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Veröffentlicht am 26.08.2020

Phänomen Wolf und Hund

Der Hund und sein Mensch
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In „Der Hund und sein Mensch – Wie der Wolf sich und uns domestizierte“ befasst sich Zoologe und Evolutionsbiologe Josef H. Reichholf mit dem Thema „Wolf und Hund“ auf ungewöhnliche Weise und erklärt seine ...

In „Der Hund und sein Mensch – Wie der Wolf sich und uns domestizierte“ befasst sich Zoologe und Evolutionsbiologe Josef H. Reichholf mit dem Thema „Wolf und Hund“ auf ungewöhnliche Weise und erklärt seine Theorie von der Annäherung zwischen Wolf und Mensch. Von ihm stammen u.a. die Werke „Evolution - Eine kurze Geschichte von Mensch und Natur“, "Symbiosen", "Haustiere", „Schmetterlinge - Warum sie verschwinden und was das für uns bedeutet“ und „Das Leben der Eichhörnchen“.

„Einst lebte er frei wie der Wolf. Und er war Wolf. Irgendwann jedoch näherte er sich den Menschen. Zehntausend Generationen später war er Hund - und ein besonderes Lebewesen, das uns zum Spiegel wurde.“

„Wie wurde der Wolf zum Hund? Warum wurde er Haustier? Was sind die Folgen?“ In der Vorbemerkung greift Autor Josef H. Reichholf auch persönliche Geschichten auf. Aus den Rückblicken sticht besonders die Geschichte mit Polizeihund Ero heraus. Nach eher traurigen bis gruseligen Tiererfahrungen, bewegt die Annäherung zwischen Mensch und Hund. Das Thema „Hundwerdung“ befasst die Wissenschaft schon lange. Es gibt verschiedene Theorien dazu, die in diesem Buch aufgriffen werden. „Die Genetik stellt fest, dass die allmähliche Trennung der Vorfahren des Hundes von den Wölfen auf jeden Fall bereits während der letzten Eiszeit stattgefunden hat. Die fossilen Knochenfunde weisen eindeutige Hundemerkmale jedoch erst für die Nacheiszeit nach, sodass mitunter die Domestikation des Wolfes direkt mit der Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht verbunden worden ist.“ Anfangs ist der Erzählstil recht trocken. Mit dem tieferen Eintauchen in die Materie und der eigenen Theorie des Autors entwickeln Ansätze und Fakten mehr Intensität. Die Beobachtungen in Indien berühren. Hunger und Armut, das Leben auf der Müllkippe und eine besondere Gemeinschaft zwischen Mensch und Hund. Interessant sind die wissenschaftlichen Einblicke in das eiszeitliche Aussterben. Die Annäherung zwischen Hund und Mensch ging über zehntausende Jahre von statten. Die Erklärungen des Autors sind schlüssig und nachvollziehbar. Im zweiten Teil „Die Beziehung zwischen Hund und Mensch“ verzaubert ein Welpe, der sich Frauchen und Familie selbst auswählt. Das Buch hat einige interessante Blickwinkel parat, darunter auch im dritten Teil den Vergleichsfall „Katze“ und die Selbstdomestikation als ein verbreiteter Prozess. Der Anhang „Literatur“ rundet die informative Exkursion mit einer Bücherliste zu den Themen ab.

Hund und Titel ziehen die Aufmerksamkeit aufs Buch. Auge in Auge mit einem Gefährten. Die Neugierde auf den Inhalt ist geweckt. „Der Hund und sein Mensch – Wie der Wolf sich und uns domestizierte“ regt zum Nachdenken und Diskutieren an und lässt Hund und Wolf in neuen Blickwinkeln erscheinen. „Der Hund ist ein Phänomen. Etwas so Einzigartiges, dass man ihn nicht hätte besser erfinden können.“ Wissen bereichert, das zeigt auch die Betrachtungsweise zum Thema „Wolf“.

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Veröffentlicht am 02.08.2020

Geheimnisse eines Lebens

American Spy
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„American Spy“ ist das Debüt von Autorin Lauren Wilkinson. Ex-Spionin und FBI-Agentin Marie Mitchell wird von ihrer Vergangenheit eingeholt.

„1986: Der Kalte Krieg ist noch nicht vorbei. Marie Mitchell ...

„American Spy“ ist das Debüt von Autorin Lauren Wilkinson. Ex-Spionin und FBI-Agentin Marie Mitchell wird von ihrer Vergangenheit eingeholt.

„1986: Der Kalte Krieg ist noch nicht vorbei. Marie Mitchell arbeitet als Geheimagentin beim FBI. Sie ist außerordentlich gut in ihrem Job, und sie ist die einzige schwarze Frau in einem Club weißer Männer. Statt endlich ins Feld geschickt zu werden, muss sie sich Tag für Tag mit Papierkram herumschlagen. Dann wird ihr plötzlich doch die Teilnahme an einer Geheimoperation angeboten. Sie soll Thomas Sankara ausspionieren, den charismatischen sozialistischen Präsidenten von Burkina Faso.“

Sehr gelungen ist der direkte Einstieg. Innerhalb von wenigen Zeilen kommt eine fesselnde Atmosphäre auf, und das Mitfiebern fällt leicht. Filmreif inszeniert! Der Thriller wird in drei Teilen erzählt. Der Tagebuchstil ermöglicht Rückblenden in die Kindheit von Marie und ihrer Schwester Helene. Helenes rätselhafter Tod bildet den roten Faden der Geschichte. Was ist geschehen? Marie geht auf der Suche nach der Wahrheit Wagnisse ein und bekommt es mit undurchsichtigen und knallhart agierenden Menschen zu tun. Ungewöhnlich für den Erzählstil eines Thriller ist die persönliche Ansprache an die beiden Söhne. Marie gewährt ihren Kindern durch ihre Notizen Einblicke in die Geheimnisse ihres Lebens und ihre Tätigkeit als Spionin. Mit der Ich-Perspektive fallen die Grenzen zur Hauptfigur. Handlungsort wie New York und Martinique sorgen für Atmosphäre. Maries erster Undercover-Auftrag führt sie tief in die Politik, Verwicklungen, Verstrickungen und Strategien. Maries Zielperson, der charismatische und intelligente Thomas Sankara ist wie Helene eine der interessanten Hauptfiguren mit besonderer Persönlichkeit. Eine Wahrheit fließt im Laufe der Geschichte wie nebenbei ein. Der Effekt ist gelungen und hallt nach. Die Spannung steigt und die Neugierde auf Maries Erlebnisse wird angeheizt. Es geht um Manipulation, Verrat, Machtgier. Strippen werden gezogen. Alles steuert auf Eskalationen zu. Wandel und Veränderungen stehen im Fokus. Hauptfigur Marie zeigt im letzten Buchdrittel ihre Facetten. Das Ende lässt Spielraum und hat Botschaften parat.

Das Cover ist wie der Inhalt untypisch für einen Thriller. Der Titel und die Frau im Mittelpunkt wecken die Neugierde. In „American Spy“ geht es um eine ungewöhnliche Lebensgeschichte mit all ihren Wendungen. Es wird nicht auf ein rasantes Tempo und durchgehende Spannung gesetzt. Maries Liebe zu ihren Söhnen ist grenzenlos und macht sie zusätzlich sympathisch.

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Veröffentlicht am 21.07.2020

Warmherzige Liebesgeschichte

Nur noch ein bisschen Glück
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In „Nur noch ein bisschen Glück“ von Autorin Simona Ahrnstedt steht Stella vor einem Scherbenhaufen. In ihre Pläne für einen Neuanfang platzt eine schicksalhafte Begegnung. Von der skandinavischen Queen ...

In „Nur noch ein bisschen Glück“ von Autorin Simona Ahrnstedt steht Stella vor einem Scherbenhaufen. In ihre Pläne für einen Neuanfang platzt eine schicksalhafte Begegnung. Von der skandinavischen Queen of Romance Simone Ahrnstedt stammen u.a. „Die Erbin“, „After Work“, „Ein einziges Geheimnis“ und „Eine unerhörte Affäre“.

Betrogen, obdachlos, arbeitslos, Stella Wallins einziger Halt ist Freundin Maud. Stella plant, das Haus ihrer Großeltern zu verkaufen und reist nach Laholm. Der etwas überstürzte Aufbruch endet an einem Bahnhof im Nirgendwo. Kein Bus, kein Taxi, nur ein ungehobelter Bauer, der eigentlich keine Lust hat, sich um eine bornierte Stockholmerin zu kümmern.

Eine Städterin auf dem Land, der Einstieg mit einer überforderten Stella ist gelungen. Hinter der aufgestylten Fassade verbirgt sich eine sympathische Hauptfigur. Es lässt sich erahnen, dass die Konfrontation mit dem Landleben sie verändern wird. Die schicksalhafte Begegnung mit dem Biobauern Thor wird sehr realitätsnah geschildert. Die Kontraste verwöhnte Städterin mit bärbeißigem Bauern könnten nicht größer sein. Für viel Atmosphäre sorgt das südschwedische Örtchen mit herrlich abgeschiedener Idylle. Der Roman macht Lust auf das Landleben. Thor ist der Prototyp eines Traummannes. Unwiderstehlich attraktiv, tatkräftig, charmant und hilfsbereit mit einem großen Herz für Tiere, die Familie und Stella. Der Fokus liegt bald zu sehr auf dem Knistern zwischen Stella und Thor. Es passiert zu wenig, bis Missverständnisse für Spannung sorgen. Herausforderungen häufen sich. Das Tempo der Geschichte zieht an. Die verrückte Leidenschaft bleibt der rote Faden und weckt die Sehnsüchte nach einem Partner wie Thor. Stellas Veränderung, ihre Rückkehr zu einer wagemutigen Frau, gibt Impulse sich mit seinen eigen Träumen und Wünschen zu beschäftigen. Themen wie Feminismus, Gleichberechtigung und Mobbing fließen in die Geschichte ein. Jeder hat mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen. Ein Charakter ist viel sympathischer als angekündigt. Thors Wut in manchen Situationen erinnert an den Wettergott. Die Wendungen zum Schluss sind gut inszeniert. Das Ende wird filmreif erzählt. Der Epilog bildet einen passenden Ausklang. Auf den letzten Seiten fällt der Abschied von Stella, Thor und Co schwer.

Das Cover mit seinen sonnigen Farben und Details versprüht viel Lebensfreude. Der Titel fasst den Inhalt perfekt zusammen. „Nur noch ein bisschen Glück“ beschert schöne Lesestunden und entführt für eine Weile in Stellas und Thors Welt. Die Längen im ersten Buchdrittel lassen sich schnell verschmerzen, und eine große Portion Zuckerguss gehört bei diesem Roman dazu. Die Geschichte hat ein paar treffende Botschaften parat. Sie muntert auf und macht Mut, sich den eigenen Träumen zu stellen und keine Zeit zu verlieren.

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Veröffentlicht am 05.05.2024

Berührende Schicksale

Der Wind kennt meinen Namen
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In „Der Wind kennt meinen Namen“ von Isabel Allende geht es um Flucht, Hoffnung, die Suche nach Liebe und einer neuen Heimat. Ein immerwährendes, und immer noch sehr aktuelles Thema. Von der Autorin stammen ...

In „Der Wind kennt meinen Namen“ von Isabel Allende geht es um Flucht, Hoffnung, die Suche nach Liebe und einer neuen Heimat. Ein immerwährendes, und immer noch sehr aktuelles Thema. Von der Autorin stammen u.a. „Das Geisterhaus“, „Eva Luna“, „Fortunas Tochter“ und „Paula“.

Wien 1938, böse Vorahnungen bewahrheiten sich. Die Hetzjagd auf Juden nimmt zu. Es geht nicht mehr um die mühsam aufgebaute Existenz, Rudolf Adler und seine Familie müssen um ihr Leben fürchten. Die Ereignisse spitzen sich zu, und die Zeit läuft ihnen davon.

Der Einstieg setzt Veränderungen auf bildliche Weise in Szene. Noch werden Unbehagen und Gefahr verdrängt. Die Geschichte der Adlers berührt. Sie müssen machtlos zuschauen, wie alles zerbricht und nur noch die engsten Freunde zu ihnen halten. Der Glaube an das Gute und die erhoffte Wendung haben lange Oberwasser. Das Wichtigste sind Familie und Zusammenhalt. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Das Buch ist in mehrere Handlungsstränge aufgeteilt und erzählt von unterschiedlichen Schicksalen. Wunderkind Samuel hofft darauf, seine Eltern wiederzusehen. Zwei Menschen entkommen durch Zufall einem Massaker. Die siebenjährige Anita wird von ihrer Mutter getrennt. Verbindet die Geschichten nur das Thema „Flucht“, oder sind sie miteinander verwoben? Das wird über lange Strecken nicht klar. Der Aufbau mit den unterschiedlichen Handlungssträngen irritiert. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen die Adlers und ihre Schicksale. Wer hat überlebt? Wer ist wie gestorben? Die Fragen sind ein roter Faden. Es fällt schwer loszulassen und in den Geschichten zu wechseln. Schön sind die eingestreuten Informationen, die das Bild von den Adlers vervollständigen. Gerne hätte es einen einzigen Geschichtenfluss geben können. Das Buch hätte mehr gefesselt. So bremst die Umstellung aus, auch wenn das Thema „Familientrennung“ sehr emotional ist und man als Leser bei der Suche nach der Mutter und einem möglichen Happy End mitfiebert. Was ist mit Anitas Schwester Claudia passiert? Die Dialoge mit Puppe und Schwester zeigen zwar mehr von dem Innenleben der Siebenjährigen, ihren Gedanken, Meinungen und ihrem Widerstand gegen falsche Entwicklungen, trotzdem wollen sich diese Passagen nicht richtig in die Geschichte integrieren. Zeitsprünge erschweren teilweise die Orientierung. Rückblicke bringen Licht ins Dunkle. Dieses Buch braucht Zeit. Es lohnt sich, diese zu investieren, weil es Geschichten gegen das Vergessen und Wegsehen sind. Aufrüttelnd und lehrreich.

Der Titel ist toll gewählt, klingt poetisch und hat Anziehungskraft. Das Cover ist voller Melancholie und Hoffnung. Die Farben sind intensiv. Frau und Autorinnenname ziehen die Blicke aufs Buch. „Der Wind kennt meinen Namen“ nimmt sich wichtiger Themen an und öffnet die Augen für das, was war und ist. Nicht so durchgehend mitreißend wie erwartet, aber besonders am Anfang bewegend erzählt.

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Veröffentlicht am 18.02.2022

Gefährliche Extremwattwanderung

Der Holländer
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„Der Holländer“ ist nach „Unter den Menschen“ und „Der Schiffskoch“ der neueste Roman von Schriftsteller und Radioproduzent Mathijs Deen. Zu seinen Veröffentlichungen zählen auch Kurzgeschichten und Kolumnen. ...

„Der Holländer“ ist nach „Unter den Menschen“ und „Der Schiffskoch“ der neueste Roman von Schriftsteller und Radioproduzent Mathijs Deen. Zu seinen Veröffentlichungen zählen auch Kurzgeschichten und Kolumnen.

Drei Extremwattwanderer planen, sobald die Voraussetzungen stimmen, den gefährlichen Weg vom Festland nach Borkum in Angriff zu nehmen. Als das Lebensziel in greifbare Nähe rückt, läuft nicht alles wie erhofft. Am Ende gibt es einen Toten. Was ist passiert? Nicht nur der Auffindeort gibt Rätsel auf.

Der Prolog lässt erahnen, dass sich die Ereignisse anders entwickeln als erwartet. Am Anfang der Geschichte schwingt eine Melancholie mit, die später etwas in den Hintergrund rückt. Der Erzählstil hat etwas Trockenes, Stoisches. War es ein Unfall oder Mord? Erst nach und nach werden Details und Hinweise eingestreut, die in eine Richtung weisen. Etwas blass wirken die Charaktere. Es fällt zeitweise schwer, den Überblick zu behalten. Auf gestellte Fragen folgen keine Antworten. Ob klug und störrisch oder fokussiert, intelligent mit guter Kombinationsgabe, es fehlen Ecken, Kanten, Alleinstellungsmerkmale, um Nähe zu den Protagonisten zu entwickeln und bei Ermittlungen und Recherchen mitzufiebern. Liewe Cupido und Anne-Baukje stechen etwas heraus. Interessant ist das Thema „Extremwattwanderung“. Warum gehen Menschen derartige Risiken ein, und wie schützen sie sich im Extremfall? Mit dem Fundort kommen Kompetenzstreitigkeiten auf. Wer ist zuständig? Die Niederländer oder die Deutschen? Das Gerangel zieht sich durch den Roman. Lebendiger wird die Geschichte mit einem neuen Ermittlerteam. Liewe wirkt als erfahrener Hauptkommissar, der auf väterliche Weise lehrreiche Lektionen erteilt, sympathischer. Bei einer ungewöhnlichen Begegnung zeigt er ebenfalls eine andere Seite. Der über längere Strecken undurchsichtige Fall setzt Spekulationen in Gang. Das letzte Buchdrittel überzeugt am meisten mit einem sturen Liewe, der Licht ins Dunkle bringt.

Das Cover setzt den Fokus auf einen ungewöhnlichen Handlungsort und den Titel. Ein bisschen schlicht, aber die Details passen zum Inhalt. „Der Holländer“ hat am Anfang seine Schwächen. Sobald der Roman Fahrt aufnimmt, kann er mehr überzeugen. Das Ermittlerteam samt einem ungewöhnlichen Gefährten hat Potential für mehr kniffelige Fälle.

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