt nicht gelegen, als sie immer wieder mit Mercy, dem Neffen der Direktorin, aneinander gerät – und sie sich auf morbide Art und Weise gegenseitig faszinieren ...

Für mich ist Vengeance ein Highlight dieses Jahr, denn ich hab nichts bestimmtes erwartet, aber was wirklich besonderes bekommen. Das Buch ist eine wahnsinnig spannende Palette aus ...

... düsterem Dark Akademia-Setting, das sehr viel Atmospähre und die richtigen Vibes schafft;

... einem gelungenen, packenden Schreibstil, der einen nicht loslässt, weil die Autorin toll mit Worten umgehen und Szenarien lebendig werden lassen kann;

... dem echt interessanten Thema des Träumens, das wissenschaftlich angelegt ist und mit Wissenschaft und Realität gefüttert wird, und trotzdem so genial auf diesem schmalen Grat Richtung Fantasy balanciert und auch magische Elemente mit einbringt, sodass diese Grenze total verschwimmt und mich extrem begeistert zurückgelassen hat;

... und einem Haufen von faszinierenden Charakteren, die alle moralisch grau, verwegen, undurchsichtig wirken – alle haben was zu verbergen, sind vielschichtig, ein einziges Rätsel und absolut schwer zu durchschauen. Sie alle bewegen sich ebenfalls auf so einem schmalen Grat, ich wusste nie, wie ich sie einschätzen soll, weder Nemesis und Mercy als Protas, noch die vielen anderen Charaktere, über die alle nach und nach immer mehr aufgedeckt wurde, was mich noch mehr verwirrt hat. Aber auf eine "Oh mein gott ist das genial ich bin so gefesselt und muss mehr wissen ich kann nicht aufhören zu lesen"-Art der Verwirrung.

Jedes Mal, wenn ich eine Antwort auf irgendwas bekommen habe (oder dachte, sie zu bekommen), haben sich gleichzeitig fünf neue Fragen aufgetan. Als würde man mit jedem Schritt vorwärts einen weiteren dunklen Fleck auf der Karte offenbaren, den es noch zu entdecken gilt. Aber obwohl ich dabei total hibbelig geworden bin, hat es mich nie frustriert. Ruby Braun schafft es, das so supergut aufzubauen, dass es wirklich Spaß gemacht hat.

Was ich außerdem sehr gerne mochte, war die Verbindung zwischen Nemesis und Mercy. Obwohl ganz klar keine Liebesgeschichte im Fokus steht, war deren "Beziehung" doch allzeit präsent, und das auf eine Enemies-to-Lovers-Art im ganz ursprünglichen Sinne. Es war kein "eigentlich sind wir verfeindet, aber finden uns heiß, okay jetzt lieben wir uns". Sondern man hat in jeder Zeile des Buches das Misstrauen, die Ablehnung und gleichzeitig die Faszination gespürt. Diese Balance zwischen "wir finden uns irgendwie anziehend" und "wir hassen uns eigentlich" ist perfekt gemeistert. Es war so authentisch, so gut umgesetzt, und selbst wenn sie sich in einer Szene aufeinander eingelassen haben, konnten sie nicht ablassen von den Gründen, die wie tiefe Graben zwischen ihnen liegen, und dem Spiel, dass sie miteinander spielen.


Ich liebe das Thema und wie es halb-fantastisch umgesetzt wurde, ich liebe das Setting und wie es mit dem Schreibstil eingefangen wird, ich liebe die rätselhaften Charaktere und dass sich beim Lesen so viele Fragen in meinem Kopf überschlagen haben. Es ist auf jeden Fall ein gutes Buddyread-Buch! Das Ende setzt nochmal echt einen oben drauf, es ist immer noch so viel offen, und ich freue mich wahnsinnig auf Band 2.

5 Sterne!

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Grandioses Finale

Prison Healer (Band 3) - Die Schattenerbin
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Kiva ist am Ende. Sie hat alles verloren, Jaren weiß, wer sie wirklich ist und sie ist wieder zurück in Zalindov. Als sie eigentlich bereits aufgegeben hat, bekommt sie von unerwarteter Seite Hilfe. Und ...

Kiva ist am Ende. Sie hat alles verloren, Jaren weiß, wer sie wirklich ist und sie ist wieder zurück in Zalindov. Als sie eigentlich bereits aufgegeben hat, bekommt sie von unerwarteter Seite Hilfe. Und für die Schrecken, die Evalon erwarten, muss sich Kiva nochmal zusammenreißen und kämpfen – zusammen mit den Menschen, die sie verraten hat ...


Woooow okay. Ich liebe diese Reihe. Und damit hätte ich nicht gerechnet, als ich sie damals begonnen habe, denn Band 1 hat mir noch nicht so viel gegeben. Bei Band 2 war ich aber bereits total begeistert und nach dem Cliffhanger musste ich natürlich sofort weiterlesen! Und was soll ich sagen: So sehr inhaliert hab ich schon lange kein Buch mehr. Ich habe Band 3 beinahe an einem einzigen Tag verschlungen und das heißt schon was. Meinen minimalen Kritikpunkt, dass mir alles in Band 3 ein klein wenig zu schnell ging, kann ich damit wohl vermutlich nur mir selbst zuschreiben, ups. Wobei es gegen Ende der Reise hier doch plötzlich alles sehr überstürzt ging bis zum großen Finale, das hätte minimal ausgefeilter sein können. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

Denn ansonsten hab ich das Buch wahnsinnig geliebt. Und das geht bei mir für gewöhnlich mehr über die Charaktere als über die Handlung. Wenn die Charaktere mich emotional komplett kriegen, hat das Buch bei mir meist schon gewonnen. Und das war hier sowas von der Fall. Ich bin ja Kiva, Jaren, Caldon und einigen anderen in Band 2 schon total verfallen, weshalb ich hier einfach die ganze Zeit über mitgefiebert, mitgelitten, mitgehofft habe, und mich das ganze beinahe zerissen hätte. Kivas Schmerz und Leid, aber auch die freudigen Momente. Das bittersüße Wiedersehen mit den anderen. Die unausgesprochenen Worte und Schuldgefühle, die Kiva und mir den Hals zugeschnürt haben. Aber auch die Zerissenheit der anderen Charaktere. Gott, es war als wäre das alles zu hundertprozent meine eigene Situation, so sehr hab ichs gefühlt. Ich habe alle nach wie vor sehr geliebt. Und ich fand es perfekt aufgebaut, wie sich alles langsam (weiter-)entwickelt und manche Verbindungen auch wieder retten ließen. Bei einer Szene im letzten Drittel zwischen Jaren und Kiva (ich sag nur Berg) hätte ich es mir allerdings minimal anders gewünscht, denn da fand ich die Äußerungen von Jaren nicht ganz nachvollziehbar und deshalb hat da was für mich in der Kohärenz etwas angeeckt, das war das einzige, was ich etwas schade fand und gern anders gehabt hätte.

Abgesehen von den Emotionen fand ich aber auch die Handlung gut gelöst (bis auf mein kleines Mimimi im ersten Absatz). Die Suche nach Antworten, nach einer Lösung, die drohende Gefahr, der Kampf am Ende und wie alles aufgebaut war, hat mich überzeugt und mitgerissen. Sodass für mich Band 3 eine wirklich runde Sache und ein grandioses Finale war, das mich sehnsüchtig zurückgelassen hat, weil ich am Ende gerne noch ein paar Kapitel aus einfach einem glücklichen Alltag der Charaktere gehabt hätte, weil ich nicht bereit war, sie schon zu verlassen. Und sie danach ganz schrecklich vermisst habe und erstmal unter einem Cliffhanger gelitten habe.
Was hat diese Reihe nur mit mir gemacht. 4,5-5 Sterne für Band 3 – 4,5 weil ich zwei Sachen am Ende gern minimal anders gehabt hätte. 5 weil es emotional einfach ein Highlight war.

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Berührend und herzzerreißend

Coldhart - Strong & Weak
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Für Elijah Coldwell ist Kontrolle alles. Sein gesamter Alltag ist von vorne bis hinten durchstrukturiert. Nur so kann er auch die Ängste kontrollieren, die er seit seiner Entführung in der Kindheit nicht ...

Für Elijah Coldwell ist Kontrolle alles. Sein gesamter Alltag ist von vorne bis hinten durchstrukturiert. Nur so kann er auch die Ängste kontrollieren, die er seit seiner Entführung in der Kindheit nicht loswird. Deshalb kann er es auch gar nicht gebrauchen, sich zu verlieben. Auch nicht in Felicity, die ihn so sehr fasziniert und die eigentlich seine selbst auferlegten Regeln bricht. Aber er kann sich auch nicht von ihr fernhalten. Auch Felicity fühlt sich von Elijah angezogen. Während die beiden sich immer näher kommen, wissen sie noch nicht, dass der Grund für Felicitys Anwesenheit in New York, nämlich ihr bislang unbekannter Vater, mit Elijahs Entführung zusammenhängen zu scheint ...


Ich hab ja schon Westwell geliebt und ich liebe Lena Kiefers Schreibstil, und zum Glück hat sich damit auch bei Coldhart nichts geändert, denn ich hab das Buch geliebt! Lena schreibt einfach so gut, dass die Emotionen so stark rüberkommen und ich mich komplett von der Geschichte einnehmen lasse. Ich hab die Verbindung zwischen Elijah und Felicity sofort gespürt und es wurde von Seite zu Seite stärker.

Dabei fand ich es zu Beginn noch etwas befremdlich, jetzt einen anderen Elijah vor mir zu haben als in Westwell. Denn man hat dieses Bild des 15-jährigen, schüchternden Jungen namens Eli vor sich, hat das nach Westwell so abgespeichert. Aber mit dem Zeitsprung ist er nun ein völlig anderer. Diese Bilder zusammenzukriegen und Elijah als Love Interest warzunehmen, hat einen Moment bei mir gedauert. Aber auch das hat Lena wunderbar hingekriegt, sodass ich ihm dann doch recht bald verfallen bin. Ich finde ihn als Charakter sehr faszinierend, sehr sympathisch, aber er hat auch mein volles Mitgefühl, denn man hat das ganze Buch über gemerkt, dass er zwar seine Strategie im Umgang mit seinen Ängsten verändert hat, er aber nach wie vor noch genauso unter ihnen leidet.
Felicity war mir ebenso sympathisch. Sie ist ein typisches Sunny/California Girl und damit fällt sie in New York auf. Sie bleibt sich und ihrer Art aber treu, sie strugglet etwas mit ihrer Ankunft, mit der WG, mit fehlenden Kontakten und einem unterwältigenden neuen Dozenten. Aber sie schlägt sich durch, sie schöpft Hoffnung. In ihrer Beziehung zu ihrem Vater wollte ich sie teilweise wirklich schütteln, weil sie zwar noch zögerlich, mir aber trotzdem zu vertrauensvoll war. Aber man versteht auch ihren Wunsch nach diesem Neuanfang.
Zusammen waren die beiden absolut elektrisierend. So viel Gefühl. Das erste aufeinandertreffen war schon super. Man hat von Anfang an was zwischen ihnen gemerkt. Und wie sich eigentlich gegen ihren Willen etwas entwickelt. Wie schnell sich Felicity auf ihn verlässt und wie ernst Elijah das auch nimmt. Ich habs geliebt.
Und können wir kurz noch über die Eastie Boys sprechen? Was für eine tolle Freundesgruppe! Ich liebe die Gerüchte um sie herum und ihr Auftreten, ich liebe sie als Gruppe, aber auch jeden Charakter für sich – Yates, Alec, Ezra (und natürlich Elijah). Und wie sie mit Felicitiy umgehen!

Etwas Suspense ist wegen Elijahs Suche nach seinem Entführer auch schon drin, wobei das hier erst noch der Anfang ist und ab Band 2 sicher zunimmt. Aber es macht schon sehr neugierig (und betroffen), was wir oder auch was Elijah herausfindet. Es ist klar, dass das noch übel wird. Das Ende dieses Buches ist aber erstmal aus einem anderen Grund dramatisch, herzzerreißend und auch ziemlich fies. Ich sehne den Erscheinungstermin von Band 2 heran.

5 Sterne!

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