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Martinchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2024

Leseempfehlung

Windstärke 17
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Ida verlässt mit wenigen Habseligkeiten ihr Zuhause. Ihre Schwester Tilda wünscht sich, dass Ida zu ihr und ihrer Familie nach Hamburg kommt. Das jedoch möchte Ida auf keinen Fall und fährt nach Rügen. ...

Ida verlässt mit wenigen Habseligkeiten ihr Zuhause. Ihre Schwester Tilda wünscht sich, dass Ida zu ihr und ihrer Familie nach Hamburg kommt. Das jedoch möchte Ida auf keinen Fall und fährt nach Rügen. Sie trifft Knut und Marianne, die sie bei sich aufnehmen. Sie lernt Leif kennen. Ihr Leben wird etwas leichter, bis etwas passiert, mit dem sie nicht gerechnet hat.

Ich gestehe, ich habe Caroline Wahls Debütromann „22 Bahnen“ (noch) nicht gelesen und war sehr gespannt auf diesen Roman.

Caroline Wahl schreibt einen eher ungewöhnlichen Stil, der mir ausgezeichnet gefällt. Insbesondere die Idee, zunächst einen Gedanken zu denken, bevor er ausgesprochen wird, ist sehr reizvoll. Der Autorin gelingt es hervorragend, Idas Gefühlsleben zu vermitteln. Ihre Verlorenheit, ihre Einsamkeit, ihre Schuldgefühle werden nicht wörtlich beschrieben, aber sehr gut greifbar durch ihr Handeln. In Marianne findet sie eine mütterliche Freundin, die ihr zuhört und sie versteht und ihr mit liebevollen kleinen Gesten das Gefühl vermittelt, angenommen zu sein.


Das Cover ist sehr aussagekräftig und der Titel ausgezeichnet gewählt.

Fazit: für mich ein Highlight, eine absolute Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 26.05.2024

Vier Novellen - eine Gemeinsamkeit

Das Novellen-Quartett
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Rüdiger Marmulla vereint in dieser Sammlung vier Novellen mit unterschiedlichen Themen.

In „Westwärts leuchten die Sterne“ erzählt der Autor die Geschichte eines jungen Mannes, der sich im Zweiten Weltkrieg ...

Rüdiger Marmulla vereint in dieser Sammlung vier Novellen mit unterschiedlichen Themen.

In „Westwärts leuchten die Sterne“ erzählt der Autor die Geschichte eines jungen Mannes, der sich im Zweiten Weltkrieg von drei Sternen leiten ließ, die ihn zu seiner großen Liebe führten. Sie führt die Schrecken des Krieges vor Auge, gibt aber auch Hoffnung, denn die Liebe zu Maria gab Willi die Kraft, zu überleben.

„harmonia mundi“ berichtet von der fiktiven Begegnung zwischen Johannes Kepler und dem Steinmetz Caspar, die in diesem, aber auch im Leser den Sternenhimmel, die Mathematik und Physik nahebringen möchte. Das Besondere hier sind die schlicht gehaltenen Illustrationen, die das Geschriebene verständlich machen.

„Mit den Augen der Odile“ hat Rüdiger Marmulla für seine Tochter geschrieben, eine Geschichte, die von einem tiefem Glauben zeugt.

Und schließlich trifft in „Rückkehr nach Regensburg“ ein Mann bei einem Besuch seiner Heimatstadt seine Jugendliebe wieder. Diese Geschichte ist Auftakt zu weiteren Erzählungen um Richard und Dana.

Rüdiger Marmulla schreibt seine Novellen schnörkellos in meist kurzen und klaren Sätzen, die gut zu lesen sind. Die Protagonisten sind lebendig beschrieben. Allen vier Erzählungen ist gemeinsam, dass sie einladen, sich mit dem christlichen Glauben auseinander zu setzen. Bei den beiden Geschichten, die von Odile und Kepler handeln, scheint dies selbstverständlich, aber auch bei den beiden aktuellen Novellen wird der Glaube der Protagonisten sehr deutlich.

Fazit: vier wunderbare Novellen – eine Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 25.05.2024

Die Höhle am Rocher du Rocalinaud

Lavendel-Sturm
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In einer geheimnisumwitterten Sandsteinhöhle wird Angeline Cravsse tot aufgefunden, offenbar an einer Überdosis gestorben. Zunächst wird ein Unfall vermutet, die Auffindsituation deutet auf einen Täter ...

In einer geheimnisumwitterten Sandsteinhöhle wird Angeline Cravsse tot aufgefunden, offenbar an einer Überdosis gestorben. Zunächst wird ein Unfall vermutet, die Auffindsituation deutet auf einen Täter hin. Ins Visier gerät Angelines Freund Pascal Bech, der nicht nur Musiker ist. Doch dann stirbt auch er.

„Lavendel-Sturm“ ist der sechste Band der Reihe um die junge Kommissarin Lilou Braque. Ihre Geschichte wird weiter erzählt, der Fall an sich ist abgeschlossen und kann unabhängig von den Vorgängerbänden gelesen werden.

Die meisten Figuren sind bereits aus den Vorgängerbänden bekannt, dennoch sind sie auch für Neueinsteiger lebendig beschrieben. Auch diejenigen, die im Zuge der Ermittlungen eine Rolle spielen, sind gut vorstellbar. Interessanterweise erobert vor allem Digne die Herzen – auch meines.

Es gibt keinen vielversprechenden Ansatz für die Ermittlungen, was die Autorin nutzt, um die mühsame Kleinarbeit der Polizei und das gute Zusammenspiel innerhalb des Teams zu beschreiben.
Flasche Fährten und unerwartete Wendungen führen zu einer Lösung, die keine Fragen offen lässt, aber einige Veränderungen für das Team um Lilou mit sich bringen.

Natürlich spielen auch die Landschaft und das französische Savoir-vivre eine Rolle, wenn auch vielleicht etwas weniger als in den anderen Bänden.

Fazit: eine absolut gelungene Fortsetzung, die Lust auf weitere Bände macht

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Veröffentlicht am 07.05.2024

Eine Familie, viele Geheimnisse

Treibgut
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Der 70. Geburtstag des Meeresbiologen Adam Gardner steht bevor. Er selbst sieht sich kurz vor einem Durchbruch in der Erforschung der Walgesänge und ist manisch-depressiv. Sein Sohn Ken, verheiratet mit ...

Der 70. Geburtstag des Meeresbiologen Adam Gardner steht bevor. Er selbst sieht sich kurz vor einem Durchbruch in der Erforschung der Walgesänge und ist manisch-depressiv. Sein Sohn Ken, verheiratet mit Jenny, Vater von Zwillingen und erfolgreicher Immobilienmakler steckt in einer tiefen Krise. Abby, Adams Tochter, ist Künstlerin und lehnt trotz ihrer Liebe zu David eine Ehe ab. Sie steht kurz vor ihrem Durchbruch, als sie entdeckt, dass sie schwanger ist. Jenny ist die perfekte Ehefrau für Ken, vergisst dabei jedoch sich selbst. Außerdem gibt es noch Steph Murphy, die nach der Geburt ihres Sohnes ihre Familiengeschichte klären will.

Adrienne Brodeur lässt ihre Protagonisten abwechseln erzählen. Diese Perspektivwechsel, verbunden mit einem lebendigen Sprachstil, der mitunter poetisch ist, macht das Lesen kurzweilig. Der Zauber der Landschaft auf der Halbinsel Cape Cod wird beim Lesen quasi erlebbar, der wunderbare Sommer, in dem die Geschichte spielt, tut ein übriges. Im Gegensatz dazu stehen die
Konflikte und Probleme der Protagonisten. Dabei ist vieles zwischen den Zeilen zu lesen, doch damit ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild der Familie.

Der Roman spielt von April bis Oktober 2016, die US-Präsidentschaftswahl steht bevor, wobei die Kandidatin als haushohe Favoritin galt. Die Autorin nimmt darauf an mehreren Stellen Bezug, wobei auch die Aufbruchstimmung und die Zukunftsängste eine Rolle spielen.

Viele Themen werden angesprochen: die manisch-depressive Erkrankung des Vaters, die enge Beziehung zwischen den beiden Geschwistern, die sich nahezu ins Gegenteil verkehrt, als die beiden erwachsen werden, Jenny, die zwischen Ehemann und bester Freundin steht, Steph lebt in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung, Abbys Freund ist verheiratet, Kens massive Probleme mit seinem Selbstwertgefühl und noch andere mehr.

Das Cover bringt einen Aspekt des Romans wunderbar zum Ausdruck. Mir persönlich gefällt der Originaltitel (Little Monsters) besser, auch in der deutschen Übersetzung, weil er den Punkt trifft. Allerdings kann der deutsche Titel auf zweierlei Weise mit dem Inhalt in Verbindung gebracht werden, so dass er so abwegig nicht ist.

Adrienne Brodeur ist Geschäftsführerin einer Non-Profit-Organisation und Mitbegründerin der Literaturzeitschrift „Zoetrope“, zusammen mit Francis Ford Coppola. Sie pendelt zwischen Cambridge und Cape Cod. Letzteres ist ihrem Roman in wundervoller Weise anzumerken.

Karen Witthuhn hat diesen Roman wunderbar übersetzt. Sie übersetzt seit 2000 Theatertexte und Romane, darunter Simon Beckett, D.B. John, Ken Bruen. Sie hat 2015 und 2018 Arbeitsstipendien des Deutschen Übersetzerfonds erhalten.


Fazit: ein poetischer und vielschichtiger Sommerroman, der nachhallt

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Veröffentlicht am 04.05.2024

Das Trauma der Nachgeborenen

Im Angesicht der Angst
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„Im Angesicht der Angst“ ist der zweite Fall für Kommissar Bartholomé und seinen Kollegen Simon Glauber. Der erste Band ist zum Verständnis nicht nötig, weil jeder Band in sich abgeschlossen ist. Wenn ...

„Im Angesicht der Angst“ ist der zweite Fall für Kommissar Bartholomé und seinen Kollegen Simon Glauber. Der erste Band ist zum Verständnis nicht nötig, weil jeder Band in sich abgeschlossen ist. Wenn er so spannend ist wie der vorliegende, ist es zu empfehlen.

Auf dem Drachenfels verbrennt sich vor den Augen einer Familie eine junge Frau, deren Identität lange unklar ist. Bartholomé und Glauber haben auch aus diesem Grund zunächst keine Idee, wo sie ansetzen sollen. Insbesondere Glauber ist von den Geschehnissen sehr mitgenommen, zumal ein kleines Mädchen den Suizid ansehen musste, arbeitet jedoch professionell weiter. Mit Wiebke Heuer, die die beiden Ermittler unterstützen soll, nimmt die Sache Fahrt auf. Zunächst sind Bartholomé und Glauber nicht sehr begeistert, handelt es sich doch um die Tochter des Polizeipräsidenten, entsprechende Kommentare inbegriffen. Doch sie täuschen sich: Wiebke kann ausgezeichnet recherchieren und wird eine wertvolle Hilfe bei den weiteren Ermittlungen. Diese führen tief in die Vergangenheit und sind doch hochaktuell.

Kurze Kapitel und Szenenwechsel machen den Thriller sehr spannend. Trotz des furchtbaren Geschehens gibt es immer wieder auch Szenen, die zumindest zum Schmunzeln anregen. So gibt es kleine, völlig unbedeutend scheinende Hinweise auf Comics, Treffen mit Helene und einer wunderschönen Déesse und das überraschende Auftauchen eines attraktiven jungen Mannes bei Lucien Bartholomé. Dieser wird in den hoffentlich folgenden Bänden sicher eine Rolle spielen.

Mick Saunter hat sehr gut recherchiert und zeigt die Auswirkungen langer zurückliegender Geschehnisse auf Kinder und Enkel.

Fazit: Leseempfehlung für einen spannenden Thriller mit Überraschungen

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